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Veröffentlicht am 03.11.2024

Gewohnt blutig und brutal

Der Schlachter (Tom-Bachmann-Serie 4)
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Noch bevor der wöchentliche Markt öffnet, stolpert die Metzgersfrau über einen Toten, versteckt unter ihrem Stand. Der Leiche wurde ein Stück aus dem Bauch herausgeschnitten und auch sonst ist diese in ...

Noch bevor der wöchentliche Markt öffnet, stolpert die Metzgersfrau über einen Toten, versteckt unter ihrem Stand. Der Leiche wurde ein Stück aus dem Bauch herausgeschnitten und auch sonst ist diese in einem solch fürchterlichen Zustand, dass die Sondereinheit des BKA, die sich mit außerordentlich grausamen Fällen, die einer besonderen Geheimhaltung bedürfen, beschäftigt, hinzugezogen wird. Tom Bachmann, Spezialist für Psychokiller, ist schnell klar, dass dies erst der Anfang ist und der unbekannte Täter nicht von selbst aufhören wird.

„Plötzlich trat der Unbekannte aus der Dunkelheit hervor, und jetzt konnte Frank in dem schwachen Licht erkennen, woher das Geräusch kam. In der linken Hand hielt er einen Wetzstahl, in der rechten ein langes Messer. Schwungvoll, geradezu professionell, fuhr er mit der Klinge über den Wetzstahl, um sie zu schärfen.“ (Seite 12)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den vierten Teil der Serie um Tom Bachmann und auch wenn der laufende Fall in sich abgeschlossen ist, würde ich empfehlen, mit dem ersten Band anzufangen, weil die Kindheit von Tom Bachmann sowie einigen anderen Personen aus dessen Vergangenheit immer wieder thematisiert wird. Es werden zwar Informationen wiederholt, allerdings nicht so ausführlich und vollständig wie in den Vorbänden, sodass der Lesende unwillkürlich das Gefühl haben muss, dass wichtige Fakten fehlen, um den Gesamtzusammenhang zu verstehen. Für sensible Menschen empfehle ich übrigens den Griff zu einem anderen Buch.

Bereits von Anfang an schont Chris Meyer mich nicht, fast unmittelbar katapultiert sie mich in eine Situation, die mich vor Ekel fast das Buch zur Seite legen lässt. Fast, weil es zwar ziemlich blutig zugeht, aber das meiste Geschehen sich durch die plastische Beschreibung mehr in meinem Kopf abspielt, als in schriftlicher Form. Ich bin fasziniert und abgestoßen zugleich, freue mich auf eine ungewöhnliche Geschichte und werde nicht enttäuscht. Zwischen den laufenden Ermittlungen erfahre ich einiges aus der Vergangenheit einer Person, die Tom Bachmann früher näher stand. Diese Rückblenden sind verstörend, erklären aber ziemlich genau, warum diese Person so geworden ist, wie sie ist. Immer mehr Fakten kommen ans Licht, manche davon überraschen mich sehr, besonders im Zusammenhang mit Tom und seiner Herkunft.

Die Auflösung ist schlüssig, ich bin mehr als verblüfft über die Lösung, die die Autorin mir präsentiert. Die folgenden Enthüllungen nehme ich entgeistert und erfreut zur Kenntnis, denn zumindest bin ich nun sicher, dass es auf jeden Fall weitergehen wird. Ich freue mich sehr darauf!

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Adventskalender des Grauens

Das Kalendermädchen
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Die auf Gewaltverbrechen spezialisierte Psychologin Olivia Rauch sucht verzweifelt nach der leiblichen Mutter ihrer Adoptivtocher Alma, die lebensgefährlich erkrankt ist. Dabei stößt sie in der unter Verschluss ...

Die auf Gewaltverbrechen spezialisierte Psychologin Olivia Rauch sucht verzweifelt nach der leiblichen Mutter ihrer Adoptivtocher Alma, die lebensgefährlich erkrankt ist. Dabei stößt sie in der unter Verschluss gehaltenen Adoptivakte auf den Vermerk, dass deren Identität unter keinen Umständen verraten werden darf, weil dies das Leben der Mutter von Alma gefährden würde. Olivia hat keine Wahl und macht sich trotzdem auf die Suche, bei der sie auf die Geschichte des Kalendermädchens stößt, einer jungen Frau, die vor Jahren in der Weihnachtszeit schlimme Dinge erlebt hat, als sie sich in der Hand eines Psychopathen befand. Wider besseren Wissens setzt Olivia Himmel und Hölle in Bewegung, um alles darüber zu erfahren. Ein großer Fehler, wie sie bald am eigenen Leib spüren wird.

