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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2018

Perfekt

Das Haus der Mädchen
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Zum Inhalt:

Leni vermisst ihre Zimmernachbarin, Freddy hat einen Mord beobachtet. Durch ihre jeweiligen Nachforschungen treffen sie aufeinander und geraten in Gefahr, denn das vermisste Mädchen war nicht ...

Zum Inhalt:

Leni vermisst ihre Zimmernachbarin, Freddy hat einen Mord beobachtet. Durch ihre jeweiligen Nachforschungen treffen sie aufeinander und geraten in Gefahr, denn das vermisste Mädchen war nicht das erste… und der Mörder hat Erfahrung…

Mein Eindruck:
So erzeugt man Freude bei der Leserschaft. Nicht nur ist die Geschichte gut durchdacht, die Personen liebevoll gezeichnet und das Setting interessant, zusätzlich baut der Autor an genau den richtigen Stellen Wendungen ein.
Aber der Reihe nach:
1.
Die Story
Abgesehen vom Hauptplot – verschwundene Mädchen werden von verschiedenen interessierten Parteien gesucht – bietet der Thriller viele Angriffspunkte der modernen Welt, ohne dass man sich als Leser in eine Denkrichtung motiviert oder manipuliert fühlt. Me too und fehlende Empathie werden zwar thematisiert, aber das erfolgt ohne erhobenen Zeigefinger eines moralinsauren Autors. In Zeiten von viel zu vielen Menschen, die meinen, die Weisheit der Welt mit den richtigen Löffeln gefressen zu haben und die diese Löffel jedem um die Ohren schlagen, der nicht genauso entrüstet brüllt, ist das eine wohltuende Art.

2.
Die Charaktere
Alle – Täter, Opfer, Polizisten und Beteiligte – haben ihr Päckchen zu tragen. Einige dieser Päckchen sind sogar ganz schön schwer. Trotzdem überheben sich die Figuren nicht daran und lassen vor allen Dingen den Lesern die Luft zum Atmen und die Freude an einer Krimihandlung, ohne komplett über das Leid der Welt in Tränen auszubrechen. Das macht die Figuren interessant und lesenswert und ihr Hintergrund ist zwar vielschichtig, aber nicht zum Gähnen politisch korrekt aufgesplittet.

3.
Die Schauplätze
Hamburg und dazu Hausboot, ein düsteres Verlies, eine Agentur, ein Fernsehset und ein exklusiver Club, - Herz, was begehrst du mehr?

Alles in allem eine gelungene Melange von allem, was das Krimiherz begehrt. Mit einem Schluss, der zu den differenzierten Charakteren passt.

Mein Fazit:
Eine absolute Leseempfehlung

Veröffentlicht am 17.07.2018

Ohne Zauber

Geister auf der Metropolitan Line
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Zum Inhalt:
In den Zügen der Metropolitan Line werden Geister gesichtet. Peter Grant und seine Teamkollegen von der Spezialabteilung der Londoner Polizei für solche Fälle werden alarmiert und gehen dem ...

Zum Inhalt:
In den Zügen der Metropolitan Line werden Geister gesichtet. Peter Grant und seine Teamkollegen von der Spezialabteilung der Londoner Polizei für solche Fälle werden alarmiert und gehen dem Spuk auf den Grund….

Mein Eindruck:
… der allerdings eher als Untiefe betitelt werden kann. Gut, bei so wenigen Seiten kann die Leserschaft kein Epos erwarten, eine schlüssige Story mit einigermaßen gut gezeichneten Charakteren allerdings schon. Vor allen Dingen auch deshalb, weil der Preis für den dürftigen Inhalt als unangemessen hoch bezeichnet werden muss.
Aber zurück zum Buch: Hier fehlt einfach alles. Auch wenn es sich um eine Reihe handelt, darf ein Leser, der mittendrin einsteigt, erwarten, dass er nicht komplett im Unklaren über Zusammenhänge oder auch nur darüber gelassen wird, ob er es mit einem „normalen“ Menschen oder einem wie auch immer gearteten Zauberer zu tun hat. Ähnlich verhält es sich mit dem „Fall“. Ist es anfangs noch so, dass die Geister in einer U-Bahn ihr Unwesen treiben und die Pendler beleidigen, sind sie plötzlich Botschafter einer Straftat und zum Schluss kommt alles noch einmal anders… Wirkt diese Schilderung konfus? Tja, dann gibt sie haargenau den Tenor des Buches wieder. Aneinandergereihte Versatzstücke, die vielleicht im Zettelkasten des Autors ihr Dasein fristeten, bis ihn die Idee packte, daraus eine bunte Collage ohne größeren Sinn und Verstand zu basteln.

Mein Fazit:
Falls man Fan von Peter Grant war, wird es schwierig, nach dem Lesen dieses Büchleins einer zu bleiben

Veröffentlicht am 08.07.2018

Ein dreckiges Spiel

Fake
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Zum Inhalt:
Die amerikanische Geisel Catherine Finch wird bei einem nicht autorisierten Drohnenangriff getötet. Da die Weltlage momentan höchst fragil ist, möchte der amerikanische Geheimdienst diesen ...

Zum Inhalt:
Die amerikanische Geisel Catherine Finch wird bei einem nicht autorisierten Drohnenangriff getötet. Da die Weltlage momentan höchst fragil ist, möchte der amerikanische Geheimdienst diesen Umstand unter den Teppich kehren und reaktiviert einen Agenten, der sich eigentlich schon in Rente befindet.
Aber es gibt auch andere Mächte. Mächte, die nicht wollen, dass die Friedensinitiative des Präsidenten Erfolg hat. Und diese Mächte versuchen alles, um den Tod Catherines zu beweisen. Mit allen Mitteln.

Mein Eindruck:
Wenn Rayburn etwas beherrscht, dann ist es Spannung zu erzeugen. Sein Buch ist in vier Abschnitte eingeteilt, deren einzelne Kapitel zumeist nur aus wenigen Seiten bestehen. Obwohl es eine Vielzahl von handelnden Personen gibt und die Kapitel fast immer einen Wechsel von Schauplatz und Charakteren beinhalten, verliert der Leser nicht den Überblick, sondern wird in einen schier atemlosen Strudel der Ereignisse hineingezogen. Das Stilmittel des Cliffhangers wird dabei ein um das andere Mal genutzt – aber nicht abgenutzt. Ganz im Gegenteil blättern sich die Seiten wie von selbst, da immer die Hoffnung auf den Fortlauf des gerade genossenen Erzählstranges in kürzester Zeit gegeben ist.
Bei den Charakteren hat mich jedoch gestört, dass vor allem das „böse“ Personal wirklich ohne jeden auch nur geringfügigen Zug von irgendetwas Positivem gezeichnet ist, hier sind es wahre Teufel in Menschengestalt. Bei den „guten“ Menschen gibt sich Rayburn differenzierter, trotzdem kann er mit diesen Figurentwürfen den Holzschnitt der anderen Charaktere nicht wirklich kompensieren.
Für seine Story hat der Autor entweder sehr gut recherchiert oder ist ein Meister der Täuschung seiner Leserschaft über diesen Umstand. Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, als ob Rayburn nur über ein fundiertes Halbwissen verfügt – egal, ob bei militärischen Rängen, geschichtlichen Zusammenhängen oder der beruflichen Fotografie.

Mein Fazit:
Spannend, zum Teil sehr traurig und mit unterschiedlicher Güte der Figuren

Veröffentlicht am 08.07.2018

Thriller ohne Thrill

Without You - Ohne jede Spur
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Zum Inhalt:
Die 17jährige Eva geht bei einem Sturm über Bord. Es wird zwar keine Leiche gefunden, dennoch geht eigentlich jeder davon aus, dass sie ertrunken ist. Die Ehe ihrer Eltern zerbricht fast an ...

Zum Inhalt:
Die 17jährige Eva geht bei einem Sturm über Bord. Es wird zwar keine Leiche gefunden, dennoch geht eigentlich jeder davon aus, dass sie ertrunken ist. Die Ehe ihrer Eltern zerbricht fast an dieser Tragödie. Nur ihre jüngere Schwester Faith glaubt an das Überleben Evas, - und sie hat recht: Der Einsiedler Billy hat Eva gefunden und wiederbelebt. Jetzt betrachtet er sie als persönlichen Besitz, denn die Stimme in seinem Kopf hat ihm diesen Fund vorhergesagt. Und seinen persönlichen Besitz gibt man nicht so einfach wieder her.

Mein Eindruck:
Sarginson hat ein sehr spannendes Ausgangsszenario für ihren Roman erschaffen: Ein verschwundenes Mädchen, ein seltsamer Mann mit Vergangenheit, eine Familie mit Geheimnissen, eine interessante Umgebung. Aber dann macht sie einfach so gar nichts aus ihrer Idee. Die Vergangenheit, die Geheimnisse, die Umgebung – alles ist nur sinnlose Ausstattung und keinesfalls Gerüst für die Story. Die ganze Zeit wartet der Mensch vor dem Buch auf einen Zusammenhang zwischen den düsteren Andeutungen, die im Buch gemacht werden – aber es gibt keinen. So wird man ein ums andere Mal enttäuscht, weil Figuren eingeführt werden, bedeutungsschwanger durch die Geschichte wabern, um dann sang- und klanglos wieder zu verschwinden. Ähnlich verhält es sich mit den Zeitsprüngen, die das Kennenlernen von Evas Eltern und die nähere Vergangenheit beinhalten. Alles ganz sympathisch und nett geschildert, für die Geschichte um die Entführung jedoch belanglos.
Die Idee, Evas und Faiths Sicht der Dinge jeweils in der ersten Person zu beschreiben, ist etwas Neues und hat mir gefallen, auch wenn es einiger Konzentration bedurfte. Hier zeigt die Autorin ihr Können, sich in die Gedanken von zwei unterschiedlich alten Mädchen einzufühlen.
Aber auch das kann über die riesigen Logiklöcher nicht hinwegtäuschen. Das größte ist, dass niemand auf der nahen Insel sucht. Aber dann wäre der Roman ja schon sehr früh zu Ende gewesen, - der Literaturwelt hätte das bestimmt nicht sonderlich große Schmerzen bereitet.

Mein Fazit:
Verschenkt, einzig das Einfühlungsvermögen Sarginsons rettet den zweiten Stern

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Handlung
Veröffentlicht am 17.06.2018

Ich seh den Sternenhimmel...

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Zum Inhalt:
Thomas Major fliegt zum Mars. Das war so nicht geplant, aber ihm ist die Aussicht auf ein Leben ohne andere Menschen – wenigstens für die nächsten 20 Jahre – nicht unangenehm. Doch dann verwählt ...

Zum Inhalt:
Thomas Major fliegt zum Mars. Das war so nicht geplant, aber ihm ist die Aussicht auf ein Leben ohne andere Menschen – wenigstens für die nächsten 20 Jahre – nicht unangenehm. Doch dann verwählt er sich und landet bei Gladys, einer älteren Dame, die das Sorgerecht für ihre minderjährigen Enkel innehat und an Demenz leidet. Major Tom merkt durch sie und ihre Familie, dass Gemeinschaft auch etwas Wundervolles sein kann, wenn man Nähe zulässt und sich gegenseitig hilft. Selbst dann, wenn man Millionen Kilometer voneinander entfernt ist.

Mein Eindruck:
Was für eine grandiose Erzählung. Ein Märchen, - okay. Unglaubhaft, - geschenkt. Bar jeder Vernunft, - möglich. Aber selten schlägt einen ein unglaubhaftes Märchen, welches bar jeder Vernunft ist, derart in seinen Bann. Der Schreibstil nimmt einen von den ersten Zeilen an gefangen, die Reminiszenzen sind gerade für die Leser gut gewählt, die im Alter etwa Tom entsprechen und sich selber an die Zeit mit Star Wars und David Bowie erinnern. Musik und Filme, die Meilensteine bedeuteten und ihrem Genre einen Stempel aufsetzten, der bis in die heutige Zeit sichtbar ist.
Dazu eine Schar von Figuren, welche trotz ihrer Menge allesamt so gut gezeichnet sind, dass man sie sich bildlich vorstellen kann – egal ob Hauptperson oder nur mobbender Mitschüler, alle Charaktere erscheinen direkt und klar.
Wunderbar auch die Ausgewogenheit von typisch britischem, schwarzem Humor und Momenten von tiefster Trauer, manchmal unnachahmlich vermengt bei einer Gladys, die auf den ältesten Trick der Internet-Welt hereinfällt oder ihrem Enkel James, der erst einmal fragt, ob er zu einem Pädophilen ins Auto steigt. Momente, bei denen der Leser nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll und kurzerhand beides gleichzeitig tut.
Schade, dass das Buch irgendwann zu Ende war, - ich hätte Gladys, Tom und die anderen noch gut weiterverfolgen können.

Mein Fazit:
Völlig losgelöst – ein Highlight