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Veröffentlicht am 19.01.2020

Fünf Seelen begleiten Dich zwischen Leben und Tod

Wer im Himmel auf dich wartet
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Zum Inhalt:
Annie und Paulo sind gerade frisch verheiratet und genießen die Fahrt in einem Ballon, als es zu einem Unfall kommt, bei dem Paulo so schwer verletzt wird, dass er eine Organspende seiner Frau ...

Zum Inhalt:
Annie und Paulo sind gerade frisch verheiratet und genießen die Fahrt in einem Ballon, als es zu einem Unfall kommt, bei dem Paulo so schwer verletzt wird, dass er eine Organspende seiner Frau benötigt. Annie fällt bei der Operation ins Koma und trifft auf der Schwelle zwischen Leben und Tod fünf inzwischen verstorbene Charaktere aus ihrem Leben, jeder mit Einfluss darauf, jeder mit einer eigenen, nicht immer leichten Geschichte.

Mein Eindruck:
Möglicherweise hätte mir das Buch besser gefallen, wenn ich es gelesen und nicht als Hörbuch gehört hätte. Denn so bleibt vor allen Dingen eine Floskel im Gedächtnis: Annie macht einen Fehler. Da das, was danach folgte, nicht unbedingt wirklich als Fehler zu sehen war, sondern nur leider furchtbare Auswirkungen auf ihr Leben und das anderer Menschen hatte, war irgendwann eher nervtötend als anrührend. Die erwartete, bittersüße Geschichte um die Liebe zweier Menschen, die auf eine große Probe gestellt wird und damit ans Herz packt, geriet dadurch immer wieder aus dem Takt und berührte nicht so sehr, wie sie es eigentlich bei dem gegebenen Potenzial der Grundidee gekonnt hätte. Mitch Albom schreibt ohne Frage gekonnt und stattet seine Figuren mit einigen Päckchen aus, um für diese Sympathien einzuwerben. Aber teilweise wirkt es sehr gewollt und ein bisschen zu klinisch und/oder abgeklärt. Die Fantasy-Elemente in den Begegnungen beispielsweise sind wohl einem Zeitgeist geschuldet, sie lenken jedoch mehr ab, als dass sie die Geschichte voranbringen: Eine Figur fällt so sehr aus dem Rahmen, dass als Quintessenz ihrer Anwesenheit nur bleibt, dass der Autor wohl wirklich einen ganzheitlichen Ansatz wählen wollte – in jeder Beziehung. Gut jedoch das Ende, denn Albom lässt einen bis zum Schluss bangen.


Mein Fazit:
Packt wahrscheinlich in Schriftform mehr, als Hörbuch nicht so gut geeignet

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2020

Versuch eines Genre-Wechsels

DRAUSSEN
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Zum Inhalt:
Der Überlebenskünstler Stephan versteckt sich mit dem farbigen Geschwisterpaar Cayenne und Joshua im Wald, - immer auf der Hut vor einer Gruppe, welche die Jugendlichen töten will. Währenddessen ...

Zum Inhalt:
Der Überlebenskünstler Stephan versteckt sich mit dem farbigen Geschwisterpaar Cayenne und Joshua im Wald, - immer auf der Hut vor einer Gruppe, welche die Jugendlichen töten will. Währenddessen arbeitet der Lobbyist Jürgen Wagner im Auftrag der Energiekonzerne im politischen Berlin, unterstützt von einem Freund aus vergangener Zeit. Als es zu einem Blackout kommt, kreuzen sich die Wege der ungleichen Gruppen.

Mein Eindruck:
Es ist fast verständlich, dass Volker Klüpfel und Michael Kobr aus dem Kosmos um ihre Kultfigur Kluftinger ausbrechen wollten, - wirklich gelungen ist dieser Ausbruch leider nicht. Denn es ist überdeutlich, dass gerade deshalb viel zu viele Ideen in „Draussen“ eingearbeitet wurden, die das Buch als Geschichte überfrachten: Manipulation, Bestechung und Erpressung der politischen Führungsschicht durch Lobbyarbeit, durchgeknallte (?) Prepper, die sich auf eine Katastrophe vorbereiten, Ausländerhass, der noch nicht einmal vor Krankenhäusern Halt macht und zu guter Letzt noch die Fremdenlegion und ihre Auswüchse, um Männer zu Maschinen zu drillen, denen die Empathie abgewöhnt wird.
Die Spannungskurve verläuft dabei eher wellenförmig: Teilweise langatmige (und nervige) Abschnitte mit politischen Geplänkeln in Berlin, ausufernde Tagebuchbeschreibungen des Drills bei der Fremdenlegion und nölige Pubertiere im Wald, dann zugegebenermaßen spannende Szenen beim Blackout auf den Straßen und Konfrontationen verschiedenster Art. Die Autoren leben dabei immer von ihrer Fähigkeit, bildhaft zu beschreiben, schießen aber insbesondere bei der Brutalität mancher Ereignisse doch über das Ziel hinaus. Richtig ärgerlich ist dann das Ende, welches nicht nur überhastet, sondern zusätzlich noch absolut unglaubwürdig abgehandelt wird.
Letztendlich ist „Draussen“ als Versuch zu betrachten, ein anderes Genre als den Heimatkrimi zu bedienen, die Ausführung dieses Versuchs hat auf jeden Fall noch Potenzial.


Mein Fazit:
Dann doch lieber der nächste Kluftinger

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Furchtbar öde

Todesfalle
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Zum Inhalt:
Taylor Dawson kümmert sich auf einem Pferdehof um zwei traumatisierte Kinder, die ihre Mutter bei einem Gewaltverbrechen verloren haben. Doch auch ihr eigenes Päckchen ist nicht von schlechten ...

Zum Inhalt:
Taylor Dawson kümmert sich auf einem Pferdehof um zwei traumatisierte Kinder, die ihre Mutter bei einem Gewaltverbrechen verloren haben. Doch auch ihr eigenes Päckchen ist nicht von schlechten Eltern: Jahrelang wurde sie von ihrer Mutter in dem Irrglauben gelassen, dass ihr leiblicher Vater Clay ein Psychopath ist, der Taylor nach dem Leben trachtet. Jetzt möchte sie ihn kennenlernen und wird dadurch noch tiefer in den Fall hineingezogen, denn Clay ist der Sicherheitsbeauftragte des Pferdehofs und mit den mit dem Mord betrauten Ermittlern befreundet.

Mein Eindruck:
Ein Buch, welches so deutlich für den amerikanischen Markt konzipiert ist, dass einem Mitteleuropäer die Tränen kommen. Die Aussage „Thriller“ auf dem Cover ist dabei irreführend, denn um den Mord geht es nur in höchst überschaubaren Teilen (wenigstens ist der Killer ultraböse, so dass keinerlei Zweifel aufkommen, wem die Antipathie zu gehören hat). Hauptsächlich wird auf die Tränendrüse gedrückt, wenn es um die herzzerreißende Zusammenkunft von Vater und Tochter geht, bei der wirklich jeder im Umfeld der beiden meint, ein Wörtchen mitsprechen zu müssen, sich dauerhaft und pausenlos dafür entschuldigt wird und Kinder nicht Kinder sind, sondern mit ihrer Altklugheit den Erwachsenen den richtigen Weg weisen. Außerdem wurde jeder schon mindestens einmal entführt und/oder seelisch tief verletzt und/oder angeschossen. Und dann kommt es fast folgerichtig zum feuchten Traum der National Rifle Organization: Eine knapp dem Teenager-Alter entwachsene junge Frau schießt den bösen Attentäter an und macht so nicht nur ihren Vater stolz, sondern bewirkt damit zusätzlich eine Erektion bei dem Mann, der sie erst vor zwei Tagen kennengelernt hat und schon dermaßen in sie verschossen ist, dass sein traumatisches Erlebnis mit der letzten (und sogar ersten) Frau in seinem Leben vollkommen vergessen ist. Über das Ende dieser unsäglichen Geschichte sollte der Mantel des Schweigens gehüllt werden, aber auch dieser tropft irgendwann einmal durch vor lauter Schmalz, der sich in jeder Faser der 600 Seiten breit macht.

Mein Fazit:
Für die absolut dünne Kriminalgeschichte hätten 200 Seiten gelangt, der Rest ist ein Hochlied auf die ballernde Familie

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Veröffentlicht am 30.12.2019

Sadismus pur

1794
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Zum Inhalt:
Nach dem Tod Cecil Winges fällt Cardell in ein tiefes Loch, aus dem ihn der Auftrag einer Bäuerin heraushilft: Deren Tochter ist in ihrer Hochzeitsnacht mit einem schwedischen Adligen zu Tode ...

Zum Inhalt:
Nach dem Tod Cecil Winges fällt Cardell in ein tiefes Loch, aus dem ihn der Auftrag einer Bäuerin heraushilft: Deren Tochter ist in ihrer Hochzeitsnacht mit einem schwedischen Adligen zu Tode gekommen, der Ehemann seitdem geistig verwirrt. Unzufrieden mit der offiziellen Erklärung und gemeinsam mit Cecils jüngerem Bruder Erik versucht Cardell, Licht in das Dunkel zu bringen. Doch dass dieses Dunkel so tiefschwarz sein könnte, ist selbst für einen hartgesottenen Häscher nicht zu erahnen.

