Profilbild von rallewu

rallewu

Lesejury Star
offline

rallewu ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit rallewu über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2023

Lucie Girard in hochexplosiver Situation - mit fatalen Folgen

Mord im Kollektiv
0

Im ehemals so geordneten Leben von Commissaire Lucie Girard ist nichts mehr wie es war. Gelangweilt von der Routine des familiären Alltags und berauscht von den Gefühlen zu ihrer Assistentin beginnt sie ...

Im ehemals so geordneten Leben von Commissaire Lucie Girard ist nichts mehr wie es war. Gelangweilt von der Routine des familiären Alltags und berauscht von den Gefühlen zu ihrer Assistentin beginnt sie eine Affäre, lebt diese voll aus und setzt sich mit ihrer Freundin aktiv für die Rechte der Frauen ein - ein in den 1970er Jahren auch in St. Tropez brisantes und hochexplosives gesellschaftliches Thema.

Lucie blüht auf, ist berauscht und verliert den Fokus Familie und Beruf aus den Augen. Sie denkt, sie kann alles haben - ohne Konsequenzen, ohne Kompromisse. Aber man kann nie alles haben, es gibt immer Konsequenzen. Schon bald beginnt das Wolkenschloss zu verblassen, Probleme tauchen auf - Lucie hat die Situation unterschätzt und verliert die Konrolle. Als die Fassade bereits zu bröckeln beginnt, kommt es zur Eskalation. Zwei Männer werden erschossen - die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Und Lucie Girard muss zwischen ihren Gefühlen, Verantwortung und Beruf den richtigen Weg finden. Aber ob ihr das diesmal gelingt, ist mehr als fraglich.

Auch der 18. Band der St. Tropez-Krimireihe um Commissaire Lucie Girard von Luc Winger behandelt wieder ein in den 1970er Jahren in Frankreich, aber auch anderswo auf der Welt, hochbrisantes gesellschaftliches Thema. Die Forderung nach Anerkennung und Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Liebe, sowie die Gleichstellung von Frauen und Männern hatte (und hat heute noch!) in konservativen Kreisen enorme gesellschaftspolitsche Sprengkaft. Diese Brisanz stellt Luc Winger sehr gut dar.

Über die Behandlung dieses Themas tritt der "Kriminalfall" allerdings in den Hintergrund. Lucie Girard ermittelt eher in ihrem eigenen Leben, über das sie die Kontrolle verloren hat. Insgesamt ein lesenswertes Buch, das die Kenner von Lucie Girard mit eher gemischten Gefühlen zurückläßt. Man bekommt eine Seite der Commissaire gezeigt, die Fragen aufwirft. Lesenswert, aber komplett anders als die "normalen" St. Tropez-Krimis.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.12.2022

Hochspannender Krimi mit viel Lokalkolorit und tollen Charakteren

Küstenmord: Kein Wort zu viel
0

Es ist wirklich kein schöner Anblick, der sich den Schleswiger Kommissaren Katja Greve und Daniel Kowalski da auf dem Grundstück eines Nobelferienhauses in der Schlei-Region bietet. In der Klärgrube des ...

Es ist wirklich kein schöner Anblick, der sich den Schleswiger Kommissaren Katja Greve und Daniel Kowalski da auf dem Grundstück eines Nobelferienhauses in der Schlei-Region bietet. In der Klärgrube des Hauses wurde eine ziemlich entstellte Frauenleiche gefunden. Ein Unfall oder natürlicher Tod ist schnell ausgeschlossen, aber wer ist die Tote? Und hat die Vermietungsagentur für die Ferienhäuser etwas mit dem Fall zu tun? Oder eine Reinigungsfirma, die den beiden Kommissaren schon bei einem vorherigen Fall dubios vorgekommen war und die ausgerechnet in diesem Haus tätig ist? Wenig Konkretes, aber dafür viele Fragen denen nachgegangen werden muss. Und auch die persönliche Beziehung der Kommissare zueinander wird durch Umstände, die den Fall betreffen, auf die Probe gestellt.

Der Autorin Eva Jensen ist mit "Küstenmord - Kein Wort zu viel" ein spannender zweiter Band ihrer Serie um die beiden sympathischen Schleswiger Kommissare Katja Greve und Daniel Kowalski gelungen. Mit ihrer anschaulichen Sprache und dem fesselnden Schreibstil gelingt es Jensen, die Leser vom Beginn der Geschichte an mitzunehmen. Der Spannungsbogen ist weit gefasst, es zeigen sich einige unvorhersehbare Wendungen und die Auflösung ist überraschend, aber schlüssig. Kurzum - ein sehr lesenswerter Krimi, der Lust auf weitere Fälle mit den Ermittlern in der Schleiregion macht. Sehr empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 30.12.2022

Anschauliche Darstellung der russischen Geschichte

Eine Geschichte Russlands
0

Der Autor Orlando Figes nimmt seine Leser in diesem umfangreichen Werk mit auf die Reise von den Anfängen Russlands (das damals noch nicht so hieß) bis ins Jahr 2022, das mit dem Putins Angriffskrieg auf ...

