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Veröffentlicht am 01.04.2020

Von Menschen die sich zwischen Baumwächtern und Federfreunden, und noch ganz anderen Wesen herumtreiben..

Kinder der Wälder - OCIA
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Kinder der Wälder – Band 2 der OCIA Reihe von Patricia Rieger

Kennt ihr das auch? Wir alle haben sicherlich schon mal von anderen Kontinenten und ihren Ritualen gelesen. Von anderen Welten können wir ...

Kinder der Wälder – Band 2 der OCIA Reihe von Patricia Rieger

Kennt ihr das auch? Wir alle haben sicherlich schon mal von anderen Kontinenten und ihren Ritualen gelesen. Von anderen Welten können wir hier nicht reden, gibt es sie doch in unserer Menschvorstellung nicht. Doch in Büchern natürlich schon. Doch bleiben wir hier auf der Erde, heißt es wohl „Andere Länder, andere Sitten“. So wie es im Buch wohl „Andere Welten, andere Sitten“ heißen müsste. Doch wenn wir genau schauen, dann sind einige Sitten im Buch in etwa so, wie es bei uns Menschen vor Jahrhunderten der Fall war. Das was wir als Menschenopfer beschreiben, das gibt es im Buch ebenfalls, nur in einer anderen Welt, in einer anderen Gemeinschaft, ausgeführt von anderen Wesen. Grausam, ja. Aber so darf man ja nie denken. Denn jede Gemeinschaft, die vor Jahrhunderten gelebt hat, hatte ganz sicherlich auch gute Menschen in sich. Und der Lauf der Welt ist heute einfach ein anderer, wie er vor Jahrhunderten war, oder in einer anderen beschriebenen Welt wäre. Oder ist alles ganz anders, und Traditionen sind nicht mehr im Sinne unseres heutigen Menschseins? Zählt die Moderne? Ist es richtig absolut gegen Gewalt zu sein, wenn man sich auf der anderen Seite durch Kampf auch selbst retten könnte, wenn man in Not gerät? Dies sind nur einige der Fragen, die mir bei der Lektüre durch den Kopf gingen. Und ein Richtig oder Falsch habe ich dazu als Antwort nicht gefunden. Denn es kommt immer auf Blickwinkel an. Warum ich das erzähle?

Vorsicht, dieses Buch beginnt mit einer Opferung. Man darf nicht außer Acht lassen, dass in manchen Völkern der Menschen, genau wie in beschriebenem Volk im Buch, eben auch Wesen umkommen, und zwar auf bestialische Weise. Wer sich mit vergangenen Kulturen beschäftigt, weiß, wie gottesfürchtig die Menschen waren, und was sie diesen alles geopfert haben. Selbst ihre Familien. Ich wollte es nur gesagt haben, weil manche nun vielleicht denken, dass dieses Buch ein rein friedliches Buch ist, von einem im Wald lebenden Volk. Aber sein wir mal ehrlich. Seit Anbeginn der Zeit, und in jedem Volk, gibt es irgendwann jemandem, dem die Macht zu Kopfe steigt, und dann wird es für den Rest des Volkes oder der Gemeinschaft eben grausam. Doch bevor ihr nun etwas völlig anderes vom Buch denkt, als es ist, erzähle ich euch die Geschichte. Denn grausam ist das Buch wahrlich nicht, sondern eher wunderschön. Man muss nur verstehen.

Die Geschichte, welche das Buch erzählt:

Die Familie Martin hat viele Kinder, 6 an der Zahl. Hannah durften die Leute in Band 1 der OCIA Reihe schon kennenlernen, zusammen mit ihrer Geschichte. In diesem Buch wird nun die von ihrem Bruder Sean erzählt. Hannah hat sich in Band 1 einer Organisation namens OCIA angeschlossen. Diese sorgt dafür, dass Parallelweltler (also Wesen aus anderen Welten), die bei uns auf der Erde landen, wieder zurück in ihre Welten kehren können. Meist passiert das durch einen Weltensprung, und der ist nicht immer gewollt. In diesem Buch lernen wir Meijra kennen. Eine junge Hernidin aus der Welt Hernidion, die oben schon beschriebenes Opfer für die Götter sein soll. Doch aus einem Grund, über den man später noch etwas erfährt, kann sie schwerverletzt entkommen, und einen Weltensprung machen. Und zwar direkt nach Irland, wo Seans Tante lebt. Diese ist als Schamanin begabt, fühlt, dass etwas im Gange ist, und holt den guten Sean zu sich. Als er Meijra findet, ist es eine Liebe auf den ersten Blick, die er sich zumindest nicht eingestehen will. Meijras Wunden müssen geheilt werden, und sie muss zur OCIA Organisation, also kommt nun Seans Schwester Hannah ins Spiel. In Meijras Welt, ist Sean ab nun ihr Hüter. Was nicht gleichbedeutend ist, mit dem, was es bei uns Menschen bedeutet. Die Liebe zueinander entwickelt sich also langsam, und mit einigem Zögern Seans. Dass Meijra aus einer anderen Welt kommt, macht das Ganze nicht leichter. Wie Meijra also in unserer Welt zurechtkommt, ob die Liebe der beiden eine Chance hat, ob Meijra wieder in ihre Welt zurück kann, ob sie hier Freunde findet, was Seans Familie zu ihr sagt, und vor allen Dingen…….. was mit den Göttern aus ihrer Welt ist, denen sie geopfert werden sollte…….. das verrate ich nicht genau. Denn das ist viel zu ereignisreich, und ihr dürft es gerne selber lesen, ohne dass ich euch etwas verrate :)

Cover:

Das Cover gefällt mir wahnsinnig gut. Ich bin ein Mensch der Wälder liebt, und das satte Grün erinnert einen schon daran. Zusätzlich erfährt man schon während der Geschichte, dass das Cover absolut zur Geschichte und ihren Einzelheiten passt. Figuren, Orte, Szenen aus der Geschichte, die alle in diesem Cover vereint sind.

Fazit, Kopfallerlei und Gedankengänge zum Buch:

Es ist wie eine alte Geschichte, ein altes Lied, welches schon immer um uns Menschen herumwehte. Was wir nicht kennen, dem gegenüber sind wir sehr misstrauisch. Andere Lebewesen, oder in unserem Fall Menschen, können noch so nett und friedlich zu uns sein, wie sie wollen. Wenn sie anders aussehen als wir, werden wir erstmal nervös und haben Angst, vor der Fremdartigkeit, und dem uns Unähnlichen. Dabei ist es oftmals gar nicht mal die Unähnlichkeit der Kulturen, sondern wirklich nur ein anderes Aussehen, das uns stört. Dabei ist gerade das doch das Schöne an der Welt. Die Vielfältigkeit. Dass nicht jeder gleich aussieht. Doch sieht man anders aus, kommt automatisch jenes Misstrauen, manchmal auch Neid. Verschiedene Gefühle, die Menschen durchströmen, wenn sie die Andersartigkeit sehen. Die Sicht von Meijra auf unsere Welt ist toll beschrieben, und unsagbar schön übertragbar auf unsere Zeit, und dass man vor der Fremde und Andersartigkeit keine Angst zu haben braucht. Selbst wenn man sich nicht versteht, kann man miteinander kommunizieren. Meijras Volk ist ursprünglich. Und wir Menschen sind so, wie wir Menschen eben sind. Wir haben zum Teil unsere Ursprünglichkeit und das Wichtige im Leben vergessen. Umso schöner ist es die Familie Martin, aus der Sean kommt, kennenzulernen. Denn diese Ursprünglichkeit und ganz viel natürlich die Toleranz gegenüber Wesen aus einer anderen Welt, die ist in dieser Familie zum größten Teil gegeben. Überhaupt gefällt mir die Beschreibung der Familie in ihrer Bodenständigkeit, und ihrem Zusammenhalt. Wenn man in Romanen meist übertriebene Charaktere gezeichnet hat, kann man sich manchmal nicht so gut mit ihnen identifizieren. Wenn es aber normale Charaktere sind, dann finde ich das umso schöner, wenn diese fantastische Dinge erleben. Das heimelt so an, dass man selbst in seiner Normalität auch mal ein Abenteuer erleben wird. Es ist also wie ein Gemisch aus einer tollen Familiengeschichte, natürlich mit fantastischen Elementen, aber unterschwellig auch mit der Message Verständnis füreinander zu haben.

Wunderbar vorstellen konnte man sich die Beschreibungen der Wesen der verschiedenen Welten, so dass es einem diesmal leichtfiel, sie in seinem Kopf entstehen zu lassen. Als Zeichnerin hätte ich am liebsten einen Stift genommen, und die Eindrücke im Kopf sofort auf Papier festgehalten, so mystisch heimeln die Wesen an. Und ja. Wenn man daran denkt, dass die Wesen in älteren Kulturen wohl die Vorbilder für Götter waren, Naturgötter und auch andere Wesen, dann kann man sie leicht imposant finden. Diese Mystik und mystische Verbindung gefällt mir. Die OCIA als Organisation ist in all den Büchern natürlich auch ein Thema. Schon in Band 1 erscheint sie im Buch, natürlich, wie auch nicht? Die Bücher können übrigens unabhängig voneinander, als eigenständige Geschichte, gelesen werden.

Es ist aber auch ein Buch, welches ernste Töne anschlägt, wohin wir Menschen mit unserer Welt hinwandern. Und das nicht, weil die Kinder des Waldes uns warnen………. Wobei doch, in gewisser Weise tun sie das. Wie genau das aussieht, das dürft ihr selber lesen. DAS wäre zu viel der Information. Aber die gegenseitigen Spiegelbilder der Gesellschaften im Vergleich fand ich so spannend zu lesen, dass ich sehr oft in Grübelei verfallen bin. Und das ist auch gut so! Grübeln nach Büchern ist eine gute Sache. Anders herum wäre es schlimmer, wenn das Buch einen gar nicht berührt hätte. Das Buch beschreibt Glauben gegen Glauben, aber anders, als wir es sonst kennen. Der Glaube und die Traditionen eines alten Naturvolkes gegen den Glauben und die Traditionen der Menschen, und die Verschmelzung von beidem. Bzw. dass man von jedem Volk auch das anerkennt, was einem helfen kann, auch wenn es eine Neuerung bringt, die den alten nicht so gut gefällt, die immer nur daran denken, dass doch bitte alles bleiben soll wie es ist. Welch egoistischer Gedanke. Deswegen stellen wir uns im Buch auch die Frage, ob es gut ist, in einer Gemeinschaft etwas Neues zu lehren, was so ganz gegen die Prinzipien der Gemeinschaft ist. Etwas Fortschrittliches. Was der Gemeinschaft hilft. Oder soll man lieber alles lassen, so wie es ist? Bringt Änderung nicht immer auch Probleme mit sich? Und dann sind da immer die, in denen ein Leuchtfeuer anfängt zu brennen, wenn man ihnen etwas Neues beibringt, und die, die an ihren alten Ritualen festhalten wollen. Alt vs. Neu und Tradition gegen Fortschritt. Was ist hier besser? Ich konnte es beim besten Willen nicht herausfinden. Manchmal braucht es neue Sichtweisen aus anderen Kulturen und Kulturkreisen, um klarer sehen zu können, und Dinge im eigenen Volk zu erkennen, die man vorher vielleicht nicht sah. Lernen voneinander ist immer eine gute Sache.

Achja, und dann sind da noch die Vorurteile: Mädchen die schön sind, sind immer zickig und tussig, Vampirähnliche Wesen leben immer in dunklen Kellerräumen und karg, Menschen die unheimlich haussehen, sind immer böse, jeder der jung aussieht, kann nicht selbst für sich entscheiden, und muss geschützt werden. Und überhaupt, kann Jemand Junges ja gar keine Ahnung von Nichts haben……aber sind diese Vorurteile wirklich richtig, oder irrt man? Es ist ein wenig wie ein Kampf dessen, was wir im Buch öfter finden. Aber das Äußere täuscht hier, wie immer. Denn das wahre Wesen ist im Menschen verankert. Im Buch wird dieses wunderschöne Wort Widerhall genannt. Und den kann man fühlen :). Ebenso in Vater Sonne, Mutter Natur, und der Trostspendenden. Ein Buch voller Weisheiten, dessen Überlegungen, Lehre und Botschaft man sich merken sollte. Und auch die Denkansätze sollten dafür sorgen…. Mal darüber nachzudenken. Über den Umgang miteinander, in der Gemeinschaft, gegenüber der Natur, gegenüber unseren Liebsten und unserer Liebe, gegenüber Mutter Natur, Flora und Fauna, gegenüber Andersartigkeit und vor allem über Toleranz, und wie diese aussehen sollte. Und darüber, besonnen und demütig gegenüber der Natur zu sein. In einer Welt wo nur „ich ich ich“ gilt, und alle sehr egoistisch denken, ist es wie Balsam für die Seele in Büchern Menschen und Wesen kennenzulernen, die ganz uneigennützig handeln. Doch in jedem Volk, und sei sie noch so friedvoll, gibt es Individuen, die nach der Macht greifen. So war es schon immer. In der Geschichte, in Stämmen, in früheren Kulturen, doch auch in anderen Welten?

Dieses Buch ist mehr als nur eine Fantasygeschichte, in der sich eben mal wieder Menschen verlieben. Wir erkennen eine Botschaft die sich unterschwellig und hintergründig durch das ganze Buch zieht, und die wir Menschen uns gerne mal hinter die Löffel schreiben sollten. Es geht um Respekt gegenüber anderen Lebensweisen, anderen Völkern, Wesen aus anderen Welten. Respekt gegenüber der Einzigartigkeit eines jeden. Dem Aussehen der Wesen. Und vor allem Respekt gegenüber der Natur. Seien es nun die Wälder, oder der große Ozean. Aber auch der Respekt voreinander als Paar ist da. Zu respektieren, dass man gedanklich gleich ist, aber von der Lebensweise anders. Und vor allem zu respektieren, dass man immer füreinander da ist, sich selbst aber dabei nicht verlieren sollte, und dem Partner mehr Vertrauen schenkt. Und sich nicht bei jeder kleinen Problematik voneinander trennen zu wollen, sondern sie miteinander zu bestehen. Die Beschreibung der Innigkeit und Zuneigung von Sean und Meijra ist somit toll beschrieben. Und auch wenn die Gefühle der beiden Protagonisten schnell da sind, so geht alles etwas langsamer und nicht so überstürzt voran. Eigentlich genau, wie ich es mag. Die Gefühle sind sofort und auf der Stelle da, die Liebe ist tief. Und trotzdem ist es ein langsames Kennenlernen, der Welt des anderen, der Familie des jeweils anderen. Der Lebensweisen und auch der Rituale und Besonderheiten der Welten. Da sind die Anstrengungen, die Sean und Meijra sich gegenseitig abringen, um sich der gegenseitigen Welt des jeweils anderen anzupassen, die nicht als Anstrengung angesehen werden. Meijra versucht, Seans Welt zu verstehen, und andersrum. Und das, weil sie diese tiefe Verbindung zueinander spüren und fühlen. Beide müssen auf Dinge verzichten, beide entwickeln sich. Und beide haben es nicht immer leicht. Eine Sache, die in der heutigen Welt, und bei den heutigen Paaren eher so läuft, als dass sie sich bei jeder Kleinigkeit sofort trennen, und sich einfach nicht mehr umeinander bemühen, oder sich anstrengen, und an einer Beziehung so arbeiten, dass es gemeinsam etwas wird. Unterschwellig ist natürlich immer die Frage ob Meijra und Sean so zusammen sein können, wie ein Paar, Hüter und Hüterin für sich gegenseitig, als Hernide und Mensch, und wo überhaupt? Es ist fast wie eine Prägung zwischen Sean und Meijra. Nichts Körperliches, was nacheinander aufgebaut wird, kein Vertrauen, was ebenfalls erst aufgebaut werden muss. Es ist, als sei das Vertrauen zwischen Meijra und Sean von Anfang an da, vom Moment, an dem er sie gerettet hat, ja gar beschützt. Und als sei das Ganze irgendwie vorherbestimmt gewesen, weil nur er sie finden konnte.

Alles im Buch ist im Gleichgewicht, und liest sich auch so. Wir haben die Liebe, wie sie sein soll. Nicht übertrieben, aber wir spüren sie. Wir haben Beschreibungen der Charaktere, aber ohne Längen, Szenen, ohne dass sie sich ziehen, und Beschreibungen der Umgebung, ohne dass es langweilig wird. Wir haben eine ursprüngliche Welt der Natur im Einklang mit genau dieser, und unsere Menschenwelt des Fortschritts, der Technisierung, der Wissenschaft und Weiterentwicklung, wodurch die Emotionen und Gedanken auch an die Natur, verkümmern. Die Menschen sind nicht im Einklang mit der Natur. Nicht mehr. Fortschritt ist wichtiger.

Gleich und gleich gesellt sich gern, bzw. sollte zusammen sein. Aber wer sagt das? Nur gleiche Menschen, keine Vielfalt, das zusammen, was zusammengehört. Doch was gehört eigentlich zusammen? Ist es die Zugehörigkeit zu einem Land? Einem Volk? Oder im Buch zu einer Welt? Oder darf das ruhig übergreifend sein? Wir finden das überall im Buch, und wahrscheinlich auch ein wenig in Band 1. Diese Vielfältigkeit mag ich natürlich mal wieder. Weil ich finde Zusammengehörigkeit hat etwas damit zu tun, wer zusammengehört. Und das wiederum hat gar nichts mit Welten oder Ländern oder Völkern zu tun. Nun stellt euch also mal vor, alle Mythen und Geschichten von Göttern und Wesen aus allen Zeiten der Menschen wären wahr? Und diese wären einfach Wesen aus Parallelwelten, die zu bestimmten Zeiten auf der Erde aufgetaucht wären. Den Menschen wäre all das unerklärlich gewesen, und sie gaben den Wesen aus anderen Welten Namen, um es sich selbst zu erklären. Wie zum Beispiel Werwolf, Vampir, Zyklop, Gott Cernunnos, Sphinx, Faun, Selkie, Engel oder Fee.

Im Buch täuscht der Schein, und das Äußere entspricht nicht immer dem Innenleben. Meijra erkennt dieses Innere, den Widerhall eines jeden Wesens, seine Traurigkeit, die Ruhe, Widerhall einer Vergangenheit des Wesens, Widerhall der gegenwärtigen Gefühle, aber auch der Pflichten des Wesens oder Menschen. Eine wie ich finde sehr praktische Gabe, die auch einigen Menschen guttun würde. Wenn sie nicht nach Äußerem urteilen würden, sondern danach, wie jemand innerlich und in seinem Wesen ist.

Es ist alles stimmig, macht Sinn, und ist ausgeklügelt. Die Weltenreisen, der Aufbau der Welten, die Lebeweisen ….. ich würde nirgends sagen „Hey Moment mal, das kann aber so nicht stimmen und ist ein Denkfehler“. Kurz gesagt: Hier wurde eine Welt, oder besser gesagt mehrere Welten aufgebaut, die absolut sinnig in ihren Beschreibungen und in ihrem Weltenlauf sind. Für Menschen die den Wald lieben wird dieses Buch ein Genuss sein, denn dieser ist wundervoll beschrieben. Für mich war die Reise und der Einblick in eine andere Welt, genau das, was ich momentan, wo es fast gar keine Einblicke in andere Welten und in unsere Natur mehr gibt, wie Balsam für die Seele. Reisen in Corona Zeiten :). Wenigstens diese Freiheit kann man mir nicht nehmen. Und das Fazit? Manchmal braucht eine Welt einen Außenstehenden, der neue Ideen bringt……vielleicht kann er damit diese Welt sogar retten.

Und hier das Lied, für diese Rezension, welches mir eigenstimmig von den Baumwächtern zugeflüstert wurde…..oder auch von den Federfreunden:

„Come closer and see…..see into the trees….find the girl…….if you can.

Come closer and see…….see into the dark……just follow your eyes……….

just follow your eyes.“

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Eine Geschichte darüber, was Luzifer in der Welt treibt.

Der Luzifer-Killer
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Der Luzifer-Killer von Elias Haller

Der Teufel erscheint uns Menschen in vielerlei Gestalt. Die einen glauben an ihn, die anderen tun ihn als Humbug ab. Die einen sehen in ihm die Gestaltwerdung des Bösen ...

Der Luzifer-Killer von Elias Haller

Der Teufel erscheint uns Menschen in vielerlei Gestalt. Die einen glauben an ihn, die anderen tun ihn als Humbug ab. Die einen sehen in ihm die Gestaltwerdung des Bösen in der Welt, manche tatsächlich einen gefallenen Engel, und sogar den Herrscher über die Hölle. Er ist das Böse, das Dunkle, der Abgrund in uns Menschen. Ebenso hat der Teufel viele Namen. Der Antichrist, Satan, Luzifer, Mephisto, Diabolus, Beelzebub. Vielerlei Gestalt. Vielerlei Namen. Der Teufel. Luzifer. Manche tanzen mit ihm, andere rufen ihn zu sich. Manche sind mit ihm im Bunde. Andere stößt er ab, weil sie so frömmig sind, dass sie seinen Namen nicht mal in den Mund nehmen würden. Wenn wir uns auf eine Sache konzentrieren, nämlich die, dass der Teufel oder Luzifer, nur ein Name dafür ist, um die Bösartigkeit in der Welt zu beschreiben, dann……. Müssten wir wirklich Angst haben. Denn Luzifer würde in manchen Dingen direkt über uns kommen. Just gerade im Heute, in unserer Zeit, in diesem Moment. Wie sonst soll man wahrhaft böses Tun und wahrhaft böse Taten beschreiben? Aber ist es eine Macht, die Menschen böse werden lässt, und von ihr Besitz nimmt? Oder sind Menschen von Grund auf böse, weil nichts wahrhaft gut ist, und immer ein Teil Boshaftigkeit existiert? Wieso tun Menschen böse Dinge? Ist es, weil sie selbst etwas Böses tun wollen, um aus sich herauszubrechen? Ist es, weil sie ein Vorbild haben, dem sie nacheifern wollen, und welches selbst böse ist? Ist es gar, weil einige Leute mehr Macht haben wollen, als andere, und deswegen gerne mit ins Böse hineinfallen, um dieses Ziel niemals aus den Augen zu lassen? Und warum erzähle ich euch das alles überhaupt? Nun ja. Am Titel des Buches merkt man leicht, dass die Geschichte sich zumindest des Namens Luzifer bedient. Und wie genau das kommt, versuche ich euch nun etwas näher zu schildern.

Die Geschichte die das Buch erzählt:

Puh, das ist diesmal gar nicht so einfach. Die Puzzlestücke zu verraten, aber nicht zu viel davon, damit ihr eure Leselust und das Geheime im Buch nicht entdeckt. Ich versuch es einfach. Denn diesmal, und das ist gewiss, ist jeder Anhaltspunkt wichtig für den Lauf der Geschichte, und der Thriller bröselt sich nach und nach auseinander. Erzähle ich also zu wenig, versteht man vielleicht nicht, worum es geht. Erzähle ich zu viel, wird es unspannend für andere Leser. Oh. Und das Zwischending könnte sich anhören wie zusammengewürfelter verrückter Kram, den sich jemand Verrücktes ausgedacht hat. In dem Falle ich. Denn der Autor schafft es ja irgendwie, die Geschichte zu erzählen. Ich nehme also gerne mal diesen Mittelweg :D.

Klara Frost, die von allen nur Exorzistin genannt wird, und bekannt aus der Klara Frost Reihe des Autors ist, findet an einem Wintertag unter der Eisdecke eines Sees einen Sarg. Bzw. findet sie ihn nicht, wird aber natürlich als Kommissarin dazu gerufen. Im Sarg ist, zum Glück, nicht das, was man meinen könnte, sondern dafür jede Menge Merkwürdigkeiten, wie ein Code, Kratzspuren, ein eingeritztes „L“, und ein Foto, welches Frost vor etwa 20 Jahren zeigt. Zusammen mit Erik Donner. Dies ist der zweite Charakter, und Protagonist der Erik Donner Serie, ebenfalls vom Autor. Wir haben also nun beide Hauptprotagonisten der beiden Einzelserien zusammen. Doch tut das was zur Sache? Haben die beiden eine gemeinsame Geschichte? Und was hätte diese mit dem Fall zu tun? Oder ist alles nur Ablenkung? Eine Frau erscheint, die wissen will, worum es bei dem Sarg geht. Diese ist aber als Protagonistin recht bald auch wieder weg. Als Gegenermittler erscheint dann noch Sokrates Vogel auf dem Plan, der schon lange Jahrzehnte an einem Fall arbeitet, in dem es um einen Sektenführer geht, der den Teufel anbetet. Und schon sind wir bei Luzifer angekommen. Doch was genau dieser Sektenführer, Luzifer, der Sarg, das „L“, Klara Frost und Erik Donner gemeinsam, und vor Allem Elstern…… mit dem Fall zu tun haben, das lest ihr am besten selbst. Meine Zusammenfassung genügt, und irgendwie auch nicht. Aber den Text, das Geheimnis, und das Luzifer Rätsel, das erarbeitet man sich am besten selbst. Gesagt sei noch, dass es einen Countdown gibt, der mit der schrittweisen Veröffentlichung eines Videos im Internet zusammenhängt. Und mit jeder Stückveröffentlichung stirbt ein Mensch. Doch wer sind diese Menschen, die getötet werden, und denen man ein „L“ in die Stirn ritzt? Ein sehr, und von langer Hand gut ausgeklügelter Rachefeldzug beginnt. Doch wer ist der Rächer? Und WAS will er rächen? WOFÜR wird überhaupt Rache genommen? Das Rätsel wird Schicht für Schicht aufgedeckt. Fast wie bei einer Matrjoschka. Puppe um Puppe, oder eben Schicht um Schicht gibt es bei jeder neuen Ebene etwas Neues zu entdecken, das man vorher im Buch nicht wahrgenommen hat, um ganz am Ende den Kern der Sache, sozusagen die kleinste Puppe im Inneren, zu erreichen. Doch diese Sache im Inneren ist wahrlich nicht klein, sondern riesig in ihrem Ausmaß, und nicht runterzuspielen.

Cover:

Das Cover vom Buch ist diesmal wirklich meisterlich. Schlicht gesehen sehen wir eine Elster. Ok. Schöner Vogel. Aber ich bin ja immer so jemand, der Cover gerne NACH dem Lesen beurteilt, um zu wissen, was Cover und Geschichte miteinander zu tun haben. Und ohne falsche Scheu, kann ich diesmal nun sagen: eine ganze Menge. Das Cover ist wirklich gut gewählt, düster, minimalistisch, aber nach der Lektüre wirklich sehr aussagekräftig, und auf einmal versteht man ALLES.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Manchmal wünsche ich mir, böse Menschen würden in Bücher blicken, und ihre eigenen Taten darin erkennen. Das Ganze reflektieren. Und wenn dann die Selbsterkenntnis kommt, dass sie schreckliche Menschen sind, würden sie sofort mit ihren schrecklichen Taten aufhören. Denn sie erkennen, dass es falsch ist……… Leider schätze ich, dieser Wunsch von mir ist nur ein Wunschtraum. Denn die Bösen bleiben böse, tun böse Dinge, denken nur an sich selbst und ihre eigene Macht. Und das ohne Rücksicht auf Verluste.

Was mich gewundert hat, war, dass die Thematik zwar sehr düster war, die Umsetzung aber locker. Es war nicht bedrückend, wie es bei anderen Thrillern oftmals der Fall ist. Wo man die Bösartigkeit quasi spürt, und sie einen durch die Seiten hindurch anfällt. Natürlich musste man mit vielen Passagen erstmal klarkommen, weil sie einen irgendwie so sehr mitgenommen haben, dass man sich unweigerlich fragen musste, ob es solch Böses wirklich in der Welt gibt. Aber gerade die Protagonisten haben dazu beigetragen, dass die gewisse Lockerheit da war. Der Humor war nie unpassend, und hat mir sogar öfter ein Lächeln abgerungen. Quasi als Rettung zwischendurch, wenn das Böse in der Welt mich runterzuziehen drohte. Dieses Zusammenspiel ist wirklich gut gelungen.

Das Böse im Buch schleicht sich in die Welt. Die große Frage ist, ob ihr es hier mit einem wirklichen Teufel zu tun habt, oder einem………….Teufel. Der Unterschied ist nicht gegeben. Menschlich oder als Mythologiegestalt. Es gibt Menschen……….. die sind böse………..und nur auf ihren Eigennutz aus. Ich habe ja in letzter Zeit viele Bücher über diese Thematik der bösen Menschen gelesen, die im Hintergrund agieren, sich bereichern, und die armen und hilflosen ausnutzen für ihre Zwecke, oder die einfach grausam sind. Doch das Buch ist diesmal anders. Durchdacht zeigt es uns nicht mit einem Paukenschlag, wie schlecht die Welt ist, nein, wir müssen nacheinander die Schichten aufdecken und sehen, was darunter für Verderben, Schlechtigkeit und Bösartigkeit liegt….

Ich muss dazu sagen, dies war mein erster Elias Haller, und dann gleich mit beiden Kommissaren in einem Buch. Das Ganze besticht durch seine Einzigartigkeit, seine Einmaligkeit. Die Kommissare Frost und Donner, die ich hier kennenlernen durfte, sind beide gezeichnet vom Leben. Seelisch und körperlich. Mit Narben im Herz, in der Seele, und auf der Haut. Sie sind seltsam. Werden merkwürdig von den Kollegen angestarrt. Das macht sie mir total sympathisch, und irgendwie auch verbunden, ist dies doch ein Gefühl, das mir im Leben auch manchmal begegnet, und mit dem es erst umzugehen heißt. Sowohl Donner, als auch Frost sind beide Charaktere, die man eigentlich gernhaben muss. Sind sie doch so ganz anders, und außergewöhnlich. Ja, manche würden wohl sagen, dass beide irgendwie kaputt sind. Aber genau das macht es ja erst interessant. Beide haben schlimme Dinge erlebt, die beide geprägt haben, und bei beiden hängt es mit dem Mord, oder Morden, an geliebten Personen zusammen. Die beiden denken also anders, agieren anders, nicht immer vorschriftsmäßig, sondern vertrauen ihrem Instinkt. Und das kann manchmal besser sein, als sich an jede Vorschrift zu halten. Es ist unorthodox, aber, wenn wir mal ehrlich sind, so kann uns das doch nur viel lieber sein, als langweilige regelkonforme Kommissare, die alle Fälle nach 0815 Regelung lösen.

Was ich ebenfalls mag, das ist die Mischung aus Realität und Mystik. Natürlich ist der Roman vollkommen real, und spielt auch genau dort, in der Realität. Aber ab und an kommen Anspielungen auf Geschichten und Mythologien, auf Legenden und nicht ganz so reale Dinge. Wie soll es aber auch anders sein, in einem Buch, das einen Killer beschreibt, der etwas mit Luzifer zu tun hat? :). Die Symbolik der Elstern, des Bösen, ja sogar von Kinderreimen ist gegeben, und sie alle bergen ein Geheimnis.

