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Veröffentlicht am 26.03.2025

Eine ungleiche Gruppe von Vogelfreunden ermittelt

Schräge Vögel – SOKO Neuntöter
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Es ist schon eine ungewöhnliche Truppe, die sich da seit einiger Zeit immer sonntags zum Sonnenaufgang auf einem Beobachtungsturm im Grabenstätter Moos am Chiemsee trifft. Harald, Katja, Thilo, Sabine ...

Es ist schon eine ungewöhnliche Truppe, die sich da seit einiger Zeit immer sonntags zum Sonnenaufgang auf einem Beobachtungsturm im Grabenstätter Moos am Chiemsee trifft. Harald, Katja, Thilo, Sabine und Frank könnten verschiedener nicht sein - zwischen 21 und 73 Jahre alt, in völlig unterschiedlichen Berufs- und Lebensphasen, eint die Gruppe aber eines - die Leidenschaft für die Vogelbeobachtung, bei der sie allesamt Ruhe und Entspannung vom Streß der Woche finden.
Die Fünf kennen sich nur oberflächlich, aber als eines sonntags mit Frank ausgerechnet einer der Vogelfreunde vom Rest der Truppe tot in unmittelbarer Nähe des Beobachtunsturmes gefunden wird, denken alle sofort an eine unnatürliche Todesursache - außer der herbeigerufenen Polizei, die das Ganze für einen Unfall hält. Die vier verbliebenen "schrägen Vögel" rücken zusammen, beginnen selbst zu ermitteln und stoßen schon bald auf Ungereimtheiten und einige dringend Verdächtige aus dem Umfeld des Toten - Teamwork ist nun gefragt, und das obwohl jeder einzelne aus der Gruppe seine ganz eigenen Probleme mit sich herumträgt.
Mit "Schräge Vögel - SOKO Neuntöter" hat die Autorin Anna Täuber einen netten, humorvollen Krimi mit sehr sympathischen Charakteren und einer außergewöhnlicher Handlung vorgelegt. Auch der Faktor Lokalkolorit kommt nicht zu kurz und macht das "Geschehen" noch authentischer. Ein schöner Wohlfühlkrimi, der einige Längen aufweist, was bei Auftaktbänden zu Reihen jedoch völlig normal ist, da die Vorstellung der Charaktere in der Regel die eine oder andere Zeile mehr benötigt. Insgesamt ein guter Cosy Crime, der Lust auf die Fortsetzung macht.

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Veröffentlicht am 23.03.2025

Äußerst detailierte Darstellung eines schwierigen Themenkomplexes

Iran – Wie der Westen seine Werte und Interessen verrät
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Der bekannte deutsch-iranische Politologe Ali Fathollah-Nejad hat sich mit seinem Buch "Iran - Wie der Westen seine Werte und Interessen verrät" offensichtlich zum Ziel gesetzt, den Lesern die aktuelle ...

Der bekannte deutsch-iranische Politologe Ali Fathollah-Nejad hat sich mit seinem Buch "Iran - Wie der Westen seine Werte und Interessen verrät" offensichtlich zum Ziel gesetzt, den Lesern die aktuelle Entwicklung der innen- und außenpolitischen Situation in der Islamischen Republik Iran nahezubringen.
Er legt dazu äußerst detailiert - fast schon minutiös - dar, wie sich die Lage im Iran in den vergangenen Jahren entwickelt hat und wie die politischen und religiösen Anführer in diesem Land das eigene Programm immer wieder verbiegen um das eigene politische System zu legitimieren und zu erhalten. Dazu gehört unter anderem die massive Unterstützung von Staaten, Institutionen und Gruppen in anderen Ländern, die für den Iran und seine Ideen eine Art "Stellvertreter-Krieg" gegen "den Westen" allgemein, und die USA und vor allem Israel im Besonderen führen. Dabei ist der Iran stets darauf bedacht, selbst nicht als direkter Akteur zu offensichtlich in Erscheinung zu treten um die entsprechenden Reaktionen des "Westens" - sprich: direkte Angriffe - nicht selbst zu spüren zu bekommen.
Ali Fathollah-Nejad zeigt in diesem Buch praktisch nahezu die gesamte Entwicklung des Irans, die innen- und außenpolitischen Ziele des Regimes, die Versuche der Legitimierung, die Verteufelung der "Feinde" und die "Huldigung der Freunde", sowie den brutalen Umgang der Regierung und der ihnen nahestehenden Gruppen mit kritisch gesinnten Oppositionellen oder einfach nur kristischen Bürgern auf. Dabei geht der Autor extrem ins Detail, so dass es dem interessierten Leser teilweise sehr schwer fällt den ganzen Einzelheiten und Zusammenhängen zu folgen.
Ein wichtiges, kritisches und sehr fachkundiges Buch, dass für den interessierten Laien jedoch schwer zu Lesen und noch schwerer zu verstehen ist.

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Gut strukturierte Zusammenfassung zum Thema, aber nicht viel Neues

Digitale Diagnosen
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Die Autorin Laura Wiesböck veranschaulicht in ihrem Buch "Digitale Diagnosen" eindrucksvoll, in welchem Maße medizinische, psychologische und klinische Begriffe mittlerweile vor allem in den sozialen Medien ...

Die Autorin Laura Wiesböck veranschaulicht in ihrem Buch "Digitale Diagnosen" eindrucksvoll, in welchem Maße medizinische, psychologische und klinische Begriffe mittlerweile vor allem in den sozialen Medien präsent sind und dort in erster Linie von Nicht-Experten gestreut werden. Anhand vieler Beispiele legt sie die Gefahren dar, die von dieser durch absolute Laien befeuerten "Mainstreamisierung" und unverantwortlichen Vereinfachung teilweise hochkomplexer Diagnosen ausgehen.
Nur weil bei jemanden eine bestimmte Diagnose gestellt wurde, macht das diese Person noch nicht zu einem Experten dieses speziellen Krankheitsbildes. Und nur weil jemand mal gelesen hat, dass ein bestimmtes Symptom mit einer bestimmten Diagnose einhergehen kann, ist das nicht gleichbedeutend mit einer eindeutigen, von einem Laien zu stellenden Diagnose. "Das Kind kann sich schlecht konzentrieren, also hat es ADHS" => nein, so einfach ist es nicht...
Vor solchen gefährlichen Vereinfachungen und unverantwortlichen Laien-Diagnosen, die nebenbei auch die Arbeit der echten Experten behindern, weil ihre Expertise immer öfter in Frage gestellt wird, warnt die Autorin deutlich und zeigt Wege auf, wie man wieder zu einem erträglichen Maß an "Digitalen Diagnosen" kommen kann. Lesenswert.

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Luxus-Bootsbauer leben gefährlich

Salute - Die letzte Fahrt
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Paul "Paolo" Zeitler, der ehemalige Kommissar aus München, ist mittlerweile voll und ganz in seiner neuen Wahlheimat Bardolino am Gardasee angekommen. Das Cafe des Neu-Baristas läuft gut, die Nachbarn ...

Paul "Paolo" Zeitler, der ehemalige Kommissar aus München, ist mittlerweile voll und ganz in seiner neuen Wahlheimat Bardolino am Gardasee angekommen. Das Cafe des Neu-Baristas läuft gut, die Nachbarn und Bekanntschaften sind nett - das Leben ist schön. Bis Zeitler eines Morgens am Ufer des Gardasees einem Mann zu Hilfe eilt, der offensichtlich eine Leiche aus dem Wasser fischt - ein Mord oder ein Unfall?
Und auch wenn der Ex-Polizist eigentlich nichts mehr mit Verbrechen zu tun haben will, läßt ihn diese Geschichte nicht los. Zunächst sehr zum Leidwesen des ermittelnden italienischen Kommissars Lanza, der aber schon bald die Nähe und die Hilfe von Zeitler sucht. Gemeinsam, aber doch getrennt, gehen die beiden dem Fall nach und stoßen auf einige dringend Tatverdächtige.
Der zweite Band der "Salute"-Reihe von Friedrich Kalpenstein überzeugt mit Witz, außergewöhnlichen Charakteren und einer gehörigen Portion Spannung. Der Fall ist knifflig, die Protagonisten unterhaltsam und die Lösung des Falles schlüssig. Ein rundum gelungenes Lesevergnügen, das Lust auf die kommenden Bände der Zeitler-Reihe macht.

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Kurzweiliger und witziger Seniorenkrimi mit rüstigen, sehr eigenwilligen Charakteren

Tannert, Crime im Heim
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Haus Silberblick ist eigentlich ein sehr ruhiges, idyllisches Seniorenheim. Die Bewohner vertreiben sich ihre Zeit mit dem, womit sich Senioren halt so die Zeit vertreiben. Aber Friedhelm Klemp, der "Impresario", ...

Haus Silberblick ist eigentlich ein sehr ruhiges, idyllisches Seniorenheim. Die Bewohner vertreiben sich ihre Zeit mit dem, womit sich Senioren halt so die Zeit vertreiben. Aber Friedhelm Klemp, der "Impresario", hat sich vorgenommen, mit seinen Mitbewohnern große Kunst auf die kleine Bühne des Seniorenstiftes zu bringen. Der Hamlet von William Shakespeare soll es sein, und mit seiner Angebeteten Katja Horenfeld, die aber ihrerseits einem anderen Bewohner wohlgesonnen ist, macht er sich an die Umsetzung. Das Treffen zur Formierung der Theatergruppe läuft gut, bis plötzlich eine Leiche zu beklagen ist - Ophelia, der bei allen ziemlich unbeliebte Hund einer angehender Darstellerin wurde erschossen. Und es bleibt nicht bei dieser einen Leiche.

Katja Horenfeld ermittelt auf eigene Faust - nicht ganz grundlos und nicht ganz uneigennützig, wie sich bald herausstellt...

"Crime im Heim" von Ida Tannert ist ein flüssig zu lesender, kurzweiliger Cosy Crime mit sehr eigenwilligen, aber durchweg hochinteressanten Charakteren. Die Story ist nicht gerade mit Überraschungen gespickt, aber trotzdem nie langweilig, sondern vielmehr durchaus spannend. Im Grundsatz erinnert die Geschichte an den "Donnerstagsmordclub" des englischen Autors Richard Osman, aber sie hat nicht dieselbe Tiefe und den ausladenden Hintergrund dieser außergewöhnlichen Reihe. Trotzdem ein absolut empfehlenswertes Buch, das sich zu lesen lohnt.

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