Spannende Einblicke in die Bedeutung des Fußballs für die brasilianische und argentinische Gesellschaft
Lob des DribbelnsDem Autor Olivier Guez ist mit "Lob des Dribbelns" eine beeindruckende, spannend geschriebene und toll zu lesende Hommage an die Geschichte des brasilianischen und argentinischen Fußballs gelungen.
Guez ...
Dem Autor Olivier Guez ist mit "Lob des Dribbelns" eine beeindruckende, spannend geschriebene und toll zu lesende Hommage an die Geschichte des brasilianischen und argentinischen Fußballs gelungen.
Guez beschreibt eindrucksvoll und sehr anschaulich die enorme Bedeutung, die der Fußball in den beiden südamerikanischen Gesellschaften hatte, noch heute hat - und vor allem, wie dazu kam, dass dieser Sport diese Kraft entwickeln konnte. Von den Anfängen unmittelbar nach der Unabhängigkeit von den jeweiligen Kolonialherren, über die Glanzzeiten der 1950er bis 1970er (Brasilien mit Pele, Garrincha, u.a.), bzw. der späten 1970er bis 1990er (Argentinien mit Kempes, Billardo, Maradonna) Jahre, bis zur heutigen Zeit mit den "unvollendeten" Ausnahmekönnern Neymar und Messi.
Dem Autor gelingt es, die scheinbar unzerstörbare Identifikation der Brasilianer und Argentinier mit ihren Fußballvereinen herauszustellen und die Gründe dafür anschaulich und nachvollziehbar darzulegen. Er bewegt sich dabei nicht nur allein in den rein sportlichen Milieus, sondern läßt auch Philosophen, Schriftsteller, Künstler und Personen aus anderen einflussreichen Gesellschaftsteilen zu Wort zu kommen.
Dadurch entsteht ein umfassender Bericht, der dem europäischen Fußball-Fan die wahre Bedeutung des "Fan-Sein" vor Augen führt und nebenbei kritisch mit den heutigen unsäglichen Auswüchsen der Fanszenen und "modernen Vereinskulturen" ins Gericht geht.
Ein spannendes und informatives Buch, das jeder Fußball-Fan, der ein wenig mehr über die Entwicklung des brasilianischen und argentinischen Fußballs erfahren möchte, unbedingt gelesen haben sollte. Ich hoffe auf eine Fortsetzung, die sich dann mit den anderen erfolgreichen südamerikanischen Fußball-Nationen (insbesondere Uruguay und Chile) beschäftigt.