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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.12.2019

Kindheit in Dresden

Als ich ein kleiner Junge war
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So nun hab ich es endlich auch gelesen, ein Buch, das so schön handlich für die Fahrten mit der S-Bahn ist. Und wieder ging es mir mit Kästner so, dass ich mich köstlich unterhalten gefühlt habe, auch ...

So nun hab ich es endlich auch gelesen, ein Buch, das so schön handlich für die Fahrten mit der S-Bahn ist. Und wieder ging es mir mit Kästner so, dass ich mich köstlich unterhalten gefühlt habe, auch sehr die Wärme seiner Schilderungen genossen habe, und zudem weiß ich endlich, warum mir bisher bei seinem Frauenbild immer so unbehaglich zumute war. Ja, er setzt hier tatsächlich seiner Mutter ein Denkmal, er war ja auch geschlagen mit so einer patenten, wie er sagt "vollkommenen" Mutter. Ich werde beim Lesen weiterer Bücher von Kästner etwas mehr Nachsicht üben.

Veröffentlicht am 16.12.2019

Ein außergewöhnlicher Thriller aus Schweden

SCHWEIGEPFLICHT
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Der Fund einer grässlich zugerichteten Leiche in einem abgelegene Haus und die Verhaftung eines tatverdächtigen bewusstlosen jungen Mannes lösen eine Reihe von Ereignissen aus, die das Leben der Beteiligten ...

Der Fund einer grässlich zugerichteten Leiche in einem abgelegene Haus und die Verhaftung eines tatverdächtigen bewusstlosen jungen Mannes lösen eine Reihe von Ereignissen aus, die das Leben der Beteiligten auf den Kopf stellt. Da ist Emilie, die sich am Anfang einer Karriere als Wirtschaftsanwältin in einer renommierten Anwaltsfirma befindet, Teddy, der nach einem achtjährigen Gefängnisstrafe Recherchejobs für die Anwaltskanzlei übernimmt und dadurch in eingeregeltes Leben zurückfinden will, und dann ist da auch noch Nikola, Teddys Neffe, der gerade dabei ist, endgültig ins kriminelle Millieu abzurutschen.
Auf gut 600 Seiten schildert der Autor eine Geschichte, die sich in den unterschiedlichsten Milieus abspielt, und es gelingt ihm, die handelnden Personen so zu gestalten, dass sie in all ihren Facetten lebendig werden. Die Spannung hält an bis zum Ende, und auch die Erkenntnis, wie unterschiedlich Wahrheit, Gerechtigkeit und Moral sein können, je nachdem, in welcher Welt man sich befindet.
Ein großartiges Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 15.12.2019

Warum ausgerechnet Lissabon?

Nachtzug nach Lissabon
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"Mitten im Unterricht verlässt ein Lehrer seine Schule und macht sich auf den Weg nach Lissabon, um den Spuren eines geheimnisvollen Autors zu folgen..."
Zugegeben, dieses Buch wollte ich nicht mehr aus ...

"Mitten im Unterricht verlässt ein Lehrer seine Schule und macht sich auf den Weg nach Lissabon, um den Spuren eines geheimnisvollen Autors zu folgen..."
Zugegeben, dieses Buch wollte ich nicht mehr aus der Hand legen, nachdem ich mit dem Lesen begonnen hatte. Ich habe mir sogar eine extralange Zugfahrt gegönnt, um in Ruhe weiterlesen zu können. Der Roman ist fesselnd und hat mich nicht losgelassen. Während der Lektüre kam mir immer öfter der Gedanke "Hast du das nicht schon mal irgendwo genauso gelesen?" oder aber "In welcher Situation hast du genau diesen Gedanken gehabt?" , das hat einerseits den Lesefluss beflügelt, mich aber andererseits schon beim Lesen befremdet.
Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, bin ich mir noch weniger klar in meiner Bewertung dieses Romans.
Eines jedoch steht für mich fest: ich wünschte mir, der Autor habe seinen Protagonisten eine Iranerin treffen lassen und anschließend nach Isfahan geschickt.
Und ich werde mich endlich entweder an Pessoas Buch der Unruhe heranwagen oder aber eines der anderen noch ungelesenen Bücher (realer) portugiesischer Schriftsteller aus dem Regal nehmen, und in denen darf der Schauplatz der Handlung dann ruhig Lissabon sein.

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Veröffentlicht am 14.12.2019

Amüsant, ironisch, boshaft, köstlich

Die Reisegesellschaft
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Originaltitel: The Caravaners (1909)
Baron Otto von Ottringel feiert seine Silberhochzeit - wenn man die Jahre aus seinen beiden Ehen zusammenrechnet, ist es nämlich soweit. Eine Auslandsreise, die allerdings ...

Originaltitel: The Caravaners (1909)
Baron Otto von Ottringel feiert seine Silberhochzeit - wenn man die Jahre aus seinen beiden Ehen zusammenrechnet, ist es nämlich soweit. Eine Auslandsreise, die allerdings möglichst billig sein sollte, wäre dem Anlass angemessen. Da kommt die Idee der attraktiven Witwe aus der Nachbarschaft, gemeinsam eine Wohnwagentour durch England (wohlgemerkt: im 19. Jahrhundert) zu unternehmen, wie gerufen. Gemeinsam mit seinem angetrauten Weibe lässt sich Otto auf das Abenteuer ein und wird bitter enttäuscht. Das Wetter in England ist trübe, der Wohnwagen zieht sich nicht von alleine, und die Reisegesellschaft besteht neben der Witwe auch aus deren angeheirateter Verwandtschaft, die samt und sonders Engländer und Sozialisten sind. Und diese Menschen verderben dem Baron den ganzen Urlaub - oder ist es etwa anders herum?

Das war ein Lese-Highlight.
Man fragt sich doch, inwieweit Züge ihres deutschen Ehemanns eingeflossen sind in die Figur des Barons Otto. Kaum zu fassen, dass diese 100 Jahre alten so treffsicheren wie boshaften Beobachtungen und spitzen Bemerkungen heute noch ihren Witz entfalten. Das ist köstlich.

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Männliche Emanzipation?

Das sterbende Tier
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??? Ich bin ratlos. Zumindest das steht fest: sympathisch ist mir weder der Roman noch sein Protagonist, und das ganz im Gegensatz zu meinen bisherigen Leseerfahrungen mit diesem Autor. ich vermisse auch ...

??? Ich bin ratlos. Zumindest das steht fest: sympathisch ist mir weder der Roman noch sein Protagonist, und das ganz im Gegensatz zu meinen bisherigen Leseerfahrungen mit diesem Autor. ich vermisse auch laut Marcel Reich-Ranicki "eine der schönsten Frauenfiguren der neueren amerikanischen Literaur". In dem Punkt scheine ich das falsche Buch gelesen zu haben, denn die besagte Frau bleibt doch konturlos abgesehen von den körperlichen Reizen und ihrem unbefangenen Umgang damit, und das aus der Sicht eines in die Jahre gekommenen Professors, der eine Vorliebe für junge Studentinnen hat. Phantasien eines Mittsechzigers? Sein Erleben der "sexuellen Revolution" deutet stark darauf hin. Er bescheibt, wie er in den Sechzigerjahren als Professor und Mittdreißiger sich nur zu gern dem sexuellen Befreiungstaumel seiner Student(innen) anschließt und überlässt und dabei im Zuge seiner "männlichen Emanzipation" seine Familie hinter sich lässt, fortan nur sich selbst verantwortlich fühlend.
Das Ende, und da möchte ich nicht vorgreifen, beschreibt eine sehr merkwürdige Weise. sich dem eigenen Alter und dem Tod entgegen zu stellen. Unsympathisch!

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