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Veröffentlicht am 15.09.2016

Trist statt grün

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
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Zum Inhalt:
Emma ist Protestantin, geschieden und alleinerziehend und damit weit entfernt von dem, was im konservativen, katholischen Irland gerne gesehen wird. Durch ihr Können hat sie sich gegen alle ...

Zum Inhalt:
Emma ist Protestantin, geschieden und alleinerziehend und damit weit entfernt von dem, was im konservativen, katholischen Irland gerne gesehen wird. Durch ihr Können hat sie sich gegen alle Widerstände ihren Rang innerhalb der Polizei in Sligo erarbeitet. Als ein hoher protestantischer Geistlicher ermordet wird, muss sie dieses Können anwenden und sticht bei ihren Ermittlungen in einige Wespennester, die teilweise schon vor 40 Jahren gebaut wurden.

Mein Eindruck:
Der erste Fall für Emma sollte nicht ihr letzter sein, - falls sie nicht in der Zeit bis zu ihrem zweiten Buch wegen Tablettensucht suspendiert wird (ja, schon wieder ein/e Ermittler/in mit Problemen!!). Barbara Bierach hat sich viel Mühe gegeben, ein passendes Team mit ausbaufähigen Charakteren um die Polizistin herum aufzubauen. Die Hauptfiguren besitzen Ecken, Kanten und genügend Grautöne, um interessante und unerwartete Aktionen abzuliefern.
Der Mordfall ist spektakulär und auch in heutiger Zeit gut gewählt: Ein religiöses Umfeld, das wegen der gebotenen Political Correctness mit aller Vorsicht zu behandeln ist. Zur Not mit so viel Fingerspitzengefühl, dass die Ermittlungen behindert werden und in falsche Richtungen abdriften, um nur ja nicht jemandem auf die Füße zu steigen.
Gut gefallen die Reminiszenzen an die Vergangenheit, das bigotte Leben damals und der Schluss, wenn er auch wohl unglaubhaft ist.
Allerdings hätte ich mir mehr Differenziertheit in den Nebenfiguren gewünscht: Diese sind eindimensional gut oder schlecht, in der Kirche gibt es nur bösartige und machtgeile Menschen und die Frauen kuschen, - jetzt wie damals. Emma bildet zwar eine Ausnahme, kämpft dafür aber mit anderen Dämonen, - eine starke Frau sieht anders aus.

Fazit:
Ich wünsche mir den nächsten Fall nicht ganz so traurig, - schließlich ist Irland grün und nicht nur grau!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Großstadtmärchen

Der Junge, der Träume schenkte
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Zum Inhalt:
Christmas, ein armer Einwanderersohn aus Italien, rettet die wohlhabende Jüdin Ruth nach einer Vergewaltigung. Trotz des Standesunterschiedes verlieben sie sich ineinander, werden jedoch durch ...

Zum Inhalt:
Christmas, ein armer Einwanderersohn aus Italien, rettet die wohlhabende Jüdin Ruth nach einer Vergewaltigung. Trotz des Standesunterschiedes verlieben sie sich ineinander, werden jedoch durch den Wegzug Ruths aus New York nach Kalifornien getrennt. Aber obwohl beiderlei Lebenswege sehr unterschiedlich verlaufen, können sie sich nicht vergessen.

Mein Eindruck:
Bei dieser gekürzten Fassung der Geschichte ist der Sprecher das größte Pfund. Timmo Niesner weiß den Figuren im Dialog so viel Leben einzuhauchen, dass man verschiedene Leute zu sehen meint. Dazu gelingen ihm die erzählerischen Passagen auf eine Weise, die einem insbesondere bei den brutalen Szenen (und davon gibt es einige) das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Leider kann auch der hervorragende Sprecher nicht verhindern, dass das Hörbuch zum Schluss zu sehr beschnitten klingt. Nimmt es sich zu Beginn genügend Zeit, die Charaktere glaubhaft zu zeichnen, wirkt das Ende zu abrupt und lässt den Hörer leicht unbefriedigt zurück.
Diese Kritik ist damit ein Plädoyer für die ungekürzte Fassung oder das ganze Buch. Denn der Autor ist ein großer Könner, was das Einfühlungsvermögen in die unterschiedlichsten Personen mit den unterschiedlichsten Hintergründen an den unterschiedlichsten Schauplätzen anbelangt. Er vermag es genauso glaubhaft einen Kleinganoven zu betrachten, wie er sich in die Psyche einer vergewaltigten Frau findet oder das hektische Leben innerhalb der Medien schildert.
Luca di Fulvio bedient sich dabei eines ausschweifenden Erzählstils, ohne nervtötend zu werden. Von den mit einem feinen Humor und großer Seele ausgestatteten Teilen seiner Geschichte hätte ich gerne mehr gelesen, von den Gewaltszenen (egal wie glaubhaft) hätte es weniger sein dürfen.

Mein Fazit:
Viel Herz, welches leider durch eine zu große Schere teilamputiert wurde.

Mit Wohlwollen 4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Charactere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Recherche
  • Stimme
Veröffentlicht am 15.09.2016

Einzahl, nicht Mehrzahl

The Girls
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Zum Inhalt:
Evie Boyd ist unglücklich: Ihre Eltern sind frisch getrennt, der angebetete Junge wird Vater. Da sieht sie zufällig eine Gruppe etwas älterer Mädchen im Park, die Evie sofort faszinieren: ...

Zum Inhalt:
Evie Boyd ist unglücklich: Ihre Eltern sind frisch getrennt, der angebetete Junge wird Vater. Da sieht sie zufällig eine Gruppe etwas älterer Mädchen im Park, die Evie sofort faszinieren: Selbstbewusst, leicht abgerissen, leben diese in einer Art Hippie-Kommune zusammen mit einem charismatischen Führer namens Russell. Die 14jährige Evie ist hingerissen und lässt sich mit Leib und einem großen Teil ihrer Seele vereinnahmen.

Mein Eindruck:
Fälschlicherweise suggerieren Klappentext und Titel, dass es hauptsächlich um die jungen Frauen im Dunstkreis von Charles Manson geht, der hier als fiktive Person den Namen Russell trägt. Die Geschichte befasst sich jedoch vielmehr mit Evie, einem jungen Mädchen in einer schwierigen Phase, welche sich später als Frau in mittleren Jahren an die Zeit mit der Gruppe zurückerinnert. Mit diesem Wissen der erwachsenen Frau spielt der Roman und lässt seine Protagonistin abgeklärt, zuweilen distanziert und reif über ihr jüngeres Selbst erzählen und urteilen.
Die Selbstfindung des Teenagers weiß die Autorin in ihrem Debüt gekonnt in Szene zu setzen. Ihre Beschreibungen sind ausführlich und befassen sich oft mit Vergleichen, so dass die Lesenden eine gute Vorstellung von Evie und ihrer Umgebung bekommen. Aber eine Selbstfindung eines Teenagers habe ich ehrlicherweise mit meiner zugegebenermaßen voyeuristischen Grundeinstellung zu dem Buch nicht erwartet und bin deshalb insgesamt leicht enttäuscht. Die Hoffnung auf tiefere Einblicke, warum so viele junge Menschen dermaßen diesem grausamen und selbstgerechten Guru verfielen, blieb unerfüllt. Zwar zeigt sich Evies Götterverehrung, die anderen Mitglieder der Gruppe sind jedoch älter und man hätte - trotz aller Drogen - etwas mehr Verstand und Herz erwarten können.

Die Rahmenhandlung in "heutiger" Zeit war für mich verstörend und unglaubwürdig. Trotz ihrer großen Erfahrungen wirkt Evie immer noch verhuscht, die Episode um sie als erwachsene Frau, die sich mit ein paar Teenagern herumschlägt, ist eher Lückenfüller als dass es die Geschichte voranbringt oder Erklärungen für ihr damaliges Verhalten anbietet.

Ein großes Kompliment gebührt jedoch der Sprecherin, die beiden, junger wie alter Evie, Leben einhaucht.

Mein Fazit:
Eine wirklich sehr schön geschriebene und wortgewaltige Geschichte über Pubertät in den späten 60er-Jahren, leider wird die spannende Story, die für den Klappentext als Aufhänger dient, zu wenig gewürdigt.

3 Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Reiseweiber

Die Canterbury Schwestern
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Zum Inhalt:
Che – von ihrer Hippie-Mutter Diana nach Che Guevara benannt – führt ein bürgerliches Leben als Weinkritikerin mit Hund und Fernbeziehung. Als Ches Beziehung zerbricht und Diana stirbt, erteilt ...