Das Buch beschert uns eine Zeitreise der letzten 3 Jahrzehnte, die uns in das jeweilige Jahr eintauchen lässt. Die Rückblicke sind aber trotzdem nicht auf einer Zeitebene, sondern immer auf der, die wir gerade benötigen. Und benötigt werden sie, sie hängen nämlich mit dem heutigen Fall zusammen. Was aber auffällt ist die Detailgenauigkeit., und die Anspielungen auf besagtes Jahr, das im Buch dann aktuell erscheint. Lieder, Filme, Musik (yay. Für mich IMMER besonders wichtig), wurden wunderbar miteinander vereint, und in die Geschichte eingebaut.). So befinden wir uns in den letzten Jahren der DDR, bis ins Heute, denn die Orte im Buch sind Leipzig, Chemnitz und Dresden. Rückblenden in die Vergangenheit und kursive Denkabschnitte im Buch bringen einem die Protagonisten näher, und lässt erahnen, warum sie agieren, wie sie es tun. Das Ganze ist herrlich psychologisch. Aber ich mag ja Lektüre, die zum Nachdenken anregt, nicht etwa einfach dahinplätschert (also so ab und an mal), und manchmal sogar ungemütlich von der Thematik ist, so dass sie einen zwingt über das Thema nachzudenken. Und auch hier kann man gar nicht anders.

Ganz langsam macht es klick klick…….Tick Tack ….diese Zeit im Kopf…….und auch in meinem Gehirn sind nach jedem Kapitel immer weiter die Zahnräder ineinander gerastet…………. Nur um dann enttäuscht losgelassen zu werden, dass sie das Falsche gedacht , und die falschen Gedanken produziert haben :D. Ebenso bin ich in viele Sackgassen eingebogen, wieder zurückgelaufen, habe mich beim Lesen etwas verfranzt, bin falsch abgebogen, und am Ende trotzdem ans Ziel gekommen. Mit ein paar Umwegen. Und während ich dachte, das Rätsel sei gelöst, kam wirklich noch ein Knall am Ende, etwas, von dem man nicht geglaubt hat, dass es stattfindet.

Und ja, irgendwie geht es auch darum, das Richtige im Leben zu tun, sich dafür einzusetzen, und sei es so, dass man sich als kleiner David mit noch so einem großen Goliath anlegt. Die Wahrheit sollte ans Licht kommen. Leider wird dieser immer öfter gerne mal verschleiert, gerade in den Reihen der Mächtigen, die keine Skrupel kennen, in ihrer Vertuschung und Verschwiegenheit.

Also…..Die DDR, Die Staatssicherheit, die SED, Politik, böse Menschen, gute Menschen, ein Sektenführer, Macht, der Teufel….. wie hängt das bloß alles zusammen? Und was haben Elstern, Krähen, Hunde, und ein Meerschweinchen damit zu tun? :D

Stückchen für Stückchen, Knochen für Knochen, bekommen wir hier Häppchen vorgeworfen, die wie kleine Teile eines Mosaiks erscheinen, und während des Lesens kein Gesamtbild ergeben. Am Ende ist alles klar. Aber wirklich erst dort. Und das……… steigert die Spannung natürlich ungemein. Ich bin im Buch ein wenig herumgewirbelt, gerade anfänglich, später hat sich dann aber alles gelegt, und ich habe in die Geschichte hineingefunden, um zu erfahren, worum es geht. Und ja, am Ende habe ich dann von mir selbst gedacht, dass ich auf dieses ende eigentlich auch selber hätte kommen können, weil alles vor meiner Nase lag. Tat es dann aber anscheinend doch nicht so offensichtlich, und ich bin etwas später….. gegen Ende, auf die Lösung des gesamten Rätsels gestoßen, welches sich mir mosaikartig dargelegt hat. Dies ist eines der Bücher, die man, wenn man sie beendet hat, gleich nochmal von vorne anfangen müsste, um das Buch nun mit dem Hintergrundwissen zu lesen, was man am Ende hat, weil nun das Agieren der Menschen viel mehr Sinn macht, wo die Geheimnisse alle gelöst wurden.

Und auch diesmal gibt es am Ende meiner Rezension ein Lied, welches mir beim Lesen in den Kopf kam. Und das diesmal sogar richtig passt, beschreibt es doch, die Schlechtigkeit in der Welt in den Taten der Menschen, als Böses, und diese Bezeichnung, dieser Name des Bösen nennt sich dann Luzifer:

„Pleased to meet you…….hope you guess my name…….But what’s confusing you…..is just the nature of my game.

Just as every cop is a criminal………..and all the sinners saints.

As heads is tails just call me Lucifer…….. I'm in need of some restraint.“

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Alleingelassen im Nichts der Ödnis und des Sands

Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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Ich erwarte die Ankunft des Teufels von Mary MacLane

Es ist nicht leicht ein Mädchen und weiblichen Geschlechts zu sein. Nicht mal in der heutigen Zeit. Überall heißt es: „Tu dies, tu das, tu Jenes“. ...

Ich erwarte die Ankunft des Teufels von Mary MacLane

Es ist nicht leicht ein Mädchen und weiblichen Geschlechts zu sein. Nicht mal in der heutigen Zeit. Überall heißt es: „Tu dies, tu das, tu Jenes“. Du musst dich SO und SO geben, du darfst DAS nicht tun. Benimm dich. Wenn nicht, ist das ein Skandal. Pass dich an. Fall nicht auf. Sei so, wie die anderen. Sei bitte nicht merkwürdig, oder noch schlimmer, habe bitte nicht deine eigenen Gedanken zu diversen Dingen. Und warum? Na weil du ein Mädchen bist. Sei folgsam, sonst sieht die Welt dich als Rebellin. Tu, was man dir aufträgt. Gib, wenn möglich keine Widerworte. Sonst giltst du als anstrengend und stur…….und komisch. Und das kommt bei anderen nicht an. Denn viel zu groß ist die Scheu, damit auch noch als Egoistin zu gelten, wenn man nur an sich denkt, und nicht an die anderen, und sich nicht anpassen will. Schnell wird man dann eine Einzelgängerin. Ebenfalls wäre es übrigens schön, wenn du dich nicht allzu sehr selbstverwirklichst, denn immerhin solltest du als Frau doch auch noch den Pflichten nachgehen, die eine Frau so hat, denn Ehe und Familie sind schon wichtig für eine tugendhafte Gesellschaft. Damals wie heute. Also. Natürlich darf man sich selbstverwirklichen in der heutigen Zeit. Aber ist das wirklich so gerne gesehen? Ist es gerne gesehen, ein Mädchen zu sein, die ihren Mund aufmacht, und sagt, was sie will und denkt, und was für sie erstrebenswert ist? Wir leben in einer relativ freien Zeit, denken wir zumindest. Auch wenn es auf vielen Orten der Welt nicht so ist. Aber wie muss das Ganze für ein 19jähriges Mädchen im Jahre 1901 ausgesehen haben? In einer Zeit, die wirklich durchdrungen war, von einer Scheintugend der Menschen, die sich gottesfürchtig gegeben haben, und hinter deren Masken sich aber ähnliche Probleme abgespielt haben, wie sie heute stattfinden? In einer Zeit, die nicht ganz so frei war, wie sie es heute ist….. naja scheint? Mary MacLane ist im Jahre 1901 ein junges Mädchen von 19. Und in diesem Buch wird nicht etwa ihre Geschichte erzählt. Nein. Es ist eine „Bestandsaufnahme“ von Beobachtungen. Eine Mischung aus Beobachtungen, Selbstbeschreibung, Vorwürfen gegenüber den Menschen………und dem Warten auf den Teufel.

Die Geschichte des Buches:

Die Geschichte des Buches ist keine richtige, nein, eigentlich gar keine Geschichte. Es ist eine Darstellung. Laut Mary MacLane. Ein inneres Gespräch mit sich selbst, von ihrem Blickwinkel. Mary spricht mit sich, mit ihrer eigenen Seele, mit dem Teufel. Über sich, die Menschen, die Welt, ihre Familie, die Liebe, die unerwidert ist. Mary feiert sich, und ihren Egoismus und ihre Boshaftigkeit, wie sie selbst sagt. Aber auf der anderen Seite gibt es auch Phasen im Buch, wo sie sich klein und nichtig, unbeliebt und als NICHTS fühlt, weil die Welt sie nicht wahrnimmt. Was dann wieder zum einen dazu führt, dass sie sich über die Menschen und ihr Leben auslässt. Zum anderen aber auch dazu, dass sie sich selbst einredet, ein Genie und etwas Besonderes zu sein. Was in gewisser Hinsicht ja auch so ist, sonst hätte man hier kein Buch von ihr vor sich liegen. Und trotzdem ist das Ganze ein Spiegelbild der Ignoranz von anderen Menschen, die jemanden einfach nicht anerkennen, den sie für merkwürdig halten. Mehr kann man nun auch nicht zum Buch sagen, denn der Rest sind alles Denkansätze, die ich nochmal im Fazit erörtern werde. Wer über Mary MacLane nichts weiß, dem hier ein paar Hilfestellungen, um diese Frau besser einordnen zu können. Geboren 1881 in Kanada, gestorben 1929. Erst ein Umzug nach Minnesota. Nach dem Tod des Vaters heiratete die Mutter ein zweites Mal, und somit kam der Umzug nach Butte, diesem Ort, den sie im Buch öfters beschreibt. Das war 1989. Mary war bisexuell, was man in ihrem Buch auch herauslesen kann, da sie die unerwiderte Liebe zu ihrer ehemaligen Lehrerin beschreibt. Sie schreibt ganz klar feministisch, aber ohne es zu übertreiben. Man merkt im Buch sehr häufig, wie sehr sie die wunderschönen Formen und Vorteile eines wunderbaren weiblichen Körpers lobt. Ihre Bücher haben natürlich schon damals für Kontroverse gesorgt, denn die Menschen waren ja noch tugendhafter, als sie es heute sind. Die ständige Erwähnung des Teufels, und die Einblicke in ein intimes Seelenleben waren ein kleiner Skandal. Trotz allem gingen im ersten Monat 100.000 Exemplare dieses Buches über den Ladentisch. Man höre und staune.

