Cover-Bild Die Frauen von Själö
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 08.02.2019
  • ISBN: 9783550050442
Johanna Holmström

Die Frauen von Själö

Roman
Wibke Kuhn (Übersetzer)

In einer Herbstnacht im Jahr 1891 ertränkt Kristina Andersson ihre zwei schlafenden Kinder im Meer. Sie kommt in die Nervenheilanstalt auf Själö, einer Insel im Schärengarten Finnlands – kaum eine der Patientinnen, die hier eingewiesen werden, verlässt die Insel jemals wieder.
Vierzig Jahre später wird die siebzehnjährige Elli ebenfalls dort eingeliefert. Sie wünschte sich mehr vom Leben als die Enge ihres Elternhauses. Sie lief von zu Hause weg, verliebte sich Hals über Kopf und musste vor der Polizei fliehen. Doch zu ihrer Zeit erlaubt man Frauen den Ausbruch aus ihrem Leben nicht. Jetzt ist sie ebenfalls gefangen auf der Insel Själö, wo die Zeit stillzustehen scheint ...

Johanna Holmström erzählt bildreich und fesselnd von zwei Frauen, die einen hohen Preis für ihr Verlangen, ihre Liebe und ihr Streben nach Freiheit bezahlen mussten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2021

Wenn die Gedanken anders denken als man selbst

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Klappentext:

„In einer Herbstnacht im Jahr 1891 ertränkt Kristina Andersson ihre zwei schlafenden Kinder im Meer. Sie kommt in die Nervenheilanstalt auf Själö, einer Insel im Schärengarten Finnlands – ...

Klappentext:

„In einer Herbstnacht im Jahr 1891 ertränkt Kristina Andersson ihre zwei schlafenden Kinder im Meer. Sie kommt in die Nervenheilanstalt auf Själö, einer Insel im Schärengarten Finnlands – kaum eine der Patientinnen, die hier eingewiesen werden, verlässt die Insel jemals wieder.

Vierzig Jahre später wird die siebzehnjährige Elli ebenfalls dort eingeliefert. Sie wünschte sich mehr vom Leben als die Enge ihres Elternhauses. Sie lief von zu Hause weg, verliebte sich Hals über Kopf und musste vor der Polizei fliehen. Doch zu ihrer Zeit erlaubt man Frauen den Ausbruch aus ihrem Leben nicht. Jetzt ist sie ebenfalls gefangen auf der Insel Själö, wo die Zeit stillzustehen scheint ...“



Johanna Holmström hat mit ihrer Geschichte „Die Frauen Själö“ die nordischen Stimmung Finnlands extrem gekonnt und treffsicher eingefangen. Ihr Sprachstil ist extrem bildhaft und die Story um die Nervenheilanstalt auf Själö hat ein magisches Flair. Die beiden Geschichten von Kristina und Elli fügen sich auf der Insel zusammen, auch wenn dazwischen vierzig Jahre liegen, aber dennoch scheint die Zeit dort eine andere zu sein. Holmström hat mich persönlich hier stark gefangen genommen. Ihre Worte sind treffsicher und passend, lassen Zeit und Geschehen vor dem Auge aufleben aber dennoch ist alles in dunkles Licht gehüllt. Ein Schleier von alter Zeit liegt auf der Anstalt. Viele sehen darin einen Ort ohne Wiederkehr ins „normale“ Leben. Kristina sowie Elli werden mit ihren Geschichten aus der Vergangenheit konfrontiert - eine Selbstanalyse beginnt und Själö nimmt die beiden gefangen. Was ist denn im Kopf los, um das man hier endet? Warum gerade hier? Warum gerade ich hier? Was ist richtig? Was ist falsch? Was machen alle hier? Diese Geschichte hat enorm viele Fragen, die langsam aber gewissenhaft beantwortet werden. Der finnische Charakter ist auch hier zu spüren - alles bleibt dezent, aber kraftvoll wenn es notwendig ist.

Mich hat diese Geschichte sehr beeindruckt und genau deshalb gibt es sehr gute 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.05.2019

Trauriges Mahnmal

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Der Roman „Die Frauen von Själö“ der Autorin Johanna Holmström erzählt die Geschichte zweier Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten Insassinnen einer Nervenheilanstalt, gelegen auf einer Insel im finnischen ...