Der Autor Orlando Figes nimmt seine Leser in diesem umfangreichen Werk mit auf die Reise von den Anfängen Russlands (das damals noch nicht so hieß) bis ins Jahr 2022, das mit dem Putins Angriffskrieg auf die Ukraine eine sogenannte "Zeitenwende der europäischen Geschichte" einläutete,
Figes erläutert kenntnisreich und sehr anschaulich die wechselhafte Geschichte Russlands. Er stellt gut dar, warum das Riesenreich in Eurasien kein einheitliches Staatsgefüge sein kann und warum sich auch über die Jahrhunderte kein echtes russisches Nationalgefühl ausbilden konnte. Russland ist und war schon immer ein Vielvölkerstaat, dessen Herrscher sich in autokratischen Systemen ausleben konnten, weil es keine starke Gegenpole innerhalb der Gesellschaft gab. Gegenpole gibt es heute viele, aber sie sind nicht stark genug um den Herrschenden etwas adäquates entgegenzusetzen. Figes stellt dar, dass das russische Volk nie eine unabhängige Denkweise entwickeln konnte und auch nicht entwickeln musste, weil immer eine (mehr oder weniger) starke Führungsperson (die Zaren, Lenin, Stalin, Chruschtschow, Breschnew, usw.) da war, der es folgen konnte oder musste.
"Eine Geschichte Russlands" ist ein gut zu lesendes Grundlagenwerk zur Historie eines großen Landes. Wer dieses Buch gelesen hat, der versteht zumindest ansatzweise die Grundlagen, auf denen die Denkweise der Herrschenden in Russland beruhen. Für Leser, die mit der russischen Geschichte nicht so vertraut sind, sind die unzähligen Namen wichtiger Personen - insbesoondere der früheren Historie des Landes - etwas verwirrend. Dennoch ein sehr lesenswertes und gerade in diesen Zeiten wichtiges Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2022

Tieftraurig und berührend - eine völlig andere Weihnachtsgeschichte

Andere Sterne
0

Die zehnjährige Ronja und ihre sechzehnjährige Schwester Melissa haben es nicht leicht. In Tøyen, einem Arbeiterviertel Oslos, leben die beiden aufgeweckten Mädchen mit ihrem Vater - einem Alkoholiker, ...

Die zehnjährige Ronja und ihre sechzehnjährige Schwester Melissa haben es nicht leicht. In Tøyen, einem Arbeiterviertel Oslos, leben die beiden aufgeweckten Mädchen mit ihrem Vater - einem Alkoholiker, der kurze lichte Momente hat, dann aber oft lange Zeit im dunklen Labyrinth der Sucht verschwindet. Die Mädchen sind oft auf sich allein gestellt und schlagen sich durch. Melissa ist misstrauisch und sarkastisch, Ronja hoffnungsvoll und lieb - und beide sind füreinander da und packen an. In der Vorweihnachtszeit ergibt sich scheinbar eine Gelegenheit, die für Erleichterung sorgen könnte. Die Mädchen nehmen ihr Glück selbst in die Hand - aber können Ronja und Melissa ihr Glück tatsächlich festhalten?

Es könnte eine wunderschöne Vorweihnachtsgeschichte wie ein Märchen sein - mit Happy End und alle haben sich lieb. Aber ob es dazu kommt - wer weiß? Auf jeden Fall ist die aus der Sicht der aufgeweckten, pfiffigen und erstaunlich erwachsenen Ronja geschriebene Geschichte toll zu lesen. Der Leser fühlt mit, wird emotional aufgewühlt, will einschreiten, leidet und freut sich mit den Mädchen. Eine tolle Geschichte um gerade in der Vorweihnachtszeit mal innezuhalten, nachzudenken und sich bewußt zu machen, wie groß oder klein eigene Probleme im Vergleich zu anderen sein können. Äußerst empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.12.2022

Moderne Hexenjagd in Südtirol?

Bei den Tannen
0

Es herrschen Rat- und Orientierungslosigkeit in Reihen der Kollegen der Questura der Polizia di Stato in Bozen. Commissario Grauner und sein Team hat nach dem letzten erfolgreich abgeschlossenen Fall einen ...

Es herrschen Rat- und Orientierungslosigkeit in Reihen der Kollegen der Questura der Polizia di Stato in Bozen. Commissario Grauner und sein Team hat nach dem letzten erfolgreich abgeschlossenen Fall einen harten Schickssalschlag zu verkraften und jeder im Team geht mit dem Verlust anders um. Da kommt der Mord an einer bekannten Restaurantkritikerin einerseits zur Unzeit, denn die Polizisten sind noch sehr mit sich selbst beschäftigt, aber andererseits wohl auch genau zur richtigen Zeit, denn einer kurzen Phase der Einarbeitung gehen Grauner, Saltapepe, Tappeiner und Co. wieder gewohnt professionell und zielgerichtet an die Arbeit.

Auch der mittlerweile siebte Fall von Commissario Johann Grauner und seinem neapolitanischen Kollegen Ispettore Claudio Saltapepe hat es in sich. Gewohnt souverän und toll erzählt gelingt es dem Autor Lenz Koppelstätter auch diesmal wieder, den Leser von Anfang an in eine hochinteressante Geschichte zu ziehen, einige überraschende Wendungen einzubauen und schließlich zur nachvollziehbaren und für den Leser voll und ganz befriedigenden Auflösung des Falls einzuschwenken. Oder ist am Ende doch alles gar nicht so klar, wie es scheint...?

Ein tolles Buch, eine ausgezeichnete Reihe. Ich hoffe noch auf viele weitere Fälle mit dem besten Ermittlerteam Südtirols...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere