Profilbild von nicigirl85

nicigirl85

Lesejury Star
offline

nicigirl85 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nicigirl85 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2020

Das Rauschen des Windes...

Das Flüstern der Bäume
0

Der Buchtitel klang in meinen Ohren sehr vielversprechend, eine genaue Vorstellung was mich erwarten könnte, hatte ich jedoch nicht. Was ich dann bekam, fällt schwer in Worte zu fassen, aber ich versuche ...

Der Buchtitel klang in meinen Ohren sehr vielversprechend, eine genaue Vorstellung was mich erwarten könnte, hatte ich jedoch nicht. Was ich dann bekam, fällt schwer in Worte zu fassen, aber ich versuche es dennoch.

In der Geschichte geht es um die Familie Greenwood, deren Leben stets mit dem Wald verbunden ist. Während die einen vom Holz der Bäume leben, versuchen die anderen diese zu schützen. Wie wichtig sind Wälder und die Natur allgemein für uns Menschen? Wie achten wir sie?

Ich muss gestehen, dass schon lange kein Roman mehr eine solche Sogwirkung auf mich ausgeübt hat. Ich habe die Welt komplett um mich herum vergessen und wolte, dass die Geschichte nie endet.

Das Besondere ist in jedem Fall die Erzählweise, denn zu Beginn reisen wir vom Jahr 2038 zurück bis zu den Wurzeln von 1908, um dann wieder vorwärts erzählt die Familiengeschichte zu erleben. Dies fordert dem Leser Sorgfalt und Aufmerksamkeit ab, aber genau das hat dieses Buch auch verdient.

Sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren sind sehr gut ausgearbeitet, so dass jeder seinen Liebling in der Story finden wird. Völlig unerwartet hat mir es letztlich Everett angetan, der jahrelang im Gefängnis saß und davor ewig als Landstreicher sein Leben gestaltete. Hatte ich zu Beginn eher Angst vor ihm, da man ja nicht grundlos ins Gefängnis kommt, so zeigt sich mit der Zeit was für ein sensibler Zeitgenosse er ist, der anderen hilft, die Familie unterstützt und immer da ist. Seine Fürsorge Willow gegenüber war beinahe herzzerreißend, wahrscheinlich hat mich deswegen sein schweres Leben so mitgenommen.

Der Roman besticht vor allem durch Tragik, denn die Charaktere haben schwere Lebenspäckchen zu tragen. Während jemand mit dem Verlust seines Augenlichtes fertig werden muss, zieht jemand anderes in den Krieg und kommt mit Traumata zurück. Während jemand einer verbotenen Liebe frönt, erliegt jemand anderes den Drogen. Und immer ist der interessierte Leser mit Verständnis dabei und fühlt mit.

Ebenfalls klasse fand ich wie Bäume und deren Wichtigkeit thematisiert werden. Die Beschreibungen dazu sind so gut, dass man das Gefühl hat selbst durch einen Wald zu laufen, die frische Luft zu atmen und das Rauschen der Blätter zu hören.

Das Ende fügt alle losen Fäden der Geschichte zusammen, so dass keine Fragen offen bleiben. Das hat mir sehr gut gefallen, denn bei diesen tollen Figuren wollte man schon bis ins letzte Detail wissen was das Leben ihnen gebracht hat.

Fazit: Mich hat das Buch mit Tränen in den Augen und einer Gänsehaut zurückgelassen und ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Meines Erachtens ein Must- Read 2020. Spitzenklasse!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2020

Wo Licht ist, da ist auch Schatten...

Wenn Liebe eine Farbe hätte
0

Irgendwie brauche ich derzeit häufiger mal etwas fürs Herz und da erschien mir dieser Roman genau der Richtige zu sein.

In der Geschichte geht es um Everly und Weston. Sie kann ihn nicht ausstehen und ...

Irgendwie brauche ich derzeit häufiger mal etwas fürs Herz und da erschien mir dieser Roman genau der Richtige zu sein.

In der Geschichte geht es um Everly und Weston. Sie kann ihn nicht ausstehen und dennoch hatte sie mit ihm den besten Kuss ihres Lebens. Als sie sich wieder begegnen, wundert sich Everly über die starke Anziehung zu ihm, aber das kann nicht sein, denn er ist ein arroganter Mistkerl. Oder etwa nicht?

Im fliegenden Wechsel agiert mal Eve und mal Wes als Ich- Erzähler, was ich bei einem Liebesroman sehr mag, denn so bekommt man von beiden Parts die Gedanken und Gefühle mit.

Everly, alias Eve, hat mir als weibliche Figur nur bedingt gefallen. Sie wird als eher schwach dargestellt und stellt das was sie kann unter den Scheffel, was ich sehr schade fand. Ich weiß, dass viele Frauen so sind, aber gerade in der heutigen Literatur wünsche ich mir mehr Power- Frauen, die anderen Mut machen ebenfalls ihren Mann zu stehen.