Mein Eindruck:
Zum zweiten Mal begibt sich Niklas Natt och Dag tief in das Treiben in Stockholm zu Zeiten der französischen Revolution. Dabei verschafft er seinem Protagonisten Cardell einen zweiten Winge als Partner, - dieses Mal nicht an Tuberkulose, dafür an Wahnvorstellungen erkrankt. Ansonsten wiederholt sich1794 viel, was schon in 1793 Programm war: Der Adel ist verkommen und treibt seine sadistischen Spielchen mit jedem, der sich nicht wehren kann. Das Volk reagiert mit ähnlicher Brutalität und ein Menschenleben ist nichts wert. Und als wenn es nicht schon im letzten Jahr schlimm gewesen wäre, legt auch hier der Autor noch eine Schippe drauf und bringt sogar Kinder mit in das teuflische Spiel, welches von absoluter Hoffnungslosigkeit geprägt ist. Aber diese Schippe ist das Quäntchen zu viel, denn wo im letzten Jahr wenigstens noch ein bisschen Trost und Hoffnung herrschte, ist jetzt nur noch Dunkelheit und Wahnsinn. Möglicherweise passend zum Trilogie-Titel (Bellman Noir), doch wenn Gewalt und Sadismus nur noch zum Selbstzweck in einem Buch verkommen, verliert es auch einige der vorher noch geneigten Leser kopfschüttelnd an eine andere Lektüre. Das ist schade, da Natt och Dag wunderbar beschreibt, seine Charaktere (selbst die widerlichsten) Tiefe haben und Stockholm in all seiner Düsternis einen ganz eigenen Reiz bekommt – vor allen Dingen für Schlächter, Vergewaltiger, Sadisten und ganz allgemein den Bodensatz der Rasse, die sich Mensch nennt.

Mein Fazit:
Obwohl nicht zart besaitet, war mir dieses Buch mehr als nur eine Spur zu widerwärtig

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Klassisch

Tod eines Geistes
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Zum Inhalt:
John Stableford wird als Trauzeuge zur Hochzeit seines Freundes Percy auf dessen Landsitz eingeladen. Dort soll nicht nur der Hausgeist Ethel spuken, die am Tag vor ihrer Hochzeit den Tod fand. ...

Zum Inhalt:
John Stableford wird als Trauzeuge zur Hochzeit seines Freundes Percy auf dessen Landsitz eingeladen. Dort soll nicht nur der Hausgeist Ethel spuken, die am Tag vor ihrer Hochzeit den Tod fand. Zusätzlich wird die jetzige Braut Penelope, eine Freundin von Stapelfords Frau Harriet, Opfer einiger böswilliger Streiche. Als jedoch plötzlich eine Frau im Brautkleid tot in einem abgeschlossenen Raum liegt, den Schlüssel in der leichenstarren Hand, ist Stablefords ermittlungstechnisches Gespür gefordert. Und inmitten von Freunden und Familie lässt er sich nicht lange bitten.

Mein Eindruck:
„Tod eines Geistes“ von Rob Reef ist zwar Teil einer Reihe um den Hobbydetektiv John Stableford, das Buch ist aber ohne Vorkenntnisse lesbar. Es handelt sich bei der Geschichte um ein klassisches Whodunnit, welches sich damit an das Vorbild Agatha Christie und – mit der Namensgebung der beiden männlichen Hauptpersonen (John und Holmes) - an Arthur Conan Doyle anlehnt. Doch diese doppelte Hommage ist durchaus gelungen.
Die Sprache ist geschliffen und wunderbar auf die Zeit angepasst, in welcher der Krimi spielt. Die Personen sind facettenreich angelegt, die Aufklärung geschickt und vollständig. Leider wartet die Geschichte auch mit einigen Schwächen auf: Es gibt einige Charaktere, die ähnliche Namen tragen, welches den Überblick erheblich erschwert. Des Weiteren befinden sich zu viele Personen außerhalb der Möglichkeit, als Mörder in Betracht zu kommen. Doch diese Unzulänglichkeiten sind zu verschmerzen, im Gegensatz zu dem Punkt, der am meisten stört: Das absolut hanebüchene Motiv, welches die mordende Person durch Reef angedichtet bekommt. Gerade weil die Ermittlung meisterhaft geschildert ist, fällt dieser Umstand doppelt auf und ins Gewicht.

Mein Fazit:
Bis kurz vor Schluss ein großartiger Krimi, leider nur bis kurz vor Schluss.

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