Profilbild von moni2506

moni2506

Lesejury Star
offline

moni2506 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit moni2506 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2024

Ein solider historischer Roman, dessen Geschichte ich insgesamt mochte

Die Uhrmacher der Königin
0

„Die Uhrmacher der Königin“ von Ralf H. Dorweiler ist ein historischer Roman, der die Geschichte von zwei Brüdern erzählt, die als Uhrmacher nach London gehen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. ...

„Die Uhrmacher der Königin“ von Ralf H. Dorweiler ist ein historischer Roman, der die Geschichte von zwei Brüdern erzählt, die als Uhrmacher nach London gehen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Erschienen ist der Roman im Januar 2022 bei Lübbe.

Schwarzwald, 1841: Nach einem Streit in der Familie entscheiden sich die beiden Faller-Brüder, Johannes und Ernst, ins Uhrenland zu ziehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen. Beide sind in einer Uhrmacher-Familie aufgewachsen und haben dort das Handwerk erlernt. Doch die Reise und die erste Zeit in London stellen sich als ernste Herausforderung für die beiden Brüder dar. Sie begegnen der jungen Sophia, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte immer wieder als Helferin in der Not erweist und die ihnen letztendlich einen Auftrag vermittelt, der die beiden Uhrmacher sogar in die Nähe Königin Victorias bringt.

Der Titel und Klappentext haben mich neugierig auf das Buch gemacht. Über die Uhrmacherkunst hatte ich bisher noch kein Buch gelesen und bei längerem Nachdenken, fand ich mechanische Uhren irgendwie faszinierend. Ich bin schnell in das Buch und die Geschichte reingekommen. Der Schreibstil lässt sich gut lesen und ich konnte mir die Schauplätze des Romanes gut vorstellen.
Der Roman zeichnet den Werdegang der beiden Brüder nach und erzählt von ihrer Kindheit, der Reise nach London und der ersten beschwerlichen Zeit in ihrer neuen Heimat. Als weiteren großen Handlungsstrang haben wir Sophias Geschichte, die jung ihre Mutter verliert und auf der Suche nach einem Betrüger ist. Als kleinere Nebengeschichten sind das Leben von Königin Victoria und zwei Malerbrüder in die Geschichte mit eingebaut. Grundsätzlich für mich eine gute Mischung, wäre da nicht der offizielle Klappentext des Buches, den ich bewusst oben nicht genutzt habe.
Mit Fortschreiten der Geschichte wurde immer deutlicher, dass Titel und Klappentext unpassend für dieses Buch sind. Beides hat bei mir komplett andere Erwartungen an diese Geschichte geweckt und das finde ich sehr schade. Von der Erwartungshaltung hängt zumindest bei mir viel ab, wie ich ein Buch wahrnehme. Der offizielle Klappentext auf dem Buchrücken erzählt im Prinzip die letzten 120 Seiten des Buches und so sollte das, finde ich, nicht sein. Wäre das erste Drittel des Buches der Werdegang der beiden Brüder gewesen, wäre das vollkommen ok gewesen, denn die Informationen, wie man eine mechanische Uhr baut und aus welchen Teilen diese besteht, fand ich spannend. 4/5 Vorgeplänkel bevor man zur eigentlichen Geschichte des Klappentextes kommt, ist für mich vollkommen inakzeptabel.
Und die Geschichte fand ich insgesamt betrachtet sogar ganz gut, sie war aber eben deutlich anders als ich es mir anhand des Klappentextes vorgestellt habe. Ich mochte die beiden Uhrmacherbrüder sehr und bin ihrem Leben gerne gefolgt. Gut fand ich, dass hier zwei Menschen mit Behinderung, die zentrale Rolle in der Geschichte übernehmen und auch die Tatsache, dass einer diese von Geburt an hat und der andere diese erst im Laufe seines Lebens erwirbt. In Sachen Repräsentation war es dennoch eher der Blick einer nichtbehinderten Person auf die beiden, habe ich das Gefühl.
Auch Sophia und ihre Geschichte mochte ich gerne. Durch den Betrugsfall, den sie aufzuklären versucht, kommt eine gewisse Spannung in die Geschichte. Nicht so gut gefallen hat mir hingegen, dass sie oft Teil der Lösung ist, wenn die Faller-Brüder vor Probleme gestellt werden. Die kleineren Handlungsstränge rund um Königin Victoria oder auch die beiden Maler-Brüder, habe ich nicht so ganz verstanden und fand ich in gewisserweise auch etwas überflüssig. Hier wurden halt viele Informationen eingebaut.
Das Buch deckt viele Themen ab und ist mir sehr vielen Informationen angereichert. Gut fand ich, das mit den unterschiedlichen Abschnitten im Buch, die Teile einer mechanischen Uhr und ihre Funktion vorgestellt werden. Insgesamt waren die Informationen zur Uhrmacherkunst vielfältig und es wurden unterschiedliche Uhren mitsamt ihren Herausforderungen beschrieben. Darüber hinaus habe ich Einiges über das Königshaus sowie dem Leben von Arbeiter*innen und Hausangestellten in London erfahren.
Als Zusatzmaterial runden ein Personenverzeichnis und ein kurzes Nachwort, das Fiktion von Wahrheit trennt, den Roman ab. Eine Karte sucht man hier vergeblich, was ich in diesem Falle allerdings nicht als Nachteil empfinde.

Fazit: Ein solider historischer Roman, deren Geschichte ich insgesamt mochte und deren Protagonisten ich gerne gefolgt bin. Die Informationen zum Uhrmacher-Handwerk waren zahlreich und vielfältig. Der Titel und Klappentext haben leider falsche Erwartungen bei mir geweckt, die das Leseerlebnis getrübt haben. Dennoch für alle empfehlenswert, die die Uhrmacher-Kunst spannend finden und mehr darüber erfahren wollen. Ich würde allerdings davon abraten, den Klappentext zu lesen.

Veröffentlicht am 13.07.2024

Ein toller Roman, der die 20er Jahre mit seiner Musik zum Leben erweckt

Lindy Girls
0

„Lindy Girls“ von Anne Stern spielt 1928 in Berlin und erzählt von den Tanzgruppen, die zu Charleston tanzten und in Tanzpalästen auftraten. Erschienen ist der Roman im November 2023 im Aufbau Verlag. ...

„Lindy Girls“ von Anne Stern spielt 1928 in Berlin und erzählt von den Tanzgruppen, die zu Charleston tanzten und in Tanzpalästen auftraten. Erschienen ist der Roman im November 2023 im Aufbau Verlag.

Der Charleston ist im Berlin der ausgehenden 20er Jahre stark im kommen als die Choreografin Wally ihre Tanzgruppe gründet. Mit den „Lindy Girls“ möchte sie sich ihren Traum erfüllen und in den großen Tanzpalästen auftreten. Frauen aus den unterschiedlichsten Schichten kommen in ihrer Tanzgruppe zusammen, wie z.B. die Fabrikarbeiterin Alice, die in prekären Verhältnissen lebt oder auch die Industriellentochter Thea, die von zu Hause flieht, um nicht zu heiraten. Der Weg der Frauen ist kein einfacher, denn obwohl Frauen mehr Rechte haben, so ist die Unterhaltungsbranche noch immer von Männern dominiert.

