Profilbild von mrs-lucky

mrs-lucky

Lesejury Star
offline

mrs-lucky ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mrs-lucky über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2019

interessantes Thema, sprachlich unerträglich

Die Tyrannei des Schmetterlings
0

Nachdem ich mit dem Hörbuch zu „Die Tyrannei des Schmetterlings“ von Frank Schätzing durch bin, frage ich mich, wieso ich es mir das tatsächlich bis zum Ende angetan und nicht abgebrochen habe. Nachdem ...

Nachdem ich mit dem Hörbuch zu „Die Tyrannei des Schmetterlings“ von Frank Schätzing durch bin, frage ich mich, wieso ich es mir das tatsächlich bis zum Ende angetan und nicht abgebrochen habe. Nachdem mir vor einigen Jahren „Der Schwarm“ sehr gut gefallen hat, bin ich durch die Werbung um das Buch, das auffällige Cover und die interessant klingende Geschichte neugierig geworden.
Ein Thema der Geschichte befasst sich mit der Entwicklung künstlicher Intelligenzen und deren möglichen Folgen für die Menschen. Dabei kommt Frank Schätzing zu einem ähnlichen Schluss wie schon einige Autoren vor ihm, er verpackt das Ganze aber in eine sehr extravagante Geschichte mit Science-Fiktion-Elementen, die nur sehr schwer erklärbar und nachzuvollziehen sind. Auch die biotechnologischen Entwicklungen, mit denen die Leser und die Hauptfiguren konfrontiert werden, sind sehr futuristisch und phantasievoll aber wenig glaubhaft.
Das Buch enthält durchaus einige interessante Gedankenansätze über Chancen und Gefahren in unserer zunehmend digitalisierten Welt, über die Gefahren von Machtmissbrauch und um die Frage der Beherrschbarkeit der Maschinen, die der Mensch erschafft.
Leider geht vieles davon unter in einer künstlich aufgebauschten und in die Länge gezogenen Geschichte, die neben Sprüngen zwischen den Handlungen immer wieder in Nebensächlichkeiten abdriftet. Dazu kommt die furchtbare sprachliche Ausgestaltung, bei der man zunehmend den Eindruck bekommt, der Autor habe sich beim Schreiben an seinen ausufernden Satzkonstruktionen ergötzt und dabei die Form über den Inhalt gestellt. Beim Hörbuch unterstützt die oft herablassend wirkende Sprechweise von Sacha Rothemund noch diesen Eindruck. Schade, einige Grundansätze und Aussagen des Buches sind durchaus interessant, gehen aber in dem zu sehr dominanten selbstgefällig wirkenden Geschwafel unter.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Gefängnis oder Freiheit?

Die Frauen von Själö
0

Johanna Holmströms aktueller Roman „Die Frauen von Själö“, der im Februar 2019 im Ulstein-Verlag erschienen ist, beschäftigt sich mit der Geschichte der auf dieser Insel im finnischen Schärengarten gelegenen ...

Johanna Holmströms aktueller Roman „Die Frauen von Själö“, der im Februar 2019 im Ulstein-Verlag erschienen ist, beschäftigt sich mit der Geschichte der auf dieser Insel im finnischen Schärengarten gelegenen Nervenanstalt für Frauen und deren Bewohnerinnen. Beispielhaft stehen die Schicksale zweier Patientinnen und einer betreuenden Krankenschwester im Mittelpunkt der Erzählung.
Die Geschichte nimmt ihren Anfang im Jahr 1891 mit Kristina, die nach der Geburt eines unehelichen Kindes an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurde. Sie findet zwar einen Partner, mit dem sie eine kleine Familie gründet, als Einari zur See fährt, um ihre gemeinsame Existenz zu sichern, ist Kristina mit der Last des Alltags und der Einsamkeit überfordert. Ihre Zunehmende Erschöpfung führt eines Abends zu einer dramatischen Szene, in der Kristina nicht ganz bei Sinnen ihre eigenen Kinder im Fluss ertränkt. Nach einigen Zwischenstationen landet Kristina in der Anstalt in Själö, die für die meisten Patientinnen eine Endstation bedeutet und die nur wenige jemals wieder verlassen. Es gibt keine wirkliche Therapie, die Patientinnen, die in der Gesellschaft unerwünscht sind, werden dort verwahrt und isoliert, sobald sie den Ansprüchen nicht genügen. Insgesamt erinnert das Krankenhaus eher an ein Gefängnis.
Ein Zeitsprung führt in die 1930 Jahre, als die 17-jährige Elli nach depressiven Phasen und einem Ausreißversuch mit ihrer ersten großen Liebe auf Själö eingewiesen wird. Wenig vor Elli hat Sigrid in der Anstalt als Pflegerin begonnen. Sie hat sich bewusst diesen Ort als Arbeitsstätte gewählt und versucht den Frauen dort mit mehr Empathie und Verständnis zu begegnen, stößt in dem damals herrschenden System und eingefahrenen Denken jedoch an ihre Grenzen.
Der Roman bewegt, stimmt nachdenklich und erschreckt immer wieder mit seinen schonungslosen Schilderungen. Frauen mit ernsten psychischen Problemen zerbrechen aufgrund mangelnder Hilfe, andere passen nicht in die Gesellschaft, ecken mit ihren Gefühlen und Verhaltensweisen an und werden nach Själö abgeschoben. Die Abgeschiedenheit der Insel führt zu einer ganz eigenen Dynamik, nicht zuletzt, weil die Frauen dort weitgehend auf sich allein gestellt sind.
Johanna Holmström greift auf sensible Weise tatsächliche Schicksale auf schildert mit zum Teil sehr eindringlichen Bildern, wie nah in dieser Zeit auf der Insel Själö der Eindruck von Gefängnis und Freiheit beieinander lagen. „Die Frauen von Själö“ ist ein ruhiger Roman, für den man sich Zeit nehmen sollte, um die wechselnden Stimmungen auf sich wirken zu lassen.

