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Veröffentlicht am 02.10.2023

Das Leben ausmisten

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Wie geht es weiter, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Sie, Anfang 50 und Autorin, steht nun vor der Situation, die bisherige Wohnung räumen zu müssen, und mistet dabei auch ihr Leben aus.

„Eine vollständige ...

Wie geht es weiter, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Sie, Anfang 50 und Autorin, steht nun vor der Situation, die bisherige Wohnung räumen zu müssen, und mistet dabei auch ihr Leben aus.

„Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ ist ein Roman von Doris Knecht.

Meine Meinung:
Der Roman umfasst zahlreiche, sehr kurze Kapitel. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht der namenlosen Protagonistin, chronologisch, jedoch mit diversen Rückblenden.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman überzeugt. Der Schreibstil ist unaufgeregt, aber atmosphärisch. Mal ist der Erzählton melancholisch, mal selbstironisch.

Die Protagonistin wirkt lebensnah. Ihre Ambivalenz und Widersprüchlichkeiten machen sie zu einem interessanten und sehr menschlich erscheinenden Charakter. Obgleich man ihre Gedanken und Gefühle scheinbar ungefiltert erfährt, blieb mir die Protagonistin zum Teil ein bisschen fremd.

Inhaltlich verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Autofiktion ein wenig. Aufgeworfen wird die Frage, wie subjektiv und unverfälscht die eigenen Erinnerungen sein können. Es geht aber auch ums Altern, Loslassen, Verluste, Veränderungen, Mutterschaft und einiges mehr. Um Tabuthemen, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, wird ebenfalls kein Bogen gemacht.

Während ich mich in den ersten Kapiteln noch prima unterhalten gefühlt habe, hat mich der Roman zunehmend verloren. Auf den knapp 240 Seiten häuften sich im weiteren Verlauf die Passagen, die ich als langatmig oder zu banal empfunden habe.

Der paradox anmutende Titel des Romans gefällt mir sehr gut. Das Cover passt zwar nicht schlecht, spricht mich leider jedoch gar nicht an.

Mein Fazit:
Mit „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ hat Doris Knecht einen durchaus lesenswerten Roman geschrieben, der mich allerdings nicht in allen Punkten komplett überzeugt hat.

Veröffentlicht am 20.09.2023

Protokoll einer digitalen Asketin

Zeiten der Langeweile
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Mila ist Anfang 30 und macht sich Sorgen darum, zu viele Spuren in der digitalen Welt zu hinterlassen. Sie beginnt einen immer radikaleren Versuch, dem Internet zu entkommen und zu verschwinden. Doch dieses ...

Mila ist Anfang 30 und macht sich Sorgen darum, zu viele Spuren in der digitalen Welt zu hinterlassen. Sie beginnt einen immer radikaleren Versuch, dem Internet zu entkommen und zu verschwinden. Doch dieses Bestreben bringt auch Nachteile mit sich…

„Zeiten der Langeweile“ ist der Debütroman von Jenifer Becker.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in drei Teile, die wiederum aus mehreren Abschnitten bestehen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mila.

Die Sprache ist modern, aber nicht zu salopp. Der Schreibstil ist gleichzeitig anschaulich und gut lesbar.

Mila ist die Protagonistin der Geschichte. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich zwar sehr gut verfolgen, erscheinen mir aber nicht immer komplett schlüssig. Sie und die übrigen Figuren wirken jedoch nicht sehr überzogen.

Inhaltlich steht der Digital Detox im Mittelpunkt, also ein aktuelles Thema. Die digitale Enthaltsamkeit als konsequentes Experiment wird auf sämtlichen Ebenen durchgespielt. Wie gläsern sind wir bereits? Wie abhängig sind wir vom Internet? Über diese und ähnliche Fragen nachzudenken, dazu regt die Lektüre an. Zugleich ist sie ein Porträt einer typischen Frau Anfang 30 in der heutigen Gesellschaft.

Auf den etwas mehr als 200 Seiten hat der Roman nur wenige Längen. Die Handlung ist nur in Teilen vorhersehbar.

Das Cover, das ein Gemälde eines kanadischen Künstlers zeigt, gefällt mir sehr. Auch der Titel passt nach meiner Ansicht prima.

Mein Fazit:
Beim Debüt von Jenifer Becker handelt es sich um einen lesenswerten Roman. An „Zeiten der Langeweile“ haben mich nur kleinere Kritikpunkte gestört.

Veröffentlicht am 14.09.2023

Was wächst und nicht mehr wächst

Hinter der Hecke die Welt
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Pina und Lobo, die beiden Kinder des kleinen Dorfes, wachsen nicht mehr. Während die anderen dies mit Sorge beobachten, ist Dora, Pinas Mutter, als Forscherin in der Arktis. Dort sieht sie, wie das Eis ...

Pina und Lobo, die beiden Kinder des kleinen Dorfes, wachsen nicht mehr. Während die anderen dies mit Sorge beobachten, ist Dora, Pinas Mutter, als Forscherin in der Arktis. Dort sieht sie, wie das Eis schmilzt.

„Hinter der Hecke die Welt“ ist ein Roman von Gianna Molinari.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 25 Kapiteln, die von mehreren Zwischenkapiteln unterbrochen werden. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und mit zwei Handlungssträngen. Skizzenhafte Zeichnungen ergänzen den Text.

Der Schreibstil ist atmosphärisch und eindringlich, die Sprache oft metaphorisch und poetisch. Das Erzähltempo ist sehr ruhig.

Die Figuren wirken durchaus lebensnah. Dennoch blieben mir die Charaktere fremd. Es fiel mir schwer, einen Zugang zu ihnen zu finden.

In thematischer Hinsicht ist die Geschichte sehr aktuell. Es geht unter anderem um den Klimawandel - mal auf sehr direkte, mal auf weniger direkte Weise. Mit den surrealen Elementen hatte ich jedoch Probleme.

Auf den rund 200 Seiten kommt die Handlung nicht so recht in Gang. Einige Passagen empfand ich dennoch als interessant, andere hingegen als langatmig.

Das Cover mit den stilisierten Blättern wirkt künstlerisch und gleichzeitig recht abstrakt, was mir jedoch gut gefällt. Der metaphorische Titel ist ebenfalls nicht die schlechteste Wahl.

Mein Fazit:
„Hinter der Hecke die Welt“ von Gianna Molinari ist ein besonderer Roman, der mich mit seiner ungewöhnlichen Art sowohl fasziniert als auch unangenehm irritiert hat. Eine Geschichte, die ihr volles Potenzial leider nicht ausschöpft.

Veröffentlicht am 09.09.2023

Keine vergnügliche Auszeit

Sommerwasser
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Es ist Urlaubszeit, doch in einer Ansammlung von Ferienhäusern an einem schottischen See herrscht Dauerregen. Zwölf Personen halten sich hier mit ihren Familien auf. Eine Mutter und ihre Tochter erregen ...

Es ist Urlaubszeit, doch in einer Ansammlung von Ferienhäusern an einem schottischen See herrscht Dauerregen. Zwölf Personen halten sich hier mit ihren Familien auf. Eine Mutter und ihre Tochter erregen besonders Aufmerksamkeit.

„Sommerwasser“ ist ein Roman von Sarah Moss.

Meine Meinung:
Der Roman setzt sich aus 12 Kapiteln zusammen, die sich mit ebenso vielen kurzen Zwischenkapiteln abwechseln. Erzählt wird im Präsens aus der Perspektive unterschiedlicher Personen. Die Handlung erstreckt sich im Wesentlichen über 24 Stunden. Der Aufbau ist komplexer und geschickter konstruiert, als es auf Anhieb erscheinen mag.

Der Schreibstil ist sehr atmosphärisch. Die Sprache ist zum Teil bildstark und eindringlich. Gut gefallen hat mir auch, dass bei den verschiedenen Perspektiven sprachlich differenziert wird.