Anne Stern wird bei mir wahrscheinlich für den Rest meines Lebens mit dem Berlin der 20er Jahre und der Weimarer Republik verbunden sein. Auch hier verbindet die Autorin wieder ganz unterschiedliche Schicksale miteinander und lässt so eine vergangene Zeit wieder auferstehen.
Zur Einstimmung habe ich in die Playlist am Anfang des Buches reingehört. Sehr passend, weil es zu einem großen Teil ums Tanzen und den Charleston geht. Es sind allerdings auch Jazz und Tango-Stücke enthalten.
Ich bin gut reingekommen und Anne Stern hat wieder einmal die Nuancen der Zeit wunderbar eingefangen. Thematisch konzentriert es sich auf andere Aspekte der Weimarer Republik als die Fräulein Gold-Reihe, aber es gibt auch Überschneidungen. So ist die Arbeit im Büro als Sekretärin sehr präsent oder es gibt einen Gigolo in seiner ursprünglichen Bedeutung. Ich habe ein Sachbuch zu der Zeit gelesen, daher wusste ich davon, aber ich mochte es sehr wie es in diesem Roman, dann zum Leben erweckt wurde.
Das Buch hat sehr viele Perspektiven und für die Kürze des Buches waren es für meinen Geschmack fast schon zu viele, dennoch hat das Buch auch sehr viel richtig gemacht. Es sind so viele Realitäten in diesem Buch enthalten, denen ich manchmal gerne etwas mehr nachgegangen wäre. Das Büro ist eine ganz eigene Welt mit eigenen Regeln, durch die man gerade als Frau geschickt manövrieren muss. Marktplatz für Äffären und zukünftige Ehemänner und ich befürchte einige Klischees, die sich bis heute halten, sind aus dieser Zeit. Die Fabrik mit seiner Fließbandarbeit und den kläglichen Löhnen, die kaum ein gutes Leben ermöglichen und die Tanzpaläste, in denen einsame Frauen für Geld mit Männern tanzen und manchmal auch weiterführende Dienstleistungen erwerben können.
Es ist unglaublich was Anne Stern alles in diese 350 Seiten gepresst hat. Das Buch erzählt von der Lust der Berliner zu feiern und das Tanzbein zu schwingen. Es erzählt von Drogen und den Abgründen, die überall lauern. Es erzählt von der Gefahr durch die SA und Nationalsozialisten. Es erzählt von Kriegstrauma, Abtreibungen und zurückgelassenen Kindern. Und dieses Buch erzählt von der Liebe zwischen Menschen aller Geschlechter.
Mir war manchmal schwer ums Herz und dann war es wieder ganz leicht. Ich habe mit den Personen mitgefühlt und war investiert in ihr Schicksal. Manchmal hat es mich etwas überfordert und es hat eben auch etwas gedauert bis alles so richtig zusammengekommen ist und irgendwie war es auch nicht ausführlich genug. Das Ende ist recht offen gehalten, so dass eine Fortsetzung durchaus möglich wäre, aber die Hauptgeschichte, wie die Lindy Girls entstanden sind, ist zu Ende erzählt.
In einem kurzen Nachwort gibt Anne Stern zusätzliche Informationen zum Hintergrund der Geschichte preis. Weiteres Zusatzmaterial bis auf die genannte Playlist am Anfang des Buches, die man über einen QR Code in der Klappbrischur erreicht, gibt es nicht.

Fazit: Wieder ein tolles Roman aus der Feder Anne Sterns. Die 20er Jahre und seine Musik leben in diesem Buch auf. Die vielen Perspektiven haben das Buch allerdings auch etwas überladen. Dennoch von mir eine Empfehlung an alle, die gerne im Berlin der 20er Jahre sowie der Weimarer Republik abtauchen wollen.

Veröffentlicht am 06.07.2024

Eine Anthologie, die mit dem Einfallsreichtum ihrer Autor*innen überzeugen kann

Meer Mord
0

„Meer Mord - Kutter, Küsten und Kanaillen“ herausgegeben von MAnfred Ertel ist eine Krimi-Anthologie, die im Juni 2024 im Ellert & Richter Verlag erschienen ist. Es geht um Kriminalfälle, die allesamt ...

„Meer Mord - Kutter, Küsten und Kanaillen“ herausgegeben von MAnfred Ertel ist eine Krimi-Anthologie, die im Juni 2024 im Ellert & Richter Verlag erschienen ist. Es geht um Kriminalfälle, die allesamt an oder in der Nordsee stattfinden. Ein Euro pro Buch wird an die Seenotretter gestiftet. Einer Organisation, die allen Autorinnen am Herzen liegt.

Klappentext vom Buchrücken übernommen:
Menschen stürzen von Kreuzfahrtschiffen, Leichen treiben in der Elbe oder neben führerlosen Segelbooten. Rauschgiftkartelle nutzen die Meere und ihre Häfen für ihre todbringende Frachten, Piraten kapern kleine Schiffe und große Pötte. Ein dänischer Tüftler bringt in einem selbstgebauten U-Boot eine Journalistin um und versenkt die Leichenteile verstreut auf dem Grund der Ostsee.
Immer Meer Mord.
Nirgendwo ist das perfekte Verbrechen so einfach wie auf hoher See. Zwei Drittel der Erdoberfläche bestehen aus Wasser. Der allergrößte Teil der internationalen Gewässer ist weitgehend rechtsfreier Raum. In vielen Fällen keiner nationalen Strafjustiz unterworfen. Und wenn doch, gibt es nachts auf menschenleeren Decks keine Zeugen oder die Wellen verschlucken Opfer und Beweise. Lagern sie in unendlicher Tiefe. Oder erweichen jede Beweiskraft. Geplant werden die Verbrechen meist an Land. In Häfen, an romantischen Stränden, in menschenleeren Buchten. Was liegt näher als eine Anthologie mit maritimen Kurzgeschichten – rund um Kutter, Küsten und Kanaillen.

Einige Autor
innen kenne ich bereits von Lesungen und so habe ich auch von dieser Anthologie erfahren. 16 Kurzgeschichten befinden sich hierin und diese könnten kaum unterschiedlicher sein. So werden aktuelle politische Konfliktherde mit eingebracht, fantastische Elemente, die das Verbrechen mit einem Mythos rund um die Nordsee verbinden oder es wird auch mal historisch. Dabei hat jede Geschichte ihre ganz eigene Stimme. Mal wird alles genauestens beschrieben und mal wird alles ganz nüchtern erzählt. Ich bin in die Rolle des Täters geschlüpft oder war hautnah bei den Ermittlungen dabei. Ich war fasziniert davon, wie viel Drama sich auf wenigen Seiten entfalten kann oder auch welche Wendungen die Geschichten teilweise erfahren. Meinte ich auf den ersten Seiten die Geschichte schon durchschaut zu haben, so wurde ich doch das ein oder andere Mal eines Besseren belehrt. Die Vielfalt der Geschichten fand ich sehr gelungen und dies zeigt den Ideenreichtum der Autorinnen. Das Thema Nordsee kann auf unterschiedlichste Weise interpretiert werden und das wurde hier auch getan. Die unterschiedlichsten Motive wie Rache, Neid, Habgier oder auch Abstiegsangst kommen zum tragen. Nicht jede Geschichte konnte mich überzeugen, weil mir manchmal das Thema nicht so ganz zugesagt hat. Nichtsdestotrotz habe ich so auf 240 Seiten viele neue Autorinnen kennengelernt. Anthologien können denke ich eine gute Gelegenheit sein, neue Autorinnen für sich zu entdecken. Der Rahmen, in den diese Anthologie gesetzt wurde, fand ich sehr stimmig. Im Vorwort wird deutlich gemacht, warum dem Herausgber und den Autorinnen die Seenotrettung wichtig ist. Am Ende des Buches gibt es von allen Autorinnen kurze Biografien.

Fazit: Eine interessante Anthologie zum Thema Meer, die mich auf einige neue Autor
innen aufmerksam gemacht hat und die mich mit ihrer Vielfalt überzeugen konnte. Gerade wenn mal nicht so viel Zeit hat, sind so kurze Geschichten eine gelungene Abwechslung. Eine ganze Geschichte, auf wenigen Seiten erzählt, ist eine faszinierende Disziplin und ich sollte dies zukünftig auch mal in anderen Genres ausprobieren.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Gelungener historischer Roman über die Medici und die Pazzi-Verschwörung

Florentia - Im Glanz der Medici
0

In „Florentia - Im Glanz der Medici“ von Noah Martin geht es um die Familie Medici und die Pazzi-Verschwörung. Erschienen ist der Roman im März 2023 bei Droemer.

Florenz 1469: Noch ist Lorenzo de Medici ...

In „Florentia - Im Glanz der Medici“ von Noah Martin geht es um die Familie Medici und die Pazzi-Verschwörung. Erschienen ist der Roman im März 2023 bei Droemer.

Florenz 1469: Noch ist Lorenzo de Medici der erstgeborene Sohn in einer extrem reichen Bankiersfamilie sowie der kommende Herrscher von Florenz. Die ganze Stadt ist dabei als er heiratet und so auch sein jüngerer Bruder Giuliano, die Malerin Fioretta Gorini und der noch unbekannte Künstler Leonardo Da Vinci. Ihr Schicksal wird in den kommenden Jahren eng miteinander verbunden sein. Auf der Suche nach ihrem Platz werden sie Zeuge im Spiel um die Macht. Immer wieder wird Florenz und insbesondere die Familie Medici bedroht. Politik, Intrigen und Verrat sind ein ständiger Begleiter. Den Feinden der Medici ist jedes Mittel recht - auch Mord.

