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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2017

hatte mir mehr erwartet

Der Turm der toten Seelen
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Was macht ein suspendierter Polizist? Auf der faulen Haut liegen und Richtersendungen schauen jedenfalls nicht. Genau! Er ermittelt, den Mord an einer jungen Frau im Erdgeschoss seines Wohnhauses. Denn ...

Was macht ein suspendierter Polizist? Auf der faulen Haut liegen und Richtersendungen schauen jedenfalls nicht. Genau! Er ermittelt, den Mord an einer jungen Frau im Erdgeschoss seines Wohnhauses. Denn die Tote hat etwas in der Hand, das ihm sehr bekannt vorkommt.

In Christoffer Carlssons "Der Turm der toten Seelen" begleitet der Leser einen Polizisten, Leo Junker, bei (s)einem inoffiziellen Fall, der ihn mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Kann Leo ihn lösen oder wird er daran zerbrechen?

Die Geschichte hat keinen extrem spannenden Aufbau. Große Knalleffekte bleiben ebenfalls aus. Sie ist jedoch solide. Kein wackeliges Gerüst. Passabler Sprachstil. Kein Knallermotiv, dennoch plausibel und wohl durchdacht. Einzig der Buchtitel scheint falsch gewählt.

Veröffentlicht am 15.05.2017

eine unglaubliche biografie

Vom Saulus zum Paulus
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Ich bin durch eine Beckmann-Talkshow auf dieses Buch aufmerksam geworden, in der Johannes Kneifel zu Gast war. Leider ging es in der Runde vor allem darum, das Böse zu definieren, anstatt nach Lösungen ...

Ich bin durch eine Beckmann-Talkshow auf dieses Buch aufmerksam geworden, in der Johannes Kneifel zu Gast war. Leider ging es in der Runde vor allem darum, das Böse zu definieren, anstatt nach Lösungen zu suchen. Außer einem weiteren anwesenden Christen (Präses Nikolaus Schneider) schien tatsächlich niemand den Wandel des Buchautors für echt, ja überhaupt für möglich zu halten. Ich habe mir umgehend dieses Buch besorgt. Durch die Lektüre bin ich zu folgenden Schlüssen gelangt:
1. Der Wandel ist echt. Das Buch ist dermaßen intensiv, erschütternd und gleichzeitig hoffnungsfroh - so etwas kann keiner erfinden. Schon gar nicht, wer mehrere Jahre als Neonazi im Knast gesessen hat.
2. Es ist tatsächlich möglich, dass sich ein so hoffnungslos in eine Abwärtsspirale geratener Mensch ändert und wieder in die Gesellschaft eingliedert.
3. Das Buch hat mich in der Meinung bestärkt, dass nur eine radikale christliche Umwandlung dieses Wunder vollbringen kann.
Ich kann nur sagen: Lesen!

Veröffentlicht am 15.05.2017

toller schreibstil

Die Schöne aus dem Périgord
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Nachdem ich etwas Schwierigkeiten hatte, mich durch die ersten Seiten zu kämpfen, da ein Haufen von Personen eingeführt wurde, die ich weder kannte noch mir alle merken konnte, fand ich dann doch bald ...

Nachdem ich etwas Schwierigkeiten hatte, mich durch die ersten Seiten zu kämpfen, da ein Haufen von Personen eingeführt wurde, die ich weder kannte noch mir alle merken konnte, fand ich dann doch bald in diesen außergewöhnlichen poetischen und zunehmend spannenden Roman hinein. Allmählich wurde mir dann auch klar, dass ich es mit einer Fortsetzung zu tun hatte. Sicherlich macht es Sinn, den ersten Teil ("Der Fluss der Hoffnung" ), der, wie man hört, auch bereits verfilmt wurde, zuerst zu lesen, aber wie schon gesagt, man kam nach kurzer Zeit auch so gut in die Geschichte hinein. Die Beschreibungen der Schifffahrten auf der Dordogne sind atemberaubend schön und können meiner Meinung nach so nur von einem Autor verfasst worden sein, der den Fluss kennt und liebt. Darüberhinaus verdichtet sich die sehr realistisch vorstellbare Handlung immer mehr und lässt einen bis zum Schluss an den Lettern kleben. Trotz der beschriebenen Härten und Schicksalsschläge behält der Roman eine Leichtigkeit, die so wohl nur die Franzosen beherrschen - kurz, die Lektüre macht glücklich - jedenfalls mich, die sonst eher einen großen misstrauischen Bogen um historische Romane macht.
Die Übersetzung ist im Allgemeinen flüssig, ausdrucksstark und gelungen, stolpert allerdings in wenigen Einzelfällen über kleine Logikfallen.

Fazit: Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 09.05.2017

vielseitig und einfach nur wunderbar

Beim Griechen
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Hinter dem schlichten Titel verbirgt sich ein ungewöhnliches und spannendes Buch über Deutschland - und über seine Gäste. Der Autor schildert, wie sein Vater als Gastarbeiter nach Deutschland kam und eines ...

Hinter dem schlichten Titel verbirgt sich ein ungewöhnliches und spannendes Buch über Deutschland - und über seine Gäste. Der Autor schildert, wie sein Vater als Gastarbeiter nach Deutschland kam und eines der ersten griechischen Restaurants eröffnete, das sich schon bald großer Beliebtheit erfreute, nicht zuletzt, weil der Wirt nicht nur ein begnadeter Geschichtenerzähler war, sondern auch das Tagesgeschehen pointiert zu kommentieren wusste. Insofern tritt sein Sohn Alexandros mit der gekonnten Erzählweise dieses Buches würdig in die Fußtapfen seines Vaters. Wie virtuos Alexandros Stefanidis die aktuelle Politik mit der Familienchronik verquickt, ist meiner Meinung nach ganz große Literatur. Man erhält einen wunderbar kurzweiligen Abriss der jüngeren deutschen Vergangenheit und erfährt nebenbei, wie es sich wirklich anfühlt, als Ausländer in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Alexandros wuchs sozusagen im Restaurant auf und erlebte das politische und soziale Geschehen aus der Perspektive des Stammtisch-Chronisten. Die Schilderungen der Familiengeschichte sind humorvoll, tiefgreifend und anrührend. Am Ende hat man diese griechische Familie einfach nur gern. Ein ganz vielseitiges, wunderbares Buch!

Veröffentlicht am 09.05.2017

hatte mehr erwartet

Morgen kommt ein neuer Himmel
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Eine verstorbene Mutter zwingt ihre Tochter durch ein ungewöhnliches Testament, ihre Träume zu leben und noch einmal neu anzufangen. Soweit die Kurzfassung. Und so reizvoll die Themenstellung auch ist ...

Eine verstorbene Mutter zwingt ihre Tochter durch ein ungewöhnliches Testament, ihre Träume zu leben und noch einmal neu anzufangen. Soweit die Kurzfassung. Und so reizvoll die Themenstellung auch ist und mich zum Buchkauf animiert hat, so problematisch ist sie doch von Anfang an - mit welchem Recht eigentlich bestimmt hier ein Mensch über die Freiheit und Selbstbestimmung eines anderen? Die Antwort liefert das Buch postwendend: Deine Mutter kennt dich eben besser als du selbst, tut alles einzig aus selbstloser Liebe zu dir und darf dich daher auch demütigen und entmündigen, es ist nur zu deinem Besten. Mal ehrlich: Auf diese fragwürdige Formel reduziert, wird die charmante Geschichte schnell zur Farce, die Mutter zum Übergott. Für jede Eventualität hält die Tote ein erneutes Briefchen an ihre Tochter bereit, Tenor: ich wusste, dass du so reagieren wirst, aber so habe ich es mir nicht vorgestellt; du musst schon machen, was ich will. Ganz so kalt klingt es natürlich nicht im Roman, es gelingt der Autorin auf rätselhafte Weise, dem Leser von Anfang an zu überzeugen, dass diese geniale und fürsorgliche Mutter recht hat.

Liebe Mütter, macht das um Himmels willen nicht nach!!! Im wahren Leben könnt Ihr überhaupt nicht abschätzen, was für Überraschungen das Leben für Eure Töchter bereithält, welchen krummen oder gerade Verlauf ihr Leben weiterhin nehmen wird. Eins aber ist klar: wer im wahren Leben versucht, dermaßen lieber Gott zu spielen wie diese Frau, wird entweder seine Tochter in den endgültigen Wahnsinn treiben oder aber den Kontakt und den Einfluss auf sie für alle Zeiten verlieren.

Dabei ist ansonsten die psychologische Ausleuchtung der sensiblen und von Selbstzweifeln geplagten Protagonistin durchaus gelungen. Die Geschichte ist spannend geschrieben, voller überraschender Wendungen, so dass man am Ende des Kapitels meist nicht die Vernunft besitzt, den Deckel zuzuklappen, sondern gebannt weiterlesen möchte. Hat man sich erst einmal damit abgefunden, dass die inhaltliche Grundidee des Romans überaus fragwürdig ist, kann man der kurzweiligen Schreibweise von Frau Nelson Spielman durchaus etwas abgewinnen.

Nicht alle Dialoge sind von gleichbleibend genialer Qualität. Insgesamt aber ist der Schreibstil von Lori Nelson Spielman angenehm; ein paar Episoden fand ich ausgesprochen berührend, zum Beispiel, wie Brett am Thanksgiving-Tag, nachdem ihr Lebensgefährte sich urplötzlich aus dem Staub gemacht hat, nach anfänglicher Single-Depression ihren sorgsam bereiteten Truthahn einfach zu den Mädchen ins Frauenhaus bringt.

Dennoch habe ich mich nach gut zwei Dritteln entschieden, den Rest nicht mehr zu lesen, daher weiß ich nicht, ob Brett am Ende ihren Anwalt heiratet, den netten Psychater, oder vielleicht doch den Burberry-Man. Aber da eine Rezension ja nicht alles verraten soll, denke ich, der geneigte Leser kann mir meine Unwissenheit nachsehen.