Die Charaktere wirken lebensnah und verfügen über psychologische Tiefe. Ihre Innenwelt, die viel Raum erhält, wird sehr gut deutlich. Mit wenigen Beschreibungen werden die Figuren hinreichend intensiv dargestellt.

Inhaltlich ist der Roman vielschichtig, aber auch recht düster. Es geht um zwischenmenschliche Probleme und Konflikte, um menschliche Abgründe.

Trotz der nur knapp 200 Seiten habe ich den Roman stellenweise als langatmig empfunden. Erst im letzten Drittel konnte mich die Geschichte richtig fesseln. Darin spielt die Autorin ihr schriftstellerisches Können aus und überrascht mit einem furiosen Finale, bei dem sich die Zusammenhänge und raffinierten Verbindungen offenbaren.

Der deutsche Titel ist eine wortgetreue Übersetzung aus dem Original („Summerwater“). Auch das stimmungsvolle, aber unaufgeregte Cover gefällt mir.

Mein Fazit:
„Sommerwasser“ von Sarah Moss ist ein ungewöhnlicher und anspruchsvoller Roman, der einiges zu bieten hat, leider jedoch erst recht spät zündet.

Veröffentlicht am 22.08.2023

Ein Einstieg ins Marvel-Universum

Marvel: Das große Geschichtenbuch
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Ob Iron Man, Hulk oder Thor: Die Superhelden aus dem Marvel-Universum müssen schwierige Herausforderungen bestehen und die Welt vor dem Bösen retten.

„Marvel - Das große Geschichtenbuch“ ist ein Kinderbuch ...

Ob Iron Man, Hulk oder Thor: Die Superhelden aus dem Marvel-Universum müssen schwierige Herausforderungen bestehen und die Welt vor dem Bösen retten.

„Marvel - Das große Geschichtenbuch“ ist ein Kinderbuch zum Vorlesen und selbst Lesen, das ab dem Alter von fünf Jahren geeignet sein soll.

Meine Meinung:
Das Buch enthält 40 Kapitel, die jeweils eine Geschichte umfassen. Sie sind mehr als 20 Figuren zugeordnet. Diese sind farblich voneinander abgegrenzt, was die Auffindbarkeit und Zuordnung erleichtert.

Auf jeder Seite findet sich mindestens eine Illustration, oftmals mehrere. Sie sind im typischen Comicstil, jedoch ohne Sprechblasen gestaltet. Trotz der größeren Textanteile erinnert die Gestaltung insgesamt leicht an einen Comic. Etwas schade finde ich, dass unklar bleibt, von wem die Illustrationen und die Texte stammen.

Die Texte bestehen aus einer einfachen Syntax, ideal für das Alter. Einige Wörter wie „Photon“ sind allerdings zu speziell für Vor- und Grundschüler. Ohne zusätzliche Erklärungen von Erwachsenen dürfte das Buch junge Kinder überfordern.

Aus inhaltlicher Sicht ist das mehr als 250 Seiten umfassende Buch sehr umfangreich. Es werden viele Superhelden und Bösewichte abgedeckt. Die Abenteuer sind spannend und vielfältig. Es ist für unterschiedliche Geschmäcker etwas dabei. Die Länge der Kapitel ist genau richtig, um die Aufmerksamkeit der Kinder nicht zu überstrapazieren.

Negativ ist mir aufgefallen, dass die Geschichten ein gewisses Vorwissen erfordern. Zwar wird auf die Hintergründe der Helden eingegangen. Einige andere Zusammenhänge bleiben allerdings etwas diffus. Für Vor- und Grundschulkinder empfinde ich die Geschichten außerdem als zu gewalttätig und brutal.

Das Cover und der Titel passen gut zum Thema.

Mein Fazit:
„Marvel - Das große Geschichtenbuch“ ist ein gelungenes Einstiegswerk, um die Superhelden zu entdecken. Für Vorschüler und Erstklässler halte ich die Lektüre jedoch noch nicht geeignet.