Der Roman „Die Frauen von Själö“ der Autorin Johanna Holmström erzählt die Geschichte zweier Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten Insassinnen einer Nervenheilanstalt, gelegen auf einer Insel im finnischen Schörengarten, sind. Beispielhaft stehen diese beiden Einzelschicksale im Mittelpunkt der Erzählung für das Schicksal von psychisch kranken Frauen zu früheren Zeiten, den Behandlung eher an Gefängnisaufenthalte als an Heilung erinnerte.

Die Handlung setzt 1891 mit Kristina ein, die nach der Geburt eines unehelichen Kindes im gesellschaftlichen Abseits stehend zwar einen Partner findet, doch ihr Alltag ist bestimmt von Einsamkeit und zunehmender Erschöpfung. Sie ertränkt ihre eigenen Kinder im Fluss und landet schließlich in der Nervenheilanstalt Själö. Dies ist für sie wie für die meisten anderen Patientinnen auch Endstation, die sie nie wieder verlassen werden. Gesellschaftlich geächtet und nicht gebraucht, ohne Therapie, vegetieren die eingesperrten Frauen in diesem Gefängnis dahin.

Die 17jährige Elli wird in den 1930er Jahren mit Depressionen nach einem Ausbruchsversuch mit ihrer großen Liebe in die Nervenheilanstalt eingewiesen. Sigrid, eine neue Pflegerin, die ihren Dienst kurz vor Ellis Einweisung antrat, versucht sich den Patientinnen mit Verständnis und Empathie zu nähern anstatt zu bestrafen und stößt dabei an Grenzen des eingefahrenen unmenschlichen Systems und harter überholter Denkstrukturen.

Schonungslos und eindringlich schreibt die Autorin davon, wie die psychisch kranken Frauen in der Anstalt weggesperrt, bestraft und gegängelt statt behandelt wurden und ohne Hoffnung verkümmerten. Erschreckend liest es sich, wie Menschen, die den gesellschaftlichen Anforderungen nicht genügen konnten, einfach aus dem Blickwinkel der Menschen verschwanden und in Nervenheilanstalten wie in der Klinik Själö verwahrt wurden, ohne Chance auf Rückweg ins normale Leben.

Schon der historische Beginn mit der Beschreibung eines verabscheuungswürdigen Behandlungsverfahrens der Hysterie des französischen Hofarztes Pierre Pommes aus dem 18.Jahrhundert durch Kältebad, bei dem die stolz verkündete Heilung auch den Tod der Patientin zur Folge hatte, weist auf gute Recherche der Autorin hin.
Doch werden die Erwartungen der Leser an eine psychiatrische Schauergeschichte nicht erfüllt, Johanna Holmström wählt leise Töne, um von der verheerenden Frauenschicksalen zu berichten, von Landschaftsbeschreibungen getragen vermittelt sie aber trotz der Ruhe ein Gefühl der Gewalt.

Die mit viel Empathie gezeichneten Frauenfiguren tragen die Geschichte, Männer sind die abwesenden Strippenzieher im Hintergrund, was den Roman in meinen Augen den damaligen Einfluß des Patriarchats auf Frauen umso deutlicher herausstreicht.

Ein lesenswertes Buch, das auf Tatsachen beruht, sehr eindringlich geschrieben, wenn auch manchmal ein bisschen langatmig und mit einem mir zu versöhnlichen Ende.

Veröffentlicht am 14.03.2019

traurige Geschichte

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In „Die Frauen von Själö“ widmet sich die Autorin Johanna Holmström einem traurigen Kapitel Geschichte auf einer kleinen Schäreninsel. Die dort gelegene Nervenheilanstalt ist Dreh- und Angelpunkt dieses ...

In „Die Frauen von Själö“ widmet sich die Autorin Johanna Holmström einem traurigen Kapitel Geschichte auf einer kleinen Schäreninsel. Die dort gelegene Nervenheilanstalt ist Dreh- und Angelpunkt dieses Romans über drei junge Frauen. Da ist Kristina, die in eine psychische Ausnahmesituation gerät und im Wahn ihre Kleinkinder ertränkt. Viele Jahre später kommt die Pflegerin Sigrid auf die Insel. Und dann gibt es auch noch Eli, eine Teenagerin, die in die Anstalt eingewiesen wird, weil sie versucht, von der Insel zu fliehen und ein selbstbestimmtes Leben zu leben.