Das Cover:

Sehet her. Dies, das Cover, zeigt mich: Mary Mac Lane, in ihrem vollkommenen Frauenkörper.

Fazit und Gedanken zum Buch, die unweigerlich beim Lesen kommen:

Ich gebe zu, es ist schwierig nicht nur durch seine eigene öde Düsternis aus Sand zu laufen, sondern auch noch durch die einer anderen Person, nämlich der von Mary. Dies sollte man vor der Lektüre realisieren. Nicht auf einmal und gut dosiert und eingeteilt, ist das machbar. Aber Vorsicht. Die Dosis macht das Gift. Auch hier kann ein wenig zu viel Lesekonsum dazu führen, weiter in seine eigene Düsternis einzutauchen. Deswegen sollten sensible Gemüter das Buch eventuell abschnittsweise lesen. Mary scheint fast depressiv, in ihrer Düsternis und Finsternis gefangen. Und ja. Diese Einsicht soll es auch geben. In einer Zeit wo immer mehr Leute depressiv werden, und in ihrer eigenen Finsternis versinken, sollte man Einsicht in solch eine Gedankenwelt bekommen. Denn wenngleich wir in unserer ach so toleranten Welt meinen, dass wir anderen immer helfen werden, ist das natürlich nicht so. Manche Gedanken ziehen einen runter, man ist nicht mehr fröhlich, man muss nachdenken. Und das alles ist unbequem. Man will es lieber bequem, fröhlich, und alles in einer Welt voller Sonnenschein. So ist die Welt aber leider nicht. Und ja. Es ist fast schon, wie eine Stigmatisierung, dass man denjenigen, der solche Gedanken hat, am Besten in Ruhe lässt. Dabei ist das genau das Falsche. Entweder weil man einfach nicht weiß, damit umzugehen, oder weil man nur an sich denkt. In zweitem Fall kann man Mary MacLane nicht absprechen, dass sie ein Buch über sich schreibt. Denn andere reden ja auch ständig nur über sich :), über viel schlimmere Themen. Mary gibt eine Einsicht. Und das gefällt mir am Buch. Sie ist eine Vergessene, die man eigentlich nicht vergessen sollte.

Mary will nur Glück, und hofft, dass der Teufel ihr das beschaffen kann. Und diese Sehnsüchte. Die Sehnsüchte von Mary. Die Wirkung des Buches ist verzögert. Wir merken erst später, was uns eigentlich gesagt wird. Es ist ein Einblick in die Untiefen einer Seele. Wer das Buch liest, der hält auf gewisse Weise Zwiesprache mit Mary. Auch ich habe dies getan. Und auch wenn wir uns in vielen Dingen einig sind, und die Menschen sich seit damals nicht viel geändert haben wie mir scheint, so kam es vor, dass ich ihr nicht überall Recht geben kann. Im Hinblick auf manche Schriftsteller, auf Kaiser Claudius, oder Chopin. Aber ja, Bei Griechenland sind wir uns einig. Mary beschreibt ihre Familie, zu der sie keine Nähe spürt, die Menschen in der Stadt, zu denen sie keine Nähe spürt, die Stadt selbst, der Sand und die Ödnis, zu der sie keine Nähe spürt. Butte selbst ist zu dieser Zeit ein Schmelztiegel an Menschen, und menschlichen Charakteren. Und sie alle sind für Mary verabscheuungswürdig, nicht erwähnenswert, und stehen irgendwie unter ihr, und ihrem Genie. Die Ödnis der Landschaft ist auch ein wenig der Trostlosigkeit dieser geschuldet, und damit der Wirtschaftlichkeit dieser Zeit. Denn just damals wurde viel industrialisiert, und man achtete auf einmal nicht mehr so sehr auf die Feinheiten und wunderbaren Landschaften der Natur, wenn es nur ums Geld ging. Also im Grunde dasselbe Problem wie heute. Es wird viel von damals reflektiert, was heute genauso aktuell sein könnte. Landschaften, die weichen müssen, um Geld zu machen, und die damit öde und karg werden.

Mary will keine Botschaft aussenden mit dem Buch, das betont sie des Öfteren. Trotzdem tut sie es irgendwie unbewusst. Sie will eine Darstellung, ihres Selbst, und ihres Seelenlebens. Dabei rauschen wir durch genau dieses hindurch, und erkennen die Liebe und die Leidenschaft, die sie empfindet. Zum einen für ihre einzige Freundin im Leben, die diese Liebe natürlich nicht erwidert. Und zum anderen die glühende Leidenschaft die sie gegenüber dem Teufel immer wieder beschreibt. Beide Lieben, die zu ihrer einzigen Freundin, und die zum Teufel, sind leidenschaftlich, und auch so beschrieben. Selbst wenn beide Lieben natürlich unerwidert bleiben.

Mary wird unterschätzt. Mary…..fühlt sich den anderen Menschen überlegen. Sie beschreibt hauptsächlich sich. Und ihrem Umgang mit der Umwelt, den Idioten, denen, die sie nicht zu schätzen wissen. Sie fühlt sich erhaben, und irgendwie auch als etwas Besseres, als die Menschen um sie herum. Sie stellt sich höher, denn sonst ist niemand da, der sie höherstellt. Sie erkennt sich an, weil niemand da ist, der ihr Anerkennung gibt. Weder ihre Familie, noch die Menschen im Ort. Sie will Ruhm, sie will Anerkennung. Da ist sie ganz selbstsüchtig. Doch irgendwie nimmt sie keiner wahr. Heute würde man sagen, Mary feiert sich und ihre Andersartigkeit selbst. Sie ist seltsam, doch stolz darauf. Nicht angepasst. Mit ungewöhnlicher Denkweise. Ein „merkwürdiges Mädchen“. Sie erzählt von ihrem Leben in der spießigen Einöde. Und von ihren Träumen, die so ganz anders sind, als die der Mädchen der damaligen Zeit. Mary ist aber auch eine Seele, die damit klarkommen muss, allein zu sein. Immerzu alleine. Keiner glaubt an sie, niemand versteht sie, ihre Mutter, und die 3 Geschwister eingeschlossen, sehen in ihr ebenfalls eine Merkwürdigkeit. Und so feiert Mary ihre Einzigartigkeit, ohne dass die Welt sie als Einzigartigkeit ansieht. Denn ihr fehlt es an Liebreiz, und Schönheit. Ist sie doch nur gewöhnlich anzusehen. So hingegen hat sich ja zum Heute nicht viel geändert. Sind nicht die, die top aussehen erfolgreicher, und wird ihnen nicht nachgesagt, wie toll sie seien? Und wer beachtet die Unscheinbaren, die vielleicht viel schlauer sind, aber nie eine Chance bekommen? Mary ist anders. Während die anderen jungen Menschen sie anstarren, und mit ihr nichts anzufangen wissen, gibt es bei den Erwachsenen eine gewisse Überheblichkeit, nach dem Motto „Ach das junge Ding, weiß doch gar nichts von der Welt.“ Und es ist wie ein stummer Schrei an die Welt. Ein Schrei, der besagt, endlich gehört und wahrgenommen zu werden. Sie Schuld sucht sie auf jeden Fall nicht bei sich, sondern bei anderen :)

Die Ödnis und Langeweile des eigenen Lebens, ja gar der eigenen Existenz, zeugen von einer gewissen Todessehnsucht, die Mary hat und entwickelt, in diesem ihr so verhassten Ort, in dem sie leben muss. Mit seinen ach so verhassten Bürgern. Es ist ein Kreislauf. Tagein Tagaus erlebt sie dasselbe. Spaziergänge in der öden langweiligen Landschaft, ohne Abwechslung. Einzig das Schreiben bleibt ihr. Es ist ihr Ausdruck und gleichzeitig ihre Rettung. Das Buch ist nichts für Zartbesaitete und Wohlfühlleser. Wir haben es hier mit einer kleinen Rebellin zu tun, die für sich selbst rebelliert, indem sie ihre Gefühle und Gedanken aufschreibt. Und die sind oftmals provozierend. Ich glaube die gute Mary nimmt diese Provokationen oft auch als Herausforderung an. Zusammen mit der sie verschmähenden Außenwelt.

Doch Mary beschreibt auch die schönen Dinge im Leben. Flüsse, Morgendämmerungen, Abendrot. Blüten, Pflanzen, Gräser, die Natur. Oh, und Oliven. Das Glück, und was es ihr bedeutet. Mary glaubt alles Glück sei nicht von Gott, sondern vom Teufel geschaffen. Sie ist schwankend in ihren Aussagen. Mal zu Tode betrübt, einen Moment später himmelhochjauchzend.

Das Buch ist wie die Suche nach einem Platz im Leben. Man will etwas bewirken. Aber nicht durch Taten, sondern durch Worte. Vielmehr ist es der Drang danach, nicht in Vergessenheit zu geraten, wahrgenommen zu werden, und zu überdauern. Auch dies…… ein Ding, welches in uns Menschen tief verwurzelt ist. Dieses „Du bist eigentlich in Nichts gut, du existierst eben einfach“, ist eine Sache, die man allzu leicht übernehmen kann, wenn es einem von Anderen nur zu lange eingeredet wird. Wenn sich niemand um dich Gedanken macht, und du Nichts bist, dann fängst du eben an dir eigene Gedanken über dich zu machen.

Das Buch zieht einen ein wenig runter, in einen Abgrund. Es gibt kein Gut und kein Böse, weil in allem beides steckt. Und trotz, dass im Buch diese Düsternis herrscht, kann ich Mary und ihre Sichtweise verstehen. Die Nichtakzeptanz von Menschen, und sich trotzdem immer wieder Zureden, man sei trotzdem etwas Besonderes, sind eine gängige Weise, auch heute noch, wenn einem von der Welt die Anerkennung fehlt, die einem eigentlich zustehen sollte. Und nicht immer ist man für sich selbst verantwortlich……… manchmal muss eben wirklich auch die Umwelt auf einen achten, achtsam sein, und einen wahrnehmen. Wenn möglich nicht nur als Verquerdenkerin. Bei Mary ist kein Interesse anderer da, nur Lieblosigkeit wird ihr entgegengebracht. Sie suhlt sich darin. Man merkt aber auch, wie sehr sie durstet. Nach Liebe…… Leben… Das Buch ist somit ein wunderbares Symbol dafür, was wir alles sein könnten, wenn man uns eine CHANCE geben würde. Menschen die glauben uns zu kennen, glauben und zu durchschauen, uns sagen, dass wir sicher so und so sind. Und in Schubladen stecken. Oder wie es heute gerne der Fall ist, gar analysieren…………….. die wissen doch im Grunde gar nichts über uns. Wir werden festgelegt in Gruppierungen. Geordnet nach Schulabschlüssen, danach welches Geschlecht wir haben, welchen Gesundheitsstand es gibt, und viele andere Dinge. Aber wer sagt uns, dass nicht vielleicht in genau der einen Person, der man keine Chance gibt, weil sie nicht ins Schema passt, ein Genie steckt…… das vielleicht mal unserer Welt viel Positives geben würde?

