Eindringlicher und berührender Roman
PullikalbDie 17-jährige Merle kommt unerwartet auf einen Bauernhof und beginnt dort ein Praktikum. Ein ziemlicher Ortswechsel. Raus aus einer lieblosen Hochhauswohnung, in der sie bisher mit ihrer Mutter lebte, ...
Die 17-jährige Merle kommt unerwartet auf einen Bauernhof und beginnt dort ein Praktikum. Ein ziemlicher Ortswechsel. Raus aus einer lieblosen Hochhauswohnung, in der sie bisher mit ihrer Mutter lebte, die keine Zeit und auch keine rechte Zuneigung für ihre Tochter hatte. Hin zu einem Bauernhof, in dem es feste Mahlzeiten, eine Menge Arbeit, Kirchgang und Unterstützung gibt.
Merle hat viel Negatives in ihrem noch recht kurzen Leben erfahren und dies hat sie geprägt. An Weihnachten, als sie ihre Hochhauswohnung verlässt, ist sie völlig einsam und verzweifelt.
Nun fügt sie sich in das Leben auf dem Bauernhof in der Familie ein und kann mit der Wertschätzung, die ihr entgegen gebracht wird, kaum umgehen. Die Arbeit erdet sie allerdings und hilft ihr immer wieder.
Als sie sich in den Nachbarjungen verliebt und dieser ihre Gefühl erwidert, brechen sich die Leere und der Selbsthass in Merle Bahn und sie zerstört sich selbst und das Gute um sie herum.
Christina Kunellis hat einen eindringlichen und äußerst emotionalen Roman geschrieben. Die Autorin versteht es, den Abgrund, der sich in Merle auftut, absolut authentisch darzustellen. Wie Positives vom Dunklen und Schwarzen überschwemmt wird, wie Merle alles um sich kaputt schlägt und gar nicht anders kann, wie sie immer tiefer fällt.
Da sind allerdings nicht nur zugewandte Menschen um sie, die ihr helfen, sondern auch ein himmlischer Unterstützer.
Mithilfe des Glaubens, der Zuneigung, Liebe und der Wertschätzung durch ihre Mitmenschen schafft die Protagonistin Halt und Schritt für Schritt langsam ihren Weg zu finden.
Der Roman hat mich sehr berührt und beeindruckt.
Man merkt, dass Christina Kunellis weiß, wovon sie schreibt. Wer mit vernachlässigten und/oder missbrauchten Menschen arbeitet, kann die schriftstellerische Umsetzung von Merles Innenleben absolut nachvollziehen und bestätigen.
Einige wenige Kritikpunkte von mir gibt es dennoch: Es wundert mich, weshalb der Großteil der Erwachsenen nicht merkt, was mit Merle los ist, und diesen Punkt finde ich schwer nachvollziehbar. Weiterhin ist mir nicht ganz klar, wie Merle denn nun auf diesen Hof gekommen ist. Und zu guter Letzt empfinde ich das Cover und ebenso den Titel des Romans (auch wenn er Sinn macht) nicht so recht passend, da man auf den ersten Blick nicht diese Art von Geschichte dahinter vermuten würde. Ich bin sehr froh, dass ich das Buch trotzdem gelesen habe, und kann es auf jeden Fall empfehlen. Es ist keine leichte Kost und ein wenig Offenheit für religiöse Themen sollte man auch mitbringen. Für mich war der Roman ein Gewinn und wird mich noch nachhaltig beschäftigen.