Profilbild von milkysilvermoon

milkysilvermoon

Lesejury Star
offline

milkysilvermoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit milkysilvermoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2021

Ein tiefer Fall

Der Mauersegler
0

Prometheus, der eigentlich mit ersten Namen Marvin heißt, ist auf der Flucht vor der Polizei. Seit der Kindheit war er mit Jakob befreundet. Doch dann macht Prometheus einen schlimmen Fehler. Nun ist der ...

Prometheus, der eigentlich mit ersten Namen Marvin heißt, ist auf der Flucht vor der Polizei. Seit der Kindheit war er mit Jakob befreundet. Doch dann macht Prometheus einen schlimmen Fehler. Nun ist der Freund plötzlich tot und der Arzt versteckt sich in Dänemark.

„Der Mauersegler“ ist der zweite Roman von Jasmin Schreiber.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 13 Kapiteln, die wiederum in nummerierte Abschnitte unterteilt sind. Erzählt wird aus der Perspektive von Prometheus. Zum einen gibt es das aktuelle Geschehen, zum anderen immer wieder Rückblenden. Dieser Aufbau funktioniert prima.

Der Schreibstil ist eine der Stärken. Er ist poetisch, voller starker, frischer Bilder und eindringlich. Die Metapher des Mauerseglers wird mehrfach aufgegriffen.

Der Protagonist ist kein einfacher, durchweg liebenswerter Charakter, aber interessant ausgestaltet. Durch die inneren Widersprüche und seine Schwächen wirkt er authentisch und hat in psychologischer Sicht viel Tiefgang. Auch die übrigen Figuren werden reizvoll dargestellt.

Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Es geht um Tod und Trauer, Schuld und die Suche nach Vergebung, Krankheit und Verlust, Freundschaft und Familie. Das macht die Geschichte bewegend, ohne ins Kitschige abzudriften. Der Roman hat es außerdem geschafft, mich immer wieder zum Nachdenken anzuregen.

Auf nur etwas mehr als 230 Seiten entfaltet sich eine Geschichte, die vorwiegend auf Erinnerungen fußt und weniger von der Handlung in der Gegenwart vorangetrieben wird. Das Erzähltempo ist unaufgeregt. Dennoch kommt beim Lesen keinerlei Langeweile auf.

Besonders gut gefällt mir auch, dass das Cover von der Autorin selbst gezeichnet wurde. Es passt hervorragend zum prägnanten Titel.

Mein Fazit:
Auch mit ihrem zweiten Roman konnte mich Jasmin Schreiber überzeugen. „Der Mauersegler“ ist eine empfehlenswerte Lektüre, die mich in mehrfacher Hinsicht begeistert hat und wohl noch eine Weile nachwirken wird.

Veröffentlicht am 25.08.2021

Halali und Weidmannsheil

Das Spiel – Es geht um Dein Leben
0

Ein perfides Jagdspiel ist europaweit zugange, koordiniert über das Darknet. Die Opfer werden dabei - ohne es zu wissen - mit dem Tattoo eines Skorpions markiert, der nur unter UV-Licht sichtbar ist. Eine ...

Ein perfides Jagdspiel ist europaweit zugange, koordiniert über das Darknet. Die Opfer werden dabei - ohne es zu wissen - mit dem Tattoo eines Skorpions markiert, der nur unter UV-Licht sichtbar ist. Eine Joggerin ist eines der ersten Opfer. Auch die 17-jährige Schülerin Mavie von Nauenstein trägt ein solches Tattoo. Christian Brand (29) vom Einsatzkommando Corba und Inga Björk von Europol fangen an zu ermitteln. Sie ahnen noch nicht das Ausmaß der grausamen Mordserie…

„Das Spiel - Es geht um dein Leben“ ist das Thrillerdebüt von Jan Beck und der erste Band der Reihe um Brand und Björk.