Mary MacLanes Buch wurde 1902 veröffentlicht, und bis heute nicht ins Deutsche besetzt. Dies geschieht jetzt erst. Und ich finde die Zeit könnte nicht passender sein. Ist doch die Aussage des Buches heute aktueller denn je. Ich bin auf jeden Fall froh, dass solch ein Klassiker nicht in Vergessenheit geraten ist, war die junge Mary ihrer Zeit doch irgendwie voraus. Und auch wenn das Buch damals einen Skandal heraufbeschworen hat……….. so zeigt das ja nur, dass die Menschen dadurch irgendwie berührt wurden. Skandale aufgrund von Dingen, die eigentlich kein Skandal sind, bringen wenigstens die Maschinerie des Nachdenkens zum Laufen. Dass jede Zeit natürlich auch noch ihre Eigenheiten hat, und sie gerade in einer leben musste, in der es für Frauen nicht gerade leicht war, ihre Meinung kundzutun, das ist eine andere Sache. Dieses Buch ist kein neues Buch, nein, es ist vielmehr ein wiederentdecktes. Das Ganze wurde in einer Art Tagebuch geschrieben. Verschiedene Tage aus dem Leben von Mary Mac Lane, die sie beschreibt.

Also liebe Mary. Du wolltest schreiben, du wolltest Ruhm, du wolltest, dass man deine Schriften wahrnimmt, und dass sie von Menschen in einer anderen Zeit gelesen werden, die sich dir verbunden fühlen, und nachvollziehen können, wie es dir beim Schreiben ging. Ich würde sagen, Du hast alles richtig gemacht :)

Und weil im Buch so viele Gedichte und Lieder aus einem anderen Jahrhundert vorkommen, würde ich Mary für ihre Rezension gerne ein Lied widmen, dass ihr vielleicht als 19jährige Frau DIESER unserer Zeit gefallen hätte. Denn ein bisschen ihrer Zeit war sie ja schon voraus:

„And once the water starts to rise……………. And heaven's out of sight……….She'll want the devil on her team……

……..My Lucifer is lonely………“

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Ein Italienurlaub in trauter Zweisam – Dreisam – naja Mehrfachkeit.

Liebe ist tomatenrot
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Liebe ist tomatenrot von Ursi Breidenbach

Sooo, dann fangen wir mal an. Dieses Buch solltet ihr lesen, wenn ihr…………… TOMATEN MÖGT. Ende! Nein Spaß. So leicht lasse ich euch natürlich nicht davonkommen. ...

Liebe ist tomatenrot von Ursi Breidenbach

Sooo, dann fangen wir mal an. Dieses Buch solltet ihr lesen, wenn ihr…………… TOMATEN MÖGT. Ende! Nein Spaß. So leicht lasse ich euch natürlich nicht davonkommen. Meine Rezi ist noch nicht zu Ende. Nochmal von vorne!

Hallo ihr. Es wird Zeit für einen warmen Frühlings- oder Sommerregen. Die Sonne soll endlich scheinen, die Wärme kommen. Nicht so etwas, das wir momentan draußen haben mit Grau in Grau, und Kälte. Nein, es muss was richtig Warmes sein, was Herzerwärmendes. Ein Frühling oder Sommer des Lebens. Heraus aus der Tristesse des Alltags und den Gedanken, die um uns herum kreisen, Wir brauchen Ablenkung. Etwas Neues. Neue Sinneseindrücke. Kurz gesagt…………..einen mediterranen Ort in Italien. Und dann ist da noch etwas Wichtiges: Es gibt da so eine Sache im Leben, die kann ich nicht gutheißen, oder verstehe sie manchmal nicht. Mit 20 hieß es………………“Nun bist du doch 20, nun musst du dies uns das tun“……………Wahrscheinlich ist es dasselbe mit 30, und mit 40 Jahren. Jederzeit im Leben gibt es Jemanden, der sich versucht einzumischen, und einem zu sagen, dass man nun so und so alt ist, und sich nicht mehr so und so benehmen darf, weil……………… ja warum eigentlich? Weil alles im Leben seine Zeit hat? Weil man ein bestimmtes Alter erreicht hat, und der Normalbürger statistisch gesehen dies uns das macht? Und wenn man sich dem widersetzt ist man unnormal? Also bitte! Ihr seht. Dieses Thema lässt mich nicht kalt. Und irgendwie hat es ein wenig mit der Geschichte im Buch zu tun, wenngleich es gar nicht das Hauptthema ist. Denn da gibt es ja noch besagtes………… wundervolles…………….Dorf……………in…………..Italien :). Hier also der Inhalt des Buches.

Die Geschichte die das Buch euch erzählt:

Ich mag ja eher so das leise und langsame Kennenlernen zweier Menschen, zwischen denen man einfach spürt, dass es richtig ist, und nicht dieses „Rums, an diesem Abend reiß ich dich auf, Baby“. Das ist so gar nicht mein Fall. Aber was soll ich sagen? Jeder Mensch ist anders. Nelli, 39 Jahre und 364 Tage alt (eine leichte Schätzung, befinden wir uns doch am Vorabend ihres 40. Geburtstages), ist eine junggebliebene Frau, fest in ihrem Job, geschieden, und mit einer Tochter, die 19 ist, Laura. Da die beiden ein ziemlich enges Verhältnis verbindet, möchte Laura nicht, dass ihre Mutter alleine in ihren 40. Geburtstag reinfeiert, und so nimmt sie sie mit, in eine Studentenkneipe, zusammen mit Lauras Freundinnen. Aus dem Spiel der jungen Frauen „Wen finden wir eigentlich heiß hier?“, wird schnell ernst, als Nelli auf Luca trifft. Der nur wenige Jahre älter ist als ihre Laura. Wie es kommen muss, lässt sie sich auf ihn ein, und schon schnell verbindet die beiden etwas Körperliches, was Nelli ungemein guttut. Fühlt sie sich von diesem jungen Mann, der so wunderschön und adonisgleich ist, begehrt, und kann so wegwischen, dass sie 40 geworden ist…………. Und manchmal gar nicht verstehen WARUM er sie begehrt :D.

Luca erzählt Nelli vom einem Haus in Italien, diese hört leider nicht genau hin, und sagt einem Urlaub mit Luca gemeinsam einfach zu. Will sie doch als jung, spontan, sorgenfrei gelten, um mit der Jugendlichkeit des 24jährigen mitzuhalten. Mal nicht ständig überlegen zu müssen und auszuspannen unter der italienischen Sonne reicht ihr fürs erste völlig aus. Und Italien als kleines Liebesnest, nur für sie beide, ist ja auch irgendwie schön. Hätte sie nur mal genau hingehört! Was ich euch vorenthalten habe, ist, dass Luca ein wenig italienisches Blut in sich trägt, und er Nelli seine Familie vorstellen will. Huch, meint der gute Luca es etwa ernst mit ihr? Und überhaupt….. hätte sie doch wirklich mal genau zugehört. Die beiden landen also in Tabbio, einem kleinen italienischen Dorf in der Emilia Romagna. Ich kam ja schon so ein wenig immer wieder in einen Gewissenskonflikt zwischen der Frage, wie alt der Altersunterschied von Partnern sein darf, kann, sein sollte, egal ist……oder oder oder? …… und plötzlich taucht da in diesem wunderschönen Italien mitten im Tomatenfeld ja auch noch ein…………. Nennen wir ihn mal Roberto….. auf. Der ungefähr in Nellis Alter ist. Dazu kommt Lucas Familie. Eine Pastasoße, die paradiesisch ist. Und jede Menge Dinge, die einen überraschen werden, weil sie so nicht geplant waren. Denn nach und nach kommt Nellis Unzufriedenheit, und ihre Ratlosigkeit ob des Lebens heraus. So und nun ist Schluss. Alles Weitere solltet ihr selbst lesen, damit die Lesefreude bleibt. Ich gebe euch hier nur ein leichtes Grundgerüst, euer Lese-Casa müsst ihr schon selber bauen :D

Das Cover:

Das Cover ist fröhlich, und lädt einen auf die Italienreise ein, verrät nicht zu viel, und macht trotzdem Lust auf diese Reise, weil es so bunt und tomatig ist.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Was ist das mit diesem Altersunterschied? Wir haben wirklich viele Fragen des Lebens im Roman. Jung sein und gleich heiraten und Kinder bekommen? Und wenn ja, wie richtig ist das? Oder erst die Welt entdecken? Sollte jemand der die Welt entdecken will, und jemand der anders denkt zusammen sein? In mehreren Variationen der Protagonisten spiegeln sich genau diese Fragen. Und das nicht nur in Bezug auf Nelli und Luca. Es ist oft ein „Gegensätze ziehen sich an vs. Gleich und gleich gesellt sich gern“. Nelli ist festgefahren in ihrem Leben, steckt fest kommt nicht weiter, weil alles immer gleich ist. Luca ist aufregend, anders, spannend, abenteuerlich, ablenkend, und …………jung. Es lässt die Gedanken darum kreisen, dass Dinge manchmal passen, und eventuell einfach nur im falschen Moment des Lebens passieren. Deswegen……………nicht ungeduldig sein, und Ruhe bewahren :). Diese Frage des falschen und richtigen Momentes im Leben kommt öfter vor, und wird sich von einigen Protagonisten gefragt.

Und so verfällt man im Buch nicht einem, nicht zweien, naja, mehreren Ganz-Halb-Viertel-Garnichtaberirgendwiedoch-Italienern …..ähm irgendwie………..zu verschiedenen Zeiten, und vielleicht auch nur aus Sympathie, oder viel mehr, und überhaupt………. Da sind ja auch noch die netten Italienerinnen, denen man verfallen kann. :D. Ich selbst denke, habe mich nicht nur in das Buch verliebt, sondern auch in die Atmosphäre, die es ausstrahlt. Die Ruhe, das italienische Lebensgefühl, die Entschleunigung, sie netten Menschen, sie mich als Leser in ihren Kreis aufgenommen haben, das gute Essen, das ich fast schon auf meiner Zunge gefühlt habe. Und irgendwie auch die italienische Landschaft, sie im Buch so angemutet hat, als ob ich just beim Lesen in ihr verweilt hätte. Allgemeine Unzufriedenheit. All das war während des Lesens weggewischt, und die Abwechslung im Leben war stattdessen da. Das Buch war doch tiefgründiger als ich anfänglich gedacht hätte, und das in allen Bereichen des Lebens. Wie eine sanfte Mahnung sein eigenes Leben widerzuspiegeln und zu reflektieren

Das Buch ist wie ein Gefühl, eine Emotion, die tief in einem rührt. Und wer sich damit auskennt, weiß, dass man Gefühle meist schlecht beschreiben kann. Weil sie eben Gefühle sind, und für jeden anders. Und die wissenschaftliche Beschreibung würde den Zauber des Gefühls nehmen. Lasst euch trotzdem gesagt sein. Es ist ein schönes und gutes Gefühl, welches Lächeln in Gesichter zaubert, und einen so zurücklässt. Ebenso wie die Erkenntnis, dass der Frühling, oder Sommer des Lebens, nichts mit Alter zu tun hat, sondern mit Gefühlen. Die Einzelheiten und kleinen Dinge in den Sätzen sind wichtig, und erfordern Aufmerksamkeit. Sie machen das ganze Lesevergnügen. Jede Kleinigkeit, Berührung, oder jeder Gedanke ist wichtig, und ungemein intensiv. Da sind Menschen und Begegnungen, die Spuren in einem hinterlassen, und manche Dinge werden erst mit ein wenig Abstand klarer, oder, wenn man nicht zu abgelenkt durch seine Sorgen ist, und die Einsicht so dadurch versperrt wird.

Deswegen: Der Schreibstil gefällt mir ungemein gut. Er ist nicht kitschig, er ist realistisch, aber lädt trotzdem auch zum Träumen ein, und beschreibt alles wundervoll. Aber vor allem regt er mächtig zum Denken an, und man kann durchgehend in die Gefühle und Sehnsüchte der Protagonisten reinschauen. Diese Fragen, ob sich zwei Menschen einfach zum falschen Zeitpunkt kennengelernt haben, oder zum richtigen, und einfach nicht gepasst haben…… oder ist vielleicht doch alles Schicksal?.....sind gegenwärtig. Die Unsicherheiten des Menschen haben wir hier in allen Facetten. Und in allen Lebenssituationen als Reflektion. Wir haben Sprunghaftigkeit gegen Beständigkeit und Sicherheit, und was einem wann und wie wichtiger erscheint. So wird uns wunderbar aufgezeigt, dass das Gefühl der Jugendlichkeit und Unbekümmertheit nichts mit einer Zahl, dem Alter zu tun hat, sondern eher ein Gefühl ist, einer Empfindung gleicht, die man in jedem Alter zusammen haben kann. Aber vor allem haben wir Entschleunigung. Der Focus liegt auf anderen Dingen des Lebens. Lebenslust Freude, Geselligkeit und ja……. Liebe. Die Umgebung vom Ort Tabbio wird so wunderbar beschrieben, dass man sich während des Lesens mitten in Italien gewähnt hat. Und zwar nicht in einer Stadt am Meer, sondern richtig im Hinterland, dort wo Dörfer und putzige Häuser sind, Sträucher, Wege………… und Tomatenfelder. Das war wie ein kleiner Urlaub fürs Gehirn, und unheimlich entspannend während des Lesens. Diese Stimmung wurde wirklich bezaubernd und wunderschön eingefangen.

Der Humor war im Buch durchgehend da. Man hat fast immer mitgelacht, oder zumindest mitgefühlt, wie die Protagonisten im jeweiligen Buchaugenblick. Und dabei kamen manchmal wirklich ziemlich witzige Situationen heraus, bei denen man als Leser herzlich lachen müsste. Das Ganze ist ziemlich erfrischend. Das Buch kann eigentlich jede Altersgruppe lesen, die sich für lebendige Romane interessiert, die vor Leben nur so sprühen. Fast ähnlich wie im Buch, wo eine Alterssparte von 19 bis 80 erscheint. Aber die Figuren scheinen trotzdem zeitlos, und es gibt kein direktes Anzeichen, dass die Charaktere in diesem und jenem Alter im Buch sich genauso benehmen, wie sie es in diesem Alter tun sollten.

Auch zeigt das Buch wunderbar an, wie es ist, im Augenblick zu leben, nicht an die Zukunft zu denken, und sich nur Gedanken darüber zu machen, was sein wird, denn Ändern kann man es ja eh nicht, oder erst, wenn es dann da ist. Diese italienische Gelassenheit war fast greifbar, und das war ein verdammt schönes Gefühl, voller Ruhe, und weg von der Hektik, die einen hier manchmal tagtäglich umkreist. Wir lernen also: Alles im Leben hat seine Zeit, und der Umgang damit, das wird im Buch thematisiert. Fast wie Jahreszeiten des Lebens, und jedes Alter ist eine bestimmte Jahreszeit. Der Frühling mit 20, der Sommer mit Mitte 20, der Herbst mit 40……………. Oder doch auch der Sommer? Vielleicht hatte man als 20jährige keinen Frühling, und holt diesen nun nach. Und trotzdem agiert man so, wie es von einem erwartet wird. Wie jemand mit 40? Das alles lässt einen schon nachdenken. Es ist wie ein zweiter Frühling. Oder sogar der erste. Es ist ein Lebensabschnitt, wie ein Jahreszeitenabschnitt. Und welche Jahreszeit zu welchem Abschnitt des Lebens gehört, das können nur wir selbst herausfinden.

Nelli leidet an Selbstzweifeln. Mit 40. Wie sie auf andere wirkt? Wie sie und ihr so viel jüngerer Luca gemeinsam auf andere wirken? Alter ist ja ein Gefühl. Es gibt alte Menschen, die fühlen sich jung und können mit jedem Jugendlichen mithalten, und es gibt junge Menschen, die so alt im Geiste sind, dass es manche wundert. Ja, wie alt man sich selbst fühlt ist immer wichtig, denn was noch dazu kommt ist die persönliche Einstellung eines jeden Menschen. Fühle ich mich jung? Bin ich eher ein Langweiler? Das können schon Jugendliche sein. Und manche Leute in der Mitte des Lebens können spritzig und humorig sein, um mit ihnen Spaß zu haben. Nun kommt noch eine weitere Frage dazu. Ist Spaß alles, was man im Leben braucht, oder geht es auch noch um ein gewisses Maß an Hingezogenheit, Ruhe, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit, ein Gleichgewicht mit sich selbst? Ihr werdet es im Buch herausfinden.

……………….und eigentlich wollte ich doch mit diesem Roman nur in den Frühling starten. Ein wenig die Zeit genießen. Nach Italien fahren. La Dolce Vita eben. Die Landschaft, die Sonne, aus Tomaten ein Herz basteln, und irgendwie den Süden genießen…. (was ich gewissermaßen ja auch getan habe, nur habe ich dabei ein wenig mehr nachgedacht, was ja nichts Schlechtes bedeutet :))

Und wie jede meiner Rezensionen, möchte ich auch diese mit einem Lied beenden, welches mir während des Lesend im Kopf herumgespukt ist:

„Fiori……….. che nascono…… dai rovi…… Qui fuori ……cicatrizzano …..gli errori miei.

Sei tu senz'alcun dubbio l'artefice………… di questa primavera che c'è….in me….. in me….

Qui fuori……. Nell'autoscatto di noi.“

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Willkommen im tiefsten Mittelalter des 21. Jahrhunderts

Und es wurde finster
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Und es wurde finster – Ein Donau Krimi von Alexander Lorenz Golling

Wenn ich diesmal beim Buch einen Einleitungstext schreibe, müsste ich ein wenig über Fanatismus schreiben. Ein wenig über Religionen, ...

Und es wurde finster – Ein Donau Krimi von Alexander Lorenz Golling

Wenn ich diesmal beim Buch einen Einleitungstext schreibe, müsste ich ein wenig über Fanatismus schreiben. Ein wenig über Religionen, Kirche……… Fanatismus im Allgemeinen. Ich müsste zugeben, dass jeder Mensch, der fanatisch ist, nicht den Sinn und Zweck einer Religion sieht. Denn der Sinn und Zweck einer jeden Religion sollte nicht sein, besonders rückständig und mittelalterlich zu sein und zu leben, sondern Menschen zu helfen und tolerant zu sein. Wer allerdings fanatisch ist, ist nicht tolerant. Besonders in Religionen nicht. Man sieht die anderen nicht als seinesgleichen. Und ja. Ich muss das leider auch auf die Christen erweitern. Nicht alle! Um Gottes Willen. Ich verurteile niemanden. Doch strenges Festhalten an Regeln, die Jahrhunderte alt sind. Frömmigkeit. Jeden verurteilen der anders ist…………. Das ist für mich nicht christlich. Viele fragen sich nun wahrscheinlich, warum ich das alles erzähle. Ich habe hier ja einen Thriller vor mir liegen. Und der ist ja gar nicht religiös. Und doch muss ich es am Anfang gleich erwähnt haben, denn dies ist das, was mir nach dem Lesen der Lektüre im Gedächtnis geblieben ist. Doch alles nacheinander. Vielleicht sollte ich erstmal erzählen worum es im Buch eigentlich geht, damit ihr ein wenig mehr von der Geschichte erfahrt.

Die Geschichte des Buches:

Die Geschichte ist schnell erzählt, und darf auch nicht zu viel ihres Geheimnisses verraten. Denn die Spannung ist schon da, und sollte bis zuletzt auch bleiben. Ein Mord geschieht. Doch es ist kein einfacher Mord einer Person. Es geht um ein kleines Dorf, Moosbach, und um einen Bauernhof, Finsterholz genannt, auf dem eine Familie lebt. Zu Anfang erfahren wir nur, dass die gesamte Familie getötet wurde, bis eine Person. Ein junges Mädchen, nämlich die 14jährige Amelie. Sie ist Zeugin der Morde, kann sich aber problematischer Weise nicht dazu äußern, weil sie nicht spricht, und an Trisomie 21 leidet. Die Opfer des Mordes sind Amelies Mutter, der Verlobte genau dieser, die Großmutter Amelies und eine Magd, die auf dem Hof ausgeholfen hat. Ein Helfer, der auf dem Hof gearbeitet hat, ist spurlos verschwunden und nicht mehr im Haus. Und der Großvater von Amelie eh seit einem halben Jahr verschwunden. Hinzukommt, dass alle Leichen nicht einfach getötet wurden, sondern in irgendeiner Weise grausam verstümmelt wurden. Eine Geschichte also, wie sie zu jeder Zeit der Historie spielen könnte. Denn ja. Wer ganz genau hinsieht, und sich öfter gerne mal mit Kriminalfällen der Geschichte beschäftigt, der wird nicht umhinkommen, das Ganze mit einem gewissen Mordfall in Hinterkaifeck zu vergleichen, der ja tatsächlich und real stattgefunden hat, und der bis heute ungelöst ist. Dessen Geschehen allerdings vor rund 100 Jahren stattfand. Und selbst wenn man diesen Mordfall nicht kennt, und davon noch nie etwas gehört hat, so kann man sich ungefähr vorstellen, dass an dieser Stelle nicht die ganze Geschichte erzählt ist. Denn eine ermordete Familie….. ein Hilfsarbeiter der weg ist…… da ist doch irgendwas merkwürdig? Doch keine Angst. So einfach ist das nicht, und der Schein in Thrillern trügt ja gerne mal :). Ein Kommissar muss also her. Und so beginnt mit diesem Buch der erste Fall für Hauptkommissar Brauner aus Ingolstadt, und seine Crew. Befragungen der Nachbarn sind an der Tagesordnung. Und nach und nach decken die Beamten eine Schicht der Fäulnis, nach der anderen auf, die im Dorf umhergeht. Denn die ermordete Familie war nicht bei allen beliebt. Und überhaupt……. Sind viele in diesem Dorf streng religiös und gläubig. Doch was hat das Eine mit dem anderen zu tun? Das ist die Lösung des Rätsels, welches ihr selber herausfinden müsst.

Das Cover:

Das Cover spiegelt sehr gut die Einsamkeit des Bauernhofs Finsterholz wider. Bei Nacht und Nebel findet der Mord statt, aber man hat auch während des Lesens einfach die Atmosphäre der Dunkelheit immer dabei, die ist zugegen. Und auch wenn der Roman im Heute spielt, so hat man teilweise wirklich das Gefühl, sich im dunkelsten und finsteren Mittelalter zu befinden, ganz allein wegen einiger Aussagen, und weil man sich wohl in seinem modernen Gehirn nicht vorstellen kann, dass einige Dinge heute immer noch passieren. Gerade in unserer aufgeklärten Zeit. Wir lernen also. Religiöser Fanatismus und Angst………. Diese beiden Dinge bedeuten Stillstand und verhindern irgendwie die Weiterentwicklung in die Moderne. Und damit wird die Finsternis wohl nicht weichen, und da bleiben.

Fazit:

Ich musste diesmal nach der Lektüre erstmal durchatmen und nachdenken, in welchem Jahrhundert ich mich eigentlich befinde. Denn eigentlich dachte ich bis heute, ich würde im 21. Jahrhundert leben. Und der Roman spielt ja auch tatsächlich im Jahr 2016, kein Ding. Aber was alles passiert ist, die Atmosphäre. Alles mutet sehr düster an, man fühlt sich fast wie in alte Zeiten versetzt. Aber auch nur die auf dem Land, in den kleinen gottesgläubigen Gemeinden. Denn zwischendrin, wenn Brauner in Ingolstadt auftaucht, haben wir das Gegenbild der Moderne, unserer Zeit. Brauner ist ein alleinerziehender Vater, der mit seiner Tochter zusammenlebt. Diese Passagen haben einen dann ab und an „gerettet“, um nicht ganz in der Finsternis der ländlichen Vorkommnisse zu versinken.

Dazu kommt noch die Scheinheiligkeit. Unter dem Vorhang des Christentums sagt man, man sei ein frommer Christ, und geht jeden Sonntag in die Kirche. Doch steht jemand vor einem, der Hilfe benötigt, dann will man mit diesem nichts zu tun haben, ihn nicht in seinem Haus haben, ihm nichts zu essen geben. Es sei denn, es bringt einem einen Eigennutz. Auch hier gilt das nicht für alle. Aber für manche :) Und da ich auch gar keine Diskussion über Religionen anfachen will, weil ich weiß, was für ein sensibles und schwieriges Thema es ist, fange ich dann wohl mal an, zu erklären, warum ich das alles schreibe, obwohl ich doch nur eine Buchrezi schreiben soll. Nun ja. Aber eines ist gewiss. Über kurz oder lang MUSS man sich mal darüber unterhalten, dass jeder Fanatismus krankhaft ist, einige Regeln veraltet, und Mitmenschlichkeit doch ein Gebot von Gott, oder zumindest Jesus war. Lieber heute als morgen. Aber ich fürchte, solche unangenehmen Dinge will die Welt eher vor sich herschieben. Die Geschichte des Buches beschreibt diese Thematik hintergründig. Und trotzdem sieht man, dass es mich ziemlich gefangen, und mitgenommen hat, so dass meine Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Dabei gibt es doch im Buch etwas viel Schlimmeres zu verdauen, woran man zu knabbern hat. Nämlich einen richtig grausamen Mordfall. Wer sich gerne mal Dokus anschaut, und dort zufällig mal über eine stolpert, die den Titel „der Mordfall Hinterkaifeck“, oder ähnlich, hat, der sollte sie sich ansehen. Aber nur, wenn er grausame Taten ertragen kann. Warum ich das erwähne? Nun ja. Der vorliegende Roman hat ein paar Parallelen und Ähnlichkeiten zu diesem Mordfall, selbst wenn es logischer Weise eine vollkommen neue Geschichte ist, der vor 100 Jahren passiert ist, und tatsächlich nie gelöst wurde. Für die, die nicht schauen wollen, eine ganz kleine Zusammenfassung, um das Ganze besser zu verstehen. Auch hier wurde in einem Einödhof eine ganze Familie in einer Nacht ermordet und damit ausgelöscht. In einer ähnlichen Konstellation, wie in unserem Buch. Alles erinnert daran, ist aber nie genau gleich, deswegen nur ähnlich. Der damalige Täter wurde nie gefunden. Und wie immer in solchen Fällen, gab es mehrere Verdächtige. Doch ich kann euch beruhigen. Selbst wenn man den wahren Täter nie gefunden hat. Dieses Buch hat ein Ende, und einen Mörder. Wer das ist, findet ihr am besten selbst heraus.

Es gibt Gerüchte, Gerede und Flüstereien im Ort. Aber auch Verschwiegenheit, und Angst. Jeder hat Dreck am Stecken mit seiner eigenen Geschichte. Nicht hinschauen. Alle verschließen die Augen davor, was sich vor ihren Augen abspielt. Wahre Christlichkeit, und Menschenliebe ist das ja nicht wirklich. Und trotzdem sind doch viele im Buch tief religiös? Man taucht unweigerlich in die tiefsten Tiefen der menschlichen Abgründe ab. Von denen man sich immer denkt, dass es sie hoffentlich in echt nicht gibt, und dann leider immer wieder erfahren muss, dass es anscheinend Menschen gibt, die zu allem fähig sind. Wer mit Grausamkeiten in aller Art, die Menschen anderen antun können, also nicht klarkommt, dem sei gesagt, dass sie hier durchaus vorkommen. Aber nichts Anderes sind, als ein Spiegelbild der Gesellschaft. Denn all diese Dinge passieren leider auch in der Wirklichkeit.

Ich war nicht nur in einem menschlichen Abgrund gefangen, nein, viel mehr bin ich reihenweise nacheinander in mehrere menschliche Abgründe eingetaucht, die alle von den Menschen im Buch ausgingen. Vielleicht kam ich deshalb auch manchmal schwer damit klar. Jeder verschweigt etwas, obwohl er etwas weiß, was, wenn er damit rausrücken würde, allerdings etwas ins Rollen bringen würde, und das will man nicht. Um eigene Geheimnisse zu verschleiern, die ebenso faul und verdorben sind.

Jaja. Und das ist gar nicht böse gemeint, aber…… Das Buch hinterlässt einen fahlen Beigeschmack, gerade wenn man eine Frau ist. Was nicht bedeuten soll, dass Männer den Roman nicht auch lesen können, oh nein. Es ist nur einfach so, dass, meiner Meinung nach, Frauen in erzkonservativen Gesellschaften immer mehr gegen Vorwürfe wehren müssen, und manchmal mehr ertragen müssen. Aber wenn ich nun ausholen würde, dann würde ich zu viel verraten.

Fanatismus behindert die Weiterentwicklung, wer fanatisch ist, bleibt rückständig, weil er möchte, dass sich nichts ändert. Die Scheinheiligkeit der gläubigen Dorfbewohner, die eben doch nur auf ihr eigenes Wohl aus sind, gibt es manchmal leider immer noch. Sie sind abergläubig, damit ein wenig hinterständig, und unter dem Deckmantel des Schweigens verbirgt sich dann Grausames, was in einem Mord gipfelt.

Die Figuren scheinen manchmal ein wenig blass, und nicht ganz so tiefgehend, wie ich es mir gewünscht hätte, was ja aber natürlich auch daran liegt, dass ich es hier mit einem Thriller zu tun habe, und man deswegen psychologisch nicht zu viel auf die Opfer eingehen kann. Wäre ja auch nicht Sinn der Sache. Schnell wäre man gefangen in den Grausamkeiten, denen liebgewonnene Charaktere ausgesetzt sind. Und das wird hier verhindert, weil ich den Opfern des Mordfalls nicht ganz nahekomme. Weshalb ich dem Buch gute 4,5 Sterne gebe. Denn die Grausamkeit, das Grauen, und die Finsternis sind fast fühl- und greifbar. Genauso wie die Atmosphäre, die an einem haftet, und einen mit einem unguten Gefühl zurücklässt. Wahrlich nicht wegen des buches. Sondern eher wegen der Thematik.

Und nun gibt es auch für diese Rezension ein Lied für das Ende, weil ich es einfach passend finde:

„Gott, bewahr uns vor dem Grau´n…………. dessen Schrecken uns verführt.

Lass uns nicht in Tiefen schaun……………. deren Abgrund uns berührt.“

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