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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2024

Herrlich philosophisch, herrlich sportlich

Ich könnte hier stundenlang sitzen und auf den Rasen schauen
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Der Autor Moritz Rinke ist ein angesehener deutscher Romanautor und Dramatiker, der sich der hochwertigen Literatur und deren Umsetzung auf der Bühne oder in Filmen verschrieben hat. Er ist aber auch leidenschaftlicher ...

Der Autor Moritz Rinke ist ein angesehener deutscher Romanautor und Dramatiker, der sich der hochwertigen Literatur und deren Umsetzung auf der Bühne oder in Filmen verschrieben hat. Er ist aber auch leidenschaftlicher Fußballfan (da in Worpswede geboren natürlich von Werder Bremen) und als solcher aktives Mitglied der Deutschen Autorennationalmannschaft.

Das Buch "Ich könnte hier stundenlang sitzen und auf den Rasen schauen" ist eine Sammlung vieler in anderen Medien erschienener Kolumnen und Artikel, die sich rund um das Thema Fußball drehen. Manchmal geht Rinke das Thema dabei sehr philosophisch an und die Liebe zu diesem Sport nimmt praktisch lyrische Züge an, manchmal ist Rinke gerade sprachlich in seinen Texten einfach nur Fan und schreibt auch so - einfach schonungslos offen und als einer von 80 Millionen Bundestrainern in Deutschland.

Besonders macht dieses Buch, dass der Autor sich nicht nur in platten Attitüden verfängt, sondern dass er den Sport Fußball aus allen Facetten beleuchtet, deutlich auf Missstände hinweist, aber trotzdem die Liebe zum Sport immer wieder in den Vordergrund rückt. Das Buch könnte auch gut den Titel "Warum ich diesen Sport trotzdem liebe" tragen...

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Veröffentlicht am 14.09.2024

Ein schlimmes Thema mit bitterbösem Humor zur Sprache gebracht

Ein Mann zum Vergraben
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Sally hat ihren Mann getötet - nicht absichtlich, eher im Affekt und in Notwehr mit einer gusseisernen Pfanne, aber doch: sie hat es getan. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: die Polizei rufen, das Ganze ...

Sally hat ihren Mann getötet - nicht absichtlich, eher im Affekt und in Notwehr mit einer gusseisernen Pfanne, aber doch: sie hat es getan. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: die Polizei rufen, das Ganze so gut es geht erklären und wahrscheinlich zumindest wegen Totschlag ins Gefängnis gehen, oder sie findet einen Weg die Leiche verschwinden zu lassen und ein neues Leben zu beginnen.
Erstmal beginnt Sally ihre neu gewonnene Freiheit mit einem leckeren Stück Kuchen und einem heißen, langen Schaumbad zu genießen, denn ihr Mann hatte sie über Jahre hinweg misshandelt und gedemütigt, was in der Extremsituation Corona-Lockdown noch schlimmer wurde. Sally findet neuen Mut, neue Ziele und trifft eine folgenschwere Entscheidung. Dann lernt sie in ihrer englischen Kleinstadt andere Frauen kennen, die sich verrückterweise in ähnlichen Sitationen befinden. Man findet zusammen und der Wahnsinn nimmt seinen Lauf...

Die Autorin Alexia Casale hat die sehr schlimmen, aber wichtigen Themen "häusliche Gewalt" und "Gewalt in der Partnerschaft" in einen schwarzhumorigen fiktiven Roman verpackt, der zunächst etwas langsam in die Gänge kommt, dann aber sehr spannend zu lesen ist. Der Leser hat Spaß an der scheinbar verrückten und abgedrehten Handlung, wird aber immer wieder daran erinnert und sensibilisiert für die Gründe, die dafür gesrgt haben, dass die Hauptcharaktere überhaupt so handeln müssen, wie es tun.
Ein tolles und wichtiges Buch, dass die Thematik des häuslichen Missbrauchs aus dem Schattendasein herausholt und vielleicht dazu beitragen kann, genauer hinzusehen und zu handeln. Es wäre wünschenswert.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Schweden für Anfänger - und solche, die länger bleiben wollen

Ein Jahr in Schweden
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Auch wenn sich ihr Name durchaus schwedisch anhört - die Autorin Marie-Helene Steghöfer ist gebürtige Österreicherin und zog mit Ihrem Mann, der einen Job an der Göteborger Uni annahm, und der gerade erst ...

Auch wenn sich ihr Name durchaus schwedisch anhört - die Autorin Marie-Helene Steghöfer ist gebürtige Österreicherin und zog mit Ihrem Mann, der einen Job an der Göteborger Uni annahm, und der gerade erst geborenen Tochter nach Schweden - ohne große Sprachkenntnisse, ohne Wissen über die Geflogenheiten vor Ort und ohne eine Ahnung zu haben, wie die Schweden so sind.

Ein Sprung ins kalte Wasser (oder in den kalten schwedischen Winter) sozusagen, aber die Autorin erzählt auf humorvolle Art und Weise, wie sie sich nach Anfangschwierigkeiten freigeschwommen und gut eingelebt haben, ihren Alltag meistern und warum auch nach einem Jahr noch jeden Tag etwas Neues entdeckt werden kann, das völlig anders gemacht wird als in Deutschland oder Österreich. Vor allem begeisternd - in Ämtern sind offenbar Menschen für bestimmte Dinge zuständig, die sich mit diesen Dingen auskennen.

Sehr lesenswert, herzlich und humorvoll erzählter Bericht.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Aufstand in Spellbound? - Der Stadtrat ist außer Rand und Band

Spellbound - Magische Missetaten
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Emma Hart hat in ihrer kurzen Zeit in der magischen Kleinstadt Spellbound bereits so einiges verrücktes und unglaubliches erlebt. Aber als Sie eines Tages zu einer Sitzung des Stadtrates erscheint um ihren ...

Emma Hart hat in ihrer kurzen Zeit in der magischen Kleinstadt Spellbound bereits so einiges verrücktes und unglaubliches erlebt. Aber als Sie eines Tages zu einer Sitzung des Stadtrates erscheint um ihren Vorschlag zur Reformierung der gerichtlichen Strafbemaßung vorzustellen, erlebt sie die sonst so seriösen und auf Etikette bedachten Mitglieder der höchsten Vertretung der Stadt außer Rand und Band. Schnell ist klar - jemand hat die Mitglieder verzaubert und in einen kindlichen Zustand versetzt. Aber wer? Und warum, zu welchem Zweck...?

Emma versucht die Antworten auf diese Fragen zu finden, muss sich aber auch weiterhin mit ihren eigenen chaotischen Gefühlen bezüglich der äußerst attraktiven, aber nicht ungefährlichen Männerwelt von Spellbound auseinandersetzen. Vor allem ihr Schwarm, der gefallene Engel Daniel, macht ihr große Sorgen. Ziemlich viel für eine einzelne Hexe in Ausbildung. Aber zum Glück hat sie ja jede Menge Verbündete und gute Freunde...

Die Story im vierten Band der Spellbound-Reihe "Magische Missetaten" ist herrlich verrückt und chaotisch, wird zum Ende hin aber auch ernst und für die Hauptprotagonistin sogar richtiggehend gefährlich. Trotzdem überwiegen - wie in den drei Vorgängerbänden - auch diesmal die humorvollen Passagen. Immer wieder begeistert die Autorin mit der detailreichen und liebevollen Beschreibung der übernatürlichen Wesen. Sehr lesenswert - auch wenn das persönliche Gefühlschaos von Emma Hart (insbesondere in Bezug auf Daniel) langsam ein wenig in ungesunde Obsession umschlägt.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Ein mitreißender "Reisebericht" der anderen Art

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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Ein "Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland" - was kann man von einem Buch mit einem so außergewöhnlichen Titel erwarten? Einen Reiseratgeber mit Tipps, wie man gefährliche Situationen ...

Ein "Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland" - was kann man von einem Buch mit einem so außergewöhnlichen Titel erwarten? Einen Reiseratgeber mit Tipps, wie man gefährliche Situationen auf Reisen umgeht? Einen Reisebericht, der den Lesern vor Augen führt, dass Angst und Vorsicht auf Reisen gar nicht nötig sind? Und wo liegt dieses Ödland?

Nein, all diese, in gewisser Weise nüchternen und vielleicht sogar langweiligen Fragen beantwortet das Buch von Sarah Brooks nicht - zum Glück. Denn stattdessen darf der Leser in eine phantastische, spannende und mitreißende Geschichte eintauchen, die viele, von Grund auf verschiedene Charaktere auf einer Reise mit der legendären Transibirischen Eisenbahn von Peking bis nach Moskau unmittelbar vor der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zusammenführt.

Sarah Brooks erzählt die Geschichten dieser Protagonisten unaufgeregt, literarisch anspruchsvoll und jederzeit interessant. Nie wird es dem Leser langweilig, immer passieren interessante Dinge und letztlich verwächst die Gruppe der Zugreisenden aufgrund der unglaublichen Ereignisse im sibirischen "Ödland", dass sie durchfahren, zu einer "Zugcommunity", die untrennbar verbunden ist.

Das "Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland" ist eine Mischung aus phantastischem Abenteuerroman, Steam-Punk-Story und Wirtschaftskrimi. Eine tiefgreifende Geschichte, die einen zunächst neugierig macht und dann mit der Zeit völlig in ihren Bann zieht. Für mich mit nichts, was ich zuvor gelesen habe, zu vergleichen - uneingeschränkt lesens- und empfehlenswert.

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