Meine Meinung:
Der Thriller besteht aus 68 kurzen Kapiteln. Die Handlung umfasst vorwiegend sechs aufeinanderfolgende Tage. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge, jedoch mit mehreren Rückblenden zwischendurch. Zum Schluss gibt es darüber hinaus zwei Zeitsprünge. Einheitliche Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel machen die Orientierung leicht. Die Perspektive wechselt allerdings oft zwischen etlichen Personen hin und her, was ein aufmerksames Lesen bedingt. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und dank vieler Dialoge recht lebhaft. Etwas gestört hat mich, dass der Autor selbst die brutalsten Szenen mit vielen Details ausschmückt. Das wirkt effekthaschend und unnötig blutrünstig, da es wenig zum Spannungsaufbau beiträgt.

Die Vielzahl an Charakteren hat mich überrascht. Gut gefallen haben mir insbesondere die beiden ermittelnden Protagonisten. Sowohl Inga als auch Christian sind interessant und mit psychologischer Tiefe ausgestaltet. Zugleich machen sie einen authentischen und klischeefreien Eindruck. Auch die weiteren Figuren werden vielschichtig und glaubwürdig dargestellt.

Die Ursprungsidee des Thrillers finde ich originell und vielversprechend. Auch die Umsetzung hat mich nicht enttäuscht. Inhaltlich ist die Story zwar nichts für schwache Nerven, jedoch nicht zu platt.

Trotz der beinahe 500 Seiten bleibt der Thriller fast durchgängig kurzweilig und spannend. Es werden viele Fragen aufgeworfen, die zum Miträtseln einladen. Am Ende laufen die unterschiedlichen Handlungsstränge gekonnt zusammen. Die Auflösung ist komplex, dennoch schlüssig und nur in einem Punkt zu konstruiert. Mehrfach konnte mich die Geschichte überraschen.

Die Eule (?) auf dem Cover ist wohl reine Willkür, denn der Bezug erschließt sich mir überhaupt nicht. Der Titel ist dagegen passend.

Mein Fazit:
Mit „Das Spiel - Es geht um dein Leben“ ist Jan Beck ein lesenswerter Reihenauftakt gelungen, der Lust auf die weiteren Bände erzeugt. Der Thriller ist spannend und bietet überraschende Momente.

Veröffentlicht am 23.08.2021

Wenn die Leidenschaft verloren geht

Der Brand
0

Seit 29 Jahren schon sind Rahel Wunderlich und ihr Mann Peter verheiratet. Ihre Kinder Selma und Simon sind mittlerweile ausgezogen. Die 49-jährige Psychotherapeutin und der 55-jährige Uniprofessor schätzen ...

Seit 29 Jahren schon sind Rahel Wunderlich und ihr Mann Peter verheiratet. Ihre Kinder Selma und Simon sind mittlerweile ausgezogen. Die 49-jährige Psychotherapeutin und der 55-jährige Uniprofessor schätzen und achten einander noch immer. Aber die Stimmung zwischen den beiden ist seit Längerem angespannt. Und dann fällt auch noch der geplante Urlaub auf einer Wanderhütte aus. Stattdessen werden sie gebeten, sich drei Wochen lang um einen Hof in der Uckermark zu kümmern. Kann das gutgehen?

„Der Brand“ ist ein Roman von Daniela Krien.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die in nach den Wochentagen benannte Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird im Präsens in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Rahel. Die Handlung umfasst vorwiegend die drei Wochen in der Uckermark und spielt im Corona-Sommer 2020. Der Aufbau ist schlüssig und gut durchdacht.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman eindrucksvoll. Der Schreibstil ist bildstark und sehr atmosphärisch. Der Autorin versteht ihr Handwerk. Ihr gelingt es, mit wenigen Worten viel zu transportieren.

Die Ausgestaltung der Figuren ist für mich ein Manko des Romans. Im Fokus der Geschichte stehen Rahel und Peter. Die Protagonistin ist alles andere als sympathisch. Sie wirkt egoistisch, rücksichtslos und selbstgerecht. Ihre Gedanken und Gefühle kommen gut zum Ausdruck. Auch Peter ist kein ganz einfacher Charakter, war mir aber wesentlich näher. Die übrigen Personen werden ebenfalls mit psychologischer Tiefe und recht ambivalent dargestellt. Insbesondere die Hauptcharaktere fallen allerdings zu klischeehaft aus. Zudem verhält sich Rahel so, als wäre sie deutlich älter als 49.

Inhaltlich ist die Geschichte viel facettenreicher und komplexer als gedacht. Die ehelichen Probleme durchziehen zwar den gesamten Roman. Darüber hinaus gibt es aber eine Menge weiterer Themen wie das Älterwerden, Kindererziehung, Generationenkonflikte, Liebe und Leidenschaft, Ehebruch und gesellschaftliche Veränderungen. Einiges wird nur angerissen, anderes etwas vertieft. Ich wurde mehrfach zum Nachdenken angeregt. Die Pandemie wird ebenfalls thematisiert, spielt aber keine entscheidende Rolle.

Auf 270 Seiten bleibt das Erzähltempo gemächlich. Dennoch ist die Geschichte durchweg kurzweilig und unterhaltsam. Immer wieder blitzt außerdem ein Fünkchen Humor auf und lässt beim Lesen daher keine zu düstere Stimmung aufkommen.

Das Gemälde auf dem Cover ist zwar hübsch. Allerdings braucht es schon etwas Fantasie, um einen Bezug zum Inhalt zu erkennen. Der symbolträchtige Titel, den man unterschiedlich auslegen kann, erschließt sich eher.

Mein Fazit:
„Der Brand“ von Daniela Krien ist ein durchaus lesenswerter Roman, der vor allem auf sprachlicher Ebene überzeugen kann. Aufgrund kleinerer Schwächen wurden meine sehr hohen Erwartungen aber nicht in Gänze erfüllt.

Veröffentlicht am 19.08.2021

Auf dem Bethches-Hof

Wildtriebe
0

Der Bethches-Hof in Hausen (Hessen): Elisabeth, genannt Lisbeth, ist die Tradition sehr wichtig. Doch Schwiegertochter Marlies möchte nicht einfach nur Bäuerin sein, sondern sich selbst verwirklichen. ...

Der Bethches-Hof in Hausen (Hessen): Elisabeth, genannt Lisbeth, ist die Tradition sehr wichtig. Doch Schwiegertochter Marlies möchte nicht einfach nur Bäuerin sein, sondern sich selbst verwirklichen. Zwei Lebensmodelle prallen aufeinander. Kann Joanna, Marlies‘ Tochter und Lisbeths Enkelin, die beiden Frauen am Ende doch noch enger zusammenbringen?

„Wildtriebe“ ist der Debütroman von Ute Mank.

Meine Meinung:
Der Roman hat nicht die klassische Einteilung in Kapitel, sondern besteht aus kurzen Abschnitten. Die Handlung umfasst einige Jahre. Es gibt etliche Zeitsprünge. Ein etwas klarerer Aufbau wäre hilfreich gewesen.

Der unaufgeregte Schreibstil gefällt mir sehr. Er ist äußerst atmosphärisch, eindringlich und einfühlsam. Mit wenigen Worten gelingt es der Autorin, viel zu transportieren.

Drei Frauenfiguren stehen im Vordergrund der Geschichte: Lisbeth, Marlies und Joanna. Ihr Denken und Fühlen lässt sich hervorragend nachvollziehen. Die Protagonistinnen wirken sehr authentisch und sind gut ausgestaltet. Vor allem Marlies bietet eine Menge Identifikationspotenzial. Die Männer werden zwar auch realitätsnah dargestellt. Sie bleiben jedoch eher blass, was in diesem Fall nicht stört, weil die Geschichte den Fokus auf die Rolle der Frauen legt.

Thematisch geht es um das Leben auf dem Land und insbesondere um die Konflikte zwischen den Generationen. Träume, Ziele, Erwartungen - das sind drei Aspekte, die wiederholt aufkommen. Zwischenmenschliches und Schicksalsschläge machen den Roman berührend, ohne in den Kitsch abzudriften. Zugleich ist die Geschichte facettenreich und geht ausreichend in die Tiefe. Immer wieder regt sie zum Nachdenken über das eigene Leben an und konnte mich an einigen Punkten abholen.

Insgesamt ist es ein Roman der leisen Töne. Zwar passiert auf den rund 280 Seiten durchaus einiges. Das Erzähltempo ist jedoch eher ruhig, auf starke Dramatik wird verzichtet. Dennoch konnte mich die Geschichte durchweg fesseln.

Der knappe, aber passende Titel sowie das hübsche Cover sind ebenfalls sehr gelungen.

Mein Fazit:
„Wildtriebe“ von Ute Mank ist ein besonders lesenswerter Generationenroman, der mich mit seiner Authentizität und Sprache begeistern konnte. Eines meiner Lesehighlights 2021.

Veröffentlicht am 17.08.2021

Der Täter am Telefon

Eskalation
0

Nach einem Treffen mit ihrer Freundin Linda gerät Dina Martin in Not. Die 36-jährige Nageldesignerin wird in ihrem Kleinwagen auf der Autobahn von einem Mann bedroht. Mit seinem dunklen SUV treibt der ...

Nach einem Treffen mit ihrer Freundin Linda gerät Dina Martin in Not. Die 36-jährige Nageldesignerin wird in ihrem Kleinwagen auf der Autobahn von einem Mann bedroht. Mit seinem dunklen SUV treibt der Unbekannte die Frau per Telefon vor sich her. Um ihre Tochter Lydia zu beschützen, leistet die verängstigte Dina den Anweisungen Folge. Doch was will der Fremde von ihr? Und wird sie sich noch vor ihm retten können?

„Eskalation“ ist der erste Spannungsroman von Nora Benrath.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 84 kurzen Kapiteln. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Tage. Das letzte Kapitel ist vier Monate später angesiedelt. Einheitliche Zeitangaben erleichtern die Orientierung. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Sprachlich ist der Thriller recht einfach gehalten und wenig variantenreich. Eingefügt sind Zeitungsartikel und Nachrichten.

Überrascht hat mich das breite Spektrum an Figuren. Neben Dina gibt es weitere Protagonistinnen und Protagonisten, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Die Hauptcharaktere wirken authentisch, ihre Gedanken sind nachvollziehbar. Dennoch bleibt genügend Distanz zu den Figuren, um miträtseln zu können, wer von ihnen verdächtig sein könnte.

Auf den etwas mehr als 300 Seiten flacht die Spannung zwischenzeitlich nur kurz ab. Die Autorin legt mehrere falsche Fährten mit interessanten Ansätzen. Erst im letzten Drittel des Buches hat sich für mich herauskristallisiert, wer die Taten verübt hat. Aber auch dann konnte mich die Geschichte noch überraschen. Das Motiv ist ungewöhnlich und schlüssig zugleich. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Hintergründe der Taten psychologisch gut analysiert und erklärt werden.

Der Thriller sensibilisiert dafür, umsichtig mit den eigenen Kontaktdaten umzugehen, und zeigt auf, wie leicht man zum Opfer werden kann. Eine wichtige Botschaft. Inhaltlich schöpft die Geschichte ihr gesamtes Potenzial allerdings nicht aus. So hätte die anfängliche Verfolgungsfahrt besser ausgebaut werden können. Realitätsfern erscheint mir ein nachlässiges Verhalten, das gleich zwei Personen unabhängig voneinander an den Tag legen. Für meinen Geschmack hätte außerdem etwas weniger Brutalität der Geschichte gutgetan.

Das stimmungsvolle Cover passt nicht nur hervorragend zum Inhalt, sondern hebt sich auch von der Optik anderer Bücher des Genres positiv ab. Der knappe Titel ist treffend formuliert.

Mein Fazit:
„Eskalation“ von Nora Benrath ist ein spannender Psychothriller mit einer schlüssigen Story und authentischen Charakteren. Trotz kleinerer Schwächen hat mich die Lektüre gut unterhalten.