Ich hatte das Buch schon länger hier und nach der Nominierung für den Homer Literaturpreis dachte ich mir, dass es endlich Zeit wird diesen Roman zu lesen.
Der Einstieg ist gut gelungen. Mir wurde Zeit gegeben die Protagonisten kennenzulernen und mich in der Ausgangslage zurechtzufinden. Während des Lesens hatte ich meist ein lebendiges Kopfkino. Die beschriebenen Orte konnte ich mir gut vorstellen. Das Italien der Renaissance-Zeit wird mit Florenz, Rom, Mailand und der Kunst zum Leben erweckt.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass wir einen umfangreichen Einblick in die Ereignisse bekommen. Die Familie Medici bildet hierbei den Mittelpunkt, allerdings spielt auch die Kunst eine recht große Rolle. Ich mochte diese Mischung sehr gern und diese hat einen wesentlichen Anteil daran, dass mir das Buch so gut gefallen hat. Nur Politik und Intrigen wäre mir auf Dauer wohl zu trocken geworden.
Noah Martin hat gute Perspektiven gewählt. Mit Giuliano erfahren wir etwas über seine Gedankenwelt als zweitgeborener Sohn, der immer im Schatten seines Bruders steht, der aber dennoch an der Verbundenheit zu seinem Bruder festhält und diesem helfen will, wo er kann. Mit Fioretta haben wir eine weibliche Perspektive und eine Person, die zwischen den Medici und der Kunst gefangen ist. Sie möchte Malerin werden, was als Frau zu jener Zeit kein einfaches Unterfangen war. Durch die Arbeit ihres Vaters als Leibarzt ist sie mit der Familie Medici aufgewachsen. Leonardo entführt den Leser in die Welt der Kunst und der Bottegas. Hier ist auch das ein oder andere wissenschaftliche Experiment dabei. Albiera ist eine weitere weibliche Perspektive. Durch sie bekommen wir einen Einblick in die Gedankenwelt der Feinde der Medici. Dabei legt sie einiges Geschick im Planen von Intrigen an den Tag.
Das Buch ist in unterschiedliche Abschnitte unterteilt und spitzt sich immer weiter zu. Insgesamt wird die Familie Medici von 1469 bis 1478 begleitet. Hierbei habe ich viel über Florenz erfahren und wie die Familie Medici ebenjene Stadt führt. Das Schicksal der Stadt und die Medici sind stark miteinander verflochten. Hier geht es dann viel um Politik und Intrigen. Bündnisse müssen geschmiedet werden, Gesetze im Sinne der Stadt und der Medici verabschiedet werden, Unheil von Florenz abgewehrt werden oder auch Personen im Sinne der Familie Medici beeinflusst werden.
Als Gedanken zwischendurch hatte ich immer wieder mal, dass die Familie Medici die Guten sind und die Familie Pazzi eben die Bösen. Auch bei den Medici gab es das ein oder andere, was zumindest fragwürdig war, aber die Familie Pazzi ist fast grundsätzlich negativ besetzt. Sie haben einen Hass auf die Medici, wollen diese vernichten und die Macht von ihnen übernehmen. Bemüht man wikipedia ist die Pazzi-Verschwörung tatsächlich fast das einzige, was zur Familie bekannt ist.
Als Zusatzmaterial gibt es einen Stammbaum und ein Personeverzeichnis am Anfang des Buches sowie ein Nachwort, Hinweise zu Namen und Sprache, Inhaltswarnungen und eine Danksagung am Ende. Die Inhaltswarnungen fand ich gut umgesetzt. Ein Hinweis zu diesen findet sich auch auf den ersten Seiten. Im Nachwort klärt Noah Martin über Fiktion und Wahrheit auf und erzählt etwas zu den Beweggründen ihrer Darstellung der Familie Medici und anderer Figuren.

Fazit: Insgesamt ein gelungener historischer Roman über die Familie Medici und die Pazzi-Verschwörung. Gerade die Mischung an Themen hat es mir hier einfach gemacht den gesamten Roman zu genießen. Empfehlenswert für alle, die historische Romane und die Renaissance-Zeit in Italien mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.05.2024

Gutes Sachbuch über Populismus, dass mir nochmal Einiges verdeutlicht hat

Was Populisten wollen
0

Marcel Lewandowsky hat mit „Was Populisten wollen - Wie sie die Gesellschaft herausfordern - und wie man ihnen begegnen sollte“ ein Sachbuch zum Thema Populismus vorgelegt. Erschienen ist das Buch im Mai ...

Marcel Lewandowsky hat mit „Was Populisten wollen - Wie sie die Gesellschaft herausfordern - und wie man ihnen begegnen sollte“ ein Sachbuch zum Thema Populismus vorgelegt. Erschienen ist das Buch im Mai 2024 bei Kiepenheuer & Witsch.

Populismus, insbesondere der Rechtspopulismus, scheinen unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein. Giorgia Meloni in Italien, Donald Trump in den USA oder auch Victor Orban in Ungarn sind nur einige Namen. Bisherige Gegenstrategien scheinen kaum Wirkung zu zeigen. Marcel Lewandowsky ist Politikwissenschaftler und befasst sich in diesem Buch ausführlich mit dem Thema. Er klärt über die Grundlagen der Ideologie auf, zeigt die Methoden der Rechtspopulisten und analysiert wer die Wähler dieser Parteien sind. Im abschließenden Kapitel geht der Autor auf Gegenstrategien ein, die auf mehreren Ebenen funktionieren. Auch Beispiele aus dem In- und Ausland werden genannt.

Auf Marcel Lewandosky wurde ich aufmerksam durch Twitch. Dort war er im Format „nachsitzen“ auf dem Kanal von WildMics zu sehen. Seitdem folge ich ihm und bin so dann auch auf dieses Buch aufmerksam geworden.
Dies ist nicht mein erstes Sachbuch zum Thema Populismus und Demokratie. Ich besitze daher schon ein gewisses Vorwissen. Ich empfand dieses Buch allerdings grundsätzlich als recht ausführlich, von daher kann es denke ich durchaus auch als Einstieg genutzt werden. Ich würde allerdings vermuten, dass man sich danach noch weiter mit bestimmten Aspekten im Buch auseinandersetzen möchte.
Marcel Lewandowski behandelt unterschiedliche Aspekte von Populismus und fängt hier mit dem Demokratieverständnis der Populisten an. Dabei werden auch grundsätzliche Begriffe erklärt und die kleinen Nuancen, die etwas populistisch werden lassen. Das hat mir gut gefallen, denn ich empfinde den Grat manchmal als recht klein und das wurde hier gut erfasst. Auch die Spannungsfelder, die unsere Demokratie aushalten muss, werden gut erklärt.
In den weiteren Kapiteln geht es um den Begriff des Volkes, die Inszenierung des Populismus, wie Populisten das System verändern, wenn sie an der Macht sind und wer die Wähler*innen sind. Durch das gesamte Buch ziehen sich konkrete Beispiele und ich merke schon jetzt, dass ich Populismus noch besser erkenne. Dies empfinde ich als eine große Stärke des Buches.
Durch diese Beispiele habe ich auch viel über Populismus in anderen Ländern gelernt. Das Hauptaugenmerk lag auf Rechtspopulismus, aber auch Linkspopulismus wird kurz erklärt. Es waren da viele interessante Fakten dabei, die ich vorher so nicht wusste. Die USA werden viel herangezogen, aber auch Großbritannien, Ungarn, Schweden, Spanien und Griechenland.
Insgesamt hat mich das Buch viel zum Nachdenken gebracht. Es hat vieles bestätigt, was ich vorher schon wusste, an manchen Stellen hat es mir Dinge noch deutlicher begreiflich gemacht oder einen Zusammenhang hergestellt, wo ich vorher keinen gesehen habe. Wahrscheinlich wird das Buch auch noch längere Zeit in mir arbeiten.
Bei einem Sachbuch kommt es noch mehr vor als bei historischen Romanen, dass ich zu bestimmten Dingen im Internet recherchiere. In Sachbüchern gibt es grundsätzlich deutlich mehr Quellenangaben und Fußnoten. Zu einigen der genannten Beispiele habe ich selber ein wenig recherchiert oder mir eben auch die Quellen angeschaut. Das hilft mir auch nochmal dabei das Gelesene zu verarbeiten und besser einzuordnen.
Vom letzten Kapitel, wie man denn nun Populisten begegnen sollte, hatte ich mir ein bisschen mehr erwartet. Ich hatte gehofft, dass da vielleicht etwas bahnbrechend Neues dabei ist. Ich konnte Vieles nachvollziehen, es war aber eben mehr auf Medien und Politik bezogen. Wahrscheinlich kann ich Beiträge in den Medien oder in den sozialen Medien besser einordnen, aber die Erkenntnis bleibt, dass es sehr schwer ist, dem Populismus beizukommen und dass es dafür eben auch langfristige Strategien braucht.

Fazit: Ein gutes Sachbuch zur Ideologie und den Strategien des Populismus. Es zeigt gut den schmalen Grat, ab wann etwas populistisch wird. Es sind viele Beispiele aus den letzten Jahren und anderen Ländern dabei, die die Thesen des Buches unterstützen. Es ist gut verständlich und gibt einen guten Überblick zum Thema.