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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2021

Gelungene Mischung aus Spannung und Grusel

Sommernacht
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Zum Inhalt:
Eine Hochzeitsgesellschaft findet sich auf einer einsamen Insel ein, um dem Brautpaar zu huldigen. Sie - erfolgreiche Managerin - und er - erfolgreicher Fernsehstar - sehen zudem auch noch ...

Zum Inhalt:
Eine Hochzeitsgesellschaft findet sich auf einer einsamen Insel ein, um dem Brautpaar zu huldigen. Sie - erfolgreiche Managerin - und er - erfolgreicher Fernsehstar - sehen zudem auch noch äußerst gut aus und bilden das perfekte Paar vor dem perfekten Hintergrund. Doch dann zieht ein Sturm auf und die perfekte Kulisse bröckelt in jeder Hinsicht

Mein Eindruck:
Lucy Foley hat den Stil ihres Erstlings „Neuschnee“ übernommen, aber verbessert. Auch hier bringt sie eine Gesellschaft von relativ, aber nicht ganz jungen Leuten zusammen, die sich teilweise schon sehr lange kennen und dementsprechend auch die Tiefen und schlechteren Charakterzüge voneinander wissen. Dazu bedient sie sich der Erzählung aus unterschiedlichen Sichten, jeweils nur wenige Seiten lang, und treibt damit ihre Geschichte auf einen Höhepunkt zu, der zwar früh bekannt ist, sich jedoch über die Person des Opfers lange ausschweigt. Ihr/e jeweilige/r Protagonist/in bedient sich dabei der Ich-Form und erreicht damit Herz und Kopf der Leserschaft, welche sich wunderbar in Gedanken und Gefühlen suhlen kann; manches Mal sogar mit einer Situation aus zwei Blickwinkeln. Stück für Stück werden die Geschehnisse von der Ankunft der engen Gruppe bis zum Höhepunkt enthüllt, während Foley immer wieder Teile der Gegenwart ab dem Auffinden der Leiche einstreut. Dabei stellt sich heraus, dass in der Vergangenheit viel passiert ist, was Menschen zu krassen Reaktionen darauf verführen kann, - leider schießt dabei die Autorin mit einem Zufall über das Ziel hinaus. Das ist deshalb schade, weil die Konstruktion der übrigen Zusammenhänge wirklich meisterhaft komponiert ist und sogar außerhalb von Buchdeckeln glaubhaft wäre. Doch was bleibt ist ein ungemein spannender Page-Turner mit absolut (alb-)traumhaften Ortsbeschreibungen und Charakterstudien, die einen mitfiebern lassen.

Mein Fazit:
Absolut gute Unterhaltung im Thriller-Bereich

Veröffentlicht am 10.04.2021

Großer Anspruch, leider vorhersehbar

Fair Play
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Zum Inhalt:
Für einen Schülerwettbewerb des Berliner Senats entwickelt der Klassennerd Leonard die App "Fair Play". Damit wird der Verbrauch der Teilnehmenden aufgezeichnet und simuliert , wie sich das ...

Zum Inhalt:
Für einen Schülerwettbewerb des Berliner Senats entwickelt der Klassennerd Leonard die App "Fair Play". Damit wird der Verbrauch der Teilnehmenden aufgezeichnet und simuliert , wie sich das Verhalten sämtlicher Mitspielender hochgerechnet auf die Weltbevölkerung auf die Rettung des Klimas auswirken könnte: Grün rettet den Planeten, rot führt in die Verdammnis. Das über drei Monate angelegte Experiment führt nicht nur untereinander zu unerwarteten oder aufgekündigten Freundschaften, - auch von außen wird Druck aufgebaut.

Mein Eindruck:
Inspiriert von Fridays for Future baut Kerstin Gulden ihre Geschichte auf und unterfüttert sie mit der Macht von Social Media, Influencern und dem Einfluss von Politik und Wirtschaft. Ihre vier Protagonisten sind dabei höchst unterschiedlich: Der Sonnyboy, der computerbegabte Außenseiter, die Intelligenzbestie und die Influencerin. Doch nach einiger Zeit stellt man fest, dass zwar alle vier Probleme haben, drei von ihnen aber eine materiell sorgenfreie Kindheit auf dem Silbertablett serviert bekommen. Damit verkörpern sie jedoch genau das Bild, das von Gegnern der Umweltbewegung zu deren Diskreditierung beschworen wird: Kids, denen es dank der Arbeit der Elterngeneration hervorragend geht und die sorglos Avocados und Champagner verschlingen, sich aber dann über genau dieses Verhalten echauffieren und – von den drei Monaten abgesehen – die Älteren beschimpfen und von ihnen Einschränkung einfordern, um selber die Jugend ohne Abstriche genießen zu können. Ungeachtet der Tatsache, dass die Vorgängergeneration keine Jugend mit Billigflug, dauernd erneuerter Unterhaltungselektronik und kulinarischen Genüssen von sonst wo hatte. Wenn sich die Autorin den moralischen Zeigefinger zum Schluss hätte verkneifen können, hätte ihre Idee mehr Beachtung erreicht: Eine Gemeinschaft, die sich selbst – gegen die Einflüsterungen der Politik und die Verlockungen der Wirtschaft – beweist und mit ihrem Zusammenhalt großes Grünes bewirkt. Dass alle jugendlichen Charaktere ambivalent sind, ist ein großes Plus der Geschichte und es gefällt, dass man sich durch die Erzählung aus den vier Sichten ein gutes, differenziertes Bild zu ihnen machen kann – jede Kommunikation hat eben zwei Seiten und hier bekommt man beide zu sehen bzw. – beim Hörbuch – zu hören. Ein Kompliment dabei an die Sprecher/innen, die ihren Charakteren genau die Wärme, Verzweiflung, Standhaftigkeit, Fröhlichkeit und Stärke geben, die notwendig sind.

Mein Fazit:
Sehr gut gesprochen, ein wichtiges Thema, stellenweise jedoch zu sehr Schlag mit der Holzpalette als Wink mit dem Zaunpfahl

Veröffentlicht am 10.04.2021

Herausforderungen

Doggerland. Fester Grund (Ein Doggerland-Krimi 3)
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Zum Inhalt:
Erst verschwindet die Sängerin Luna, dann schlägt ein brutaler Serienvergewaltiger zu und zu allem Überfluss fühlt sich Karen alles andere als gesund. Doch Karen wäre nicht Eiken Hornby, wenn ...

Zum Inhalt:
Erst verschwindet die Sängerin Luna, dann schlägt ein brutaler Serienvergewaltiger zu und zu allem Überfluss fühlt sich Karen alles andere als gesund. Doch Karen wäre nicht Eiken Hornby, wenn sie sich nicht trotz aller Widrigkeiten durchsetzt – gegen ihren Körper, die Umstände und zum guten Schluss auch noch gegen ihre Vorgesetzte. Denn alle drei Herausforderungen haben ihre tieferen Gründe, und alle drei setzen Karen zu, - auf die eine oder die andere Weise, aber letztendlich alle sehr schwer.

Mein Eindruck:
Die Autorin Maria Adolfsson geht zwar nach dem typischen Prinzip skandinavischer Autoren vor, ihre Protagonistin schier mit Problemen zu überhäufen, sie bietet jedoch wenigstens einige Lösungsmöglichkeiten und Silberstreifen am Horizont.
Richtig gut gefallen die Interaktionen auf der beruflichen Ebene: Eifersüchteleien, Protektionismus, Eitelkeit und Solidarität: Fast wie im richtigen Leben zeigt die Autorin diesen Mikrokosmos schonungslos, jedoch auch mit Humor.
Überhaupt kann sie gut schildern: Ob die Ängste und Verwundbarkeit der Vergewaltigungsopfer oder auch ihre Stärke, wenn sie – um den Täter hinter Schloss und Riegel zu bringen – diese Ängste überwinden, - Maria Adolfsson beweist ihr Einfühlungsvermögen genauso bei den Gedanken Karens, die sich um ihren Körper und ihre Gefühle bewegen.
Leider vernachlässigt die Autorin zugunsten des Kreisens um ihre Protagonistin die beiden Fälle ein bisschen, - insbesondere der Vermisstenfall gerät nicht nur bei der Polizei, sondern auch bei der Leserschaft ein bisschen unter die Räder.
Das Ende ist thrillertypisch sehr spannend, wie die Autorin einen nächsten Krimi gestalten will, lässt einen jetzt schon grübeln.

Mein Fazit:
Gelungen, trotz sehr viel Privatleben

Veröffentlicht am 04.04.2021

Ein guter Abschluss

VANITAS - Rot wie Feuer
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Zum Inhalt:
Weglaufen ist keine Lösung mehr für Carolin, - das hat sie nach den Ereignissen in Wien eingesehen. Deshalb fasst sie einen mutigen (oder wahnsinnigen) Entschluss: Sie begibt sich zurück nach ...

Zum Inhalt:
Weglaufen ist keine Lösung mehr für Carolin, - das hat sie nach den Ereignissen in Wien eingesehen. Deshalb fasst sie einen mutigen (oder wahnsinnigen) Entschluss: Sie begibt sich zurück nach Frankfurt – in die Höhle des Löwen. Dort entwickelt sie einen Plan, Karpins Vertraute zu neutralisieren und ihn aus seinem Bau in Russland zu locken, - um ihn letztendlich auszuschalten.

Mein Eindruck:
Lange durfte man rätseln, ob es Poznanski gelingen wird, ein gleichermaßen befriedigendes Ende für ihre Protagonistin UND die Leser/innen zu kreieren. Mit „Rot wie Feuer“ ist es ihr eindeutig gelungen. Das Ende der Vanitas-Trilogie ist ein würdiger Abschluss, wir treffen sämtliche, wichtige Personen aus den ersten Büchern wieder, alles wird geklärt, die Protagonistin verbiegt sich nicht und wandelt weiterhin auf einem sehr schmalen Pfad zwischen (moralischer) Tugend und Verbrechen. Die inneren Konflikte Carolins, ihre Angst, ihr Durchsetzungsvermögen und auch ihr Mitgefühl werden wieder großartig geschildert. Überhaupt gefällt die Zeichnung der Figuren insbesondere in diesem Teil der Reihe, da sie völlig gegen den Mainstream läuft: Die Frauenfiguren sind stark, manchmal manipulativ und zum Schluss die großen Gewinner; die Männer – trotz körperlicher Überlegenheit und Führungspositionen – merken zumeist gar nicht, wie geschickt sie ausgekontert werden.
Die Geschichte selbst ist gewohnt rasant erzählt, die Schauplätze entstehen gut vor dem geistigen Auge; einzig die Folterszenen sind ein wenig zu bildhaft geraten – doch das ist reine Geschmackssache. Und auch der Schluss ist perfekt: Vollständig erzählt, mit einem kleinen Hintertürchen, falls die Autorin doch noch einmal nach Russland/Frankfurt/Wien und zu Nadja/Anna/Carolin zurückkehren möchte.

Mein Fazit:
Ein gutes Ende, - wenn auch nicht für jede/n

Veröffentlicht am 01.04.2021

Verarmter Adel in Nöten

Ravenhurst
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Zum Inhalt:
Nachdem sich ihr Vater wegen Spielschulden das Leben genommen hat, steht Lady Eleonore vor dem Nichts. Da kommt das verlockende Angebot des attraktiven und reichen Dorian Graves im richtigen ...

Zum Inhalt:
Nachdem sich ihr Vater wegen Spielschulden das Leben genommen hat, steht Lady Eleonore vor dem Nichts. Da kommt das verlockende Angebot des attraktiven und reichen Dorian Graves im richtigen Augenblick: Falls sie ihn heiratet, ist ihr Elternhaus seine Morgengabe. Leider entpuppt sich Dorian als kalter Fisch, sein Landsitz Ravenhurst jagt Eleonore Angst ein. Und dann sind da noch die verschwundenen Frauen...

Mein Eindruck:
Diese Gothic Novel ist ein Herz-Schmerz-Roman erster Güte. Unsere Protagonistin (und Ich-Erzählerin) muss mannigfaltigen Unbill ertragen, bevor sie das kalte Herz ihres gutaussehenden Gatten zum Schlagen bringt. Die Geschichte wird dabei von der Autorin Sandra Bäumler sehr kurzweilig und mit dem gewissen Hauch von Nebel und Verdammnis erzählt, der einer Story aus dem viktorianischen England fast so gut steht, wie die kostbaren Gewänder einer reizenden Lady. So lange Dorian sich abweisend benimmt, schwelgt man wunderbar in Gefahr und düsteren Bildern, doch der Kniff, den sich die Autorin für seine Veränderung ausgedacht hat, überzeugt leider nicht und dann landet die Story lange leider in der „Oh Gott, ist er nicht wundervoll“-Kiste, bis das Geheimnis gelüftet wird.
Was richtig gut gefällt, ist die Erklärung, die sich die Autorin für den ganzen Spuk ausgedacht hat (einige Ungereimtheiten in Bezug auf die sehr bildhaft geschilderten, fleischlichen Erfahrungen einer Jungfrau seien einmal dahingestellt) und bis zwei Zeilen vor Schluss ist diese Erklärung brillant. Leider folgt dann ein Twist zu viel, der genau diese Erklärung ad Absurdum führt. Schade.

Mein Fazit:
Ein weiter Bogen von brillant bis trivial in einem Buch