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Veröffentlicht am 08.11.2017

Eine Wissenschaftlerin, ein Pfarrer und eine unheimliche Schlange

Die Schlange von Essex
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England im Jahr 1893: Nach dem Krebstod ihres Mannes Michael verlässt Cora Seaborne die britische Hauptstadt London, um mit ihrem Sohn Francis und dem Kindermädchen Martha in den Küstenort Aldwinter zu ...

England im Jahr 1893: Nach dem Krebstod ihres Mannes Michael verlässt Cora Seaborne die britische Hauptstadt London, um mit ihrem Sohn Francis und dem Kindermädchen Martha in den Küstenort Aldwinter zu reisen. Die Witwe ist Naturwissenschaftlerin und eine Anhängerin der Thesen von Charles Darwin. Sie hört von der Geschichte um die ominöse Schlange von Essex, die dort gesehen wurde. Ihr Interesse ist geweckt, denn sie hofft auf eine wissenschaftliche Sensation. Doch sie gerät dort auch mit Pfarrer William Ransome aneinander. Obwohl beide in ihren Meinungen grundverschieden sind, fühlen sie sich stark zueinander hingezogen…

Mit „Die Schlange von Essex“ ist Sarah Perry ein preisgekrönter, ungewöhnlicher Roman gelungen.

Meine Meinung:

Mich hat der Roman schon nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen, sodass ich das Buch nur ungern zur Seite legen wollte. Das liegt unter anderem daran, dass die Geschichte sprachlich meisterhaft umgesetzt wurde. Sehr eindringlich und lebhaft sind die Beschreibungen, teilweise sogar poetisch. Durch schöne Sprachbilder entsteht viel Stimmung und Atmosphäre. Trotz der anspruchsvollen Sprache ist der Erzählstil flüssig und angenehm, sodass mein Lesefluss nicht ins Stocken geriet.

Die Handlung beginnt im Januar und setzt sich im Folgenden in den weiteren Monaten des Jahres fort. Dies drückt sich in der Aufteilung der Hauptkapitel aus.

Anders als vermutet geht es in der Geschichte nicht nur um die Protagonisten Cora und Will. Immer wieder springt die Erzählperspektive auch auf die anderen, teils ziemlich speziellen Charaktere, die sehr detailliert geschildert werden und deren Innenleben für mich gut vorstellbar wurde. Durch diesen Umstand entstehen zudem mehrere Handlungsstränge, was die Geschichte für mich reizvoll gemacht hat.

Wer eine seichte, reine Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht. Kunstvoll wird das Thema Liebe mit anderen Lebensbereichen wie Glaube und Wissenschaft verwoben. Auch weitere gesellschaftliche Aspekte der viktorianischen Zeit in England tauchen auf, was für mich sehr interessant und teilweise auch lehrreich war.

Positiv hervorzuheben ist meiner Ansicht nach außerdem das sehr hübsche Cover. Gut gefallen hat mir auch, dass der englische Titel 1:1 übersetzt und somit übernommen wurde.

Mein Fazit:

„Die Schlange von Essex“ ist sicherlich ein historischer Roman, der polarisiert und vom Leser einiges fordert. Zwar hatte ich anfangs andere Erwartungen an die Geschichte. Mich allerdings konnte das Buch von Sarah Perry mit seiner toller Sprache und seiner Tiefgründigkeit absolut begeistern.

Veröffentlicht am 07.11.2017

Wenn die Liebe selbst ins Geschehen eingreift

The Romantics, oder wie Gael das mit der Liebe lernte
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Gael Brennan hat eine herbe Enttäuschung erlebt: Nur kurze Zeit, nachdem er seiner Freundin Anika seine Liebe gestand, betrügt ihn diese – und ausgerechnet mit seinem besten Freund Mason! Der 17-Jährige ...

Gael Brennan hat eine herbe Enttäuschung erlebt: Nur kurze Zeit, nachdem er seiner Freundin Anika seine Liebe gestand, betrügt ihn diese – und ausgerechnet mit seinem besten Freund Mason! Der 17-Jährige ist schwer enttäuscht und es fällt ihm schwer, noch an die wahre Liebe zu glauben – zumal auch die Ehe seiner Eltern nicht gehalten hat. Doch die Liebe hat so ihre Pläne mit dem Teenager…

Mit „The Romantics – oder wie Gael das mit der Liebe lernte“ ist Leah Konen ein unterhaltsamer Roman gelungen.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte von der Liebe selbst, die das Geschehen auch immer wieder auf amüsante Art kommentiert und ihre Regeln erläutert – ein originelles Konzept, das mich sofort angesprochen hat und durch das der Roman aus der Masse heraussticht. Mehrfach musste ich schmunzeln, wie sich die Liebe in die Handlung eingeschaltet hat.

Ich finde es gut, dass das Thema Liebe in diesem Buch aus unterschiedlichen Facetten beleuchtet wird, wobei es nicht nur um die romantische Liebe geht. Die Handlung ist stimmig und in einigen Teilen zwar ein wenig vorhersehbar, dennoch wurde es mir nicht zu langatmig oder langweilig. Besonders das Ende hat mir gut gefallen.

Die Geschichte von Gael wird liebevoll und humorvoll erzählt. Die Gedanken- und Gefühlswelt des Hauptprotagonisten sowie seine Entwicklung wurden gut geschildert, sodass sein Verhalten für mich nachvollziehbar war. Auch die übrigen Personen werden authentisch dargestellt. Positiv ist mir außerdem die Vielschichtigkeit der Charaktere aufgefallen.

Gegliedert ist der Roman in etliche Kapitel, deren Überschriften und Kürze ebenso mein Gefallen gefunden haben. Auch der angenehme, lockere Schreibstil hat mir sehr zugesagt. Das Buch ließ sich dadurch schnell lesen.

Das Cover ist ansprechend gestaltet und passt gut zum Inhalt. Auch die Übersetzung ins Deutsche ist meiner Ansicht sehr gelungen. Leider haben sich in die deutsche Erstausgabe noch einige Kommafehler geschlichen.

Mein Fazit:
Der Roman von Leah Konen ist eine kurzweilige Lektüre, die für amüsante Lesestunden gesorgt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Gefühl
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 02.11.2017

Wie man zu einer Lesbe wird

Zwei fast perfekte Schwestern
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Was soll man nur tun, wenn der neue Chef unverhofft eine Liebeserklärung macht, die man nicht erwidern kann? In diesem Dilemma steckt die 33-jährige Lektorin Stephanie Lenz. Aus Angst, sich ihre Karriere ...

Was soll man nur tun, wenn der neue Chef unverhofft eine Liebeserklärung macht, die man nicht erwidern kann? In diesem Dilemma steckt die 33-jährige Lektorin Stephanie Lenz. Aus Angst, sich ihre Karriere zu ruinieren, erfindet sie spontan eine Notlüge: Sie ist lesbisch! Ihre drei Jahre ältere Schwester Lily muss auf einer Firmenfeier ihre Partnerin spielen. Die Täuschung gelingt. Seit ihrer Kindheit beneidet Steffi die Ältere, die nicht nur schön und beliebt ist, sondern auch einen gut verdienenden Mann geheiratet hat. Doch dann stellt sich raus, dass es ihre Schwester doch nicht so gut getroffen hat, denn deren Mann betrügt sie. Während Lily zunehmend mit Problemen zu kämpfen hat, soll sich Steffi um den Bestseller-Autor Bernhard Otto kümmern, der ihr dummerweise sehr sympathisch wird.

Mit „Zwei fast perfekte Schwestern“ hat Michaela Grünig einen unterhaltsamen Frauenroman geschrieben.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven - abwechselnd aus der Sicht von Steffi und Lily. Diese Erzählstruktur hat mir sehr gut gefallen, denn sie hat nicht nur für Abwechslung gesorgt, sondern ich konnte mich somit auch gut in beide Charaktere hineinversetzen. Die Gedankenwelt der zwei Hauptprotagonistinnen war für mich daher nachvollzieh- und vorstellbar.

Auch der flotte, flüssige Schreibstil hat mich sofort in die Story gezogen. Dadurch und durch die angenehme Kapitellänge ließen sich die Seiten schnell lesen.

Die Beschreibungen sind amüsant und haben für unterhaltsame Lesestunden gesorgt. Neben den humorvollen Passagen hat die Autorin Krimielemente integriert, sodass auch Spannung aufkam. Das hat weiteren Lesespaß bereitet. An einigen Stellen gleitet die Handlung für meinen Geschmack allerdings zu sehr ins Klischeehafte oder Übertriebene ab. Das empfinde ich als schade, denn dies hat leider meinen Gesamteindruck etwas getrübt. Insgesamt ist die Geschichte nämlich – anders als einige sonstige Frauenromane - nicht oberflächlich, sondern stimmt auch nachdenkliche, tiefgründige Töne an.

Mein Fazit:
Wer auf unterhaltsame Frauenliteratur steht, der ist bei „Zwei fast perfekte Schwestern“ von Michaela Grünig an der richtigen Adresse. Das Buch hat mir amüsante Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 02.11.2017

Eine ungewöhnliche Frauenfreundschaft

Sommersprossen im Winter
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Die 39-jährige Alexandra Marquardt hat mächtig Stress. Nicht nur in der Hamburger Werbeagentur, dessen Inhaberin sie ist, wächst ihr alles über den Kopf. Auch privat läuft es für sie nicht besonders gut, ...

Die 39-jährige Alexandra Marquardt hat mächtig Stress. Nicht nur in der Hamburger Werbeagentur, dessen Inhaberin sie ist, wächst ihr alles über den Kopf. Auch privat läuft es für sie nicht besonders gut, denn sie muss feststellen, dass ihr Mann Robert sie mit einer Angestellten ihrer eigenen Firma betrügt. Sie sehnt sich nach einer tiefen Freundschaft, als eines Tages die deutlich jüngere Emilia Maier in ihrer Agentur anfängt und einiges bei ihr auslöst. Doch Emilia hat ebenfalls große Probleme und der Umgang der beiden miteinander ist nicht immer leicht…

Mit „Sommersprossen im Winter“ hat Kerstin King ihren Debütroman veröffentlicht, der sich mit einer ungewöhnlichen Frauenfreundschaft beschäftigt.

Meine Meinung:
Erzählt wird aus Sicht von Alexandra in der Ich-Perspektive. Ich bin gut in die Geschichte reingekommen. Der flüssige Schreibstil und die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass ich schnell durch die Seiten kam.

Die Handlung ist sehr ereignisreich. Immer wieder passiert etwas anderes, sodass keine Langeweile beim Lesen aufkam. Leider geht die Story kaum über den Klappentext hinaus. Damit bleibt am Ende letztlich wenig Raum für überraschende Wendungen. Dennoch habe ich den Verlauf der Geschichte mit Spannung verfolgt.

Die Hauptprotagonistin Alexandra war mir vor allem zu Beginn recht unsympathisch. Dies allein empfand ich nicht als störend. Ihr Verhalten wirkt jedoch auf mich stellenweise nicht besonders authentisch. Dies betrifft vor allem die Freundschaft mit Emilia. Die zwei Frauen haben meiner Meinung nach stellenweise so übertrieben reagiert, sodass ich die Beziehung der beiden als nicht sehr lebensnah empfunden habe.

Auch die übrigen Charaktere sind interessant, bleiben jedoch etwas blass, weil sie nicht sehr detailreich geschildert und nicht besonders herausgearbeitet werden.

Sprachlich zeigt sich leider die noch fehlende schriftstellerische Erfahrung der Autorin. Es gibt beispielsweise Fehler in idiomatischen Ausdrücken. Einige Formulierungen klingen merkwürdig.

Ein Pluspunkt ist für mich dagegen das hübsche Cover. Gut gefallen hat mir außerdem der Titel des Romans.

Mein Fazit:
Mit „Sommersprossen im Winter“ beweist Kerstin King schriftstellerisches Talent. Ihr Debüt ist kurzweilig, in einigen Punkten aber leider noch nicht ganz rund. Ein Buch, das für unterhaltsame Lesestunden sorgt, aber für mich kein Must-Read ist.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Eine ganz gute Fortsetzung

Ein ganz neues Leben
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Die sechs Monate mit Will Traynor haben Louisa verändert. Doch Lou führt noch immer nicht das Leben, das Will sich für sie gewünscht hat. Aber wie soll sie weiterleben ohne den geliebten Menschen? Das ...

Die sechs Monate mit Will Traynor haben Louisa verändert. Doch Lou führt noch immer nicht das Leben, das Will sich für sie gewünscht hat. Aber wie soll sie weiterleben ohne den geliebten Menschen? Das ist für sie auch Monate nach seinem Tod schwer vorstellbar. Doch eines Tages klingelt es an der Tür und sie wird erneut mit Will konfrontiert auf eine Art, die sie nicht für möglich gehalten hätte...

Mit "Ein ganz neues Leben" hat Jojo Moyes eine gelungene Fortsetzung des Welterfolgs "Ein ganzes halbes Jahr" präsentiert.

Meine Meinung:
Auf die Fortsetzung von Band 1 war ich sehr gespannt, schließlich hatte ich den Vorgänger geliebt, der mich sehr berührt hat. Auch das zweite Buch zu Lou habe ich wieder verschlungen.

Mir war von Anfang an klar, dass der zweite Band natürlich nicht an den ersten heranreichen kann. Wie auch beim Ende von "Ein ganzes halbes Jahr"? Deshalb war ich sehr gespannt, wie die Geschichte weitergehen sollte.

Ich fand, dass Band 2 gut an den ersten anknüpft. Natürlich ist Lou immer noch am Boden zerstört und völlig neben der Spur nach dem Verlust von Will. Wieder hängt sie in einem Job fest, den sie nicht mag, in ihrer neuen Wohnung fühlt sie sich nicht wohl und hat ihre lockere Art verloren. Die ehemals lebenslustige Lou ist zu einer Frau geworden, die sich von der Trauer auffressen lässt. Dann aber passiert etwas, was ihr Leben auf den Kopf stellt, Lou schöpft allmählich neuen Mut und findet Stück für Stück zurück ins Leben.

Die Geschichte ist natürlich komplett anders als in "Ein ganzes halbes Jahr". Und natürlich habe ich auch Will vermisst, obwohl er an mehreren Stellen immer wieder durch die Gespräche und Gedanken präsent ist. Aber auch den zweiten Band fand ich sehr emotional. Auch dieses Mal gibt es spannende Momente und eine gewisse Tragik, wenn auch nicht so wie im ersten Band. Für mich war es wieder eine gelungene Kombination aus Ernst, Tragik, aber auch Witz.

Mein Fazit:
"Ein ganz neues Leben" reicht nicht an den Vorgänger heran. Damit hatte ich aber auch nicht gerechnet. Wer keine überhöhten Erwartungen an die Fortsetzung hat, hat wieder ein gelungenes Buch von Jojo Moyes vor sich, das gut geschrieben ist. Ich fand es lesenswert.