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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2019

Kreatives Ende und tolle Botschaft

HERKUNFT
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HERKUNFT ist ein Buch, zum dem ich hauptsächlich aus einem bestimmten Grundgegriffen habe: Jugoslavien. Das begründet sich daraus, dass ich bisher wenig Ahnung von den Balkankriegen hatte und das nach ...

HERKUNFT ist ein Buch, zum dem ich hauptsächlich aus einem bestimmten Grundgegriffen habe: Jugoslavien. Das begründet sich daraus, dass ich bisher wenig Ahnung von den Balkankriegen hatte und das nach einer Reise nach Kroatien und Bosnien gerne ändern wollte. Der Autor beschreibt in diesem Buch seine eigene Vergangeheit so detailliert und intensiv, dass man am Ende das Gefühl hat, diesen eigentlich wildfremden Menschen sehr gut zu kennen. Gleichzeitig schafft er es auch, wichtige politische Themen anzusprechen und ein Statement zu setzen, mich nachdenklich zu stimmen. Besonders die Geschichte um seine demente Großmutter war für mich unglaublich bewegend und ist sehr gut erzählt worden. Das große Problem dieses Buches ist weder sein Inhalt noch sein etwas eigenwilliger Schreibstil mit kurzen und abgehackten Sätzen. Vielmehr ist der Aufbau des Buches und seine Sortierung der Kapitel scheinbar so willkürlich und chaotisch, dass man nicht immer der Handlung folgen kann und viele Zusammenhänge nicht erkennt. Das stört den Lesefluss enorm und sorgt trotz einfacher Sprache dafür, dass man länger als nötig braucht, um das Buch zu lesen. Großer Pluspunkt ist dann aber noch der Epilog gewesen, bei dem man als Leser selbst entscheiden konnte, wie die Geschichte ausgehen soll. Angelehnt an diverse Kinder- und Jugendbücher die nach diesem Entscheidungsschema geschrieben wurden, lockert das alles nochmal auf und hinterlässt ein positives Gefühl mit glücklichen Kindheitserinnerungen. Denn obwohl Autor Saša Stanišić in einem ganz anderen Land geboren und auch ein paar Jährchen älter ist als ich, zeigt das nur, wie viele Gemeinsamkeiten Menschen haben können, egal wo sie ursprünglich geboren wurden. Danke dafür.

4/5 Sterne

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Lucherhand Verlag für das Rezensionsexemplar

Veröffentlicht am 20.05.2019

Regt zum Nachdenken an

Kaffee und Zigaretten
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Ferdinand von Schirach besitzt einen so außergewöhnlichen und genialen Schreibstil, dass ich selbst nach meiner großen Enttäuschung über seinen Roman "Strafe" noch das dringende Badürfnis hatte, ein weiteres ...

Ferdinand von Schirach besitzt einen so außergewöhnlichen und genialen Schreibstil, dass ich selbst nach meiner großen Enttäuschung über seinen Roman "Strafe" noch das dringende Badürfnis hatte, ein weiteres Buch von ihm zu lesen. Und diesmal wurde mir deutlich, warum er so ein bekannter und gefeierter Autor ist: "Kaffee und Zigaretten" ist eine Sammlung vieler unterschiedlicher Geschichten, die Kritik an der Gesellschaft, Politik und noch vielem mehr üben. Durch Erzählung seiner eigenen persönlichen Erlebnisse, die bis in seine Kindheit zurückreichen, bringt er seine Leser zum nachdenken und reflektieren. Dabei ist Schirach eigentlich nur ein neutraler Beobachter, der alles nüchtern beschreibt - und dennoch steckt hinter jedem Text, jeder Zeile eine Wertung, die überdeutlich präsentiert wird. Er verknüpft einfache historische Fakten mit aktuellen Ereignissen und setzt diese so in einen neuen Deutungsrahmen, der einen ganz anderen Blick ermöglicht. Diese Verknüpfungen, die vielleicht auf den ersten Blick nicht naheliegend erscheinen, ergeben aber dann so viel Sinn, dass das Lesen unfassbar viel Spaß macht, weil man sich schon auf die nächste "Enthüllung" freut.
Durch die Menge an Geschichten in diesem Buch fällt es schwer, es in einer Rezension so kurz darzustellen, denn es enthält so viele Emotionen: Freude, Trauer, Unverständnis, Wut und Hoffnung.

"Kaffee und Zigaretten" ist ein komplexes Buch und ein kleines Meisterwerk. Bücher die so sehr inspirieren und zum Nachdenken anregen sind genau das, was ich gerade gerne lese. Sehr empfehlenswert.

4,5/5 Sterne

Veröffentlicht am 16.05.2019

Nüchtern geschrieben aber trotzdem Emotional

Kurt
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Wenn ein Roman ein Thema wie den Tod eines Kindes behandelt sind ja ein flaues Gefühl und Gänsehaut beim Lesen schon vorprogrammiert. Ich war gespannt, wie die Autorin das Thema umsetzt - denn in "KURT" ...

Wenn ein Roman ein Thema wie den Tod eines Kindes behandelt sind ja ein flaues Gefühl und Gänsehaut beim Lesen schon vorprogrammiert. Ich war gespannt, wie die Autorin das Thema umsetzt - denn in "KURT" geht es ja nicht nur allein um den Tod eines Jungen und wie seine Familie mit diesem umgeht. Es geht auch darum, was dieser Tod mit einer eigentlich inakten Beziehung machen kann und wie ein Paar sich von dieser Tragödie erholt.
Die Geschichte beginnt mit dem Alltagsleben der Patchwork-Familie. Lena ist zwar nicht die leibliche Mutter des kleinen Kurt (Vater und Sohn tragen den selben Namen, was oft zu kleinen Verwirrungen führt), aber nachdem sie den Jungen schon sein halbes Leben lang kennt und auch viel von seiner Entwicklung miterlebt hat, erwachen bei ihr auch langsam erste Muttergefühle und vor allem ein Gefühl für Verantwortung. Besonders beeindruckend fand ich die Vorgeschichte, die rund 80 Seiten umfasst und eine Szene, in der der kleine Kurt einen Jasminbaum einpflanzen möchte. Er tut dies mit einer kleinen Schaufel, die mit rosa Blumen verziert ist. Seine leibliche Mutter fragt ihn daraufhin, warum er denn einen Jasmin (der später noche eine wunderbare symbolische Bedeutung bekommen soll) mit einer Mädchenschaufel einbuddeln wolle. Wie unfassbar liebenswürdig und unbelastet Kurt ist, zeigt sich mit seinem darauf folgenden Unverständnis: Er versteht partou nicht, warum dass denn eine Mädchenschaufel sei, schließlich seien doch die meisten Blumen rot, lila oder rosa. Diese und viele weitere schrullige Alltagssituationen, in denen man sich selbst sehr gut wiedererkennen kann, haben mich richtig tief in die Geschichte und auch in die Familie eintauchen lassen. In der kleinen Familie herrscht Chaos, die giftigen Kommentare der Exfrau machen Lena das Leben schwer, es gibt finanzielle Probleme, der Vater scheint nonstop zu rauchen und manchmal gibt es Frühstück zum Abendbrot. Alles herrlich authentisch. Doch genau in dieser Phase, in der sich Kind und Stiefmutter annähern und sich ein harmonisches Familienleben andeutet, stirbt der kleine Kurt auf eine Art und Weise, wie sie jedem Kind passieren könnte. Diese Einfachheit seines Todes sorgt für die ersten beklemmenden Gefühle beim Leser.
Daraufhin folgt eine Phase der Trauer, die so einfach und undetailliert von der Autorin beschrieben wird, dass Raum für eigene Interpretationen und Emotionen bleibt. Sarah Kuttner hat es nicht nötig, mit überdramatisierten Dialogen und Tränen für Gefühle zu sorgen. Sie beschreibt ganz nüchtern Situationen, die einen starken symbolischen Charakter haben. Viele der Gespräche zwischen Lena und ihrem Partner sind unbeholfen, unsicher und eben schwierig. Denn genau das ist das Leben häufig - nicht einfach. Lena und ihr Freund Kurt tanzen umeinander herum, keiner ist sich sicher was er fühlt oder fühlen soll. Beide wollen ihre Beziehung retten, ohne aber erkennen zu wollen, dass der Weg dahin steinig ist. Lena interpretiert zu viel in die Handlungen ihres Mannes, während dieser in seiner eigenen Welt lebt und niemanden hineinlassen möchte außer seiner Ex-Freundin. Dass "KURT" nicht nur den Prozess des Trauerns und seine unterschiedlichen Formen aufgreift, sondern auch einen Weg aus dieser hinaus zeigt, gefiel mir sehr gut. Denn Lena und Kurt sind ein Paar, das auch an diesem Ereignis hätte zerbrechen können. Das Buch endet mit einem positiven, aber dennoch traurigem Gefühl - meiner Meinung nach extrem passend, da dies jetzt genau das Leben des Paares sein wird, voller Trauer, aber dennoch voller Mut für die Zukunft. Sarah Kuttner gibt Halt und Hoffnung mit diesem Roman.
Fazit

Mir gefiel es sehr gut, wie es die Autorin schafft, einen Kindstod so nüchtern und fast schon emotionslos wirken zu lassen - nicht weil sie nicht fähig wäre das gut zu beschreiben, sondern weil so gezeigt wird, dass Eltern in einer solchen Situation praktisch in eine tiefes, schwarzes Loch fallen und man vielleicht auch gar nicht mehr fühlen kann oder will. Jeder Mensch geht schließlich anders mit Trauer um und es ist interessant, dass hier nicht die emotionalste und "Hollywoodmäßige" Variante gewählt wurde. Als Leser bleibt hier aber ein bisschen Eigenarbeit nicht aus. Ich habe das Buch mehrfach zur Seite gelegt und einfach mal kurz darüber nachgedacht, was ich da gerade gelesen habe. Man muss sich gut in die Protagonisten hineinfühlen und über ihr Handeln nachdenken und es hinterfragen. So haben für mich im Nachhinein viele kleine Details eine große Wirkung gehabt.

5/5 Sterne

Veröffentlicht am 06.05.2019

Fürchterlich Langweilig

Der Schwarze Thron 3 - Die Kriegerin
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Inhalt

Ihr Leben lang hat Katharine auf diesen Moment gewartet: Sie hat den Kampf um den Thron gewonnen und trägt die Krone des Reichs Fennbirn. Doch ihre Herrschaft wird angefochten – es gibt Gerüchte, ...

Inhalt

Ihr Leben lang hat Katharine auf diesen Moment gewartet: Sie hat den Kampf um den Thron gewonnen und trägt die Krone des Reichs Fennbirn. Doch ihre Herrschaft wird angefochten – es gibt Gerüchte, ihre Schwestern seien noch am Leben und warteten nur darauf, Katharine zu stürzen. Tatsächlich haben Mirabella und Arsinoe überlebt. Sie verstecken sich auf dem Festland und werden dort von einer unheimlichen Vision heimgesucht: Die legendäre Blaue Königin weist sie an, nach Fennbirn zurückzukehren, um ihr Schicksal zu erfüllen ...
Meine Meinung

**Spoiler**
Nachdem ich dachte, beim Lesen dieser Reihe alle möglichen Emotionen bereits gehabt zu haben, sorgt der dritte Teil nun für ein Gefühl, dass man normalerweise nicht beim Lesen eines Buches haben sollte: Enttäuschung. Was für mich so gut und spannend begann, mit drei ganz unterschiedlichen Protagonistinnen und einer düsteren Welt, hat sich jetzt in eine Richtung entwickelt, die mir gar nicht gefällt. Der Fokus wandert diesmal von den drei Schwestern auf Jules, die mich seit Teil 1 permanent nervt - und gerne auch hätte sterben können. Aber nein, die Autorin hat offensichtlich entschieden, sie zu einer weiteren Hauptperson und Heldin der Reihe zu machen... Meiner Meinung nach nicht gerade die beste Entscheidung. Obwohl der Kampf um den Thron ja noch nicht wirklich beendet ist und es noch viele Fragen über die Vorgeschichte der drei Königinnen und ihrer Gaben gibt, versucht Kendare Blake nicht nur, Jules Geschichte mit in die Story einzuweben, nein, sie eröffnet ihren Lesern ganz plötzlich auch noch, dass der Nebel eine Gefahr darstellen soll. Bei mir stellt sich jetzt mehr und mehr das Gefühl ein, dass diese Reihe eigentlich komplett anders hätte gestaltet werden sollen. Ein Einzelband mit einem endgültigen Ende wäre Rückblickend besser gewesen. In diesem Buch passiert eigentlich nichts. Es werden viele neue Handlungen aufgebaut, die vermutlich in Band 4 dann ihren Höhepunkt finden werden. Es gibt viele Gespräche und viele Bootsfahrten durch den Nebel. Viele Leichen aber keinen Gruselfaktor. Jules nervt weiterhin, Mirabella ist komplett überflüssig, Katherine wird von ihrem Volk gehasst, Liebe gibt es eigentlich gar keine - nur Arsineo und ihre Visionen sind das einzig interessante. Einen Lichtblick bietet das letzte Kapitel mit einem Cliffhanger, wie er typisch für die Autorin ist - verdammt dramatisch. Band 4 erscheint im September auf englisch. Ob ich ihn lesen werde, weiß ich noch nicht. Ich möchte einerseits wissen, wie es ausgeht, andererseits möchte ich mich nicht nochmal durch 500 Seiten pure Langeweile quälen.

2,5/5 Sterne

Veröffentlicht am 03.05.2019

Emotional und berührend

Wenn Donner und Licht sich berühren
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Inhalt

Sich in Jasmine Greene zu verlieben, fühlte sich an wie ein warmer Sommerregen. Leicht und unbeschreiblich schön. Aber als wir uns Jahre später wieder gegenüberstehen, ist von dem Sommerregen nichts ...

Inhalt

Sich in Jasmine Greene zu verlieben, fühlte sich an wie ein warmer Sommerregen. Leicht und unbeschreiblich schön. Aber als wir uns Jahre später wieder gegenüberstehen, ist von dem Sommerregen nichts mehr übrig. Stattdessen sehe ich in ihren Augen einen tosenden Sturm. Wie lange tobt er schon dort? Wie lange hat er sich schon in ihrer Seele zusammengebraut? Ihr Herz ist für immer gebrochen, und ich hasse mich dafür, dass ich es jetzt erst bemerke - wo es vielleicht schon zu spät ist.
Meine Meinung

Brittainy C. Cherry hat die Gabe, selbst die kaltherzigsten Menschen beim Lesen ihrer Bücher zu Tränen zu rühren. Und auch diesmal musste ich mich arg zusammenreißen, um nicht konstant das ganze Buch über zu flennen. Denn "Wenn Donner und Licht sich berühren" ist wiedermal ein Buch, das tief berührt und Eindruck hinterlässt.
Die beiden Protas Jasmine und Elliot lieben beide Musik (Jazz und Soul, zwei außergewöhnliche und viel zu wenig gewürdigte Musikrichtungen) und lernen sich im Alter von sechzehn Jahren kennen. Es beginnt als eine Teenie-Romanze wie sie Hollywood nicht besser schreiben könnte. Das beliebte und schöne Mädchen verguckt sich in den dürren und stotternden Jungen, der von seinen Mitschülern gemobbt wird. Wie immer schafft Cherry es grandios, nicht kitschig sondern einfach nur romantisch und tiefsinnig zu sein. Die Beziehung der beiden ist einzigartig und rührt zu Tränen. Auch die Nebencharakter sind toll aufgebaut worden und besonders die familiären Beziehungen sind sehr gut gelungen. So rührte mich etwa fast jeder emotionale Moment zwischen Jasmine und ihrem Ziehvater Ray zu Tränen, jeder Moment von Elliot mit seiner Schwester brachte mich zum schmunzeln und Onkel TJ ist einfach nur herzerwärmend während Jasmines Mutter den Hass in mir schürt. Dieses Buch sorgt für eine Bandbreite an Emotionen beim Lesen und das ist eine hohe Kunst. Die erste Hälfte erzählt von Jasmine und Elliot in ihrer Jugend und wie sie sich kennenlernten. Ein wirklich extremer Schicksalschlag trennt die beiden und ab hier verliert die Story kurz an Spannung. Die Chemie zwischen den beiden scheint verloren gegangen zu sein und ich hatte kurz Angst, dass die Qualität des Buches jetzt nachlassen würde. Das das Ende war wieder spannend und nicht zu kitschig, einfach nur fesselnd und diesmal flossen Glückstränen. Von mir gibt es eine große Empfehlung.
4/5 Sterne

Vielen Dank an Bastei Lübbe und den Lyx Verlag für dieses signierte Rezensionsexemplar