Weston, kurz Wes, dagegen hat mir deutlich besser gefallen. Nach einem tollen Leben an der Highschool kam der tiefe Fall für ihn und dennoch gibt er nicht auf. Er macht aller Widerstände zum trotz etwas aus seinem Leben. Zudem macht er im Verlauf der Geschichte tolle Fortschritte, denn er springt über seinen eigenen Schatten und gewinnt dabei nur.

Eves beste Freundin Jules ging für mich gar nicht. Keine Ahnung ob es von der Autorin beabsichtigt war, aber selten habe ich einen Charakter so gehasst wie sie. Zickenalarm deluxe sage ich da nur.

Die Dialoge unter den Figuren fand ich gut, da waren einige spritzige Kommentare dabei. Und der Roman liest sich auch sonst sehr easy und angenehm, ideal für Zwischendurch.

Das Thematisieren von Krebs und wie Betroffene, aber auch deren Angehörige damit klar kommen müssen, das hat mir gut gefallen und es war auch nur ein Randthema und stand nicht allzu sehr im Fokus.

Die große Schwierigkeit für mich an diesem Roman war zum einen die Unfähigkeit der Protagonisten miteinander zu kommunizieren. Die dadurch entstandenen Probleme wirkten auf mich zu gewollt und konstruiert. Zum anderen konnte ich absolut nicht einschätzen wie alt die Charaktere sind, da deren Verhalten eher dem von Teenagern gleicht als Anfang Zwanzigjährigen, die bereits studieren.

Fazit: Eine süße Liebesgeschichte, bei der besonders junge Mädels ihre Freude haben werden. Für Ü30er wie mich nicht mehr ganz so passend, weshalb ich nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2020

Es hätte so schön werden können...

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
2

Eine Geschichte zur Entstehung von Kingsbridge, ein düsteres Cover und ein fesselnder Klappentext haben mich dazu bewogen nach Jahren mal wieder in Folletts Welt einzutauchen.

In der Geschichte geht es ...

Eine Geschichte zur Entstehung von Kingsbridge, ein düsteres Cover und ein fesselnder Klappentext haben mich dazu bewogen nach Jahren mal wieder in Folletts Welt einzutauchen.

In der Geschichte geht es um zwei Brüder- Trios, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während Edgar und seine Brüder Erman und Eadbald nach einem Wikingerüberfall völlig mittellos sind und komplett von vorn beginnen müssen, streiten sich die Brüder Wynstan, Wigelm und Wilwulf mit anderen Mächtigen um Geld, Vorherrschaft und Einfluss. Ihre Intrigen bereiten dabei vielen Menschen Kummer, so auch der Normannen- Tochter Ragna oder dem Mönch Aldred. Wie wird das Schicksal dieser Menschen seinen Lauf nehmen?

Zunächst einmal muss ich die Gestaltung loben, denn die holzschnittartigen Zeichnungen vor jedem größeren Abschnitt haben mir sehr gut gefallen.

Auch der Einstieg in die Geschichte fiel ungemein leicht und war direkt spannend. Follett nimmt sich Zeit die einzelnen Figuren dem Leser vorzustellen. Dabei wird sehr schnell klar, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört.

In meinen Augen zeigt Follett sehr gut auf wie rau die damalige Zeit war und dass der Recht bekommt, der am meisten Macht hat.

Meine liebste Figur war ganz klar Aldred mit seiner Güte. Er hat den großen Wunsch aus seiner Heimat ein Zentrum für Glaube und Wissen zu erschaffen, was ihm viel abverlangt und dennoch beißt er sich durch.

Edgar, den späteren Baumeister, fand ich auch nicht übel, da er immer an das Gute im Menschen glaubt. Leider war er mir zu idealisiert dargestellt, denn er kann einfach alles und ist in allem perfekt. Ihm gelingt alles, was ich als wenig realistisch empfunden habe.

Bei Ragna hatte ich zu Beginn das Gefühl, dass sie Potenzial zum Liebling hat. Leider entwickelt sie sich im Verlauf der Geschichte nicht so wie ich es mir gewünscht habe. Klar ist sie oft stark und versucht sich zu widersetzen. Am Ende jedoch greift sie zu denselben Mitteln wie ihre Gegner, was mich schwer enttäuscht hat.

Im mächtigen Brüder Trio, den drei W, manifestierte sich das Böse, denn schlimmer als Wynstan, Wigelm und Wilwulf agiert kaum jemand im Buch und jedem ist beim Lesen klar, dass es diese zu hassen gilt.

Während ich die ersten drei Viertel des Romans noch recht gern gelesen habe, übertreibt der Autor es zum Ende hin komplett. Hier besticht die Geschichte vor allem durch übertriebene Grausamkeit voller Gewalt und Vergewaltigungen. Das war in meinen Augen absolut unnötig, denn die Figuren haben ja eh bereits massiv gelitten. Zudem wiederholten sich zum Ende hin die Wünsche der Bösen, wo ich als aufmerksamer Leser dachte: Ich habe es beim ersten Mal verstanden und muss die Mordgedanken nicht fünf Mal lesen.

War die Anzahl der Figuren zu Beginn noch überschaubar, so wirft Follett im Laufe der Zeit immer mehr Personen ins Geschehen, die teilweise gar nicht nötig sind. Zudem gibt es leider kein Personenregister, so dass viele Nebenfiguren schnell wieder in Vergessenheit geraten.

Auch etwas ungeschickt empfand ich das Auftauchen homosexueller Protagonisten, da dies sehr plump geschildert wurde, teilweise noch dazu sehr unglaubwürdig erschien. Es wirkte auf mich eher so als wenn das Thema mit in die Geschichte geflossen ist, weil das gerade in Mode ist und nicht weil es dem Autor wichtig war, was ich unheimlich schade finde.

Das Ende war übertrieben schwarz weiß gezeichnet, die Guten obsiegen und die Bösen verlieren. Auch hier mangelte es an Glaubwürdigkeit.

Der Roman hat sich kurzweilig lesen lassen, kommt aber in keinster Weise an die Vorgänger heran. Bei dem Ende bleibe ich leider etwas enttäuscht zurück.

Fazit: Starker Anfang mit eher schwachem Ende. Das konnte Ken Follett schon mal deutlich besser.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 22.10.2020

Eine letzte Reise?

Was dir bleibt
0

Da Kanada Partner der Frankfurter Buchmesse 2020 ist, wollte ich auch mal etwas aus einer kanadischen Feder lesen und bin auf diesen Roman gestoßen.

In der Geschichte geht es um einen namenlosen Ich- ...

Da Kanada Partner der Frankfurter Buchmesse 2020 ist, wollte ich auch mal etwas aus einer kanadischen Feder lesen und bin auf diesen Roman gestoßen.

In der Geschichte geht es um einen namenlosen Ich- Erzähler, der sich auf die Spuren der verschwundenen Gladys begibt. Wer wird ihm auf seiner Reise begegnen? Was wird er herausfinden?

Das Besondere an dem Roman ist, dass wir über Gladys und ihr Leben durch Dritte erfahren. Der Ich- Erzähler spricht mit diversen Menschen aus ihrem Leben und bekommt so etwas über sie erzählt.

Gladys hat es nie einfach gehabt im Leben und scheint trotzdem glücklich zu sein, was ich sehr bewundere. Besonders ihre Fürsorge für Tochter Lisana hat mich berührt.

Sprachlich ist der Roman einfach wundervoll. Da gibt es diverse Sätze, die man auch als Lebensweisheit benutzen könnte.

Das Schwierige für mich an dem Roman war, dass ich keinen wirklichen roten Faden erkennen konnte und was uns die Autorin eigentlich damit sagen wollte. Ging es ihr mehr um Gladys, um den Ich- Erzähler oder um das Reisen an sich?

Spannend fand ich die Thematik mit den School Trains in Kanada, denn davon hatte ich vorher noch nie etwas gehört. So bekommen auch Menschen an entlegenen Orten Bildung. Auch die Faszination für Züge kam gut rüber.

Gut hätte mir gefallen, wenn nicht so viel offen geblieben wäre, sondern mehr von den Erzählsträngen auch aufgelöst worden wären. So bleibt dem Leser sehr viel Interpretationsspielraum.

Fazit: Mal ein etwas anderer Stil und sprachlich angenehm. Es wäre noch Luft nach oben gewesen, daher kann ich nur bedingt eine Empfehlung aussprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.10.2020

Schmunzeln garantiert...

Männer in Kamelhaarmänteln
0

Die Autorin ist mir noch ein Begriff von ihren Nero Corleone Büchern, die ich als junge Frau sehr geliebt habe. Bei diesem Buch habe ich mir kurzweilige Unterhaltung gewünscht und so viel mehr bekommen.

In ...

Die Autorin ist mir noch ein Begriff von ihren Nero Corleone Büchern, die ich als junge Frau sehr geliebt habe. Bei diesem Buch habe ich mir kurzweilige Unterhaltung gewünscht und so viel mehr bekommen.

In dieser Geschichtensammlung findet man alles Erdenkliche zum Thema Kleidung, vom Papierkleid, über einer magischen grünen Lieblingsjacke bis hin zu Männern in Kamelhaarmänteln.

Die Geschichten sind sehr vielfältig, so dass jeder interessierte Leser sich damit identifizieren können wird. Ich hatte so viele Aha- Momente, man denkt an die Großeltern, die Eltern und die eigene Kindheit und was einen dort kleidungstechnisch geprägt hat.

Zudem bekommt man über diesen Erzählband auch einen Einblick in das Leben der Autorin, welches alles andere als langweilig ist. Ihre Liebeleien beneide ich sogar.

Abgerundet wird das Ganze durch Fotos, vor allem von Frau Heidenreich. Da bekommt man direkt Lust in seinen eigenen Fotoalben zu stöbern und über die Kleidung dort zu sinnieren.

Meine Lieblingsgeschichten: "Branding" (gewusst wie), "Kurze Hosen" (ich habe lauthals gelacht, das hätte ich bei meiner Scheidung tun sollen) und "Second Hand" (das grüne Kleid hätte ich definitiv behalten).

Fazit: Selten haben mich Kurzgeschichten so amüsiert und schon lange konnte ich mich mit keinem Buch mehr so identifizieren wie hier. Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere