Absolut lesenswert
Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes GlückWie ihr vielleicht wisst, bin ich in der Vorweihnachtszeit immer in Stimmung für historische Romane. Die Geschichte um Caroline Märklin hatte wegen des wunderschönen Covers gleich mein Interesse geweckt. ...
Wie ihr vielleicht wisst, bin ich in der Vorweihnachtszeit immer in Stimmung für historische Romane. Die Geschichte um Caroline Märklin hatte wegen des wunderschönen Covers gleich mein Interesse geweckt. Ich mag Züge sehr gerne und natürlich ist mir auch die Firma Märklin sehr gut bekannt, ebenso wie Göppingen. Dementsprechend groß war die Freude, als ich den Klappentext gelesen habe. Historische Romane über Krankenhäuser oder Schulen habe ich schon öfter gelesen, aber Spielzeug und Modellbahn – das ist mal was anderes und passt toll zu Weihnachten.
Die Hauptfigur der Geschichte ist die namensgebende Caroline. Im Alter von 33 Jahren heiratet sie 1859 den verwitweten Wilhelm Märklin. Wilhelm betreibt zu dieser Zeit ein Geschäft für Blechwaren und ist froh, dass Caroline sich für sein Geschäft interessiert und ihre eigenen Ideen mit einbringt. In der Gesellschaft stößt ihr Engagement jedoch auf Kritik, denn nach damaligem Verständnis ist die Rolle einer Frau eine andere. Sie soll ihrem Mann den Rücken freihalten und sich um die Familie kümmern. Als die Eisenbahn im Leben der Menschen immer präsenter wird, ergreift Caroline diese Entwicklung voller Geschäftssinn. So kümmert sie sich um das Geschäft ihres Mannes, gleichzeitig um seine Kinder und um ihre eigene Familie. An all diesen Fronten stößt sie auf Hindernisse und Herausforderungen, die es zu meistern gilt.
Für mich war tatsächlich schon die Widmung ein Highlight – sie richtet sich an all die vergessenen Witwen, die durch ihre Kraft zum Fortbestand von Familienunternehmen beigetragen haben. Dieses Zeilen fand ich so berührend und passend, dass ich sie mir gleich markiert habe. Die eigentliche Handlung beginnt dann in Ludwigsburg im Jahr 1858, als wir Caroline kennenlernen. Die Kapitel sind kurz gehalten, was mir immer gefällt. So konnte ich jede kurze Pause zum Lesen nutzen und musste nicht mitten im Kapitel aufhören. Ein weiteres Highlight sind für mich die Zitate, die immer wieder eingestreut sind. Sie sind passend zur Handlung gewählt, aber auch „alleinstehend“ schön und inspirierend – diese Gestaltungsform hat mich voll überzeugt.
Carolines Entwicklung ist vom Anfang bis zum Ende des Buches sehr authentisch dargestellt. Wir lernen eine willensstarke Frau kennen, die es aufgrund ihrer Lebensumstände absolut nicht einfach hat. Und doch bringt sie immer wieder Kraft und Motivation auf, um im Privaten wie im Beruf Stärke zu zeigen. Mir hat es viel Spaß gemacht, die Person Caroline Märklin kennenzulernen und gleichzeitig etwas über den Wandel der Firma zu erfahren. Im Buch sind außerdem zahlreiche Zusätze enthalten, die das Geschehen weiter untermauern und veranschaulichen: Eine Karte, Rezepte und die Anmerkung der Autorin. Ich bin generell ein Fan von Zusatzmaterial, aber hier hat mir die Umsetzung besonders gut gefallen, weil alles so stimmig und interessant war. Gerade auch weil ich das Unternehmen und die Stadt Göppingen kenne.
Auch mit dem Schreibstil war ich absolut zufrieden. Der Satzbau ist angenehm und flüssig zu lesen und gibt der Handlung den nötigen Fokus. Ich habe stellenweise wirklich vergessen, dass ich lese und die Szenen vor meinem geistigen Auge ablaufen sehen. Egal ob Ehefrau, Mutter oder Geschäftsfrau – mir hat die die thematische Vielfalt des Buches in Bezug auf Caroline sehr gut gefallen. Ich hatte nie vorher von ihr gehört und bin jetzt absolut von ihr und ihrem Wirken begeistert. Man merkt über das ganze Buch hinweg, wie viel Recherchearbeit die Autorin geleistet hat, um uns mit fundiertem Wissen zu unterhalten.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung – dieser historische Roman wird nicht nur Märklin-Fans begeistern.
– Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen –