Cover-Bild Hinter der Hecke die Welt
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 12.09.2023
  • ISBN: 9783351041731
Gianna Molinari

Hinter der Hecke die Welt

Roman

Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden. Deshalb trifft es Maßnahmen: Die bei den Touristinnen und Touristen beliebte Hecke wird gehegt und gepflegt, der Stand der Dorfkasse wird regelmäßig überprüft. Vor allem aber kümmert man sich um Pina und Lobo, denn die Kinder sind die Zukunft des Dorfes. Doch Pina und Lobo wachsen schon lange nicht mehr. Während das Dorf auf die Wachstumsschübe der Kinder wartet, beobachtet Pinas Mutter in der Arktis, wie das Eis schmilzt und Grenzen sich verschieben.
Nach ihrem gefeierten Debüt legt Gianna Molinari erneut ein eindrucksvolles Porträt über die wechselseitige Durchdringung von Natur und Kultur vor, einen Roman, der unsere Vorstellungen von Wachstum und Stillstand hinterfragt und dabei ebenso viel poetische wie politische Kraft entfaltet. 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2024

Unsicherheit der Zukunft

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Gianna Molinari entführt die Leser in "Hinter der Hecke die Welt" in ein Dorf, das von der Furcht vor dem Verschwinden geprägt ist. Inmitten von Touristenattraktionen und dem sorgsamen Umgang mit der Dorfkasse ...

Gianna Molinari entführt die Leser in "Hinter der Hecke die Welt" in ein Dorf, das von der Furcht vor dem Verschwinden geprägt ist. Inmitten von Touristenattraktionen und dem sorgsamen Umgang mit der Dorfkasse wird die Aufmerksamkeit vor allem auf Pina und Lobo gelenkt – die Kinder, die als Hoffnungsträger für die Zukunft des Dorfes gelten. Doch die Kinder wachsen nicht, und ihre scheinbare Stagnation wirft einen Schatten auf die Gemeinschaft.

Molinari gelingt es, eine faszinierende und metaphorisch aufgeladene Erzählung zu schaffen. Die Hecke als Symbol der Begrenzung und Pflege wird geschickt in die Handlung eingebunden und spiegelt die Ambivalenz zwischen Bewahrung und Wandel wider. Die Dorfgemeinschaft, die auf das Wachstum der Kinder wartet, erfährt eine subtile Desillusionierung, die zugleich eine gesellschaftliche Metapher darstellt.

Pinas Mutter, die in der Arktis das Schmelzen des Eises beobachtet, fügt der Geschichte eine globale Dimension hinzu. Die Verschiebung von Grenzen und die Auswirkungen des Klimawandels bilden eine eindringliche Kulisse für die Lokalgeschichte des Dorfes. Molinari webt geschickt die persönlichen Geschichten der Charaktere mit den größeren gesellschaftlichen Herausforderungen zusammen.

Die Sprache in "Hinter der Hecke die Welt" ist poetisch und einfühlsam. Molinari vermittelt eine düstere Atmosphäre, die von einer latenten Unruhe und Unsicherheit durchzogen ist. Die Charaktere, insbesondere Pina und Lobo, werden lebendig und vielschichtig dargestellt, was den Leser dazu bringt, sich mit ihren Erfahrungen und Emotionen zu identifizieren.

Gianna Molinari präsentiert mit diesem Roman eine tiefgründige und nuancierte Erzählung, die über die Handlungsebene hinausgeht und komplexe Themen wie Umweltveränderungen und die Unsicherheit der Zukunft berührt. "Hinter der Hecke die Welt" ist nicht nur ein Dorfroman, sondern auch eine Reflexion über die globalen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen. Molinari zeigt eindrucksvoll, wie Literatur dazu in der Lage ist, lokale Geschichten mit globalen Themen zu verbinden und dabei den Leser zum Nachdenken anzuregen.

Veröffentlicht am 26.10.2023

einzigartig

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Das Buch "Hinter der Hecke die Welt" von Gianna Molinari hat mich aufgrund seiner eigenwilligen Herangehensweise und des poetischen Stils beeindruckt. Die Autorin behandelt das ernste Thema des Klimawandels ...

Das Buch "Hinter der Hecke die Welt" von Gianna Molinari hat mich aufgrund seiner eigenwilligen Herangehensweise und des poetischen Stils beeindruckt. Die Autorin behandelt das ernste Thema des Klimawandels und der Vergänglichkeit auf unkonventionelle Weise, indem sie zwischen der Arktis und einem kleinen Dorf wechselt, in dem eine riesige Hecke im Mittelpunkt steht. Die Metaphern und die subtile Erzählweise machen die Geschichte einzigartig und regen zum Nachdenken an.

Die abwechselnden Perspektiven und die kurzen Kapitel trugen dazu bei, dass ich das Buch schnell durchlesen konnte, da die Struktur die Spannung aufrechterhielt. Das Fehlen eines klaren roten Fadens hat mich nicht gestört, da es zur beabsichtigten Distanziertheit und Unvorhersehbarkeit der Geschichte beitrug.

Die Autorin präsentiert die Trostlosigkeit, die mit dem Klimawandel einhergeht, auf eine eindringliche Weise, ohne belehrend zu wirken. Die poetische Sprache und die Verknüpfung von Fakten und magischen Elementen haben mich tief berührt. Die Geschichte hat mich nachdenklich gestimmt und noch lange nach dem Lesen beschäftigt.

Insgesamt empfand ich "Hinter der Hecke die Welt" als ein literarisches Werk, das Mut erfordert, sich auf eine unkonventionelle Erzählweise einzulassen. Es behandelt wichtige Themen auf eine einzigartige und kreative Weise, und ich schätze die Eigenständigkeit dieses Buches. Für Leser:innen, die nach einem Buch suchen, das den Klimawandel aus einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet, und die bereit sind, sich auf eine metaphorische und poetische Reise einzulassen, kann ich dieses Werk definitiv empfehlen.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Kraftvoll

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Von Pina und Lobo hängt das Dorf ab, denn ihr Wachstum ist das Wachstum des Dorfes. Doch sie wachsen nicht und das Dorf verschwindet. Währenddessen zeigen sich Dora in der Arktis die Auswirkungen der Menschheit ...

Von Pina und Lobo hängt das Dorf ab, denn ihr Wachstum ist das Wachstum des Dorfes. Doch sie wachsen nicht und das Dorf verschwindet. Währenddessen zeigen sich Dora in der Arktis die Auswirkungen der Menschheit auf die Umwelt sehr deutlich.
Gianna Molinari schafft es auf poetische Art das Wirken des Menschen sehr deutlich zu machen. Es geht um Wachstum, Stillstand, Bedeutsamkeit. Ihre Botschaft ist klar. Die Welt ist Müllhalde der Zivilisation und die Zivilisation wird von der Welt ausgelöscht.
Das Dorf, in dem Pina und Lobo leben, wird immer ein Stück mehr ausgelöscht, es löscht sich selber aus. Und jedes noch so große Klammern an Bedeutsamkeit für die Gesellschaft oder die Welt führt zu nichts.
Das Meer dagegen ist endlos weit und der Mensch ihm unterlegen. Dora ist fasziniert davon. Ihre Faszination wird spürbar. Was auch rüber kommt ist Wut und Entsetzen, obwohl die Charaktere dies nicht deutlich ausdrücken. Wut und Entsetzen über das Wirken des Menschen, Scham über dessen dumme Besitzansprüche und das Streben nach Herrschaft.
Die Autorin schafft durch Wiederholungen Aussagen zu verstärken und diese gleichzeitig infrage zu stellen. Das Motiv "euer Wachstum ist unser Wachstum" hat eine große Kraft. Gleichzeitig hat die Autorin eine sehr ruhige und fließende Erzählweise, die gerade durch die leisen Töne sehr eindrücklich wird. Was sie mit den handgezeichneten Bilder sagen wollte, ist mir dagegen nicht klar geworden. Sicher etwas Bedeutsames. Denn in diesem vielschichtigen Buch ist alles von Bedeutung.
Die Botschaft ist hart. Wären die Kapitel nicht so kurz und die Szenen nicht so sehr abwechslungsreich, würde diese Botschaft sicherlich erdrücken. So ließ sich die Geschichte zügig lesen.
Dies ist eine Geschichte, mit einer prägnanten Botschaft und viel Wut, die mit viel Feingefühl erzählt wird.

Veröffentlicht am 07.09.2023

Moderne Parabel

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Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden und legt sich Strategien zurecht, das Verschwinden aufzuhalten. Das Pflegen der großen Hecke, das Erhalten des Leerstandes, Unkraut in Bann halten, die Gestaltung ...

Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden und legt sich Strategien zurecht, das Verschwinden aufzuhalten. Das Pflegen der großen Hecke, das Erhalten des Leerstandes, Unkraut in Bann halten, die Gestaltung des Dorfkreisels und immer auf die Dorfkasse achten. Die Kinder des Dorfes, Pina und Lobo, haben aufgehört zu wachsen und werden deshalb regelmäßig von Spezialisten untersucht. Über die Hecke wird erzählt, dass sie das Überbleibsel eines großen Labyrinths war und dass „wer dem nicht entkam“ selbst zur Hecke wurde. Trotz der großen Touristenmagnete Hecke und Dorfmuseum kann das Dorf das Auslöschen seiner selbst nicht aufhalten.

In einem zweiten Erzählstrang wird von Dora berichtet, Pinas Mutter, die auf einem Forschungsschiff in der Arktis ist. Es wird geforscht und erkundet, ermittelt und recherchiert. Mittels Bohrkernen will man die Vergangenheit ausfahnden, während das Eis der Arktis sichtbar schmilzt. In den Weiten des arktischen Meeres sehnt sich Dora nach ihrem Dorf.

Verschwinden wird zum zentralen Gegenstand dieser modernen Parabel. Die Wärme der Menschen verschwindet, Häuser verschwinden, Gäste in der Pension verschwinden. Festhalten am Alten und Wahren des Bewährten im Kleinen führt zu Stillstand und Rückbau, während das große Ganze zerrinnt.

Das Buch liest sich flüssig und schnell, obwohl der Plot schwach ist. Die poetische Sprache sowie die wirklich guten Metaphern ließen mich die Geschichte nicht aus der Hand legen. Die im Kopf entstandenen Bilder bleiben auch nach dem Lesen erhalten und lassen mich nachdenklich und betroffen zurück. Ein sehr kunstvolles Buch.

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Veröffentlicht am 26.08.2023

Wir kennen die magische Welt nicht, in der wir leben

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Wow - was für ein Buch! In den 176 Seiten (E-Book) passiert kaum etwas, trotzdem ist das Lesen dieser Geschichte eine enorm wohlig-traurige Bereicherung!

"Hinter der Hecke die Welt" ist eine Erzählung, ...

Wow - was für ein Buch! In den 176 Seiten (E-Book) passiert kaum etwas, trotzdem ist das Lesen dieser Geschichte eine enorm wohlig-traurige Bereicherung!

"Hinter der Hecke die Welt" ist eine Erzählung, die einerseits greifbar macht, wie der Mensch die Erde Untertan macht und unwiederbringbar verändert. Anhand der Reise mit einem Expeditionsschiff in die Arktis und der Protagonistin Dora, die sich an eine unbekannte Welt herantastet und doch deren Veränderungen spürt, wird der Eingriff der Menschheit auf die Natur veranschaulicht. "Vielleicht, sagen sie, gibt es oben im Norden unter dem nun nicht mehr ewigen Eis noch Stellen, die kein Mensch je sah. Vielleicht ist in der Arktis noch mehr Arktis als Mensch."

Andererseits utopisiert und/oder dystopisiert Molinari den Untergang eines Dorfes, das sich kontinuierlich im Schrumpfen befindet; mit all dem Leerstand, der Dorfkasse und den wenigen verbliebenen Menschen, die immer noch weniger werden. Aber auch der Stillstand kommt vor, der nicht sein darf und deshalb akribisch untersucht wird. Nur die Hecke wächst unweigerlich und wird zu DER Touristenattraktion, der einzigen weit und breit. Bis zu einem Ereignis, das dazu führt, dass auch die Besucherinnen ausbleiben... Hier im Mittelpunkt sind die nicht mehr wachsenden Kinder Pina (Doras Tochter) und Lobo, die das Dorf und die Vorgänge darin intensiv und philosophisch betrachten. "Pina und Lobo fragten sich, ab wann ein Dorf als Dorf bezeichnet werden kann. [...] Sie standen auf dem Hügel und hielten sich die Hände so vor das Gesicht, dass sie Teile des Dorfes verdeckten, und überlegten sich, ob das Dorf auch dann noch ein Dorf war, wenn Lobos Haus wegfiel, der Schuppen daneben oder der Steg am Teich."

Um einzelne Gedanken der Protagonist
innen zu unterstreichen, sind Skizzen eingefügt, was der Erzählung auch einen humorvollen Aspekt zukommen lässt. Der Schreibstil ist fast kindlich, die Gedanken oft im Konjunktiv gehalten, was der ganzen Geschichte zusätzliche Phantasterei und magischen Glanz verleiht.

"Hinter der Hecke die Welt" ist sicher kein Buch für jedermann oder jedefrau! Wer ein außergewöhnliches, märchenhaftes Flair in der Gegenwart schätzt, das mit traurig anmutender Gesellschaftskritik und philosophischen Gedankengängen gepaart ist, findet hier jedoch ein Goldstück!

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