Zum Inhalt:
Che – von ihrer Hippie-Mutter Diana nach Che Guevara benannt – führt ein bürgerliches Leben als Weinkritikerin mit Hund und Fernbeziehung. Als Ches Beziehung zerbricht und Diana stirbt, erteilt diese ihrer Tochter einen letzten Auftrag: Eine Pilgerreise nach Canterbury, um dort die Asche Dianas zu verstreuen. Che fliegt von Amerika nach Good Old England und schließt sich dort mehr oder weniger freiwillig einer Gruppe von einigen Amerikanerinnen und ihrer britischen Führerin an: den Reiseweibern.

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist in Teilen sehr gut gelungen, in anderen Teilen lässt es seine Leser jedoch irritiert zurück. Schön sind die englischen Landschaften und die inneren Kämpfe Ches beschrieben. Auch die von den Protagonistinnen auf der Wanderschaft erzählten Geschichten in der Geschichte wissen zu gefallen. Weniger gut sind jedoch diese Figuren selbst getroffen, - mehr als Alter und Kleidergröße ist kaum von ihnen zu erfahren und selbst wenn durch deren Erzählungen das Innerste nach außen gekehrt werden sollte, bleiben die Charaktere distanziert. Die Leser erhalten mehr eine Aufsicht als eine Einsicht. Möglicherweise hätte es der Story besser getan, wenn die Anzahl der Personen reduziert, ihre Diskussionen miteinander jedoch ausführlicher geschildert worden wären. Außerdem stören einige wirklich übertrieben dargestellte Vorkommnisse die Glaubwürdigkeit der Geschichte in Gänze. Vor allem die körperlichen Fähigkeiten, Schmerz und Krankheit zu ertragen und weiterzuwandern, als ob nichts passiert ist, fallen dabei ins Auge. Kurz vor Schluss wird eine Dramatik entwickelt, die überkonstruiert eine ruhige Geschichte völlig über den Haufen wirft. Das wirkt dann eher lächerlich, als dass echte Spannung aufkommt. Zum Ende schließt sich jedoch der Kreis mit einer sympathischen Idee.

Mein Fazit:
Ein gutes Grundkonzept, das für meinen Geschmack leider teilweise an der zu amerikanischen Bearbeitung kränkelt
3 Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gequälte Seelen

I Am Death. Der Totmacher (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 7)
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Zum Inhalt:
Schnell nach dem Auffinden der ersten Leiche und der folgenden Obduktion wird klar, dass sich das Team um Robert Hunter und Carlos Garcia mit einem Serienmörder befassen muss. Dieser weiß nicht ...

Zum Inhalt:
Schnell nach dem Auffinden der ersten Leiche und der folgenden Obduktion wird klar, dass sich das Team um Robert Hunter und Carlos Garcia mit einem Serienmörder befassen muss. Dieser weiß nicht nur die Grausamkeit im Umgang mit seinen Opfern zu steigern, sondern sucht dazu immer mehr die Nähe zu den Ermittlern. Als diese den Grund dafür erkennen, ist es für viele Frauen schon zu spät.

Mein Eindruck:
Schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt seines Buches zieht Chris Carter die Daumenschrauben an und lässt die Leser nicht mehr aus deren Würgegriff heraus. Man kann trefflich darüber streiten, ob die sadistischen Grausamkeiten des Täters so in allen Einzelheiten und voller Genuss geschildert werden müssen, eine gewisse Kunstfertigkeit und Fantasie ist dem Autor jedoch auf gar keinen Fall abzusprechen. Dazu wird eine Motivlage aufgebaut, die – wenn auch ganz bestimmt keine Sympathie – doch ein gewisses Verständnis für das Vorgehen des Täters weckt. Der Schreibstil Carters ist eingängig, das Einfühlungsvermögen in Polizisten, Opfer und Täter gerät dem Autor perfekt. Dadurch versinkt der Leser versinkt schnell und total in Geschichte, Blut und Körperteilen. Zudem gefällt der Humor – zumeist tiefschwarz eingefärbt – welcher nicht nur den ermittelnden Beamten, sondern auch den Personen außerhalb der Buchdeckel das Verdauen der Story erleichtert. Das Einzige, was mich stört, ist (Achtung Spoiler!) dass das Finale wie in amerikanischen Thrillern „üblich“ abläuft: Irgendjemand gerät zum Schluss in wahnsinnig große Gefahr, wir kurz vor seinem Tod noch einmal davor gerettet und die böse Person gestellt. Ein wenig Abwechslung von dieser Art des Showdowns wäre wünschenswert. Davon abgesehen ist „Der Totmacher“ wieder einmal spannende Unterhaltung aus dem Hause Carter.

Mein Fazit:
Böser Mensch, kluge Cops, viel Spannung
4 Sterne