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Veröffentlicht am 23.01.2024

Mord im Tunnel

Abschied auf Italienisch
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Es brauchte einige Seiten, bis ich mit dem kantigen Commissario Vito Grassi warm wurde, doch dann hat es mich gepackt. Auch die beiden Mordfälle, die Grassi gleich nach seiner Ankunft in Levanto aufklären ...

Es brauchte einige Seiten, bis ich mit dem kantigen Commissario Vito Grassi warm wurde, doch dann hat es mich gepackt. Auch die beiden Mordfälle, die Grassi gleich nach seiner Ankunft in Levanto aufklären muss, haben es in sich und gestalten die Handlung äußerst spannend und abwechslungsreich, und bis zum dramatischen Finale war kaum vorauszusehen wie die Auflösung letztendlich aussehen würde. Mir gefallen Grassis praktische Methoden, auch wenn diese teilweise etwas altbacken und rabiat auf sein Umfeld wirken. So entwickelt sich auch ein unterhaltsames Zusammenspiel mit seiner neuen Kollegin Ricci, einer jungen, modernen, technik-affinen Frau, die Grassis schroffen Sprüchen bravourös Paroli bietet. Aber auch die anderen Charaktere - der sympathische Gerichtsmediziner Penza, der immer eine passende Melodie vor sich hin pfeift, die eigensinnige Toni, mit der Grassi im geerbten Haus seines Vaters erst einmal aneinander gerät, bevor sie sich zusammenraufen, die strenge aber faire Vorgesetzte, der Chef der örtlichen Carabinieri Bruzzone, bei dem man sich fragt wie er es überhaupt bis auf diesen Posten geschafft hat und der Grassi das Leben schwer macht.
Neben starken Charakteren mit Wiedererkennungswert bieten aber auch die Landschaftsbeschreibungen und die italienischen Begriffe, die immer wieder in den Dialogen fallen, Anlass zur Freude, denn man fühlt sich gleich in die Gegend hineinversetzt. Von Urlaubsfeeling möchte ich - schliesslich geht es um Mord - nicht sprechen, aber man bekommt einen guten Eindruck von "Land und Leuten", der mir hervorragend gefallen hat.
Einer Fortsetzung steht somit nichts im Wege, und ich bin schon sehr gespannt auf Teil zwei.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Oder doch?

Barbara stirbt nicht
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Ein trotz des knalligen Covers etwas unscheinbar wirkendes Buch, das mich erst auf den zweiten Blick neugierig gemacht hat. Schmidt, Walter ist ein Rentner mit altmodischen Ansichten. Kein Wunder also, ...

Ein trotz des knalligen Covers etwas unscheinbar wirkendes Buch, das mich erst auf den zweiten Blick neugierig gemacht hat. Schmidt, Walter ist ein Rentner mit altmodischen Ansichten. Kein Wunder also, dass er völlig aufgeschmissen ist als seine Frau krank wird. Wer kocht ihm jetzt den morgendlichen Kaffee und das Essen? Wer putzt und wäscht? Aber Walter weiß sich zu helfen, und mit genauer Anleitung schafft sogar er es, satt zu werden - und Barbara etwas zum Essen zuzubereiten. Aber Barbara hat nie Hunger, ist stattdessen immer nur müde und liegt nur noch im Bett. Das kann Walter gar nicht verstehen, also macht er weiter wie bisher, auch wenn jetzt alles anders ist, die Rollen vertauscht, und er die Aufgaben seiner Frau übernimmt. Und egal wie oft die Kinder plötzlich vorbeikommen, egal wie viele Nachbarn und Freunde Barbara plötzlich besuchen und mit Tränen in den Augen wieder von dannen ziehen - Walter behält seine Scheuklappen auf im festen Glauben, dass Barbara schon wieder auf die Füsse kommt wenn sie nur endlich einmal ordentlich essen würde.
Die Geschichte ist gleichzeitig todtraurig und urkomisch, und man findet sich in einem Wechselbad der Gefühle wieder, das einem keine Ruhe lässt. Obwohl ich Walter grundsätzlich unsympathisch fand in seinen festgefahrenen Ansichten und intoleranten schroffen Kommentaren, hat er mich doch auch immer wieder überrascht, wenn er über seinen Schatten springt und tatsächlich ganz unerwartet einmal etwas für andere tut. Die Geschichte macht fassungslos - gibt es solche Menschen wirklich?, wütend - wie kann er nur so egoistisch sein? und mitleidig - glaubt er wirklich, er hat alles unter Kontrolle?
Und so lässt einen das Buch völlig aufgewühlt mit einem der grössten Cliffhanger zurück, die ich je gelesen habe. Barbara stirbt nicht - oder doch?

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Abenteuer mit Pinguin

Einstein, der kleine Pinguin
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Da staunen Imogen und Arthur nicht schlecht, als nach dem Zoobesuch plötzlich ein kleiner Pinguin vor der Tür steht. Die Eltern sind skeptisch, doch vorerst darf Einstein bleiben. Doch woher kommt der ...

Da staunen Imogen und Arthur nicht schlecht, als nach dem Zoobesuch plötzlich ein kleiner Pinguin vor der Tür steht. Die Eltern sind skeptisch, doch vorerst darf Einstein bleiben. Doch woher kommt der kleine Zwergpinguin und was will er bei Familie Stewart? Gemeinsam mit Arthur findet Imogen, die Hobby-Detektivin, heraus dass Einstein auf der Suche nach seinem Freund ist. Und natürlich müssen sie dem kleinen Pinguin dabei helfen, sein Ziel zu erreichen, denn das machen Freunde nun einmal. Auch wenn das bedeuten könnte, dass Einstein sie dann wieder verlassen muss...
Eine wunderbare Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, ein spannendes Detektiv-Abenteuer und ein Ende, dass auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Besonders gut gefallen hat mir die Zeichnung der Charaktere, die allesamt lebensecht und glaubwürdig wirkten: Imogen, die große Schwester, die sich erwachsen gibt es aber noch nicht ist. Der schüchterne Arthur, der mit Einsteins Hilfe nicht nur einen Freund findet. Die Eltern, die einerseits vernünftig sein müssen, andererseits alles tun um ihren Kindern und Einstein zu helfen. Der unheimliche Fremde, der immer wieder auftaucht und dessen Motive unklar sind - doch Imogen ist sich sicher, dass er eine Gefahr für Einstein darstellt. Und natürlich Einstein selbst, der richtig schlau und mutig ist und zeigt, was wahre Freundschaft bedeutet.
Fazit: Einstein hat unsere Herzen im Sturm erobert!

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Veröffentlicht am 28.12.2023

Unerwartetes Highlight

Der Schacherzähler
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Wer hätte gedacht, dass dieses unscheinbare kleine Buch ein echtes Lese-Highlight in diesem Jahr sein würde? Die Geschichte - eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Alt und Jung - ist grundsätzlich nicht ...

Wer hätte gedacht, dass dieses unscheinbare kleine Buch ein echtes Lese-Highlight in diesem Jahr sein würde? Die Geschichte - eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Alt und Jung - ist grundsätzlich nicht neu, wird hier aber so erfrischend und warmherzig erzählt, dass es mich glatt umgehauen hat. Sämtliche Charaktere sind liebevoll gezeichnet, glaubwürdig, alle mit ihren Macken aber nicht überzogen.
Wer hätte ahnen können, dass sich aus der ersten Begegnung des lebhaften Janne mit dem brummigen Witwer eine tiefe Freundschaft entwickeln würde? Am allerwenigsten wohl Jannes alleinerziehende Mutter Malu, die den alten 'Oldman' erst ein wenig misstrauisch beäugt, später aber genauso in ihr Herz schliesst wie Janne. Auch die Randgeschichten um Malus Arbeitgeber Hinnerk, ihre Freundin Liv und die weiteren Personen, die vor allem das Cafe 'Blue Hour', in dem Malu arbeitet, bevölkern, werden interessant und mit viel Feingefühl erzählt.
Fazit: für mich ist dieses Buch ganz überraschend und mit eleganter Leichtigkeit (wie der Springer beim Schach) in die Riege meiner Jahres-Lese-Highlights gesprungen - das Beste kommt eben manchmal doch zum Schluss.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Leid und Liebe und eine Prise Zimt

Der Duft von Zimt
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Angelockt wurde ich vom Zimt im Titel des Buches und der Erwähnung von Franzbrötchen in der Beschreibung des Buches - wer kann da schon widerstehen?
Dieses als historischer Liebesroman angepriesene Buch ...

Angelockt wurde ich vom Zimt im Titel des Buches und der Erwähnung von Franzbrötchen in der Beschreibung des Buches - wer kann da schon widerstehen?
Dieses als historischer Liebesroman angepriesene Buch konzentriert sich glücklicherweise nicht ausschließlich auf die Romanze, sondern erzählt zudem sehr viel über die damalige entbehrungsreiche Zeit der Besatzung Hamburgs durch Napoleons Armee und nebenbei auch eine mögliche Entstehungsgeschichte der berühmten Franzbrötchen. Neben der Hauptperson Josephine lernen wir eine ganze Reihe interessanter Charaktere kennen, die die Geschichte bunter machen und die Handlung spannend und abwechslungsreich gestalten. Dabei werden auch die Schrecken und das Leid nicht ausgespart, die Hamburg durch die Kontinentalsperre und strengen Kontrollen erleben musste. Fazit: ein rundum gelungener Roman, der als i-Tüpfelchen noch gleich ein Rezept für leckere Franzbrötchen mitliefert.

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