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Veröffentlicht am 22.09.2018

Etikettenschwindel par excellence

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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Zum Inhalt:
Die Halbwaise Louisa wird bei der Familie Mitford als Kindermädchen angestellt und freundet sich insbesondere mit der ältesten Tochter Nancy an. Zeitgleich versucht Guy, ein Angestellter der ...

Zum Inhalt:
Die Halbwaise Louisa wird bei der Familie Mitford als Kindermädchen angestellt und freundet sich insbesondere mit der ältesten Tochter Nancy an. Zeitgleich versucht Guy, ein Angestellter der Bahnpolizei, in einem zu den Akten gelegten Mord an einer Krankenschwester Florence zu ermitteln. Dabei kreuzen sich seine Wege immer wieder mit denen Louisas, da es auch im Haus der Mitfords eine Verbindung zu Florence gibt.

Mein Eindruck:
Doch, das Buch weiß in Teilen zu gefallen. Ein gefälliger Stil, ausführliche Schilderungen des Lebens im Haushalt einer berühmten, englischen Upperclass-Familie kurz nach dem ersten Weltkrieg, dazu ein bisschen Kriegsgräuel und als Tüpfelchen eine Liebesgeschichte. Leider wird vom Cover und Klappentext etwas Anderes versprochen: Ein Kriminalfall, der sich hauptsächlich um Nancy Mitford dreht. Was man bekommt ist eine Beschreibung des Lebens einer Bediensteten, die zufällig bei Mitfords arbeitet, ebenso zufällig einem Polizeibeamten, der von einem Todesfall nicht lassen kann, in die Arme und ins Herz fällt und dann noch zufällig in Kontakt mit einem Verdächtigen in diesem Todesfall gerät. Das ist erstens sehr viel Zufall und zweitens in Teilen ganz schön langweilig, denn nichts interessiert einen Krimileser weniger, als die Applikationen am Mantel einer hochherrschaftlichen Jugendlichen – und mehr erfährt man über Nancy kaum. Stundenlang geht es um irgendwelche Gefühle, die unterdrückt werden müssen und Sätze, die nicht gesagt werden dürfen – hauptsächlich jedoch nicht von Nancy. Die anderen Mitford-Geschwister kommen nur als Namen vor, auch hier ist der Titel eben nicht Programm. Der Kriminalfall kommt zum Schluss noch einmal in Wallung, - die Spannung dazu eher nicht. Das tränendrüsige Happyend ist für einen schwülstigen Möchtegern-Krimi die Kirsche auf der Torte.

Mein Fazit:
Zu viel Gesellschaft, zu wenig Krimi und kaum „Mitford“

Veröffentlicht am 08.07.2018

Thriller ohne Thrill

Without You - Ohne jede Spur
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Zum Inhalt:
Die 17jährige Eva geht bei einem Sturm über Bord. Es wird zwar keine Leiche gefunden, dennoch geht eigentlich jeder davon aus, dass sie ertrunken ist. Die Ehe ihrer Eltern zerbricht fast an ...

Zum Inhalt:
Die 17jährige Eva geht bei einem Sturm über Bord. Es wird zwar keine Leiche gefunden, dennoch geht eigentlich jeder davon aus, dass sie ertrunken ist. Die Ehe ihrer Eltern zerbricht fast an dieser Tragödie. Nur ihre jüngere Schwester Faith glaubt an das Überleben Evas, - und sie hat recht: Der Einsiedler Billy hat Eva gefunden und wiederbelebt. Jetzt betrachtet er sie als persönlichen Besitz, denn die Stimme in seinem Kopf hat ihm diesen Fund vorhergesagt. Und seinen persönlichen Besitz gibt man nicht so einfach wieder her.

Mein Eindruck:
Sarginson hat ein sehr spannendes Ausgangsszenario für ihren Roman erschaffen: Ein verschwundenes Mädchen, ein seltsamer Mann mit Vergangenheit, eine Familie mit Geheimnissen, eine interessante Umgebung. Aber dann macht sie einfach so gar nichts aus ihrer Idee. Die Vergangenheit, die Geheimnisse, die Umgebung – alles ist nur sinnlose Ausstattung und keinesfalls Gerüst für die Story. Die ganze Zeit wartet der Mensch vor dem Buch auf einen Zusammenhang zwischen den düsteren Andeutungen, die im Buch gemacht werden – aber es gibt keinen. So wird man ein ums andere Mal enttäuscht, weil Figuren eingeführt werden, bedeutungsschwanger durch die Geschichte wabern, um dann sang- und klanglos wieder zu verschwinden. Ähnlich verhält es sich mit den Zeitsprüngen, die das Kennenlernen von Evas Eltern und die nähere Vergangenheit beinhalten. Alles ganz sympathisch und nett geschildert, für die Geschichte um die Entführung jedoch belanglos.
Die Idee, Evas und Faiths Sicht der Dinge jeweils in der ersten Person zu beschreiben, ist etwas Neues und hat mir gefallen, auch wenn es einiger Konzentration bedurfte. Hier zeigt die Autorin ihr Können, sich in die Gedanken von zwei unterschiedlich alten Mädchen einzufühlen.
Aber auch das kann über die riesigen Logiklöcher nicht hinwegtäuschen. Das größte ist, dass niemand auf der nahen Insel sucht. Aber dann wäre der Roman ja schon sehr früh zu Ende gewesen, - der Literaturwelt hätte das bestimmt nicht sonderlich große Schmerzen bereitet.