Ich habe bereits Romane über solche oder ähnliche Einrichtungen gelesen in denen vor allem Frauen der Hysterie bezichtigt und unter haarsträubenden Verhältnissen eingesperrt wurden. Die damaligen Behandlungsmethoden grenzten oft an Folter. Auf Själö ist es vor allem die Abgeschiedenheit und die mangelnde Hilfe, die dazu führt, dass die Frauen nicht wieder zurück finden in die Gesellschaft. Die meisten verbringen den Rest ihres Lebens dort und je nach ihrer Erkrankung vegetieren sie dahin oder finden aus sich selbst heraus einen Weg, mit dem Alltag in der Anstalt zurecht zu kommen. Der Pflegerin Eli, die gerne etwas ändern und verbessern würde, sind starre Grenzen gesetzt, die sie nicht schafft aufzubrechen.

Die Autorin beschreibt intensiv und detailgenau. Man merkt dem Buch die Recherchearbeit wohltuend an. Es ist keine leichte Geschichte und Johanna Holmström will nicht beschönigen und es gibt auch kein versöhnliches Ende. Die Einsamkeit der Frauen berührt zutiefst und macht traurig. Die Hoffnungslosigkeit wird in dieser kargen rauen Landschaft noch größer.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Gefängnis oder Freiheit?

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Johanna Holmströms aktueller Roman „Die Frauen von Själö“, der im Februar 2019 im Ulstein-Verlag erschienen ist, beschäftigt sich mit der Geschichte der auf dieser Insel im finnischen Schärengarten gelegenen ...

Johanna Holmströms aktueller Roman „Die Frauen von Själö“, der im Februar 2019 im Ulstein-Verlag erschienen ist, beschäftigt sich mit der Geschichte der auf dieser Insel im finnischen Schärengarten gelegenen Nervenanstalt für Frauen und deren Bewohnerinnen. Beispielhaft stehen die Schicksale zweier Patientinnen und einer betreuenden Krankenschwester im Mittelpunkt der Erzählung.
Die Geschichte nimmt ihren Anfang im Jahr 1891 mit Kristina, die nach der Geburt eines unehelichen Kindes an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurde. Sie findet zwar einen Partner, mit dem sie eine kleine Familie gründet, als Einari zur See fährt, um ihre gemeinsame Existenz zu sichern, ist Kristina mit der Last des Alltags und der Einsamkeit überfordert. Ihre Zunehmende Erschöpfung führt eines Abends zu einer dramatischen Szene, in der Kristina nicht ganz bei Sinnen ihre eigenen Kinder im Fluss ertränkt. Nach einigen Zwischenstationen landet Kristina in der Anstalt in Själö, die für die meisten Patientinnen eine Endstation bedeutet und die nur wenige jemals wieder verlassen. Es gibt keine wirkliche Therapie, die Patientinnen, die in der Gesellschaft unerwünscht sind, werden dort verwahrt und isoliert, sobald sie den Ansprüchen nicht genügen. Insgesamt erinnert das Krankenhaus eher an ein Gefängnis.
Ein Zeitsprung führt in die 1930 Jahre, als die 17-jährige Elli nach depressiven Phasen und einem Ausreißversuch mit ihrer ersten großen Liebe auf Själö eingewiesen wird. Wenig vor Elli hat Sigrid in der Anstalt als Pflegerin begonnen. Sie hat sich bewusst diesen Ort als Arbeitsstätte gewählt und versucht den Frauen dort mit mehr Empathie und Verständnis zu begegnen, stößt in dem damals herrschenden System und eingefahrenen Denken jedoch an ihre Grenzen.
Der Roman bewegt, stimmt nachdenklich und erschreckt immer wieder mit seinen schonungslosen Schilderungen. Frauen mit ernsten psychischen Problemen zerbrechen aufgrund mangelnder Hilfe, andere passen nicht in die Gesellschaft, ecken mit ihren Gefühlen und Verhaltensweisen an und werden nach Själö abgeschoben. Die Abgeschiedenheit der Insel führt zu einer ganz eigenen Dynamik, nicht zuletzt, weil die Frauen dort weitgehend auf sich allein gestellt sind.
Johanna Holmström greift auf sensible Weise tatsächliche Schicksale auf schildert mit zum Teil sehr eindringlichen Bildern, wie nah in dieser Zeit auf der Insel Själö der Eindruck von Gefängnis und Freiheit beieinander lagen. „Die Frauen von Själö“ ist ein ruhiger Roman, für den man sich Zeit nehmen sollte, um die wechselnden Stimmungen auf sich wirken zu lassen.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Schicksalsinsel Själö

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1891. Die kleine finnische Insel Själö ist seit langer Zeit ein Sammelbecken für psychisch kranke Frauen, die dort in einem Heim untergebracht werden und für die es kein Zurück gibt in die normale Zivilisation. ...

1891. Die kleine finnische Insel Själö ist seit langer Zeit ein Sammelbecken für psychisch kranke Frauen, die dort in einem Heim untergebracht werden und für die es kein Zurück gibt in die normale Zivilisation. Sowohl die Behandlungsmethoden sind fragwürdig, helfen Schwerkranken nicht und weniger schwere Fälle werden erst recht verrückt. Ein Entkommen von der Insel ist praktisch unmöglich. Eine der Insassinnen dieses Heims ist Kristina. Sie kam nach Själö, weil sie ihre eigenen beiden kleinen Kinder ertränkt hat.
20. Jh. Elli ist erst 17 Jahre alt, als sie nach Själö verbannt wird. Sie hat den Fehler begangen, sich ein anderes Leben zu wünschen, eines fernab von gesellschaftlichen Konventionen. Sie will einfach nur ihre eigenen Entscheidungen treffen, ob sie anderen gefallen oder nicht. Aber genau das hat sie nun nach Själö gebracht. Wird sie die Insel jemals verlassen können?
Johanna Holmström hat mit ihrem Buch „Die Frauen von Själö“ einen unterhaltsamen und eher ruhiger Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und wirkt stellenweise sogar pragmatisch. Die Autorin führt den Leser auf eine kleine Insel, die in ihrer Zeit völlig entrückt wirkt. Dort schlagen die Uhren anders, es geht um den Klinikalltag der psychiatrischen Klinik, die Behandlungsmethoden, einzelne Krankenschicksale und das dortige Personal. In einer doch recht malerischen Gegend mutet diese Geschichte zuerst recht unspektakulär an, doch es sind die Geschichten der Frauen, die den Leser im Herzen erreichen sollen. Das Schicksal von Kristina ist so ganz anders als das von Elli 40 jahre später. Kristinas Tat sorgt nicht nur in der damaligen, sondern auch in der heutigen Zeit für Unverständnis. Doch Elli hat nichts falsch gemacht, sie wird von der Gesellschaft deshalb verurteilt, weil sie ein Freigeist ist, andere Vorstellungen vom Leben hat. Das ist beängstigend und lässt den Leser oftmals den Kopf schütteln. Auf angenehme Weise lässt die Autorin Parallelen entstehen und hält den Menschen einen Spiegel vor das Gesicht ob ihrer Denk- und Lebensweise, die durchaus eine Rolle spielen und der Ausschlag dafür sind, ob sie von der Gesellschaft anerkannt oder verstoßen werden.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich konzipiert und individuell ausgestaltet. Sie wirken durchweg authentisch und realitätsnah. Der Leser bekommt die Möglichkeit, ihnen sehr nahe zu kommen und ihre Gefühle zu teilen. Kristina ist eine sehr interessante Protagonistin, deren Leben sie an einen Punkt gebracht hat, wo sie keinen anderen Ausweg mehr sah als ein Verbrechen zu begehen. Die jüngere Elli hat keinen Mord begangen, ihr Verbrechen ist es einzig und allein, anders zu denken und leben zu wollen. Sigrid ist in der Klinik Krankenschwester, die sich um die Patienten kümmert und schon lange in Själö arbeitet. Gleichzeitig hat man oftmals das Gefühl, dass sie einsam und auch etwas abgestumpft wirkt.
„Die Frauen von Själö“ ist ein eindringlicher Roman über drei verschiedene Frauenschicksale, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Wer sich von malerischen Landschaftsbildern einfangen lassen und interessante Frauen kennenlernen möchte, wird dieses Buch mögen.