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Veröffentlicht am 03.03.2021

Mutterliebe über alle Grenzen hinweg

Die Verlorenen
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Die junge Elizabeth Bright, kurz Bess genannt, bringt im November 1747 ihre gerade geborene Tochter in ein Heim für ausgesetzte Kinder. Als Straßenhändlerin, die mit Vater und Bruder in einer Zweizimmerwohnung ...

Die junge Elizabeth Bright, kurz Bess genannt, bringt im November 1747 ihre gerade geborene Tochter in ein Heim für ausgesetzte Kinder. Als Straßenhändlerin, die mit Vater und Bruder in einer Zweizimmerwohnung lebt, ist sie nicht in der Lage, sich um Clara zu kümmern. Mittels einer Lotterie wird dort entschieden, welches Baby der zahlreich erschienenen Frauen, die anonym bleiben, aufgenommen wird und welches nicht. Clara wird unter der Nummer 627 registriert und darf bleiben. Nachdem sie jahrelang gespart hat, begibt sich Bess Anfang des Jahres 1754 zum Findelhaus, um ihre Tochter abzuholen. Mit Entsetzen erfährt sie dort, dass ihre Tochter bereits vor Jahren abgeholt worden ist. Genauer gesagt einen Tag nach der Aufnahme.

Bess teilt das Schicksal vieler Frauen in diesem Jahrhundert; freiwillig oder unfreiwillig schwanger geworden und wenn das Baby dann da ist, fehlen Mittel und Wege, sich um dieses zu kümmern, geschweige denn, es gäbe eine Möglichkeit, das Kind am Leben zu erhalten. Ein Findelhaus ist da noch die beste Alternative, allerdings sind die Plätze dort begrenzt und vielen Müttern bleibt nur noch, das Kind auszusetzen oder selbst zu töten. Eine grausame Zeit! Von den heutigen Möglichkeiten konnte man damals nicht mal träumen. Bess gehört zu der absoluten Ausnahme, denn sie ist fest entschlossen, ihre Tochter wieder abzuholen, sobald sie die Gebühr bezahlen kann. Das eigene Baby in fremde Hände abgeben zu müssen, weil man zu jung und zu arm ist, sich um dieses zu kümmern, ist traumatisch genug. Wie entsetzlich muss es sein, zu erfahren, dass eine fremde Frau dieses Kind abgeholt hat? Bess ist fest entschlossen, ihre Tochter zu finden. Als sie einen Verdacht hat, nimmt die Geschichte eine ungeahnte Wendung.

Das Buch ist in vier Teile aufgeteilt, wobei der erste und dritte Teil aus der Sicht von Bess geschrieben ist. Wir erfahren, wie das Leben so ist im 18. Jahrhundert, insbesondere für Frauen. Das ist interessant, das ist erschreckend, das erzählt Bess ohne größere Emotionen. Sie jammert und hadert nicht mit ihrem Schicksal, sie nimmt es an. Der zweite und der vierte Teil ist aus der Sicht von Alexandra geschrieben, die zur Oberschicht gehört. Es ist eine gänzlich andere Welt, die wir hier erleben. Wie die Schicksale der beiden Frauen zusammenhängen, wird nach und nach enthüllt. Ein spannendes und sehr emotionales Buch, das mit einigen unvorhersehbaren Wendungen überrascht. Von mir gibt es 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.02.2021

ein magisches Abenteuer

Das Flüstern der Bienen
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An einem Oktobermorgen des Jahres 1910 ist Nana Reja, die seit Jahren ihren Platz im Schaukelstuhl nicht verlassen hat, verschwunden. Erntehelfer finden die alte Frau anderthalb Meilen vom Haus entfernt, ...

An einem Oktobermorgen des Jahres 1910 ist Nana Reja, die seit Jahren ihren Platz im Schaukelstuhl nicht verlassen hat, verschwunden. Erntehelfer finden die alte Frau anderthalb Meilen vom Haus entfernt, im Schoß zwei Bündel. In einem befindet sich eine Bienenwabe, in dem anderen ein Baby mit einem entstellten Gesicht, bedeckt mit lebenden Bienen. Nana Raja besteht darauf, den Jungen mitzunehmen und Simonopio zu nennen, so kommt dieser in die Familie Morales Cortés, was sich für ihn, aber auch die Familie als großes Glück herausstellen wird. Nicht allen aber gefällt es, dass der wilde Junge der Patensohn des Patróns wird.