Mein Fazit:
Verschenkt, einzig das Einfühlungsvermögen Sarginsons rettet den zweiten Stern

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Handlung
Veröffentlicht am 11.05.2018

Hügellandschaft

Tödliche Provence (Hannah Richter 2)
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Zum Inhalt:
Da sich Hannah - eine Polizistin aus Köln - bei ihrem letzten Aufenthalt in Land und Leute verliebt hat, ist sie wieder in der Provence, - dieses Mal auf Urlaub. Als der Nachbar ihrer Freundin ...

Zum Inhalt:
Da sich Hannah - eine Polizistin aus Köln - bei ihrem letzten Aufenthalt in Land und Leute verliebt hat, ist sie wieder in der Provence, - dieses Mal auf Urlaub. Als der Nachbar ihrer Freundin Penelope tödlich verunglückt, stellt sich der vermeintliche Unfall als Mord heraus, dessen Spuren in der Vergangenheit liegen. Gedrängt von Penelope schaltet sich Hannah in die Ermittlungen ein.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi ist eine Hügellandschaft, er dümpelt zwischen gemäßigten Höhen und Tiefen hin und her. Die Höhen werden insbesondere dann erreicht, wenn die Liebe der Autorin zu der Provence sichtbar wird. Åslund vermag es, diese Zuneigung sehr anschaulich zu bebildern. Dafür setzt sie einige französische Vokabeln in ihre Unterhaltungen ein, was für einige Leser bestimmt inspirierend, für andere jedoch ärgerlich ist – abhängig davon, ob man über diese Vokabeln hinweg lesen kann oder sie in dem angehängten Glossar nachlesen müsste. Die Tiefen liegen für mich in dem verzweifelten Bemühen, politisch korrekt und auf der Höhe der Zeit zu schildern: Natürlich ist der gebotoxte, unsympathische Politiker von der Front National und die Damen im Polizeiapparat werden in hübscher „Me-Too“-Manie von ihren Vorgesetzten oder Kollegen herabgesetzt. Kurioserweise fügt die Autorin eine Passage mit einem höchst weiblich anmutenden Zickenkrieg ein, der die Intention der Gleichstellung völlig ad Absurdum führt.
Leider wird durch das Verzetteln in diesen unnötigen Rahmenbedingungen und vielem Privatgedöns (ja, ja – PROBLEME!!) der Platz für die Krimihandlung immer kleiner. Die Charaktere, die in diesen Bereich gehören, werden außerhalb von Äußerlichkeiten kaum beleuchtet, das Motiv der mordenden Person ist eher dürftig und die Lösung fällt fast vom Himmel. Der aber wenigstens das perfekte Farbenspiel liefert….

Mein Fazit:
Als Liebeserklärung an die Provence geeignet, als Krimi eher nicht

Veröffentlicht am 23.04.2018

Geld allein macht nicht glücklich....

Blumen des Todes
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... wie Archie nach seinem Millionengewinn merken muss.

Zum Inhalt:
Archie Wilson wird tot auf einem Friedhof aufgefunden, - mit einem Kreuz im Kopf und Blüten des Judasbaums in der Hand. Was war das ...

... wie Archie nach seinem Millionengewinn merken muss.

Zum Inhalt:
Archie Wilson wird tot auf einem Friedhof aufgefunden, - mit einem Kreuz im Kopf und Blüten des Judasbaums in der Hand. Was war das Motiv für den Mord: Das viele Geld oder doch etwas, das in Archies Vergangenheit zu suchen ist?

