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Veröffentlicht am 29.09.2020

Wieder ein Kluftinger

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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Kluftinger ist wieder da. Er rollt einen alten Fall wieder auf. Eine junge Lehrerin wurde damals auf einem Scheiterhaufen verbrannt und ihr Geliebter von Kluftinger des Mordes überführt. Offensichtlich ...

Kluftinger ist wieder da. Er rollt einen alten Fall wieder auf. Eine junge Lehrerin wurde damals auf einem Scheiterhaufen verbrannt und ihr Geliebter von Kluftinger des Mordes überführt. Offensichtlich war damals aber jemand anders der Täter und die Verurteilung des Geliebten der Lehrerin ein Irrtum. Der Überfall auf Kluftinger (aus dem vorigen Band) scheint mit dem damaligen Fall in Verbindung zu stehen.

Aber nicht nur dieser Fall steht an. Im Kommissariat gibt es Veränderungen. Lucy Beer kommt als Ersatz für den (im letzten Band) zu Tode gekommenen Kollegen.

Kluftingers Frau Erika leidet unter Migräne und Depressionen, Kluftingers Enkel soll getauft werden. Kluftingers Vater verdient sich ein Zubrot bei seltsamen Veranstaltungen.

Man sieht: Einiges an möglichen lustigen Verwicklungen vorhanden. Dass es lustig wird, ist ja bei der Kluftinger Reihe Usus und Verpflichtung. Die Autoren schaffen es, hier einigermaßen die Waage zu halten zwischen Ulk-Szenen und mehr seriösem Krimi. Da gibt es zum Beispiel eine Art Running Gag: Team Bildung durch den Kollegen Maier. Hier schaffen es die Autoren, diesem Gag nicht zu überstrapazieren sondern rechtzeitig abzuschließen. Wenn auch die Stellen, die beim Lesen zu lautem Lachen verführen, in so einem Krimi wichtig sind, so gefallen mir doch am besten die Stellen, wo der Humor etwas subtiler in den Text einfließt zum Beispiel fast unbemerkt in einem Nebensatz.

Ja, er ist schon ein einmaliger Typ, den die Autoren da geschaffen haben. Der Kluftinger. Ein Typ, dem man eigentlich nicht zutrauen würde, einen Mord aufzuklären. Der das aber natürlich wie immer schafft.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Ein Philosoph

Kalmann
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Salopp gesagt würde man Kalmann als den Dorftrottel von Raufarhöfn in Island bezeichnen. Aber er ist ein besonderer Mensch. Er ist der "Sheriff" seines Ortes, weil er gern mit Sheriffstern und einer alten ...

Salopp gesagt würde man Kalmann als den Dorftrottel von Raufarhöfn in Island bezeichnen. Aber er ist ein besonderer Mensch. Er ist der "Sheriff" seines Ortes, weil er gern mit Sheriffstern und einer alten Mauser Pistole herum läuft. Er ist Spezialist für Gammelhai, eine Isländische Spezialität. Den Haifischfang hat er von seinem Großvater gelernt. Von ihm hat er auch gelernt, dass man ganz gut durchs Leben kommt, auch wenn man nicht gut rechnen kann oder nicht alles auf Anhieb versteht.

Eines Tages findet Kallmann auf der Jagt nach Schwarzkopf, einem Fuchs, eine Blutlache im Schnee. zur selben Zeit wird Róbert vermisst. Ist er umgebracht worden oder von einem Eisbären überfallen worden? Eine tolle Geschichte entwickelt sich bis zum furiosen und überraschenden Höhepunkt.

Toll ist auch Joachim B. Schmidts Erzählweise. Er schreibt aus der Sicht von Kalmann. Also eigentlich erzählt uns also Kalmann, was da geschieht. Und er erzählt es auf seine unnachahmliche Weise. Umständlich, naiv und von Hölzchen auf Stöckchen, um dann zum Ende doch auf den Punkt zu kommen. Manche philosophischen Erkenntnisse werden dabei so nebenbei vermittelt.

Einfach lesenswert.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Kunstbetrieb zum Schmunzeln

Ein Mann der Kunst
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In einem Frankfurter Privatmuseum planen Museumsleitung und Förderverein des Museums einen Anbau, der dem Maler KD Pratz gewidmet werden soll. Der Verein will jedoch den Maler in seinem Atelier besuchen, ...

In einem Frankfurter Privatmuseum planen Museumsleitung und Förderverein des Museums einen Anbau, der dem Maler KD Pratz gewidmet werden soll. Der Verein will jedoch den Maler in seinem Atelier besuchen, bevor die Entscheidung über den Anbau getroffen werden soll. Das Problem dabei ist jedoch, dass KD Pratz seit vielen Jahren abgeschieden von der Welt in einem Schloss im Rheingau lebt und keinen sein Atelier und seine neuen Arbeiten sehen lässt. Dennoch macht man sich auf zum Besuch im Schloss...

Kristof Magnusson liefert uns in seinem Buch zu diesem Besuch einen hintersinnigen Bericht, der einen beim Lesen quasi durchgehend zum Schmunzeln bringt. Da wird der Kunstbetrieb herrlich durch den Kakao gezogen. Da werden die selbsternannten Kunstexperten total entlarvt. Da wird selbst die Kunst an sich ad Absurdum geführt. Kunst als gemeinsames Dekonstruieren steht am Ende. Aber was das bedeutet und wie es bis dahin kommt, muss man einfach selbst lesen. Viel Vergnügen

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Ungewöhnlicher Krimi

Ihr Königreich
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Roy und Carl Opgard, zwei Brüder in einem kleinen Ort in Norwegen. Roy ist sein ganzes bisheriges Leben zu Hause geblieben. Carl war in der Welt unterwegs und kommt nach vielen Jahren wieder in seinen ...

Roy und Carl Opgard, zwei Brüder in einem kleinen Ort in Norwegen. Roy ist sein ganzes bisheriges Leben zu Hause geblieben. Carl war in der Welt unterwegs und kommt nach vielen Jahren wieder in seinen Heimatort zurück. Er ist nicht allein sondern inzwischen verheiratet mit Shannon.

Es soll eine Umgehungsstraße gebaut werden. Die Einwohner befürchten, dass es dann mit dem Ort abwärts gehen könnte, da die Touristen ausbleiben würden. Carl will dem Ort etwas Gutes tun und ein Hotel bauen, das Shannon entworfen hat. Er begeistert den größten Teil der Einwohner, die dann Anteile am Hotel erwerben, womit der Bau finanziert werden soll.

Ungewöhnlich ist dieser Krimi. Wie ist es denn meistens? Eine Leiche, ein Kommissar oder eine Kommissarin ermittelt und zum Schluss wird er Täter überführt. In diesem Roman ist das anders. Aber ich werde hier nicht spoilern und verraten, weshalb er ungewöhnlich ist. Nur soviel: Es gibt mehrere Tote über einen Zeitraum von 18 Jahren. Und sie sind nicht freiwillig aus dem Leben geschieden.

Jo Nesbø läßt Roy erzählen. Dabei wechselt er vor allem zu Beginn immer wieder zwischen den Zeiten. Einmal die Zeit, als Roy und Carl Kinder und Jugendliche waren, und die "heutige" Zeit, als Carl wieder zurück gekommen ist. Durch diesen Wechsel der Zeit-Ebenen werden erst nach und nach Zusammenhänge und Beweggründe klar.

Nesbø schreibt sehr anschaulich. Es ist angenehm zu lesen. Man identifiziert sich beim Lesen mit Roy und vergisst, dass es eigentlich der Autor ist, der da schreibt. Das Kopfkino wird wunderbar bedient.

Ich kann den Roman nur empfehlen. Lesen Sie selbst und merken dann, was ungewöhnlich an dem Buch ist.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Mehr erwartet

INSEL
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Da haben wir jetzt den zweiten Band (nach dem dritten) der Trilogie um Hulda Hermannsdóttir. Nach dem ungewohnten Ende des dritten Bandes war ich jetzt doch neugierig, was vorher passiert war.
Es geht ...

Da haben wir jetzt den zweiten Band (nach dem dritten) der Trilogie um Hulda Hermannsdóttir. Nach dem ungewohnten Ende des dritten Bandes war ich jetzt doch neugierig, was vorher passiert war.
Es geht um gleich zwei Kriminalfälle, die genau 10 Jahre auseinander liegen. Es geht um 4 junge Leute, die ein Wochenende in einem abgeschiedenen Haus verbringen wollen, um an alte Zeiten anzuknüpfen. Doch es kommen nur drei lebend wieder zurück. Hat dieser Mord etwas mit einem Mord von vor 10 Jahren zu tun? Gibt es eventuell sogar einen Täter, der zwei Morde auf dem gewissen hat. Hulda hat eine umfangreiche Aufgabe vor sich.
Einiges wiederholt sich wie im vorigen Band. Beide Male hat Hulda es mit einem unfähigen Kollegen zu tun, der Ihr die Ermittlungsarbeit schwer macht. Ich hatte gehofft, dass in diesem Band mehr von Huldas Vergangenheit zu erfahren sein würde. Aber es werden nur bekannte Dinge über Jón und Dimma wieder angeführt.
Jónasson erzählt in einer sehr betulichen Weise ohne besondere Höhepunkte. Selbst an Stellen, wo etwas Aufregendes geschieht, erzählt er unaufgeregt gleichförmig weiter. Das war in Band 3 zwar auch zu finden, aber nicht in dem Maße, wie in diesem Buch. Ich war von diesem Buch etwas enttäuscht.
Die Idee, eine Trilogie in umgekehrter Reihenfolge erscheinen zu lassen, ist ein raffinierter Schachtzug. Hier geht es nicht darum zu erfahren, wie es zu Ende geht, sondern wie es dazu gekommen ist. Ich bin jedenfalls gespannt, was Band 1 demnächst bringt. Hoffen wir das es nicht weiter abfällt.

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