Manchmal steckt hinter Menschen und überhaupt allem mehr, als es auf den ersten Blick scheint.
The Courting of Bristol KeatsThe Courting of Bristol Keats von Mary E. Pearson
Hallo liebe Lesende. Werbung. Ein Wort, das wir mit etwas verbinden, das uns zum Kaufen anregt. Dabei gibt es so viele Arten der Werbung. Das Umwerben ...
The Courting of Bristol Keats von Mary E. Pearson
Hallo liebe Lesende. Werbung. Ein Wort, das wir mit etwas verbinden, das uns zum Kaufen anregt. Dabei gibt es so viele Arten der Werbung. Das Umwerben eines Menschen. Das Erwerben einer Sache oder einer Tätigkeit. Das Anwerben von Jemandem, der einem bei etwas hilft. Das Bewerben um Jemandem etwas schmackhaft zu machen, aber auch das Bewerben, bei dem man sich selbst ins richtige Licht stellen muss, um für etwas genommen zu werden, was man möchte. Also sich selbst quasi schmackhaft machen. Ich gebe zu, letzteres fällt mir am Schwersten. Aber darum soll es nun gar nicht gehen. Denn in folgendem Buch geht es tatsächlich nicht um mich, sondern um Bristol Keats. Und was ist mit jener Bristol? Nun ja. Der Titel sagt es schon. The Courting, das Umwerben. Tatsächlich ist der Titel einer derjenigen, die mich haben neugierig werden lassen. Warum wird Bristol umworben und von wem? Von einem Mann, eine Frau, in romantischen Sinne oder politischem? Weil man ihre Hilfe braucht? Was ist an ihr besonders, was andere nicht haben? Ihr seht, Werbung kann viel sein. Sogar über das Glück und Unglück eines Menschen entscheiden. Wie das alles mit der Geschichte von Bristol Keats zusammenhängt? Das erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest. Sowohl meine Rezension, als auch das Buch.
Was hinter der Tür der Geschichte liegt:
Bristol Keats lebt als mittlere von 3 Schwestern zusammen mit den Beiden in einem kleinen Haus, in einer Kleinstadt, nachdem Vater und Mutter gestorben sind, und nachdem sie fast ihr gesamtes Leben lang nicht sesshaft und als Familie immer unterwegs waren. Die Sorgen sind groß, die finanziellen Nöte noch größer. Und so folgt Bristol eines Tages dem Ruf eines Briefes einer Tante ihres Vaters, der eine Bitte enthält, ihr und ihren Schwestern aber finanzielle Unabhängigkeit bringen würde. Doch das Treffen birgt noch mehr in sich, denn Geheimnisse werden nicht aufgedeckt, aber angeschnitten. Denn Bristol erfährt, dass ihr Vater noch leben könnte, ihr gesamtes Leben eine Lüge ist, und sie auf der Suche nach ihm ins Land der Elfen und des Elfenkönigs Tyghan gehen muss. An dessen Hof und im Palast gibt es weitere Geheimnisse und Intrigen, so wie undurchschaubare Gedanken, und Tyghan, der sie nicht kaltlässt. Und auch er würde Bristols Vater gerne finden, wenngleich aus ganz anderen Gründen. Und so bietet Bristol ihre Hilfe für Elfheim an, wenn Tyghan ihr bei der Vatersuche hilft. Was dabei noch alles passiert, muss man einfach lesen, weil es gar nicht so einfach zu erklären ist, ohne zu spoilern.
Cover und Titel:
Das Cover ist einfach nur richtig schön, traumhaft und magisch, so dass es die Magie der Geschichte wiederspiegelt, und dass es ein Land hinter einer Tür gibt, zu der es quasi einen Schlüssel braucht. Ich mag die Symbolik ungemein, und dass man erst im Laufe der Geschichte erfährt, dass Schlüssel nicht gleich Schlüssel ist. Der Titel? Ach :) . Die umworbene Bristol trifft es ganz gut, weil es eben so viele Arten der Werbung um Jemanden gibt, dass auch der Titel symbolisch sehr schön ist, und viel aussagt, dass man erst ergründen muss.
Fazit und Gedankenallerlei:
Gleich zu Anfang sei gesagt: Dieses Buch hat mich verwirrt. Ja okee. Beobachter*Innen meiner Rezensionen werden wissen, dass ich verwirrend chaotische Dinge, die speziell sind mag. Wegen ihrer Einzigartigkeit, weil sie eben anders sind. Das Problem hier war, dass die Verwirrtheit meinerseits an einigen Stellen angehalten hat. Das ist kein großer Kritikpunkt an der Geschichte des Buches, und liegt ja auch eher an mir als Leserin. Doch erwähnen möchte ich es, denn ab und an habe ich mich hinterfragt, ob es an meiner Verwirrtheit liegt, dass ich nicht immer der Geschichte klar und zielführend folgen konnte, oder ob das Buch selbst mich einfach verwirren wollte. Ich hatte ständig das Gefühl beim Lesen, was verpasst zu haben. Kleine Fragmente, Szenen, Textpassagen. Aber auch die haben sich eventuell hinter einer Tür versteckt. Was auf alle Fälle wichtig ist. Dies ist eines der Bücher, wo alle Worte in einem Satz eine Bedeutung für den späteren Verlauf der Story haben können. Es ist eben ein Buch, wo jedes Wort wichtig ist, weil man denkt, sonst was zu verpassen. ABER selbst, wenn man alle Worte aufmerksam liest, verpasst man irgendwie was, weil die Wahrheit sich gut unter den Worten versteckt. Hinter einer Tür liegen die ganzen Geheimnisse. Und ja. Es wird weitere Teile geben, einiges hat sich selbst gelöst, einige Fragen nimmt man mit in den nächsten Teil, wo man dann hoffentlich die Antwort bekommt. Denn mit einer beantworteten Frage kamen ein paar neue auf, deren Rätsel irgendwie nicht gelöst wurden. Und genau deshalb bleibe ich gespannt auf Band 2, bzw. die Nachfolgebände. Weil ich weiter verwirrt werden will? Äh. Ja! Ah, Halt. Nein. Weil ich Antworten haben möchte.
Nun muss ich natürlich auch zugeben, dass es etwas im Buch gab, dass sich nicht verborgen hat. Der humorige Schreibstil, der den Figuren einige lustige Zitate entrungen hat, und der sich auch nicht zu verstecken braucht, weil er Spaß beim Lesen gebracht hat. Was mit ebenfalls gut gefallen hat war die Ausarbeitung der inneren Zerrissenheit, dieses Gefühls nirgends richtig dazuzugehören. Vielleicht hat das Buch sich genau dieser Thematik angenommen, indem es nicht zu den Büchern gehört wo alles gleich aufgelöst wird, einen aber auch gerne mit vielen Fragen zurücklässt. Eben nicht hier und nicht dort passend. Aber darum geht es ja auch in der Geschichte von Bristol. Und dann wäre da ja noch Bristol Keats als Erwählte mit einer gewissen Art von Einzigartigkeit. Anfangs konnte man sich wunderbar mit ihr identifizieren. Eine Auserwählte, die nicht besonders war, in der Menschenwelt gelebt hat, deren Stärke und Talent sich noch nicht offenbart hat, und hinter einer Tür versteckt lag. Deren ältere und jüngere Schwester jeweils viel talentierter sind. Und ich gebe zu beim Lesen gejubelt zu haben like „Endlich mal Jemand, der wie ich ist, und doch zur Auserwählten wird“. Doch ich lag falsch. Talente schlummern in uns, ich bin sicher jeder hat eines. Und nicht jedem oder allem gegenüber wollen wir sie offen zeigen. Wo wir wieder beim Umwerben sind. Was will jemand von uns, der etwas in uns sieht, was wir selbst nicht tun?
Es gab kurze Sequenzen a la Game of Thrones Intrigen, mal High Fantasy in der Welt der Elfen und fremdartigen Wesen, anfänglich Urban Fantasy in der Menschenwelt und ganz viel Worldbuilding durch das Kennenlernen der Landschaften in Elfheim, aber auch anfänglich der Menschenwelt. Es gibt mehrere Perspektivwechsel, was ich sehr interessant fand, denn auch sie waren nicht so angeordnet, wie oftmals in anderen Büchern. Nach und nach werden Figuren eingeführt und oftmals habe ich mir die Frage gestellt, welches Selbst hinter der Tür des eigenen Ichs gelauert hat.
Für mich selbst ist die Geschichte in zwei Teile einzuteilen. Man bekommt Bristols Leben in der Menschenwelt mit, wird eingeführt in die Geschichte, lernt einige Charaktere kennen (davon sehr viele), und trotzdem kommen auch immer wieder neue dazu. Dabei war ich als Leserin manchmal genauso verwirrt und überrascht wie Bristol selbst, die ihr gesamtes Leben nichts gekannt hat als eben jene Welt der Menschen, in der sie aufgewachsen ist. Und man bekommt mit, wie verschieden Menschenwelt und Elfenwelt doch voneinander sind, und sich doch ähneln im Benehmen einiger Wesen. Das Slowburn der Lovestory war für mich in Ordnung, und ich habe es tatsächlich am Anfang gefühlt. Das ist dann ab dem letzten Viertel der Geschichte etwas verlorengegangen hinter nicht getätigten Aussprachen der beiden Hauptcharaktere. Und weil das Slowburn natürlich auf einmal weg war. Auch war Bristol natürlich nicht die gesamte Zeit die unscheinbare mittlere Schwester, die unsichtbar zwischen ihren talentierten 2 Schwestern in der Menschenwelt gewandelt ist, sondern auf einmal die Erwählte. Und ja, diese Geschichtsentwicklungen gibt es natürlich oft bis häufig. Trotzdem hätte man die Besonderheit noch etwas weiter verbergen können. Was im ersten Teil der Geschichte slow und langsam war, ging im zweiten Teil umso schneller. Die Geschichte ist wuselig und lebendig. Und für mich führt diese Wuseligkeit, obwohl ich sie eigentlich liebe, in manchen Szenerien dazu, manches manchmal aus dem Blick zu verlieren, so wie bei einem großen Wimmelbild. Eben wuselig durch und durch und chaotisch auf die bestmögliche Art und Weise.
Die Verborgenheit durchzieht das ganze Buch. Verborgene Türen, Gefühle, Wesen und Menschen. Und eben manchmal die Verborgenheit meines Durchblicks durch die Geschichte :). Ein verborgenes Leben auf der Flucht und eine Welt, die sich hinter Türen verbirgt. Im Grunde genommen ist der Schreibstil und die Geschichte wie das im Buch mehrfach erwähnte Glamour (eine Substanz mit der sich die magischen Wesen in unserer Menschenwelt tarnen, um ihr wahres Aussehen zu verschleiern), und eben die Tür, die gefunden werden muss. Das Buch ist manchmal undurchschaubar, und die Charaktere ebenfalls. An manchen Stellen ist es, als ob sich ein Schleier über die Geschichte legt, etwas Verborgenes unter den Worten lauert, das man erst im Fortlauf entdeckt, obwohl es direkt vor einem in Buchstaben geformt steht. Nur eben verborgen und unsichtbar, obwohl doch lesbar.
Ihr bekommt Bristols Zerrissenheit zwischen ihrem Vater und Tyghan, zwischen Menschen – und Elfenwelt zu spüren. Den Wunsch nach Familienzugehörigkeit und überhaupt die Zugehörigkeit zu etwas oder Jemandem. Die Themen Vertrauen, Loyalität, sich nirgends zugehörig zu fühlen und immer zwischen den Stühlen stehen, Familie, Liebe und Verrat. Und natürlich das Thema Zuhause, und was es bedeuten muss, wenn man fahrend, nie ruhend, und immer auf der Flucht ist. Die Abwesenheit von Beständigkeit. Wenn man keine Konstante, keine festen Bindungen zu irgendwem oder irgendwas hat, und immer ruhelos ist. Und ja, dann sind da noch die Menschen die wir in – und auswendig zu kennen glauben, und die ihre Geheimnisse hinter einer Tür ihres Selbst verstecken. Ja, ihr merkt, die Türmetapher kommt häufig in meinem Text vor, weil Türen, und was sich dahinter verbirgt, das Schließen und Öffnen von Türen im Allgemeinen, alles in der Geschichte vorkommt. Sei es symbolisch oder wahrhaftig. Denn es geht auch um ungesehen sein und bleiben. Unsichtbar in der Welt, wie hinter einer Tür versteckt, die sich erst öffnen muss, damit man uns richtig sieht. Etwas, das keiner von uns erwartet, was man auf den ersten Blick nicht sieht, weil viele nicht tief genug, sondern nur oberflächlich sehen.
Vielleicht hat Band 1 mich noch nicht ganz zu 100% gefangen genommen, wenngleich die % Zahlen gut aufgefüllt waren. Denn immerhin freue ich mich auf das, was da noch kommt, und was hinter den Türen der nächsten Bände verborgen liegt, um es zu entdecken. Das Ganze ist übrigens nur meine eigene Sicht der Dinge, und natürlich kann es sein, dass andere Menschen die Geschichte ganz anders wahrnehmen. Für mich war es eine tolle Geschichte voller Fantasie, Magie und Weltenbau und vielen Geheimnissen, die es zu ergründen gab. Manchmal eben zu vielen. Aber trotzdem eine Geschichte, bei der man sich auf alle Fälle auf die nachfolgenden Bände freut, weil man eben unbedingt doch noch den Durchblick haben möchte. Und natürlich auch wissen muss, wie es weitergeht mit Bristol.
Das heutige Rezensionslied fand ich passend, weil man einfach manchmal nicht weiß …… was andere von einem möchten. Wenn sie einem Dinge verheimlichen. Wenn man beworben oder angeworben wird. Und wenn sich Dinge hinter Türen befinden, die uns oftmals nicht gesagt werden:
„Just don′t give up, I am workin′ it out. Please don't give in, I won′t let you down.
It messed me up, need a second to breathe. Just keep coming around.
Hey, whataya want from me?“