Mein Eindruck:
Es hätte so schön sein können. Lindsay hat eine gute Ausgangsposition für seinen Krimi geschaffen, die Beschreibungen von Plätzen und Stimmungen gelingen ihm und die Einführung der beiden Ermittler gestaltet er mit Wärme und Augenzwinkern. Doch nach einem wirklich fulminanten Beginn lässt die Güte des Romans immer weiter nach und nur an wenigen Stellen blitzt die Genialität des Beginns auf: Die Ermittlung gestaltet sich nicht zielgerichtet, sondern eher wie das Flügelschlagen auf dem Hühnerhof: Viel Getöse, großes Geschnatter, keinerlei Wirkung! Seine Figuren sind entweder schlecht gelaunt, unausstehlich, depressiv und/oder von der Situation überfordert - ein echter Sympathieträger ist an keiner Stelle zu finden. Insbesondere das Verhalten der Zeugen gegenüber den Ermittlern ist verstörend und unglaubwürdig: Alle erzählen Lügen und verhalten sich äußerst feindselig, obwohl bei den meisten keinerlei objektiver Grund für dieses Gebaren vorliegt.
Ein weiteres Manko ist das Augenmerk, das Lindsay auf sein Ermittler-Paar richtet: Wirkt die Aufschrift „Perreira und Bain“ noch gleichberechtigt, erfährt die Leserschaft über Bain so gut wie gar nichts, während Perreiras unkonventionelles Privatleben inklusive daraus resultierender Verwicklungen einen Raum einnimmt, der fast die Krimihandlung überstrahlt. Das sorgt für Verärgerung bei denjenigen, die sich eine spannende Mörderjagd versprochen haben und höchstens am Rande für die Sorgen und Nöte von Menschen Verständnis aufbringen, die diese sich höchst selbst eingebrockt haben.
Aber der Typ „Ermittler mit Problemen“ findet in vielen Büchern Verwendung, - warum stört das in „Blumen des Todes“ fast noch mehr als sonst? Weil es keinen roten Faden gibt, der die Kriminalgeschichte durchzieht. Es gibt viele Motive, viele Verdächtige, viele Spuren, die im Nichts versanden und – teilweise zu Unrecht - nicht mehr aufgegriffen werden; die Inkompetenz des Polizeiapparates schreit dabei zum Himmel… der grau ist… und wolkenverhangen…

Mein Fazit:
Guter Beginn mit schönen Ideen, die leider nicht weiterverfolgt werden

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Spannung
  • Stil
Veröffentlicht am 19.04.2018

Kein großer Wurf

Blutschatten
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Zum Inhalt:
Sunday Night lebt in einem selbst gewählten Exil, als sie die Bitte ihres Ziehvaters erreicht: Sie soll für eine sehr reiche alte Dame deren Enkelin suchen, welche vor einem Jahr spurlos verschwand, ...

Zum Inhalt:
Sunday Night lebt in einem selbst gewählten Exil, als sie die Bitte ihres Ziehvaters erreicht: Sie soll für eine sehr reiche alte Dame deren Enkelin suchen, welche vor einem Jahr spurlos verschwand, nachdem unter anderem ihre Mutter und ihr Bruder bei einem Bombenanschlag getötet wurden. Gestählt durch ihre Vergangenheit bei Militär und Polizei und mit ihrem Bruder an der Seite geht Sunday auf die Suche und sieht sich bald einem Netz von religiös motivierten Attentätern gegenüber, die vor nichts zurückschrecken, um ihr Ziel zu erreichen.

Mein Eindruck:
Unendlich cool oder unendlich blöd – Kathy Reichs ist keine Autorin für Zwischentöne, was ihre Figuren in diesem Krimi betrifft. Differenziert ist anders – hier fühlt man sich an einen Groschenroman erinnert. Mit einer sehr, sehr, sehr... also so etwas von gebrochener Heldin mit schwerer Kindheit, vernarbtem Gesicht und Seele, roten Haaren und perfekter Ausbildung als Killermaschine. Zwar absolut emotionslos gegenüber den Bösen, aber mit einem goldenen Herzen und immer einem Spruch auf den Lippen – den die Ich-Erzählerin Sunday in unnachahmlicher Weise den Lesern und ihren Gegenübern um die Ohren haut. Ansonsten wird viel observiert, geballert und geprügelt – und in aller Ausführlichkeit beschrieben; glücklicherweise hat unsere Heldin gutes Heilfleisch und eine noch bessere Kondition. Wenigstens verzichtet Frau Reich darauf, den Polizeiapparat als einen Haufen von Dumpfbacken darzustellen, - die Beamten müssen zwar natürlich von Sunday angeleitet werden, bestehen aber nicht aus drögen Paragraphenreitern, sondern sind offen für Hilfe von außen. Der einzige Pluspunkt des Buchs lässt sich in der Idee finden, die Anschläge vom 11. September für eine besondere Idee eines Privatkrieges zu verarbeiten.

Mein Fazit:
Der erste Thriller mit neuer Heldin – es darf auch gern der letzte sein.