Schon die Lebensgeschichte der Amme Nana Reja, die den Anfang macht, hat mich gefesselt, was die Autorin dann aber schafft, ist magisch! Historische Fakten vermischen sich mit Fiktion, das Leben der Familie in dieser Zeit ist von Höhen und Tiefen begleitet; ob es die mexikanische Revolution oder die Spanische Grippe ist, nichts bleibt ihnen erspart, aber immer wieder schafft es die magische Gabe von Simonopio, das Unheil von der Familie abzuwenden. Eine fantastische Erzählung, die mich glauben ließ, mittendrin zu sein! Fast hatte ich das Gefühl, die Bienen summen zu hören und den Duft der Orangen wahrzunehmen. Simonopio bei seinen Streifzügen durch Land und Berge zu begleiten, die Welt durch seine Augen zu sehen, das war ein unvergessliches Abenteuer. Dies ist eines der Bücher, bei denen man sich wünscht, die Geschichte möge nie enden. Natürlich gibt es Dramen, Schicksalsschläge, Trauer, Wut und Hass. Auf der anderen Seite aber auch Freundlichkeit, Freude, Miteinander und Liebe. Ein emotionaler Lesegenuss, ein aufregendes Abenteuer, mein Highlight des Monats! Von mir gibt es 5 Sterne mit Sternchen. Lest es, lernt Simonopio kennen und lieben, geht auf eine magische Reise, erlebt ein fantastisches Abenteuer. Es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Leben als Frau in Korea und anderswo

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Kim Jiyoung wächst in Korea auf. Das Buch ist in Abschnitte unterteilt, die von ihrer Kindheit, ihrer Jugend, ihrem Erwachsenwerden handeln. Dies alles in einem Land, in dem Frauen dafür verantwortlich ...

Kim Jiyoung wächst in Korea auf. Das Buch ist in Abschnitte unterteilt, die von ihrer Kindheit, ihrer Jugend, ihrem Erwachsenwerden handeln. Dies alles in einem Land, in dem Frauen dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sie belästigt werden und es eine Schande ist, keinen Sohn zu gebären. Ein Land, das Jungs und Männer bevorzugt und es Mädchen und Frauen schwer bis unmöglich macht, ihren Weg zu gehen oder Karriere zu machen. In dem das alte Rollenbild nach außen hin überholt, in Wahrheit aber weiterhin praktiziert wird.

Das Buch hat mich leider nicht ganz überzeugt. Die Personen blieben blass, die Geschichte hat mich nicht erreicht. Die Autorin rannte buchstäblich durch die Erzählung. Mehr Zeit und Raum hätten der Story gutgetan, so aber war es eine wenig in die Tiefe gehende Aneinanderreihung von Fiktion und Fakten, die sich abgewechselt haben. Eine wissenschaftliche Abhandlung mit Fußnoten, zu denen ich mir am Ende eine ausführlichere Erklärung gewünscht hätte. Wirklich neue Erkenntnisse konnte ich hier nicht gewinnen, die Rolle der Frau im asiatischen Raum (und im übrigen vielen anderen Ländern der Welt auch) war mir nicht neu, ein Schockeffekt blieb aus. Vielleicht ist aber gerade dies das schockierende daran; dass es als normal hingenommen wird, obwohl es alles andere als das ist.

„Auch wenn sich viel in der Welt getan hatte in puncto Gleichberechtigung, all die kleinen Regeln, Selbstverständlichkeiten oder Gewohnheiten innerhalb der Gesellschaft hatten sich nicht erkennbar geändert. Letztendlich war überall immer noch alles beim Alten.“ (Seite 155 ff.)

Es gab im Buch sehr viele interessante Ansätze, die ich mir ausführlicher gewünscht hätte. Der Anfang war spannend, im Mittelteil flachte die Story leider etwas ab, um zum Schluss hin wieder zu fesseln. Dennoch ist es ein wichtiges Thema, das leider immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Ich vergebe 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.02.2021

faszinierende Welt der Zeitreisen

Niemalswelt
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Als ihr Freund Jim stirbt, zieht sich Bee von ihren restlichen vier Freunden zurück. Als es nach einem Jahr ein Wiedersehen gibt, endet der feuchtfröhliche Abend fast mit einem schrecklichen Autounfall. ...

