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Veröffentlicht am 15.04.2019

Ich wollte dieses Buch wirklich von Herzen lieben...

Mehr als tausend Worte
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Als Fan der historischen Romane von Lilli Beck, habe ich auf dieses Buch monatelang gewartet. Ganz gespannt begann ich mit der Lektüre, hatte ich doch bereits "Wie der Wind und das Meer" und "Glück und ...

Als Fan der historischen Romane von Lilli Beck, habe ich auf dieses Buch monatelang gewartet. Ganz gespannt begann ich mit der Lektüre, hatte ich doch bereits "Wie der Wind und das Meer" und "Glück und Glas" verschlungen.

In der Geschichte geht es um Aliza und Fabian, die sich kurz vor dem zweiten Weltkrieg ineinander verlieben. Das einzige Problem: er ist Christ, sie Jüdin und beide leben in Deutschland. Um sie zu retten, lässt er seine Liebste nach England reisen, wo Juden nicht verfolgt werden und er muss in den Krieg ziehen. Wird das junge Paar sich wirklich wiedersehen? Und wird die frische Liebe überhaupt Bestand haben können in diesen harten Zeiten?

Das Besondere an dem Buch ist, dass wir den zweiten Weltkrieg mal aus einer anderen Perspektive erleben, da sich die Hauptfigur Aliza während des Krieges in England und nicht in Deutschland befindet.

Die Handlung spielt zwischen 1938 und 1945. Zu Beginn las ich noch mit großer Freude, denn das Glück des jungen Paares, trotz der Gefahren, live miterleben zu dürfen, hat einfach nur Spaß gemacht. So viel Vertrauen und Zuversicht findet man in der heutigen Gesellschaft ja eher selten.

Richtig gut gelungen fand ich wie die Autorin den Kindertransport nach England beschrieben hat und auch später wie sie das zerbombte Berlin schildert. Hier hatte ich beim Lesen wirklich Gänsehaut und habe gebannt die Handlung verfolgt. Auch dass nicht nur alles glatt geht und man Verluste hinnehmen muss, empfand ich als sehr realistisch und nachvollziehbar.

Für mich las sich die erste Hälfte des Romans sehr angenehm, alles wirkte sehr authentisch und nachvollziehbar. Doch leider kam dann irgendwann die Wende für mich, so dass ich nicht mehr ganz so gerne las.

Mit Aliza als Figur wurde ich einfach nicht warm. Sie ist doch recht oft mit sich selbst beschäftigt, nicht individuell genug und ich hatte das Gefühl, dass ihr Geld sehr wichtig ist im Leben, da dies immer wieder erwähnt wird. Dauernd ist von schönen Kleidern, herrlichen Häusern und gutem Essen die Rede, während andere kaum das Nötigste haben. Gerade zum Ende der Geschichte hin wirft sie mit Geld und Zigaretten nur so um sich, was sie in meinen Augen sehr ins schlechte Licht rückte. Ansonsten verstehe ich natürlich, dass sie für ihre Liebsten nur das Beste will, aber dafür geht sie eben gefühlt über Leichen und das fand ich gar nicht gut.

Andere Figuren wie ihr Bruder Harald, ihre liebevollen Eltern, Freundin Mizzi oder Lord Baringham mochte ich da deutlich lieber, einfach weil sie für mich mehr Ecken und Kanten hatten. Was für mich schlichtweg nicht nachvollziehbar war: eine Freundin wird plötzlich zur Bösen, was in der ganzen Handlung nie so ersichtlich war und sich für mich an den Haaren herbeigezogen angefühlt hat. Es wirkte als wenn die Autorin mit Macht nochmal eine erstaunliche Wende in der Geschichte haben wollte, um den Leser so richtig zu schocken. Geschockt war ich jedoch nur von dem zu sehr konstruierten Plot.

Happyends mag sicher jeder gern, aber es sollte dann doch noch irgendwie glaubwürdig bleiben. Mir waren die letzten Seiten dann etwas zu kitschig. Als Botschaft blieb da für mich hängen: Mit Geld erreichst du alles und nicht wie ich gehofft hatte, dass Liebe eben auch Berge versetzen kann.

Fazit: Ich wollte dieses Buch wirklich lieben, schlichtweg weil es sehr vielversprechend erschien, doch leider konnte mich die Autorin dieses Mal nicht überzeugen. Ich kann daher nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 10.04.2019

Das Leben in der Sperrzone...

Was uns erinnern lässt
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Als Fan von Büchern über Geschichte und Familienschicksalen stolperte ich über diesen Roman. Gespannt begann ich mit der Lektüre, ist mir doch das Thema "Sperrzone" in der DDR nicht ganz unbekannt.

In ...

Als Fan von Büchern über Geschichte und Familienschicksalen stolperte ich über diesen Roman. Gespannt begann ich mit der Lektüre, ist mir doch das Thema "Sperrzone" in der DDR nicht ganz unbekannt.

In der Geschichte stößt die Geocacherin Milla auf einen Lost Place, an dem zuvor noch nie jemand war. Für sie wird ein Traum wahr, denn nichts besseres konnte sie sich vorstellen. Doch dann erfährt sie, dass hier mal ein Hotel stand, welches der Familie Dressel gehörte. Was ist mit der Familie passiert? Millas Spürsinn ist geweckt und sie beginnt zu recherchieren. Dabei entdeckt sie viel mehr als sie geahnt hat.

Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Handlung und als Leser begleitet man immer im Wechsel zum einen die Familie Dressel in den Jahren 1945 bis 1977 und zum anderen Milla bei ihrer Recherche zum Hotel "Waldeshöh" im Jahr 2017.

Der Autorin gelang es dabei sehr gut sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart authentische Figuren zu erschaffen. Mir war Milla zusammen mit ihrem Sohn Neo direkt sympathisch. Ich fand es gut, dass Milla alleinerziehend ist, schlichtweg weil dies ja heute keine Seltenheit mehr ist. Die Probleme zwischen den beiden habe ich als normal und realistisch empfunden.

In der Handlung rund um die Familie Dressel haben mich am meisten Arno und Johanna Dressel angesprochen, schlichtweg weil ihre Liebe trotz aller Umstände Bestand hatte. Zudem hat mich ihr Verhalten stark an meine eigenen Großeltern erinnert.

Das Thema Zwangsumsiedlung in der DDR war mir bis dato gänzlich unbekannt. Ich habe mit meiner Familie als kleines Kind zwar selbst in so einer Zone gelebt, aber nie so etwas wahrgenommen. Umso bedrückender fand ich es daher dann hier darüber etwas zu lesen.

Im Roman wird viel über den Alltag in der DDR geschildert, was ich als realistisch geschildert empfand. Allerdings hat die Autorin wirklich alles rein genommen, was sich so hätte ereignen können, was aber in der Menge sicher nicht dem Durchschnittsbürger der DDR in Gänze passiert ist. Beim Lesen hörte es sich manches Mal an, als wenn das Leben dort teilweise unerträglich und ungemütlich war, was ich jedoch nie so wahrgenommen habe. Viele Repressalien hat man einfach so hingenommen und das Beste aus dem Wenigen gemacht. Was man nicht besaß oder kannte, das konnte man auch nicht vermissen.

Gut gefallen hat mir auf jeden Fall, dass die Autorin einen Teil deutscher Geschichte beleuchtet, über den kaum gesprochen wird. Es ist schön, dass Menschen, denen dies passiert ist, so nicht in Vergessenheit geraten.

Fazit: Ein unterhaltsamer Roman mit jeder Menge Geschichtswissen, welchen man gelesen haben sollte. Gelungen!

Veröffentlicht am 08.04.2019

So viel mehr als nur ein Roman...

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Dies war mein erster Dicker und wird ganz sicher nicht mein letzter gewesen sein, denn was ich hier zu lesen bekam, war so viel mehr als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um die beiden Polizisten ...

Dies war mein erster Dicker und wird ganz sicher nicht mein letzter gewesen sein, denn was ich hier zu lesen bekam, war so viel mehr als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um die beiden Polizisten Derek Scott und Jesse Rosenberg, die vor 20 Jahren als junge Beamte einen Vierfachmord aufgeklärt und gelöst hatten. Doch dann taucht plötzlich die Journalistin Stephanie Mailer auf und behauptet, dass die beiden Ermittler den falschen Kerl erwischt hätten und der Fall gar nicht gelöst sei. Hat die Reporterin wohlmöglich Recht? Als die junge Frau plötzlich spurlos verschwindet, zweifeln die beiden am damaligen Ergebnis und setzen mit den neuen Ermittlungen einen Strudel in Gang, der sie bald selbst in den Abgrund reißen wird...

Zunächst einmal muss ich erwähnen, dass sich die fast 700 Seiten ungalublich flüssig lesen ließen. Die komplette Handlung fühlte sich wie eine immens gute Krimiserie an, bei der man keine Folge verpassen darf, wenn man alles mitbekommen will und so muss man hier sehr sorgfältig und aufmerksam lesen, wenn man die Zusammenhänge begreifen möchte. Dicker wechselt zwischen den Zeiten und mehreren Personen, das heißt mal bewegen wir uns in der Gegenwart und mal in der Vergangenheit und als Erzähler fungieren mal die Polizisten und auch andere im Fall verwickelte Protagonisten.

Mir hat am besten Polizistin Anna Kanner gefallen, weil sie sich in der harten Männerdomäne Polizei nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und in den Ermittlungen immer sehr pfiffig agiert und eine regelrechte Spürnase hat.

Ansonsten sind alle im Buch agierenden Protagonisten sehr detailliert beschrieben, so dass wohl jeder Leser jemanden im Buch findet, mit dem er sich identifizieren kann.

In der Handlung beleuchtet der Autor nicht nur allein den damaligen Mordfall, sondern auch zahlreiche Nebenhandlungsstränge und -schauplätze, was den Roman unglaublich vielseitig und spannend macht, denn gefühlt ganz nebenbei werden Themen wie Ehebruch, Mobbing, Drogenmissbrauch und ähnliches thematisiert.

Das Besondere an dem Buch ist wohl, dass man bis zuletzt meint den Täter zu kennen, nur um dann eines besseren belehrt zu werden und von dem Ende gänzlich überrascht wird. Für mich war der Schluss komplett nachvollziehbar und keine Frage blieb mehr offen.

Für mich war der Roman perfekt bis auf eine Sache: Mein vorliegendes Buch ist die zweite Auflage und ich musste beim Lesen vermehrt feststellen, dass es diverse Schreibfehler im Text gibt, die den Lesefluss ein ums andere Mal gestört haben. Mal wird aus einem mit ein mir, mal fehlt ein Buchstabe oder Worte wurden im Text vertauscht und selbst bei den Namen hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen, wird aus Tracy plötzlich Stacy. Das sollte bei so einem Spitzentitel, der zudem ja nicht ganz billig ist, einfach nicht passieren. Daher würde ich mir wünschen, dass in zukünftigen Auflagen dies vielleicht nochmal überarbeitet wird.

Fazit: Wer statt Krimiserie mal ein unglaublich gutes Buch lesen will, der kommt an diesem Dicker nicht vorbei. Ich kann nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Absolute Spitzenklasse!

Veröffentlicht am 06.04.2019

Augenöffnend und bereichernd für jede Frau der Neuzeit...

Alte weiße Männer
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Gleich vorweg: Ich bin weder Feministin, noch war mir Frau Passmann vor der Lektüre allzu bekannt und dennoch finde ich ihr Buch wichtig und interessant.

Sophie führt in ihrem Buch Gespräche mit Männern, ...

Gleich vorweg: Ich bin weder Feministin, noch war mir Frau Passmann vor der Lektüre allzu bekannt und dennoch finde ich ihr Buch wichtig und interessant.

Sophie führt in ihrem Buch Gespräche mit Männern, die vermehrt aus der Medienbranche kommen, weil das die alten weißen Männer sind (oder zu solchen werden könnten), die ihr im alltäglichen Leben gefährlich werden könnten (oder beruflich) und durch die Medien den meisten Lesern bekannt sein dürften.Und wie wir alle wissen, wird ein Klemptner oder Bauarbeiter bereits aufgrund seiner Stellung nie ein alter weißer Mann werden, weshalb eben diese Jungs nicht im Buch auftauchen.

Ich muss gestehen, dass ich den ein oder anderen Mann erstmal googlen musste, um ein Gesicht vor Augen zu haben. Für meinen Geschmack hat die Autorin eine ausgewogene Wahl an männlichen Interviewpartnern gewählt.

Das Buch ist komplett gegendert, was mich beim Lesen anfänglich gestört hat, aber je mehr ich las, desto deutlicher wurde mir wie wichtig es ist, dass es eben nicht nur Spitzenpolitiker, sondern eben auch Spitzenpolitikerinnen gibt.

Das Buch verspricht keine Lösung für das Problem Ungerechtigkeit gegenüber Frauen, aber das hatte ich gar nicht erwartet. Vielmehr zeigt es auf wie unsere Gesellschaft aktuell so tickt und dass noch jede Menge passieren muss, damit es keine Unterschiede mehr gibt.

Ich hatte bisher immer die Einstellung, dass es keine Quote braucht, denn schließlich will man bei einem Job genommen werden, weil man die Beste ist, aber oft wird man auch als Beste nicht genommen, weil man eine Frau ist. Hier wurden mir regelrecht die Augen geöffnet, dass die Quote schlichtweg nur eine Chance von vielen ist.

Gerade bei den Chefredakteuren habe ich meine männlichen Vorgesetzten wiedererkannt, was mich peinlich berührt und zum Schmunzeln gebracht hat.

Besonders geschockt war ich übrigens von den Gesprächen mit Jörg Thadeusz und Rainer Langhans. Diese Herren hatte ich eigentlich als sehr liberal und in die Schublade "Frauenversteher" gepackt. Interessant wie sich an so einem Thema wie Feminismus dann doch die Geister scheiden.

Ansonsten mochte ich beim Lesen das Laute, das leicht Nörgelige und Aufmöpfige der Autorin, was mich stark an mich selbst erinnert hat. Wahrscheinlich hat man als Frau nur dann die Möglichkeit wahrgenommen zu werden, wenn man nicht so bequem ist wie einen die Männer gerne hätten.

Das Einzige was ich maximal zu kritisieren hätte ist die Farbe des Bucheinbandes: warum ausgerechnet rosa? Ist nicht mittlerweile grün das neue pink?

Fazit: Ein großartiges Buch, das mich sehr gut unterhalten hat und mir nach der Lektüre einen enormen Wissenszuwachs verschafft und meine Einstellung zu bestimmten Themen noch geschärft hat. Für mich ein Buch, das von jeder Frau gelesen werden sollte. Klare Kauf- und Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.04.2019

Die Zuverlässigkeit guter Unterhaltung...

Kaffee und Zigaretten
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Ehrlich gesagt war mir vor Start der Lektüre völlig egal, ob es sich hier um das persönlichste Buch des Autors handelt oder schlichtweg um einen weiteren Erzählband, der den Leser in die Abgründe der menschlichen ...

Ehrlich gesagt war mir vor Start der Lektüre völlig egal, ob es sich hier um das persönlichste Buch des Autors handelt oder schlichtweg um einen weiteren Erzählband, der den Leser in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. Vielmehr versprach ich mir besondere Unterhaltung, die ich mal wieder erhielt.

An Schirachs Büchern liebe ich einfach den nüchternen Schreibstil, der klar und einfach schildert was passiert. Völlig schnörkellos erlebt man so Anekdoten aus dem Leben des Autors und natürlich auch wieder interessante Gerichtsfälle. Da bleibt kein Raum für Missverständnisse, was mir gut gefällt.

Natürlich mochte ich hier wieder am liebsten die eingestreuten Kriminalfälle, bei denen man zwar schon ein wenig von den Taten geschockt ist, aber deren Täter auch irgendwie verstehen kann. Von der Ehefrau, die ihren Mann los werden will bis hin zum bestechlichen Anwalt ist alles dabei, was das Leserherz eines Schirachfans begehrt.

Die Einblicke in das Privatleben des Autors empfand ich gleichermaßen spannend, wenn auch auf einer anderen Ebene als die Kriminalfälle. In ihnen wird sehr deutlich wie enorm das Allgemeinwissen des Autors ist und sein Verständnis für die Menschen um ihn herum und deren Handeln. Wahrscheinlich kann man so eine Weltsicht nur als Anwalt haben, weil man in diesem Beruf auch immer wieder Menschen vertritt, die man vielleicht nicht mag und für deren Recht kämpft, auch wenn sie Unrecht getan haben.

Dieses Büchlein hat mir zwei herrliche Lesenachmittage verschafft und mich wieder einmal sehr nachdenklich gestimmt. Wahrscheinlich sollte man vielmehr im Augenblick leben, das Leben genießen und sich nicht immer über Dinge grämen, die man eh nicht beeinflussen kann.

Fazit: In meinen Augen ein weiteres, gelungenes Buch des Autors, egal ob nun persönlicher als seine bisherigen, in jedem Fall gute Unterhaltung, die einem noch länger im Gedächtnis bleibt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus!