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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2018

Gut kombiniert

Der Mann, der nicht mitspielt
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Zum Inhalt:
Da seine Schauspielkünste im Hollywood der Zwanzigerjahre nicht besonders gefragt sind, verdingt sich der deutsche Hardy Engel als Privatdetektiv. Von der jungen und sehr hübschen Pepper wird ...

Zum Inhalt:
Da seine Schauspielkünste im Hollywood der Zwanzigerjahre nicht besonders gefragt sind, verdingt sich der deutsche Hardy Engel als Privatdetektiv. Von der jungen und sehr hübschen Pepper wird er auf Virginia Rappe angesetzt – ein Starlet, welches sich ein Zubrot durch Erpressungen verdient. Hardy findet Virginia auf einer Party des gefeierten Komikers Fatty Arbuckle, doch kurz danach ist sie tot, Fatty verdächtig und Hardy der Meinung, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und bringt sich und Pepper in tödliche Gefahr.


Mein Eindruck:
Geradezu meisterhaft verbindet Christoph Weigold einen überaus interessanten und bis jetzt nicht aufgeklärten wirklichen Fall und echte Berühmtheiten mit seiner Fantasie und der fiktionalen Figur des Hardy Engel. Diese geschickte Melange führt dazu, dass man sich außerhalb der Buchdeckel informiert und das Angebot der Aufklärung, die vom Autor geboten wird, gerne annimmt. Die Figuren sind lebensecht, ein Spiegel ihrer Zeit und – wie auch die Schauplätze – äußerst bildhaft beschrieben. So erscheinen die Charaktere und die Straßen von Hollywood und San Francisco sowie die Clubs mühelos vor dem geistigen Auge des Lesers. Der Protagonist ist kein Übermensch, er trägt Blessuren an Körper und Seele davon und wirkt damit umso glaubhafter. Die zynischen Züge der Figur werden gut durch die Kriegserfahrung und den Kampf mit den täglichen Gegebenheiten erklärt, trotzdem bewahrt sich Hardy einen gewissen Glauben an das Gute und Richtige in dem Sumpf, in dem er fast buchstäblich watet. Diese Vielschichtigkeit seines Personals und die Prominenz bescheren dem Leser einen vergnüglichen Blick durch das Schlüsselloch auf das Sündenbabel vor 100 Jahren. Glücklicherweise kann man Tote nicht verleumden – der Autor hätte sonst wohl einige neuzeitliche Klagen am Hals.
Die Geschichte ist gut durchstrukturiert, hat jedoch einige Längen, die man gerne verzeiht, da sie wenn auch nicht für die Kriminalgeschichte, so doch für die zeitliche Einordnung hilfreich sind.

Mein Fazit:
Diesem Detektiv schaut man gerne beim Ermitteln zu

5 Sterne

Veröffentlicht am 16.02.2018

Menschenhandel

In eisiger Nacht
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Zum Inhalt:
Zwölf Frauen erfrieren in einem Laster, da ihr Schleuser nicht an die automatische Kühlung gedacht hat. Max Wolfe beginnt mit seinen Recherchen in Chinatown, dem Fundort des Wagens. Bald muss ...

Zum Inhalt:
Zwölf Frauen erfrieren in einem Laster, da ihr Schleuser nicht an die automatische Kühlung gedacht hat. Max Wolfe beginnt mit seinen Recherchen in Chinatown, dem Fundort des Wagens. Bald muss er jedoch feststellen, dass das Krebsgeschwür des modernen Sklavenhandels nicht nur wuchert, sondern von heller Farbe ist.


Mein Eindruck:
Der Journalist Tony Parsons schreibt für die Boulevardpresse in Großbritannien – und das merkt man seinem Stil an. Auf den Punkt, schnörkellos und mit dem Ohr am Stammtisch der Welt sind seine Krimis eher reißerisch und blutig und die Schauplätze drastisch umschrieben. Die Charaktere zeichnen sich leider entweder durch eine gewisse Farblosigkeit aus (das Kollegium um Max Wolfe) oder sind absichtlich gegen den Strich gebürstet – so viele im Grunde ihres Herzens doch eigentlich ganz sympathische Kriminelle wie hier findet man wohl eher nicht im wahren Leben. Richtig Spaß machen der immer vorhandene, subtile Humor und der Protagonist, der das Herz am rechten Fleck hat, seine Handlungen und die seiner Behörde hinterfragt und gerne einmal politisch absolut unkorrekt denkt: Zum Beispiel halten er und seine Kollegen sich bei einer Schlägerei von verfeindeten Gangstergruppen heraus, anstatt sich selber durch ein Intervenieren in Gefahr zu bringen. Gut auch, dass Max privat wenigstens relativ glücklich ist, zwar ohne Frau, dafür mit kleiner Tochter, die jedoch für ihr Alter zu eloquent redet und handelt – das hätte der Autor besser regeln können.
Die Szenen sind gut ausgewogen zwischen privaten Teilen und Ermittlungen, eher stillen Momenten und Action und der Leser kann sich mitgenommen fühlen und kommt – wenn er sich aufmerksam verhält – auf die gleiche Lösung wie die Beamten; der bittere Moment zum Schluss ist ein Markenzeichen von Parsons-Krimis.

Mein Fazit:
Ein schlüssiger Aufbau, unkompliziert in Stil und Sprache, mit leichten Schwächen in den Charakteren, aber spannend

Veröffentlicht am 21.01.2018

Großartig

Tiefe Saat
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Zum Inhalt:
Peter Sander, geschieden, ein Sohn, ist BKA-Beamter und momentan an einigen Berliner Konvertiten interessiert. Diese könnten einen Anschlag auf eine durch den deutschen Verteidigungsminister ...

Zum Inhalt:
Peter Sander, geschieden, ein Sohn, ist BKA-Beamter und momentan an einigen Berliner Konvertiten interessiert. Diese könnten einen Anschlag auf eine durch den deutschen Verteidigungsminister Gehrke initiierte Konferenz planen. Sander kennt Gehrke aus mehreren Einsätzen als Personenschützer und versucht auch bei dieser Aufgabe wieder, sein Bestes zu geben. Doch dann muss er bemerken, dass der Feind wohl auch in den eigenen Reihen zu suchen ist, - und dieser Feind ist skrupellos.

Mein Eindruck:
Löffler hat von vorne bis hinten eine absolut spannende Geschichte geschrieben, bei der man nur hoffen kann, dass möglichst viel davon in den Bereich der Fiktion gehört. Dazu beinhaltet dieser Thriller alles, was man sich für einen rasanten Roman wünschen kann – Liebe, Geld, Verschwörungstheorien, interessante Schauplätze – und wirkt trotzdem weder überfrachtet noch hat man das Gefühl, dass diese Zutaten auf einer Liste abgehakt werden und deshalb nur eine kurze Erwähnung finden.
Die Einteilung in vier große Kapitel mit kleineren Abschnitten (immer jeweils einen Tag und einen Schauplatz umfassend) war absolut unnötig, da es bei diesem Buch keine Abgrenzung geben muss, in die man sein Lesezeichen legt. Einmal zur Hand genommen, macht es einem die Story unmöglich, es wieder aus derselben zu legen. Dafür sorgt ein brillanter Stil – prägnant und trotzdem beschreibend – ein Protagonist mit dem man sich identifizieren kann, und die Kunst, die Leser zu verwirren, ohne sie zu betrügen. Wie Sander tappt man ein ums andere Mal in die Falle, die Autor bzw. seine erdachten Figuren für den Beamten und die Leser bereithalten und wird von einer Auflösung überrascht, die gefällt und stimmig erklärt wird.

Mein Fazit:
Einfach nur klasse, ich freue mich auf das nächste Buch dieses Autors

Veröffentlicht am 21.01.2018

Spätfolgen

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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Zum Inhalt:
Vor zwanzig Jahren wurde die Leiche eines hübschen, jungen Mädchens gefunden, neben ihr eine Spieluhr. Jetzt nehmen sich zwei Reporter – Jan und Stefanie - des Falles an, der damals ungelöst ...

Zum Inhalt:
Vor zwanzig Jahren wurde die Leiche eines hübschen, jungen Mädchens gefunden, neben ihr eine Spieluhr. Jetzt nehmen sich zwei Reporter – Jan und Stefanie - des Falles an, der damals ungelöst blieb. Sie entdecken, dass viele Leute im Spiel waren, die ihr Vorgehen um dubiose Vorgänge im Sauerland lieber geheim halten wollen. Und damit ist nicht nur der Todesfall gemeint.

Mein Eindruck:
Linus Geschke bedient zwei Anforderungen eines Thrillers perfekt: Ein packendes Eingangsszenario und ein furioses Ende – möglichst mit Überraschungen für Ermittler und Leser. Uneingeschränkt gelingt ihm dieses, aber im Mittelteil – und zwar in einem sehr ausführlichen Mittelteil – widmet er sich für meinen Begriff viel zu sehr dem teilverkorksten Privatleben seines Protagonisten. Augenzwinkernd sieht er ihm zu, wenn sich Jan bis zum Filmriss zuschüttet und seinen kindlichen Sohn mit Regeln zum effektvollen Schlagen füttern lässt. Auch wenn man kein pädagogischer Weichspüler ist, - diese Szenen sollten doch zu einem Stirnrunzeln der geneigten Leserschaft führen. Glücklicherweise beweist der Autor ein besseres Händchen, wenn er sich mit dem Umfeld von Tat und Täter heutzutage und zu damaliger Zeit befasst. Beweggründe werden deutlich, die Charaktere gut herausgearbeitet und der Lokal- und Zeitkolorit anschaulich geschildert. Besser als die weibliche (theoretische) Hauptperson: Über Stefanie, genannt Mütze, erfährt man nicht viel mehr, als dass sie hübsch und dunkelblond ist, gut recherchieren kann und immer eine Kopfbedeckung trägt. Möglicherweise behält sich Geschke das für einen Folgeband vor, es wäre auf jeden Fall angenehmer, etwas über ihren Hintergrund zu erfahren, als wieder einem Saufgelage seitens ihres Kollegen beizuwohnen.

Mein Fazit:
Interessante Ausgangsposition, überraschendes Ende, wegen zu viel Privatkokolores und genretypischer Probleme (nur) drei Sterne

Veröffentlicht am 01.01.2018

Unerwartet gelungen

Die Erbin
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Zum Inhalt:
Die Welt der Hochfinanz ist ein Haifischbecken – in Schweden wie im Rest der Welt. Und der größte Hai ist David Hammar, ein Raubfisch, der auf den nächsten Happen einen besonderen Appetit hat. ...

Zum Inhalt:
Die Welt der Hochfinanz ist ein Haifischbecken – in Schweden wie im Rest der Welt. Und der größte Hai ist David Hammar, ein Raubfisch, der auf den nächsten Happen einen besonderen Appetit hat. Dafür gibt es nicht nur wirtschaftliche Gründe, David ist bei diesem Coup auf Rache aus – Rache an den de la Grips, die ihn und seine Familie vor Jahren tief verletzt haben. Eigentlich eine kühl kalkulierte Aktion, bei der durchaus Kollateralschäden in Kauf genommen werden, aber dann begegnet David Natalia de la Grip und sein wohl durchdachter Plan ist nicht mehr so einfach durchzuführen.

Mein Eindruck:
Der Klappentext klingt sehr klischeehaft: Bad Boy, Milliardär, mit dunklem Geheimnis, trifft traumhaft schöne Frau und natürlich ist da auch diese animalische Anziehungskraft, die diese all ihre keuschen Gedanken ad acta legen lässt und dann geht es nur noch um das eine – in wahnsinnig luxuriöser Umgebung mit vielen kultivierten, intelligenten, reichen und erfolgreichen Menschen. Ja, auch das ist „Die Erbin“, aber unerwarteter Weise auch einiges mehr. Die Autorin hat gut recherchiert und vermag, wirtschaftliche Zusammenhänge einfach, aber nicht trivial darzustellen. Ihre Charaktere haben Tiefe und werden facettenreich geschildert. Sie machen – bis auf die absolut starrsinnigen Fälle – eine Entwicklung durch und selbst die Unsympathen agieren folgerichtig und ihrer zum Teil jahrhundertelangen Konditionierung entsprechend. Da dem Buch eine hochspannende Geschichte um Macht und Geschäfte gleichberechtigt neben dem Liebesgesäusel und den damit einhergehenden fleischlichen Gelüsten zugrunde liegt, macht es zumeist Spaß, in dieser Story zu versinken. Nur im Mittelteil gibt es (für meinen Geschmack) ein wenig zu viel Matratzen-Akrobatik mit der Gefahr, das Buch entnervt zur Seite zu legen. Der gute Schreibstil bewahrt zum Glück vor diesem Fehler.
„Die Erbin“ ist der Start einer Trilogie, deshalb lässt die Autorin einige Fragen unbeantwortet. Diese sind jedoch unerheblich, so dass sich niemand gezwungen sehen muss, die folgenden Bände zu lesen. Sollte Ahrnstedt ihrem Stil treu blieben, ist es jedoch bestimmt nicht schade um die Investition.

Mein Fazit.
Wirtschaftswissenschaftler mit Gefühlen – es passieren Zeichen und Wunder
4 Sterne