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Veröffentlicht am 31.07.2018

Berlin in den 60er Jahren

Die Tote im Wannsee
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Zum Inhalt:
Im Wannsee taucht eine tote Frau auf – brutal erstochen und dann versenkt. Im Berlin der 60er Jahre versucht Wolf Heller den Mord aufzuklären, - gegen Widerstand von unerwarteter Seite. Denn ...

Zum Inhalt:
Im Wannsee taucht eine tote Frau auf – brutal erstochen und dann versenkt. Im Berlin der 60er Jahre versucht Wolf Heller den Mord aufzuklären, - gegen Widerstand von unerwarteter Seite. Denn nicht nur der Mörder macht ihm das Leben schwer, - seine eigene Dienststelle zeigt Anzeichen von Unterwanderung durch einen unsichtbaren Feind.

Mein Eindruck:
Drei Autoren wirken an diesem Buch mit und nein, viele Köche verderben nicht den Bücherbrei. Ganz im Gegenteil, dieser Geschichte ist nicht anzumerken, dass mehrere Personen an ihrer Entstehung beteiligt waren und sie spielt zu einer Zeit, an die zwei der Autoren keinerlei Erinnerung haben können. Trotzdem dient sie perfekt als Spiegel einer Zeit mit Studentenunruhen und dem Ost-West-Konflikt, der in Berlin auf kleinstem Raum ausgetragen wurde. Die Autoren fühlen sich sehr gut in ihre Charaktere ein und bedienen dabei immer den Zeit- und Ortkolorit der 60er Jahre. Fast meint man die wütenden Demonstranten zu sehen und fühlt mit den durch die Fehler in ihrer Vergangenheit gefangenen Menschen. Ein hübscher Zugewinn sind die Erkenntnisse, die man über die Rechtsprechung dieser Zeit gewinnt – Stichwort Kuppelparagraph und 175 – und wie das Unbehagen an der Zonengrenze geschildert wird. Dazu spinnen die Autoren so manches an Garn zu echten – wenn auch toten – Personen: Der Oberspion Wolf hat ebenso seinen Platz wie Benno Ohnesorg oder Kurras. So bekommt die Story einen überaus authentischen Touch und wirkt umso lebensnäher. Und das ist überhaupt – neben einer stringenten Krimihandlung – das größte Pfund, mit dem die Geschichte wuchern kann. Sie ist einfach wunderbar lebensnahe Geschichtsschreibung und das mit Herz und ohne erhobenen Zeigefinger.

Mein Fazit:
Jüngere deutsche Geschichte, die im wiedervereinigten Deutschland schwer vorstellbar ist, auf unaufdringliche und leichte Art präsentiert.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Brutal anders

Opfer
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Zum Inhalt:
Camille Verhoeven, Chef der Mordkommission der Pariser Polizei, muss zu seinem Schrecken sehen, dass ein schwerverletztes Opfer eines brutalen Überfalls seine Lebensgefährtin Anne ist. In dem ...

Zum Inhalt:
Camille Verhoeven, Chef der Mordkommission der Pariser Polizei, muss zu seinem Schrecken sehen, dass ein schwerverletztes Opfer eines brutalen Überfalls seine Lebensgefährtin Anne ist. In dem Bestreben, sie vor dem gefährlichen Räuber zu schützen, überschreitet er seine Kompetenzen und muss zudem feststellen, dass er einem Gegner gegenübersteht, der seine Züge ähnlich gut wählt wie Camille selbst.

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist aufgeteilt in drei Tage als Großkapitel mit Zeitangaben zu den chronologisch ablaufenden Vorkommnissen. Dazu gesellen sich Rückblenden in Form von Gedanken der Figuren. Die Geschichte spaltet dabei durch Lemaitres Schreibstil, die Brutalität und nicht zuletzt den Zügen der handelnden Personen. Der Stil des Autors ist sehr distanziert, da er nicht nur hauptsächlich in der dritten Person schreibt, sondern dafür fast keine wörtliche Rede und gerne das Passiv nutzt. So entsteht ein getriebener, nicht selbstbestimmter Eindruck, welcher noch dadurch verstärkt wird, dass der Killer seine Sicht der Dinge in der Ich-Form schildern darf. Beim Leser löst das zwiespältige Gefühle aus; einerseits fällt einem die Identifikation mit den „positiven“ Figuren schwer, andererseits kann diese unterkühlte Sicht als Beobachter den Vorteil haben, sich mehr vom Hirn als vom Herz leiten zu lassen. Dieses könnte vor allen Dingen ein Pluspunkt bei den mit unheimlicher Brutalität vorgenommenen Verhörmethoden seitens des Antagonisten sein, da diese jedoch meistens nicht mit dem gnädigen Abstand geschildert werden, erhält die Leserschaft das volle Pfund an allem, was einem Sadisten so einfallen kann. Die Konstellation mit einem eher kurz geratenen Kommissar und einer – vor dem Überfall – verführerisch wunderbaren Frau ist fast zu schön, um wahr zu sein und kann wohl in dieser Art nur von einem Franzosen erdacht werden.
Doch obwohl ich die Technik durchaus würdigen kann, bleibt ein schaler Geschmack zurück: Trotz aller Brutalität langweilt die Geschichte über weite Strecken, bevor sie im Laufe des letzten Tages (und damit im letzten Drittel des Buches) durch eine Wendung richtig Fahrt aufnimmt. Für meinen Geschmack zu spät und obwohl ich dieses letzte Drittel dann relativ schnell und gerne gelesen habe, kann ich dem Buch nicht verzeihen, dass die ersten beiden Tage wie zähes Kaugummi klebten.

Mein Fazit:
Handwerklich meisterhaft und mit einem großartigen Stil, den der Autor leider lange für brutale Langeweile missbraucht

Veröffentlicht am 23.07.2018

Perfekt

Das Haus der Mädchen
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Zum Inhalt:

Leni vermisst ihre Zimmernachbarin, Freddy hat einen Mord beobachtet. Durch ihre jeweiligen Nachforschungen treffen sie aufeinander und geraten in Gefahr, denn das vermisste Mädchen war nicht ...

Zum Inhalt:

Leni vermisst ihre Zimmernachbarin, Freddy hat einen Mord beobachtet. Durch ihre jeweiligen Nachforschungen treffen sie aufeinander und geraten in Gefahr, denn das vermisste Mädchen war nicht das erste… und der Mörder hat Erfahrung…

Mein Eindruck:
So erzeugt man Freude bei der Leserschaft. Nicht nur ist die Geschichte gut durchdacht, die Personen liebevoll gezeichnet und das Setting interessant, zusätzlich baut der Autor an genau den richtigen Stellen Wendungen ein.
Aber der Reihe nach:
1.
Die Story
Abgesehen vom Hauptplot – verschwundene Mädchen werden von verschiedenen interessierten Parteien gesucht – bietet der Thriller viele Angriffspunkte der modernen Welt, ohne dass man sich als Leser in eine Denkrichtung motiviert oder manipuliert fühlt. Me too und fehlende Empathie werden zwar thematisiert, aber das erfolgt ohne erhobenen Zeigefinger eines moralinsauren Autors. In Zeiten von viel zu vielen Menschen, die meinen, die Weisheit der Welt mit den richtigen Löffeln gefressen zu haben und die diese Löffel jedem um die Ohren schlagen, der nicht genauso entrüstet brüllt, ist das eine wohltuende Art.

2.
Die Charaktere
Alle – Täter, Opfer, Polizisten und Beteiligte – haben ihr Päckchen zu tragen. Einige dieser Päckchen sind sogar ganz schön schwer. Trotzdem überheben sich die Figuren nicht daran und lassen vor allen Dingen den Lesern die Luft zum Atmen und die Freude an einer Krimihandlung, ohne komplett über das Leid der Welt in Tränen auszubrechen. Das macht die Figuren interessant und lesenswert und ihr Hintergrund ist zwar vielschichtig, aber nicht zum Gähnen politisch korrekt aufgesplittet.

3.
Die Schauplätze
Hamburg und dazu Hausboot, ein düsteres Verlies, eine Agentur, ein Fernsehset und ein exklusiver Club, - Herz, was begehrst du mehr?

Alles in allem eine gelungene Melange von allem, was das Krimiherz begehrt. Mit einem Schluss, der zu den differenzierten Charakteren passt.

Mein Fazit:
Eine absolute Leseempfehlung

Veröffentlicht am 17.07.2018

Ohne Zauber

Geister auf der Metropolitan Line
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Zum Inhalt:
In den Zügen der Metropolitan Line werden Geister gesichtet. Peter Grant und seine Teamkollegen von der Spezialabteilung der Londoner Polizei für solche Fälle werden alarmiert und gehen dem ...

Zum Inhalt:
In den Zügen der Metropolitan Line werden Geister gesichtet. Peter Grant und seine Teamkollegen von der Spezialabteilung der Londoner Polizei für solche Fälle werden alarmiert und gehen dem Spuk auf den Grund….

Mein Eindruck:
… der allerdings eher als Untiefe betitelt werden kann. Gut, bei so wenigen Seiten kann die Leserschaft kein Epos erwarten, eine schlüssige Story mit einigermaßen gut gezeichneten Charakteren allerdings schon. Vor allen Dingen auch deshalb, weil der Preis für den dürftigen Inhalt als unangemessen hoch bezeichnet werden muss.
Aber zurück zum Buch: Hier fehlt einfach alles. Auch wenn es sich um eine Reihe handelt, darf ein Leser, der mittendrin einsteigt, erwarten, dass er nicht komplett im Unklaren über Zusammenhänge oder auch nur darüber gelassen wird, ob er es mit einem „normalen“ Menschen oder einem wie auch immer gearteten Zauberer zu tun hat. Ähnlich verhält es sich mit dem „Fall“. Ist es anfangs noch so, dass die Geister in einer U-Bahn ihr Unwesen treiben und die Pendler beleidigen, sind sie plötzlich Botschafter einer Straftat und zum Schluss kommt alles noch einmal anders… Wirkt diese Schilderung konfus? Tja, dann gibt sie haargenau den Tenor des Buches wieder. Aneinandergereihte Versatzstücke, die vielleicht im Zettelkasten des Autors ihr Dasein fristeten, bis ihn die Idee packte, daraus eine bunte Collage ohne größeren Sinn und Verstand zu basteln.

Mein Fazit:
Falls man Fan von Peter Grant war, wird es schwierig, nach dem Lesen dieses Büchleins einer zu bleiben

Veröffentlicht am 08.07.2018

Ein dreckiges Spiel

Fake
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Zum Inhalt:
Die amerikanische Geisel Catherine Finch wird bei einem nicht autorisierten Drohnenangriff getötet. Da die Weltlage momentan höchst fragil ist, möchte der amerikanische Geheimdienst diesen ...

Zum Inhalt:
Die amerikanische Geisel Catherine Finch wird bei einem nicht autorisierten Drohnenangriff getötet. Da die Weltlage momentan höchst fragil ist, möchte der amerikanische Geheimdienst diesen Umstand unter den Teppich kehren und reaktiviert einen Agenten, der sich eigentlich schon in Rente befindet.
Aber es gibt auch andere Mächte. Mächte, die nicht wollen, dass die Friedensinitiative des Präsidenten Erfolg hat. Und diese Mächte versuchen alles, um den Tod Catherines zu beweisen. Mit allen Mitteln.

Mein Eindruck:
Wenn Rayburn etwas beherrscht, dann ist es Spannung zu erzeugen. Sein Buch ist in vier Abschnitte eingeteilt, deren einzelne Kapitel zumeist nur aus wenigen Seiten bestehen. Obwohl es eine Vielzahl von handelnden Personen gibt und die Kapitel fast immer einen Wechsel von Schauplatz und Charakteren beinhalten, verliert der Leser nicht den Überblick, sondern wird in einen schier atemlosen Strudel der Ereignisse hineingezogen. Das Stilmittel des Cliffhangers wird dabei ein um das andere Mal genutzt – aber nicht abgenutzt. Ganz im Gegenteil blättern sich die Seiten wie von selbst, da immer die Hoffnung auf den Fortlauf des gerade genossenen Erzählstranges in kürzester Zeit gegeben ist.
Bei den Charakteren hat mich jedoch gestört, dass vor allem das „böse“ Personal wirklich ohne jeden auch nur geringfügigen Zug von irgendetwas Positivem gezeichnet ist, hier sind es wahre Teufel in Menschengestalt. Bei den „guten“ Menschen gibt sich Rayburn differenzierter, trotzdem kann er mit diesen Figurentwürfen den Holzschnitt der anderen Charaktere nicht wirklich kompensieren.
Für seine Story hat der Autor entweder sehr gut recherchiert oder ist ein Meister der Täuschung seiner Leserschaft über diesen Umstand. Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, als ob Rayburn nur über ein fundiertes Halbwissen verfügt – egal, ob bei militärischen Rängen, geschichtlichen Zusammenhängen oder der beruflichen Fotografie.

Mein Fazit:
Spannend, zum Teil sehr traurig und mit unterschiedlicher Güte der Figuren