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Veröffentlicht am 15.01.2024

Wert eines Lebens

Entzwei
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Die achtundsechzigjährige Helene hat gerade ihren Vater beerdigt, lebt mit ihrem Hund alleine auf dem väterlichen Hof und sieht die Unterlagen durch. Sie findet eine Zeichnung, auf der zwei Säuglinge abgebildet ...

Die achtundsechzigjährige Helene hat gerade ihren Vater beerdigt, lebt mit ihrem Hund alleine auf dem väterlichen Hof und sieht die Unterlagen durch. Sie findet eine Zeichnung, auf der zwei Säuglinge abgebildet sind, beschriftet mit Helene und Alma. Dies ist ein Schock für Helene, da sie im Glauben aufgewachsen ist, ein Einzelkind zu sein. Sie fängt an, nachzuforschen und findet unfassbares heraus; ein Zwilling blieb auf dem Hof, das andere Mädchen landete im Erziehungsheim.

„Hier ist nur Platz für ein Kind. Schlimm genug, dass es ein Mädchen ist.“ (Seite 64)

Die Gegenwart im Jahre 2018 zog mich fast sofort in ihren Bann, obwohl es bereits früh eine Rückblende gab. Der Sprung in die Vergangenheit begann im Jahr 1949 so harmlos, dass es mich kalt erwischte, als ich die Ungeheuerlichkeit erfasste, die bald darauf geschah. Ich konnte kaum glauben, welcher Plan da geschmiedet und in die Tat umgesetzt wurde, folgte fassungslos der Geschichte, war entsetzt, erschüttert und auch wütend. Die Geschehnisse in dem katholischen Erziehungsheim der Fünfziger- und Sechzigerjahre glichen einer Horrorgeschichte, was Alma dort erlebte, hat mich bestürzt und sprachlos gemacht. Die Kindheit von Helene war anders, vergleichen darf man da nichts, dennoch war auch dort nicht Friede, Freude, Eierkuchen, denn der teuflische Plan wurde schließlich dort gefasst und verwirklicht.

Ich war von Anfang an verliebt in den Schreibstil und blieb in dieser Hinsicht bis zum letzten Punkt entzückt. Was man aus der deutschen Sprache herausholen kann, durfte ich hautnah miterleben und hätte mir am liebsten auf jeder Seite viele Sätze markiert. Behutsam und einfühlsam führte mich Sabine Gelsing durch die Geschichte, fand richtige Worte zur richtigen Zeit. An einigen Stellen musste ich pausieren, zu schrecklich fand ich das Geschehene, musste mich sammeln und dennoch zog es mich schnellstmöglich wieder zum Buch. Die Auflösung war schrecklich, traurig und verstört ließ mich diese zurück, um mich mit dem Ende trotzdem zu trösten, mit der Hoffnung auf Glück. Volle Punktzahl mit einem extra Sternchen gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 12.01.2024

Geheimnisse eines Lebens

Erzähl's nicht deinem Bruder
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Itamar, ein ungewöhnlich gut aussehender, um nicht zu sagen schöner 65jähriger Mann, fliegt jedes Jahr aus Amerika nach Israel, um seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Boas zu sehen. Die beiden verbringen ...

Itamar, ein ungewöhnlich gut aussehender, um nicht zu sagen schöner 65jähriger Mann, fliegt jedes Jahr aus Amerika nach Israel, um seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Boas zu sehen. Die beiden verbringen eine Nacht zusammen in einem Hotelzimmer, essen und trinken gemeinsam, erzählen sich gegenseitig Geschichten und schwelgen in Erinnerungen. In dieser Nacht erzählt Itamar erstmalig über eine zwanzig Jahre zurückliegende Begegnung mit einer Frau, die ihn zu sich gelockt und mit einer List dazu gebracht hat, ihr Haus in der Nacht nicht wieder zu verlassen, erotische Spielchen inklusive.

„Die Worte, die bei mir lebenslänglich einsitzen, hatten einander vom frühen Abend an Ausbruchspläne gemorst und waren schließlich meinem Mund entflohen.“ (Seite 60)

Der Aufbau war ungewöhnlich, das Gespräch zwischen den Brüdern unterbrochen von Erinnerungen, Zwischenrufen, Gedanken, weit zurückliegenden Gesprächen, und zwar sowohl der Brüder untereinander, als auch von Itamar selbst. Das klingt chaotisch, allerdings war dies nicht mal halb so kompliziert, wie es klingt. So erfuhr ich im Laufe der Erzählung nicht nur Einzelheiten über die besagte Nacht, sondern einiges über den Werdegang von Itamar, vieles über die Eltern der beiden Brüder und natürlich auch, wer dem Älteren vor so vielen Jahrzehnten das Herz gebrochen hat. Die überwiegend gewählte Ausdrucksweise wurde hier und da von verbalen Entgleisungen unterbrochen, die mir zwar nicht immer gefielen, allerdings zum Gesamtbild passten und die Geschichte vervollständigten, besonders die Episode der nächtlichen Verführung, die stellenweise fast ein Psychothriller war.