Veröffentlicht am 29.01.2019

gelungener Abschluss der Sience-Fiction-Thrillerreihe für Jugendliche

Pheromon 3: Sie jagen dich
0

„Pheromon 3 - Sie jagen sich“, der dritte und abschließende Band der Jugend-Thrillerreihe des Autorenduos Rainer Wekwerth und Thariot, schließt in der Handlung direkt an das Ende des zweiten Teils an. ...

„Pheromon 3 - Sie jagen sich“, der dritte und abschließende Band der Jugend-Thrillerreihe des Autorenduos Rainer Wekwerth und Thariot, schließt in der Handlung direkt an das Ende des zweiten Teils an. Die drei Bücher sollten auf jeden Fall in der entsprechenden Reihenfolge gelesen werden, da sie aufeinander aufbauen und Schritt für Schritt eine ebenso faszinierende wie verwirrende Geschichte enthüllen. Aufgrund der Komplexität der Story ist es nicht einfach, zu Beginn des dritten Bandes gleich mitten ins Geschehen einzusteigen. Ich war kurz versucht, zumindest den zweiten Teil noch einmal quer zu lesen, um mir die Ereignisse wieder ins Gedächtnis zu rufen, doch Dank kleiner Hinweise und der bekannten Charaktere war das dann doch nicht notwendig.
Auch hier gibt es weiterhin zwei zeitlich getrennte Handlungsstränge, die parallel weiter geführt werden. Während im Jahr 2018 die Gruppe der jugendlichen Hunter um Jake Merdon weiter versucht zu überleben und den Jägern von HFP zu entkommen, wird im Jahr 2118 Giovanellas Metamorphose vollendet und der Kampf gegen die Aliens erreicht seinen Höhepunkt.
Einige Entwicklungen, die sich im zweiten Band angedeutet haben, werden hier aufgelöst, es gibt weitere Hinweise über die Verbindung der beiden Handlungsstränge, der Spannungsbogen nimmt gegen Ende noch einmal kräftig zu. Wie schon in den ersten beiden Teilen sind einige sehr brutale und grausame Szenen enthalten, aufgrund derer ich die Alterseinstufung ab 14 Jahren für zu tief angesetzt halte, sondern eher bei 16 Jahren sehe.
Dafür spricht auch die sehr komplexe Geschichte, die mit ihren Theorien zu Sprüngen zwischen verschiedenen Zeitebenen, künstlicher KI und fremden Lebensformen dem Leser einiges an abstraktem Denken abverlangt. Wie bei vielen Actionfilmen im Kino sollte man hier die Glaubwürdigkeit der aufgestellten Theorien jedoch nicht allzu sehr infrage stellen sondern für den Verlauf der Dramatik einfach akzeptieren. Die Idee der Pheromone als Kommunikationsmittel ist zumindest sehr interessant und hier sehr bildhaft und eindrucksvoll umgesetzt.
Die Trilogie findet in diesem Band einen spannenden Abschluss und greift einige Themen auf, die zum Nachdenken anregen wie zum Beispiel die Möglichkeiten künstlicher Intelligenzen, die Dynamik in menschlichen Gruppen oder die Manipulation ganzer Gesellschaftsgruppen.
Auch wenn ich der jugendlichen Zielgruppe bereits deutlich entwachsen bin, hat mich dieser Band wieder sehr gefesselt und gut unterhalten.

Veröffentlicht am 20.01.2019

neue Krimireihe in einem interessanten Szenario aber mit einigen Längen

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
0

Mit „Doggerland -Fehltritt“ wurde im Ullstein-Verlag der Auftaktband einer neuen Krimi-Trilogie veröffentlicht aus der Feder der schwedischen Autorin Maria Adolfsson. Schauplatz der Geschichte ist jedoch ...

Mit „Doggerland -Fehltritt“ wurde im Ullstein-Verlag der Auftaktband einer neuen Krimi-Trilogie veröffentlicht aus der Feder der schwedischen Autorin Maria Adolfsson. Schauplatz der Geschichte ist jedoch nicht Schweden sondern das fiktive Doggerland, in der Realität vor vielen hundert Jahren in der Nordsee versunken hat die Autorin hier eine autonome Region geschaffen, in der sich Einflüsse aus Skandinavien und Groß Britannien vereinigen. Im Mittelpunkt steht die Kriminalkommissarin Karen Eiken Hornby, die nach einem Schicksalsschlag vor ein paar Jahren aus ihrer Wahlheimat London in ihr Elternhaus zurückgekehrt ist. Am Morgen nach den Feiern zum großen Austernfest der Inselgruppe wacht Karen noch reichlich alkoholisiert in einem Hotelbett auf, ausgerechnet neben ihrem arroganten Chef Jounas Smeed. Sie bekommt kaum Zeit zum Ausruhen, denn nur wenige Stunden später wird die Ex-Frau Smeeds erschlagen in ihrem Haus aufgefunden. Da ihr Chef aus Befangenheitsgründen den Fall nicht übernehmen kann, wird Karen Hornby die vorübergehende Leitung übertragen, nicht zum Gefallen aller Kollegen. Karen steckt in einer Zwickmühle, muss sie doch erst einmal möglichst unverfänglich für ihren Chef ein Alibi finden, das von ihr selbst ablenkt. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, es gibt kaum Spuren und keine Zeugen. Ein Strohhalm ist die Vergangenheit des Opfers, die bis in den Anfang der 70er Jahre führt zu einer Kommune, die deren Eltern damals mitbegründet haben. In Rückblenden bekommt der Leser Einblick in die Ereignisse und Geschichte der Kommune, es bleibt aber lange im Unklaren, ob der Täter tatsächlich im diesem Umfeld zu suchen ist.
Karen Eiken Hornby ist kein einfacher Charakter, wie so viele Ermittler in Kriminalromanen mit einem privaten Trauma behaftet, alles in allem aber eine sympathische Figur. Der Fall ist spannend und beinhaltet einige überraschende Wendungen, im Mittelteil muss man jedoch einige Längen überwinden, in denen zum einen Karens Person sehr im Fokus steht und zum anderen die Ermittlungen sehr ins Stocken geraten. Da dies der Auftaktband einer Reihe ist und zudem in einer Region angesiedelt, die einiger Erklärungen bedarf, hege ich die Hoffnung, dass die Folgebände sich eher an den deutlich spannenderen und aktionsreicheren letzten Kapiteln orientieren.

Veröffentlicht am 31.12.2018

zu klischeehaft und vorhersehbar

Girl Unknown - Schwester? Tochter? Freundin? Feindin?
0

David Conolly führt ein eher ruhiges Leben als Dozent an der Dubliner Uni, er hat zwei Kinder, seine Ehe hat sich nach einer Affäre seiner Frau Caroline gerade wieder etwas stabilisiert. David und seine ...

David Conolly führt ein eher ruhiges Leben als Dozent an der Dubliner Uni, er hat zwei Kinder, seine Ehe hat sich nach einer Affäre seiner Frau Caroline gerade wieder etwas stabilisiert. David und seine Familie werden jedoch vor eine neue Herausforderung gestellt, als eine Studentin Davids ihm eröffnet, seine Tochter zu sein aus einer vorehelichen Beziehung während seiner Zeit in Belfast. David trifft diese Neuigkeit unerwartet, er ist zunächst geschockt von Zoës Existenz, und sie zweifelt an ihren Worten. Sie weckt jedoch auch Erinnerungen an seine verflossene Liebe, so dass er sie einlädt, seine Familie kennen zu lernen und später sogar, bei sich zu wohnen. Während Zoë schnell Davids Vertrauen gewinnen kann, zeigt sie Caroline gegenüber ein ganz anderes Gesicht und treibt mit geschickten Intrigen einen Keil zwischen die Familienmitglieder.

Der Klappentext klingt vielversprechend, dazu fand ich die Idee reizvoll, dass hier ein Paar als Autorenduo jeweils die Geschichte aus der Perspektive von Mann und Frau erzählt. Leider wird insbesondere im ersten Teil des Buchs versucht, Spannung in erster Linie aus Andeutungen über unheilvolle Entwicklungen zu generieren, was leider ins Gegenteil umschlägt, da es den Verlauf vorweg nimmt und mit seinen Wiederholungen eher penetrant wirkt. Der Verlauf der Geschichte wird auf diese Weise sehr vorhersehbar, dabei wirken die Reaktionen der Personen auf Zoe oft sehr konstruiert und gewollt. Insgesamt erscheinen die Charaktere sehr klischeehaft. David und sein Sohn fallen auf Zoës gespielt charmante Art herein, während Caroline und die jüngere Tochter instinktiv Zoë gegenüber Ablehnung verspüren. Diese geht zum Teil eher plump als subtil vor, ohne dass ihr irgendjemand Einalt gebietet. Auf mich wirkt die ganze Geschichte zu aufgesetzt und unglaubwürdig, als dass sie mich hätte fesseln können. Die im Klappentext angekündigten Raffinesse habe ich vergeblich gesucht.