Platzhalter für Profilbild

nonostar

Lesejury Star
offline

nonostar ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nonostar über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2019

sehr berührend

Der Gesang der Flusskrebse
0

In "Der Gesang der Flusskrebse" begleiten wir Kya, die von allen nur das Marschmädchen genannt wird. Sie lebt ganz alleine in der Marsch nach und nach verlassen von ihren Familienmitgliedern. Die Menschen ...

In "Der Gesang der Flusskrebse" begleiten wir Kya, die von allen nur das Marschmädchen genannt wird. Sie lebt ganz alleine in der Marsch nach und nach verlassen von ihren Familienmitgliedern. Die Menschen aus der Stadt meiden sie oder lachen sie sogar aus, so dass sie sich immer mehr zurück zieht und nur wenig Kontakt zur Außenwelt hat. Dieser Kontakt ist v.a. geprägt durch zwei jungen Männern denen sie ihr Herz schenkt und einen älteren Mann der sich ihrer annimmt.

Delia Owens hat einen unglaublich berührenden und gleichzeitig sehr spannenden Schreibstil. Bis zum Schluss wusste ich nicht, was mich erwartet und was wirklich passiert ist. Der Roman springt zwischen den Ermittlungen der Polizei in der Gegenwart und dem Aufwachsen von Kya über die Jahre. Wir begleiten Sie auf ihrem Weg und als Leser eröffnet sich nur langsam ein Bild. Bruchstückhaft aber dennoch chronologisch werden die Puzzleteile zusammengefügt und man beginnt hinter die Kulissen zu schauen. Die Figuren fand ich alle sehr authentisch und oft war mir lange nicht klar, was ich von manchen halten sollte.

Kya ist eine unglaubliche Protagonistin. Sie findet sich zurecht in ihrer Einsamkeit und dem Alleinsein. Oft wurde sie enttäuscht vo den Menschen, die in ihr Leben traten und doch keimt immer wieder Hoffnung in ihr auf und sie "Verschenkte ein weiteres Stück von ihr selbst, nur, um jemand anderen in ihrer Nähe zu haben." Kya hat mich unglaublich berührt, traurig zurückgelassen und doch gleichzeitig mit Hoffnung erfüllt. Sie lebt ihr Leben und lässt sich niemals unterkriegen, sie kommt immer wieder auf die Füße und findet einen Weg mit Enttäuschung und Schmerz umzugehen. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut wird und dass sie nicht alleine bleiben muss. Die Einsamkeit und das Verlorensein die Kya immer wieder einholen sind sehr eindrücklich und gefühlvoll geschildert.

Ihre Mutter sagte immer "Geh soweit du kannst - bis dahin, wo die Flusskrebse singen." Das hat Kya getan und damit eine Welt entdeckt, in der sie sich mehr zu Hause fühlt als sie es unter Menschen jemals tun wird. Diese Welt beschreibt Owens so wunderbar detailreich und mit den Augen von Kya, die sich über jede Entdeckung freut und ihr ganzes Wesen darauf ausrichtet. Sie fühlt sich zu Hause und bezeichnet die Marsch als eine Freundin bei der sie geborgen ist. Diese Geborgenheit hat mich sehr gefreut, auch wenn sie im Kontrast zu der immer wieder geschilderten Einsamkeit steht. In der Marsch hat Kya einen Zufluchtsort gefunden, ja sogar eine Art Freundin, die ihre Tränen trocknet und ihre Wunden heilt.

Delia Owens hat mit "Der Gesang der Flusskrebse" ein unglaublich tolles Buch geschaffen, dass kein Krimi aber auch kein Roman ist, sondern eine berührende Mischung aus allem.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Spannende Fortsetzung

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
0

In Band 1 begleiteten wir Ophelia auf ihrer Reise an den Pol und haben zusammen mit ihr eine neue Welt entdeckt. Sie musste so manche Gefahren und Beleidigungen überstehen und auch in Band 2 ergeht es ...

In Band 1 begleiteten wir Ophelia auf ihrer Reise an den Pol und haben zusammen mit ihr eine neue Welt entdeckt. Sie musste so manche Gefahren und Beleidigungen überstehen und auch in Band 2 ergeht es ihr in dieser Hinsicht nicht viel besser. Noch immer kann sie kaum jemandem trauen und muss versuchen hinter die Illusionen zu blicken.

Der Schreibstil hat mir wieder sehr gut gefallen. Dabos schafft es die Umgebung etc. sehr bildhaft zu beschreiben ohne dabei zu ausschweifend zu werden. In der Welt der Archen habe ich mich in Band 2 sehr viel besser zurecht gefunden. Dies lag v.a. daran, dass nicht mehr so viele neue Orte und Begriffe eingeführt wurden sondern sich die Handlung auf ein paar wenige Schauplätze beschränkt. Auch die grafische Übersicht der Himmelsburg am Anfang des Buches fand ich sehr schön. Die angespannte Stimmung am Pol wurde auch wieder gut vermittelt.

Am Anfang startete die Geschichte etwas schleppend und war zwischenzeitlich sogar recht langweilig. Ab dem 2. Drittel wurde es jedoch richtig spannend und mysteriös, was mir gut gefallen hat. Auch der offene Schluss war sehr interessant und lässt viel Raum für Spekulationen bis Band 3. Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht und bin froh, dass auch Band 2 wieder vieles zu bieten hatte.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Am Ende leider nicht mein Fall

Otto
0

Otto ist ein sehr spezieller Mensch. Er ist pansionierter Ingenieur und hält sein Umfeld, allen voran seine beiden Töchter, stets auf Trab. Mit den jahren wurde er immer mal wieder ernsthaft krank, konnte ...

Otto ist ein sehr spezieller Mensch. Er ist pansionierter Ingenieur und hält sein Umfeld, allen voran seine beiden Töchter, stets auf Trab. Mit den jahren wurde er immer mal wieder ernsthaft krank, konnte sich jedoch jedes Mal wieder aufrappeln. So auch jetzt, doch otto wird immer anstrengender und so setzen ihm seine Kinder eine Pflegekraft ins Haus und Otto wird noch anstrengender. Er will, dass seine Töchter rund um die Uhr verfügbar sind, was sie auch anstandslos erfüllen, dabei jedoch ihr eigenes Umfeld auch manchmal vor den Kopf stoßen.

Die Leseprobe hatte mir sehr gut gefallen und nach dem Klapptentext erwartete ich eine Story, in der es um das pflegen eines Menschen geht und das Abschied nehmen, aber auch, wie schwer es für ältere Menschen sein kann, Hilfe anzunehmen. Ich hatte mir erhofft, dass es eine berührende Geschichte wird. Bekommen habe ich jedoch eine gewollt sarkastische/witzige Aneinanderreihung von Ottos Kapriolen, die irgendwann nur noch miteinander verschwammen. Die Dialoge waren mir irgendwann too much und auch die Sache mit der Pflegerin war mir irgendwie zu gewollt. Die Charaktere konnten mich leider alle nicht erreichen und blieben sehr oberflächlich. Bei keinem konnte ich das Handeln in irgendeiner Weise nachvollziehen, noch hat mich irgendetwas in dem Buch sehr berührt.

Die Handlung folgt irgendwie keinem roten Faden, wass Timna auch am Ende beim Versuch ihre Familiengeschichte aufzuschreiben, selbst bemerkt. Es ist nur eine Aneinanderreihung von einzelnen Geschichten, die jedoch zusammen genommen keinen Sinn ergeben. Das Ende kam dann auch sehr unerwartet, dabei war es eigentlich ga rkein richtiges Ende. es wirkte, als hätte die Autorin einfach mitten in der geshcihcte vergessen weiter zu schreiben. Leider muss ich deswegen nach den 240 Seiten sagen, dass sich mir der Sinn dieses Buches absolut nicht erschlossen hat. Es war zwar flüssig und zügig zu lesen, ich habe auch durchaus manchmal geschmunzelt, aber alles in allem fand ich es leider nur mittelmäßig.

Veröffentlicht am 01.08.2019

tolle Sprache und abtossende Szenen

All das zu verlieren
0

Adèle hat eigentlich ein gutes Leben. Sie hat einen Mann, der gut verdient, einen Sohn und eine gute Arbeit. Doch ihr Mann ist ständig auf der Arbeit, mit dem Sohn kann sie nichts anfangen udn ihr Job ...

Adèle hat eigentlich ein gutes Leben. Sie hat einen Mann, der gut verdient, einen Sohn und eine gute Arbeit. Doch ihr Mann ist ständig auf der Arbeit, mit dem Sohn kann sie nichts anfangen udn ihr Job ödet sie an. Sie ist unglücklich und sucht Zuflucht in exzessivem Sex mit anderen Männern. Sie braucht immer neue Partner, immer einen größeren Kick, ihre Sucht zerfleischt sie innerlich und schon bald entgleitet ihr die Kontrolle.

Ich weiß nicht so recht, was ich von Adèle halten soll. Sie wirkt verloren in ihrem Leben und der Welt, sie will beachtet werden und schwankt dabei zwischen "Sich-schön-finden" und Selbsthass. In ihrer Verzweiflung giert sie nach Schmerz, Demütogung und Unterwerfung, denn nur dann kann sie endlich wieder etwas fühlen, sich selbst wieder fühlen, nur dann scheint sie lebendig zu sein, frei von den Zwängen des Lebens. Dennoch ist sie hin- und her gerissen zwischen ihrem Mann und ihrer (Sehn-)Sucht. Ihre 180-Grad-Wendung, nachdem alles auffliegt, scheint zunächst nicht ins Bild zu passen, ist aber bei genauerem Hinsehen auch nur eine Art der Unterwerfung, der Unterordnung, sie tut, was ihr Mann ihr sagt, versucht ihm zu gefallen, wie sie schon immer versucht, den Männern um sich herum zu gefallen. Sie lebt nur für die Aufmerksamkeit und ist dabei so zerbrechlich und verzweifelt. Sie will das "normale" Leben so gerne lieben, doch sie schafft es nicht. Fühlt sich immer wieder eingeent und handelt nur, wie andere es erwarten. Sie versucht sich anzupassen und macht sich dabei doch nur selbst etwas vor. Leid getan hat mir hier auch v.a. ihr Kind, das sie nervt, auch, wenn sie sich einredet, dass sie es liebt und gerne Zeit mit ihm verbringt, nur eben nicht gerade jetzt.

Abgesehen von der Protagonistin muss ich jedoch sagen, blieben mir die Charaktere etwas zu flach. Dem Mann konnte ich überhaupt keine Sympathien entgegenbringen und auch die Familien von Adèle oder ihrem Mann konnten mich irgendwie nicht erreichen. Sie blieben leider nur unscheinbare Nebencharaktere.

Die Sprache ist unglaublich toll. Direkt aber dennoch schön, literarisch, nicht einfach nur eine Aneinanderreihung von Wörtern und Satzzeichen. Sie berührt mich, lässt mich fühlen. Aber Slimani schildert auch schonungslos, dabei ist es egal, ob es nun um Gefühle oder Handlungen geht, wem also Schilderungen von rohem und teilweise auch grausamen Sex zu viel sind, für den ist dieses Buch nichts. Auch für mich gehört das eigentlich nicht unbedingt in einen Roman, doch die Sprache hat es hier mehr als wett gemacht. Slimani schafft es, dass man nur so durch das Buch fliegt, aber nicht im negativen Sinne. Man ist wie in einem Sog und muss immer weiter lesen, egal wie grenzwertig die Szenen sind.

Fazit: Slimani schafft mit Adèle eine Protagonistin, die zunächst nicht sehr sympathisch erscheint, der man doch am ende mit Mitleid und Verständnis begegnen möchte und die es nicht schafft, ihrer Sucht zu entkommen. Eine unglaublich tolle Sprache treffen hier auf abstossende Szenen, und ich denke gerade deswegegen ist es auf jeden Fall einen näheren Blick wert, auch wenn es kein Buch für jedermann sein wird.

Veröffentlicht am 20.07.2019

schöne Familiengeschichte

All die Jahre
0

Nora ist 21 als sie mitihrer Schwester Theresa von Irland nach Amerika geht um dort zu heiraten und ein neues Leben anzufangen. Alles läuft gut zu Beginn doch die aufegweckte Theresa will mehr vom Leben, ...

Nora ist 21 als sie mitihrer Schwester Theresa von Irland nach Amerika geht um dort zu heiraten und ein neues Leben anzufangen. Alles läuft gut zu Beginn doch die aufegweckte Theresa will mehr vom Leben, verliebt sich und wird schwanger. Fünfzig Jahre später stirbt Patrick, Noras ältester Sohn, auf der Beerdigung trifft sie nach jahrelangem Schweigen das erste Mal wieder auf ihre Schwester, die mittlerweile Nonne ist und in einem Kloster lebt. Die Schwester müssen sich beide mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.

Dies war mein zweites Buch von Sullivan und ich war wieder sehr begeistert von ihrem Schreibstil. Sie schreibt sehr flüssig und warmherzig. Die Figuren erwachen direkt zum Leben und ihre Charaktereigenschaften sind toll herausgearbeitet. Die Figuren sind sehr unterschiedlich, aber alle interessant. Es werden auch hier einige aktuelle Themen wie z.B. Homosexualität, Adoption oder Religion angesprochen aber sie gehen manchmal ein wenig verloren hinter der Hauptgeschichte.

Das Familiengeheimnis nimmt viel Raum ein in der Handlung, zunächst im Hintergrund und hauptsächlich aus der Sicht von Nora. Doch auch Theresa kommt immer wieder zu Wort. Erzählt wird die Geschichte in zwei separaten Erzählsträngen die zwischen der vergangeheit und der Gegenwart hin- und herwechselt. So werden nach und nach die Hintergründe aufgedeckt und der Leser versteht langsam, warum es zu einem Bruch zwischen den beiden Schwestern kam. Was mich etwas gestört hat, ist dass die große Konfrontation am Ende nur auf ein paar Seiten behandelt wurde. Hier hätte man vielleicht noch etwas mehr darauf eingehen können. Dennoch war die Geschichte um Nora und Theresa und die Kinder sehr schön zu lesen und nicht langweilig.

"All die Jahre" ist gut zu lesen und eine schöne Geschichte, aber nicht ganz so spannend wie z.B. "Aller Anfang".