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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2020

Ungewöhnlicher Krimi

Ihr Königreich
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Roy und Carl Opgard, zwei Brüder in einem kleinen Ort in Norwegen. Roy ist sein ganzes bisheriges Leben zu Hause geblieben. Carl war in der Welt unterwegs und kommt nach vielen Jahren wieder in seinen ...

Roy und Carl Opgard, zwei Brüder in einem kleinen Ort in Norwegen. Roy ist sein ganzes bisheriges Leben zu Hause geblieben. Carl war in der Welt unterwegs und kommt nach vielen Jahren wieder in seinen Heimatort zurück. Er ist nicht allein sondern inzwischen verheiratet mit Shannon.

Es soll eine Umgehungsstraße gebaut werden. Die Einwohner befürchten, dass es dann mit dem Ort abwärts gehen könnte, da die Touristen ausbleiben würden. Carl will dem Ort etwas Gutes tun und ein Hotel bauen, das Shannon entworfen hat. Er begeistert den größten Teil der Einwohner, die dann Anteile am Hotel erwerben, womit der Bau finanziert werden soll.

Ungewöhnlich ist dieser Krimi. Wie ist es denn meistens? Eine Leiche, ein Kommissar oder eine Kommissarin ermittelt und zum Schluss wird er Täter überführt. In diesem Roman ist das anders. Aber ich werde hier nicht spoilern und verraten, weshalb er ungewöhnlich ist. Nur soviel: Es gibt mehrere Tote über einen Zeitraum von 18 Jahren. Und sie sind nicht freiwillig aus dem Leben geschieden.

Jo Nesbø läßt Roy erzählen. Dabei wechselt er vor allem zu Beginn immer wieder zwischen den Zeiten. Einmal die Zeit, als Roy und Carl Kinder und Jugendliche waren, und die "heutige" Zeit, als Carl wieder zurück gekommen ist. Durch diesen Wechsel der Zeit-Ebenen werden erst nach und nach Zusammenhänge und Beweggründe klar.

Nesbø schreibt sehr anschaulich. Es ist angenehm zu lesen. Man identifiziert sich beim Lesen mit Roy und vergisst, dass es eigentlich der Autor ist, der da schreibt. Das Kopfkino wird wunderbar bedient.

Ich kann den Roman nur empfehlen. Lesen Sie selbst und merken dann, was ungewöhnlich an dem Buch ist.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Mehr erwartet

INSEL
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Da haben wir jetzt den zweiten Band (nach dem dritten) der Trilogie um Hulda Hermannsdóttir. Nach dem ungewohnten Ende des dritten Bandes war ich jetzt doch neugierig, was vorher passiert war.
Es geht ...

Da haben wir jetzt den zweiten Band (nach dem dritten) der Trilogie um Hulda Hermannsdóttir. Nach dem ungewohnten Ende des dritten Bandes war ich jetzt doch neugierig, was vorher passiert war.
Es geht um gleich zwei Kriminalfälle, die genau 10 Jahre auseinander liegen. Es geht um 4 junge Leute, die ein Wochenende in einem abgeschiedenen Haus verbringen wollen, um an alte Zeiten anzuknüpfen. Doch es kommen nur drei lebend wieder zurück. Hat dieser Mord etwas mit einem Mord von vor 10 Jahren zu tun? Gibt es eventuell sogar einen Täter, der zwei Morde auf dem gewissen hat. Hulda hat eine umfangreiche Aufgabe vor sich.
Einiges wiederholt sich wie im vorigen Band. Beide Male hat Hulda es mit einem unfähigen Kollegen zu tun, der Ihr die Ermittlungsarbeit schwer macht. Ich hatte gehofft, dass in diesem Band mehr von Huldas Vergangenheit zu erfahren sein würde. Aber es werden nur bekannte Dinge über Jón und Dimma wieder angeführt.
Jónasson erzählt in einer sehr betulichen Weise ohne besondere Höhepunkte. Selbst an Stellen, wo etwas Aufregendes geschieht, erzählt er unaufgeregt gleichförmig weiter. Das war in Band 3 zwar auch zu finden, aber nicht in dem Maße, wie in diesem Buch. Ich war von diesem Buch etwas enttäuscht.
Die Idee, eine Trilogie in umgekehrter Reihenfolge erscheinen zu lassen, ist ein raffinierter Schachtzug. Hier geht es nicht darum zu erfahren, wie es zu Ende geht, sondern wie es dazu gekommen ist. Ich bin jedenfalls gespannt, was Band 1 demnächst bringt. Hoffen wir das es nicht weiter abfällt.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Anspruchsvolle Abendlektüre

Der letzte Satz
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Eine anspruchsvolle Lektüre für einen Abend. 126 Seiten umfasst das kleine Buch nur. Aber diese sind um so gehaltvoller und sehr anspruchsvoll.

Es geht um die letzte Reise Mahlers von New York nach Wien. ...

Eine anspruchsvolle Lektüre für einen Abend. 126 Seiten umfasst das kleine Buch nur. Aber diese sind um so gehaltvoller und sehr anspruchsvoll.

Es geht um die letzte Reise Mahlers von New York nach Wien. Er reist mit Frau Alma und Tochter Anna. Mahler ist schwer krank, todkrank. Während der Schiffspassage erinnert er sich an vergangene Tage und Ereignisse privater und beruflicher Art.

Es wird klar, dass Mahler nicht unbedingt ein einfacher Mensch war. Auch das Verhältnis zu seiner Frau Alma ist nicht das beste. Man kann nach der Lektüre Alma nur bewundern, dass sie es bei ihrem Mann ausgehalten hat, seine Launen ertragen hat und ihn umsorgt hat. Eine Affäre mit einem "Baumeister" wird zunächst beendet. Wie wir aus der Geschichte wissen, nimmt Alma diese Beziehung nach dem Tode Mahlers wieder auf.

Das Buch ist keine Biografie im eigentlichen Sinne sondern ein Buch, das uns auf subtile und einfühlsame Weise mit einigen Aspekten aus Mahlers Leben bekannt macht und uns den Menschen Mahler näher bringt.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Mehr erwartet

Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)
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Fortsetzung von "Golden Cage". Faye hat sich inzwischen ein vermeintlich sicheres Leben eingerichtet, was die wirtschaftliche Seite und die familiäre Seite angeht. Ihr Ex-Mann Jack sitzt im Gefängnis. ...

Fortsetzung von "Golden Cage". Faye hat sich inzwischen ein vermeintlich sicheres Leben eingerichtet, was die wirtschaftliche Seite und die familiäre Seite angeht. Ihr Ex-Mann Jack sitzt im Gefängnis. Aber er kann mit einem zweiten Gefangenen auf einem Transport entkommen. Außerdem gibt es bei ihrer Agentur "Revenge" Schwierigkeiten. Man kann sich denken, wie es weiter- und ausgeht.

Camilla Läckberg gibt uns in Rückblicken einige Einblicke in sehr unangenehme Erlebnisse, die Faye während der Kindheit innerhalb und außerhalb der Familie durchzumachen hatte. Verhaltensweisen der erwachsenen Faye sollen wohl dadurch erklärt werden.

Es empfiehlt sich den ersten Band gelesen zu haben, um einige Zusammenhänge besser zu verstehen. Zum Beispiel ist die Rolle, die die verstorbene Chris spielt, dann besser einzuordnen.

Ich hatte von dem Buch mehr erwartet. Es lässt sich zwar leicht lesen. Man verliert nicht den Zusammenhang und Überblick. Aber es wirkt wie eine schlechte Fortsetzung bei einem Erfolgsfilm. Auch hier fällt der zweite Band ziemlich ab. Etwas zu einfach gestrickt. Jeweils ein Klischee Männer und Frauen wird hier bedient. Ein bisschen sehr simpel.

Abschließend ist zu sagen. Das Buch ist nicht schlecht. Dafür ist Läckberg zu sehr Profi. Aber ich hatte mehr erwartet. Es wirkt mehr wie ein Schnellschuss nach dem Erfolg des ersten Bandes. Zum Schluss des Romans etwas, was ich nicht besonders mag, ein Cliffhänger, der wohl den Folgeroman ankündigen soll. Hoffen wir mal, dass der zu erwartende dritte Band nicht noch mehr abfällt.

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Entscheidungen

Ich bleibe hier
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Die Geschichte des Kirchturms im Reschensee in Südtirol, so zeigt es jedenfalls das Titelbild des Buches von Marco Balzano. Aber es ist mehr als die historische Geschichte um den Stausee. Graun im Vinschgau ...

Die Geschichte des Kirchturms im Reschensee in Südtirol, so zeigt es jedenfalls das Titelbild des Buches von Marco Balzano. Aber es ist mehr als die historische Geschichte um den Stausee. Graun im Vinschgau ist der zentrale Ort der Geschichte. Es ist eine wechselvolle Geschichte. Zuerst wird das Dorf von den Faschisten Italiens quasi okkupiert. Deutsch als Sprache ist verboten. Doch keiner der Bewohner ist des Italienischen mächtig. Trina, die zentrale Person des Romans ist Lehrerin geworden. Aber sie darf ihren Beruf nicht ausüben, da der Unterricht auf italienisch gehalten werden muss. In sogenannten Katakombenschulen, z. B. in Kellern oder Scheunen, unterrichtet sie im Geheimen Kinder in der deutschen Sprache.

Viele Bewohner des Dorfes fliehen vor den Faschisten nach Deutschland, weil sie Hitler und die NSDAP als Rettung ansehen. Trina bleibt mit ihrem Mann Erich im Dorf. Ein Staudamm soll gebaut werden. Das Wasser des Stausees würde Graun überfluten. Dann kommt ein Wechsel. Nach den Faschisten übernehmen die deutschen Soldaten von Hitlers Wehrmacht das Dorf. Der Weiterbau des Staudamms wird erstmal auf Eis gelegt.

Nach dem Krieg wird der Staudamm jedoch weiter gebaut und es geht wieder um die Entscheidung zu bleiben oder das Dorf zu verlassen. Eine Entscheidung, bei der aber nur eine Entscheidungsmöglichkeit besteht. Der Staudamm wird zu Ende gebaut.

Das Buch ist keine Geschichte des Staudamms sondern der Menschen von Graun. Trina erzählt ihre Geschichte und die Geschichte all der anderen Menschen im Dorf. Die Sprache ist einfach und klar, so wie die Menschen um die es geht. Die Personen werden einfühlsam geschildert und so eingeführt, dass man niemals die Übersicht verliert. Mir war der geschichtliche Hintergrund Südtirols zu der Zeit nicht in dem Umfang präsent. Aber das Buch macht mehr, als die Geschichte aufzuarbeiten. Es berührt durch die Schilderung der Menschen.

Ganz klar eine Leseempfehlung

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