Meir Shalev (1948 - 2023) war einer der bekanntesten und beliebtesten israelischen Romanciers und es erstaunt mich, dass ich bis dato noch nicht in den Genuss zumindest eines seiner Werke gekommen bin. Nach dem vorliegenden Buch werde ich das ändern und nun sicherlich weitere Bücher des Autors lesen. Vorerst aber lasse ich die Nacht der Brüder ausklingen, wälze einzelne Sätze hin und her, schreibe andere heraus und erinnere mich an das Gefühl beim lesen, einer Verzückung gleich. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Von Monstern und Menschen

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Als die sechzehnjährige Larissa nicht nach Hause kommt, spürt ihre Mutter sofort, dass etwas passiert sein muss, und alarmiert die Polizei. Kurze Zeit später wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden ...

Als die sechzehnjährige Larissa nicht nach Hause kommt, spürt ihre Mutter sofort, dass etwas passiert sein muss, und alarmiert die Polizei. Kurze Zeit später wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden und schnell ist klar, dass es sich um die vermisste Jugendliche handelt. Bei den auf der Kleidung von Larissa gefundenen Spuren sind unter anderem solche, die einem abgelehnten Asylbewerber zugeordnet werden können, der zu einer Haftstrafe verurteilt, nach einer Haftbeschwerde allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Der junge Mann taucht unter, bevor ihn die Polizei vernehmen kann. Kurze Zeit später wird ein kürzlich aus dem Gefängnis entlassener Mann bei einem Unfall getötet. Auch diesen Fall übernehmen Pia und Bodenstein und sind erstaunt, als es Parallele zum Mordfall Larissa gibt.

Das vorliegende Buch enthält bereits den elften Teil der großartigen Reihe um und mit Pia Sander, vormals Kirchhoff, sowie Oliver von Bodenstein und von Band zu Band bleibt meine Begeisterung ungebrochen. Bereits der Prolog, der alles und nichts verriet, ließ mich Vermutungen anstellen, was passiert sein könnte, aber natürlich blieb vorerst alles nebulös. Sofort danach ging es dramatisch los und das Tempo wurde durchgehend gehalten, was mir unglaublich gefallen hat. Es gab keine Stelle in diesem Teil zum durchatmen, am liebsten hätte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand gelegt, so spannend war es. Der Kriminalroman enthielt sehr viele Themen, besonders die politische Komponente war an Brisanz kaum zu überbieten und aktuell war die Thematik sowieso. Nie hätte ich erwartet, welche Auflösung mich erwartet und wurde einige Male auch sehr überrascht, als ich sicher war, es besser zu wissen.

Der Mix aus Krimi, Justiz- und politischem Thriller konnte mich vollends überzeugen, dies war ein großartiger Krimi auf hohem Niveau. Bemängeln möchte ich lediglich die besonders zu Anfang im Übermaß vorhandenen Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler, die mich gewundert haben. Das ein oder andere Wort fehlte völlig oder aber stand zusätzlich an falscher Stelle, das fand ich etwas störend. Ansonsten aber war dies eines der besten Bücher der Reihe und ich kann eine Fortsetzung kaum noch abwarten. Dafür gibt es von mir volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Wiedersehen macht Freude

Kalmann und der schlafende Berg
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Kalmanns Vater lädt ihn in die Vereinigten Staaten von Amerika ein, geplant ist unter anderem ein Ausflug nach Washington D.C. Kurz darauf wird Kalmann ins FBI-Hauptquartier gebracht, um unmittelbar danach ...

Kalmanns Vater lädt ihn in die Vereinigten Staaten von Amerika ein, geplant ist unter anderem ein Ausflug nach Washington D.C. Kurz darauf wird Kalmann ins FBI-Hauptquartier gebracht, um unmittelbar danach in ein Flugzeug zurück nach Island gesetzt zu werden, wo ein Mord geschieht, in den ein Berg involviert ist und erstaunlicherweise auch Kalmanns geliebter Großvater, der kürzlich starb. Mit Feuereifer stürzt Kalmann sich in die Ermittlungen.

Ich habe mich sehr darüber gefreut, als ich hörte, dass es ein Wiedersehen mit Kalmann, dem selbsternannten Sheriff von Raufarhöfn, gibt. Voller Vorfreude stürzte ich mich ins Buch, war unglaublich gespannt darauf, welche neuen Abenteuer mit Kalmann mich erwarten. Anfangs wusste ich nicht so recht, worauf die Andeutungen und Hinweise hinauslaufen, aber als ich es verstanden hatte, war ich mehr als amüsiert. Was für eine verrückte und abgedrehte Story sich der Autor da hat einfallen lassen, wie großartig passten die realen Ereignisse in die fiktive Geschichte! Er hat diesmal zwar länger auf sich warten lassen, aber nun war er endlich da; der Zauber von Kalmann.

Die Erzählung hat mich in ihren Bann gezogen, der Charakter Kalmann ist ein vielschichtiger Mensch, auch wenn nicht alle seine Ausführungen für mich Sinn ergaben, aber dies soll wahrscheinlich so sein. Trotz meines Amüsements gab es im Verlauf der Geschichte viele ernste und schwierige Momente, denn Kalmann ist besonders und sein Verhalten anderen Menschen gegenüber, besonders gegenüber seiner Mutter, hat mich oft erschreckt und auch wenn ich weiß, dass es seinem Zustand geschuldet ist, mochte ich ihn in solchen Situationen etwas weniger. Zum Glück überwogen dennoch die schönen und lustigen Momente, abgesehen davon, dass man Kalmann einfach nicht lange böse sein kann.

Mit dem letzten Drittel kam für mich ein kleiner Hänger, der allerdings durch das explosive Finale wieder ausgeräumt werden konnte. Das vorliegende Buch war zwar etwas schwächer als der erste Band, was für mich persönlich mit der Thematik des Kalten Krieges zusammenhängt, aber nicht minder unterhaltsam und abgedreht. Zuletzt war ich traurig, von Kalmann Abschied nehmen zu müssen, allerdings freue ich mich schon umso mehr auf seine nächsten Abenteuer. Strahlende vier Sterne und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 07.01.2024

Augenblicke des Lebens

Das Mosaik meines Lebens
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Lisa gehts nicht gut, ihr Leben scheint festgefahren, in ihrer Ehe ist sie schon lange nicht mehr glücklich. Spontan bricht sie aus ihrem Alltag aus, um nach Griechenland zu fliegen, wo sie zur Ruhe kommen, ...

Lisa gehts nicht gut, ihr Leben scheint festgefahren, in ihrer Ehe ist sie schon lange nicht mehr glücklich. Spontan bricht sie aus ihrem Alltag aus, um nach Griechenland zu fliegen, wo sie zur Ruhe kommen, vor allem aber zu sich selbst finden will. Ihrem Mann, der währenddessen zu Hause die zwei gemeinsamen Kinder betreut, gefällt das nicht. Darauf kann und will Lisa keine Rücksicht nehmen, wenn sie sich nicht verlieren will. Hilfe erhält sie dabei von Judith, die sie Tante Ju nennt und aus Ihrer Kindheit kennt.

Vor fast zwei Jahren durfte ich das Debüt von Michaela Wiebusch lesen mit dem wunderbaren Titel „Im Dorf der Schmetterlinge“, das mich sehr gut unterhalten hat. Umso gespannter war ich auf das neue Buch der Autorin, das letztes Jahr erschienen ist. Ich hatte zwar einige Bedenken, ob es mir gefallen würde, da ich bis dahin noch nie etwas von den zwölf Archetypen gehört habe, die wir in uns finden als Teil unserer Persönlichkeit, allerdings kann ich bereits jetzt verraten, dass meine Befürchtungen völlig unbegründet waren.

Ein Ratgeber in einer Geschichte eingebettet, dies ist sicherlich nicht neu, dennoch war es für mich eine lehrreiche Reise und eine Auffrischung, denn einige Verhaltensweisen und Ratschläge habe ich im Laufe meines Lebens tatsächlich bereits umgesetzt, andere waren mir allerdings neu und so nahm ich diese zum Anlass, einige Situationen in der Vergangenheit zu reflektieren. Das kann man machen, muss man aber nicht; es ist ebenso beglückend, die Geschichte von Lisa einfach zu genießen.

Mir hat dieser Ausflug ins Ratgeber-Genre unglaublich gut gefallen, mein Lieblingskapitel war „Die Choreografie des Augenblicks“ mit Pina, der Künstlerin. Erwähnen möchte ich bei dieser Gelegenheit noch die schönen Illustrationen von Gisela Goppel, die im Buch enthalten sind, zur Geschichte passten und damit das Gesamtbild wunderbar vervollständigten. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

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