Wer nach einem Thriller sucht, der eine schlaflose Nacht bereitet, wird mit dem vorliegenden Buch fündig, da man dieses, einmal mit dem Lesen angefangen, einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Bereits das erste Kapitel versprach eine großartige Geschichte und Schlag auf Schlag ging es ohne eine kleine Atempause weiter. Sebastian Fitzek gönnte weder seinen Figuren noch mir eine ruhige Minute, immer wieder hat er eine unerwartete Wendung eingebaut, die mir nicht selten die Haare zu Berge stehen ließ; vom prickelnden Nervenkitzel fange ich gar nicht erst an, selbstredend war dieser durchgehend vorhanden. Ich raste förmlich durch die Seiten, wurde kalt erwischt, als eine unglaubliche Enthüllung ans Licht kam und dachte bereits, dass ich wüsste, wie es ausgeht, als es... Nein, das musst du schon selbst lesen, wenn du wissen willst, was da geschah. Komm näher, mach mit beim Adventskalender des Grauens, wenn du dich traust. Aber Vorsicht, das machst du auf eigene Gefahr!

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Abschluss der Trilogie

Vielleicht können wir glücklich sein
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Deutschland im Jahre 1944, Klara kümmert sich um ihre vier kleinen Kinder, während ihr Mann Gustav in Schlesien seinen Dienst für das Vaterland leistet. Der Schrecken des Krieges nimmt kein Ende, die Bombardierungen ...

Deutschland im Jahre 1944, Klara kümmert sich um ihre vier kleinen Kinder, während ihr Mann Gustav in Schlesien seinen Dienst für das Vaterland leistet. Der Schrecken des Krieges nimmt kein Ende, die Bombardierungen zehren an den Nerven. Über fünfzig Jahre später arbeitet sich Klaras Enkelin durch die vielen Kassetten, die ihre Oma aufgenommen und hinterlassen hat. Das Geheimnis um Tolla beschäftigt sie und so sucht sie nach einer Spur des Mädchens.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den dritten Teil der sogenannten Heimweh-Trilogie, zu der Alexa Hennig von Lange inspiriert wurde, nachdem sie über 130 Tonbandkassetten ihrer Großmutter fand, die diese im hohen Alter besprochen hat. Dieses Buch kann nicht unabhängig von den ersten beiden Teilen gelesen werden, da alle Bücher aufeinander aufbauen und besonders der Abschlussband alleine ergäbe ohne die vorherigen Bücher keinen Sinn. Der erste Band der Heimweh-Trilogie mit dem Titel »Die karierten Mädchen« ist und bleibt für mich unangefochten der beste der Reihe, der Nachfolger »Zwischen den Sommern« konnte mich nach kleinen Startschwierigkeiten ebenfalls begeistern. Mit großer Ungeduld erwartete ich also den Abschlussband, um endlich zu erfahren, wie es weiterging mit Klara und ob es ein Wiedersehen mit Tolla gab.

Leider konnte mich das vorliegende Buch nicht überzeugen, für mich war die Geschichte von Klara und ihrer Familie einfach irgendwann auserzählt, neues darüber erfuhr ich in diesem Teil der Trilogie eher nicht. Ja, es wurde natürlich enthüllt, was mit Tolla geschah, dies aber so schnell, quasi zwischen Tür und Angel, abgehandelt, dass es fast schon banal war. Und statt weiterzuerzählen, was mit Gustav passiert ist und besonders was nach Kriegsende mit der gesamten Familie geschah, konzentrierte sich die Geschichte auf kleine Episoden zwischen dem Haus, dem provisorischen Bunker und einigen kleineren Ereignissen zwischen den Stadtbewohnern, wo einfach nichts wirklich aufregendes passierte.

Große Gefühle kamen diesmal nicht bei mir auf, eher machte sich eine riesige Enttäuschung bemerkbar, weil vieles ungesagt blieb, worauf ich so neugierig gewesen war. Es tut mir unendlich leid, das schreiben zu müssen, aber die wenigen Enthüllungen hätten besser Platz gefunden in den vorherigen Bänden und als Dilogie wäre diese Geschichte damit einfach wunderbar gewesen. Insgesamt bin ich aber dankbar dafür, dass Alexa Hennig von Lange diese Geschichte mit uns geteilt hat.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Sechzig verpasste Jahre

Seinetwegen
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Der Vater von Zora del Buono stirbt bei einem Verkehrsunfall, als sie acht Monate alt ist. Die Trauer der Mutter und ihre Sprachlosigkeit begleiten die übriggebliebene Familie fast ihr ganzes Leben lang. ...

Der Vater von Zora del Buono stirbt bei einem Verkehrsunfall, als sie acht Monate alt ist. Die Trauer der Mutter und ihre Sprachlosigkeit begleiten die übriggebliebene Familie fast ihr ganzes Leben lang. Kurz vor ihrem sechzigsten Geburtstag macht sich die Autorin auf die Suche nach dem Unfallverursacher, von dem ihr nur die Initialen bekannt sind. Darüber und über vieles mehr handelt dieses Buch.

»Seit Jahren denke ich, wenn ich eines dieser Ortsschilder passiere: Ob E. T. wohl noch lebt? Er müsste Mitte achtzig sein. Wie hat er die letzten sechzig Jahre verbracht, mit seiner Schuld? Und dann der Gedanke: Ich muss ihn suchen, ihn aufsuchen. Den Töter meines Vaters.« (Seite 7)

Eine ungewöhnliche Erzählweise hat Zora del Buono gewählt, ihre Erzählung wird unterbrochen von Treffen mit Freunden, Anekdoten aus der Vergangenheit und Listen, die sie erstellt, um sich die wenigen ihr bekannten Fakten ins Gedächtnis zu rufen. Dabei wird die Sehnsucht nach dem Vater besonders sichtbar, wiederholt bedauert sie dessen viel zu kurzes Leben und den viel zu frühen Tod. Die Demenzerkrankung der Mutter wird ebenfalls thematisiert und berührt mich ungemein. Die Verzweiflung über den Zustand ist fast körperlich spürbar während ich die Zeilen lese, das Verschwinden schreitet voran und die Tochter kann nur ohnmächtig zusehen, wie es abwärts geht.

»Nicht der Tod hat uns getrennt, sondern die Demenz. Ich habe sie längst verloren.« (Seite 183)

Immer wieder verliert sich die Autorin in Nebensächlichkeiten, die überaus interessant, um nicht zu sagen faszinierend sind, auch wenn es sich überwiegend um ein sogenanntes unnützes Wissen handelt, das ich aber aufsauge wie ein Schwamm. Dieses Verhalten passt zu ihrer Vorgehensweise bei der Suche nach dem Unfallverursacher, wo sie immer wieder Dinge (er-) findet , die sie von der eigentlichen Suche abhalten und ablenken sollen; zu groß wahrscheinlich die Angst davor, was sie am Ende erwartet. Ich begleite sie bei ihrer Suche, bin ungeduldig und darauf, was sie herausfindet, gespannt. Das Ergebnis ist verblüffend, die Einzelheiten, die zutage kommen, überraschen auch mich sehr.

«Gibt es Forschung darüber, wie Schuldige umgehen mit ihrer Schuld - ob sie die Lebenswege der Geschädigten verfolgen beispielsweise?« (Seite 115)

Eine berührende Aufarbeitung in Buchform, ein Roman, der mir gefallen hat, so ehrlich und so echt. Ein Mix aus Familiengeschichte, historischem Roman, einem regionalen Krimi und einer Prise Cold Case. Zu Recht für den Deutschen und den Schweizer Buchpreis 2024 nominiert. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 22.10.2024

Am Ende soll alles gut werden

Der Bademeister ohne Himmel
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Die fünfzehnjährige Linda kümmert sich in ihrer Freizeit um Hubert, ihren sechsundachtzigjährigen Nachbarn, der an fortschreitender Demenz leidet. Hubert war früher Bademeister und während Linda die polnische ...

Die fünfzehnjährige Linda kümmert sich in ihrer Freizeit um Hubert, ihren sechsundachtzigjährigen Nachbarn, der an fortschreitender Demenz leidet. Hubert war früher Bademeister und während Linda die polnische Pflegerin Ewa entlastet, lässt sie sich allerhand Dinge einfallen, um es ihm so angenehm wie möglich zu machen, und dazu gehören Geschichten aus seinem Berufsleben, die den kranken Mann beruhigen. Lindas einziger Freund Kevin sowie Hubert sind der Grund, warum die Jugendliche ihren Plan, aus dem Leben zu scheiden, noch nicht umgesetzt hat, denn sie möchte beiden keinen Schmerz zufügen. Derweil schreitet die Krankheit voran, denn das Schicksal lässt sich nicht aufhalten.

»Manchmal lache ich, weil seine Antworten derart komisch sind. Immer öfter jedoch bleibt mir das Lachen im Hals stecken. Hubert weiß nie, was als Nächstes zu tun ist, und er weiß weder, wer zu ihm gehört, noch, ob er zu jemandem gehört. Genau genommen hängt er in der Luft, und in der Luft zu hängen - darin bin ich Expertin - macht wirklich keinen Spaß.« (Seite 32)

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge klappe ich das Buch zu, trockne meine Tränen und lasse meine Gedanken noch etwas schweifen. Eigentlich weiß ich gar nicht, wie ich in Worte fassen soll, was ich gelesen habe, so sehr hat mich die Geschichte von Linda, Kevin und Hubert berührt. Der Autorin ist hier der schwierige Spagat zwischen Kitsch, Rührseligkeit und echten Gefühlen besonders gut gelungen, ich fühlte mich auf jeder Seite des Buches sehr gut aufgehoben, konnte Situationen nachvollziehen und Gedanken nachverfolgen. Der Umgang von Linda mit dem demenzkranken Hubert war so beeindruckend, ein solches Gefühl für Menschen ist eine Gabe, die meinen vollsten Respekt verdient.

Ein Buch über die Freundschaft, das Erwachsenwerden, das Leben, den Tod und den Umgang mit letzterem. Ich habe gelacht und geweint, geschmunzelt und gestaunt, vor allem aber habe ich viel zum nachdenken mitgenommen, das ich für mich nutzen will. Dankeschön dafür und für die wunderbare Zeit.

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