Als ihr Freund Jim stirbt, zieht sich Bee von ihren restlichen vier Freunden zurück. Als es nach einem Jahr ein Wiedersehen gibt, endet der feuchtfröhliche Abend fast mit einem schrecklichen Autounfall. Schockiert und vom Regen durchnässt kehren die fünf ins Haus zurück, wo kurze Zeit später ein Unbekannter anklopft und den Freunden verkündet, dass der Unfall tatsächlich passiert ist und es nur einen Überlebenden gab. Die Freunde seien in einer Zeitschleife zwischen Leben und Tod gefangen, in der Niemalswelt, und müssten sich nun untereinander einigen, wer von ihnen überlebt hat. Anscheinend hat dies alles mit dem Tod von Jim zu tun, sodass die Freunde beschließen, vor der Abstimmung herauszufinden, was wirklich mit ihm passiert ist. Dies ist gar nicht so einfach, wenn man immer wieder elf Stunden lang den gleichen Tag erneut erlebt.

Dies ist ein Jugendbuch, das mich als Erwachsene mehr als begeistert hat. Ich finde Zeitschleifen und Zeitreisen faszinierend und wenn es dann auch noch ein Geheimnis aufzuklären gibt, bin ich mit Freuden dabei. Die Story wird aus der Sicht von Beatrice, Bee genannt, erzählt. Von ihr erfahren wir, wer ihre Freunde sind, welche Charaktereigenschaften sie haben, woher sie kommen, und Bee führt uns auch durch den immer gleichen Tag, was alles andere als eintönig ist. Einen Tag immer wieder neu zu erleben, das mag sich faszinierend und lustig anhören, kann aber auch anstrengend und ermüdend sein. Bis die Freunde sich zusammenraufen und als Team agieren, passiert einiges. Das ist sehr aufregend und auch spannend, schließlich hat jeder von ihnen selbst etwas zu verbergen. Ich möchte nicht zu viel verraten, weil das Überraschungsmoment hier eine große Rolle spielt. Es ist ein tolles Buch und es ärgert mich, dass es so lange ungelesen auf mich gewartet hat. Von mir gibt es 5 Sterne mit Extrasternchen. Lest es und habt Spaß in der Niemalswelt!

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Veröffentlicht am 16.02.2021

hat mich nicht überzeugt

Meine dunkle Vanessa
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Meine dunkle Vanessa von Kate Elizabeth Russell

Vanessa überredet mit vierzehn ihre Eltern, sie auf ein Internat zu schicken, die Browick School in Norumbega. Mit der einzigen Freundin auf der Highschool ...

Meine dunkle Vanessa von Kate Elizabeth Russell

Vanessa überredet mit vierzehn ihre Eltern, sie auf ein Internat zu schicken, die Browick School in Norumbega. Mit der einzigen Freundin auf der Highschool hat sie sich am Ende des letzten Schuljahres wegen einem Jungen zerstritten, sodass sie nun ziemlich isoliert ins zehnte Schuljahr startet, ihr zweites Jahr im Internat. Vanessa ist still, zurückhaltend, chaotisch, schlampig und ziemlich faul. Als sie im Leistungskurs Amerikanische Literatur den Lehrer Mr. Strane kennenlernt, hat dieser mit dem fünfzehnjährigen Mädchen, das einsam ist und nach Aufmerksamkeit giert, leichtes Spiel. Was mit Gesprächen, Berührungen und Küssen anfängt, endet irgendwann im Bett des Lehrers, der fast dreißig Jahre älter ist als Vanessa.

Wir erfahren abwechselnd, angefangen mit dem Jahr 2000, dem Jahr, an dem Vanessa ihren Lehrer kennenlernt, und dem Jahr 2017 in der Gegenwart, was passiert. Vanessa erinnert sich, wie alles anfing und erzählt, was sie gerade erlebt. Dies ist teilweise langatmig, dies ist sehr oft uninteressant, dies soll wahrscheinlich zeigen, wie einsam und isoliert Vanessa war und ist. Ihre gestörte Wahrnehmung, was die ungesunde Beziehung zu Strane angeht, zieht sich durch das Buch. Natürlich ist es wichtig, zu erfahren, wie ein fast dreißig Jahre älterer Mann ein junges Mädchen dazu bekommt, Sachen zu tun, die es tatsächlich gar nicht tun möchte. Leider geschieht dies hier in langwierigen Ausführungen über seitenlange Kapitel, die einfach nur ermüdend waren. Ich habe darauf gewartet, dass das Buch mich packt und es den Moment gibt, wo Vanessa mich berührt. Leider war und blieb Vanessa für mich seltsam farblos, distanziert und, ja, unsympathisch. Der Missbrauch an sich, der seitenweise explizit beschrieben wird, ist schlimm und an Widerlichkeit nicht zu überbieten. Die restliche Geschichte flog an mir vorbei, sodass ich nach zwei Dritteln abgebrochen habe, was mir tatsächlich seit langem nicht mehr passiert ist. Aus Respekt vor dem Thema vergebe ich 3 Sterne.

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