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Veröffentlicht am 13.08.2023

Schwierig

Der Kaninchenstall
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In einem heruntergekommenen Apartmentkomplex im fiktiven Vacca Vale lebt die 18jährige Blandine mit drei jungen Männern in einer WG. Jeder der Jungs glaubt in das blasse unnahbare Mädchen verliebt zu sein, ...

In einem heruntergekommenen Apartmentkomplex im fiktiven Vacca Vale lebt die 18jährige Blandine mit drei jungen Männern in einer WG. Jeder der Jungs glaubt in das blasse unnahbare Mädchen verliebt zu sein, diese ist allerdings am liebsten für sich und fröhnt ihrer Obsession für die Mystikerinnen und Hildegard von Bingen. Neben der ungewöhlichen WG gibt es noch andere Bewohner im sogenannten "Kaninchenstall", jungen Eltern mit ihrem Baby, ein altes Ehepaar mit Mäuseproblem, oder die einsame 40jährige, mit einer Vorliebe für Maraschino-Kirschen.

Einige der Bewohner lernt der Leser direkt zu Beginn kennen, von manchen erfährt er die Namen, andere bleiben bis zum Schluß namenlos. Manche werden nur kurz erwähnt, Andere bekommen einen längeren Auftritt zugestanden. Nach welchen Kriterien die Autorin die Präsenz der Figuren innerhalb der Geschichte vergeben hat, bleibt leider bis zum Schluß unklar. Genauso ist leider nicht immer erkennbar, welchen Zusammenhang es zwischen den einzelnen Nebenschauplätzen und der Hauptstory gibt, ausser, dass das junge Paar sein Baby in eben dem Hotelzimmer gezeugt hat, in dem später eine der Hauptfiguren absteigt.

Klingt jetzt vielleicht etwas verwirrend, was ich hier gerade von mir gegeben habe, spiegelt aber eigentlich ganz gut den Zustand, in dem ich mich beim Lesen befunden habe, ständige Verwirrung.

Zu Beginn der Geschichte war ich erstmal etwas erschlagen von der Sprachgewalt der jungen Autorin. Schreiben kann sie, gar keine Frage, allerdings fiel es mir zunehmend schwer ihrem Geschriebenem zu folgen. Ich habe es stellenweise als sehr anstrengend empfunden mich durch die verschiedenen Handlungsstränge zu manövrieren, es gibt zwar einen roten Faden, allerdings ist der an vielen Stellen so ausgefranst, dass er zwischen den Zeilen fast nicht mehr zu finden ist. Natürlich bringt die Autorin zum Ende hin einiges zusammen. Da erklärt sich irgendwann die Rolle von Moses, dem Sohn einer gerade verstorbenen Filmdiva, aber auch hier bleibt die Frage, warum die Autorin gerade dieser Figur so viel Raum, soviel Tiefe eingeräumt hat. Die Figuren sind oft sehr skuril gezeichnet, fast überzeichnet. An sich mag ich solche "Freaks" ganz gern, aber hier hatte ich oft ein ungutes Gefühl, so als würde dieses "freakige" zur Lachnummer verkommen. Mit der auf dem Buchrücken erwähnten "beißenden Komik" hat das für mich leider nicht viel zu tun.

Generell finde ich mich in den Pressestimmen, die den Schutzumschlag zieren, nicht wirklich wieder. Ich möchte der Autorin nicht absprechen, dass sie den National Book Award zu Recht gewonnen hat, wie gesagt, schreiben kann sie und ihr Porträt einer sterbenden Industriestadt ist so auf den Punkt, dass es weh tut, aber die Art und Weise ihrer Umsetzung ist mir einfach to much. Ich weiß nicht wirklich, was die Autorin mir jetzt mit ihrer Geschichte sagen will, ja, sie ist eine Gesellschaftskritik, eine Kritik an vielem, was in den USA derzeit im Argen liegt, am Bildungssystem, am Gesundheitssystem, an der Sozialpolitik, am kommunalen Wohnungsbau, an der Umweltpolitik großer Firmen und und und. Zuätzlich werden auch Themen wie Mißbrauch, Vernachlässigung, Einsamkeit und Armut eingebunden. Alles wichtige Themen, Themen, die ohne Probleme mehrer Bücher füllen könnten, hier aber eben in eine einzige Geschichte gequetscht wurden.

Ich bin Leser von der Sorte "ottonormal", natürlich mag ich Bücher mit Tiefgang, mit einer Message, aber es muss mir eben auch möglich gemacht werden diese Message zu verstehen und das ohne das ich vorher Literaturwissenschaften studiert habe. Bei der Lektüre dieses Buches hab ich mich irgendwie fehl am Platz gefühlt, als wäre das Buch eigentlich nicht für mich gemacht. Ich hab mich so ein bisschen gefühlt wie früher in der Schule, wenn ich bei einer Buchinterpretation so überhaupt nichts von dem herausgelesen hatte, was laut Lehrer herauszulesen war.

Ich möchte dem Buch in keinster Weise seine Genialität absprechen, seine Tendenz zum modernen Klassiker, ich bin mir aber sicher, dass das Buch sich letztlich nur einem begrenzten Leserkreis erschließen wird. Wahrscheinlich wird das Buch eins von denen, die man entweder liebt, oder hasst. Während die Einen sich mit immer neuen Interpretationen überschlagen, werden sich die Anderen durchquälen und am Ende mit einer Unmenge an Fragezeichen im Kopf zurückbleiben. Um zu wissen, zu welcher Kategorie man selber gehört muss man das Buch aber erstmal lesen. Viel Spaß im Kaninchenstall.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Bedingt gruselig

Amazement Park
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Die Obdachlose Mac erwartet nicht mehr viel vom Leben, denn sie hat trotz ihres jungen Alters schon zu viel Schlimmes erlebt und zu viel verloren. Als die Leiterin der Obdachlosenunterkunft ihr vorschlägt ...

Die Obdachlose Mac erwartet nicht mehr viel vom Leben, denn sie hat trotz ihres jungen Alters schon zu viel Schlimmes erlebt und zu viel verloren. Als die Leiterin der Obdachlosenunterkunft ihr vorschlägt an einer Spielshow teilzunehmen um ihrem Leben endlich eine Wendung zu geben, lehnt Mac entschieden ab, allerdings wäre sie die perfekte Kandidatin, schließlich geht es in der Show darum sich zu verstecken und wenn Mac etwas richtig gut kann, dann ist es unsichtbar zu bleiben. Das diese Gameshow aber total anders ist erwartet merkt nicht nur Mac relativ schnell.

Das Thema Gameshow ist nicht nur seit der Netflixserie Squid Game in aller Munde, das Setting wird im Trash TV mit Filmen wie "The Hunt" ebenso herangezogen, wie auch in Klassikern des Genres. Letztlich geht es in Filmen wie Escape Room, oder sogar Saw um das gleiche Grundthema, eine Gruppe von Personen findet sich in einer lebensbedrohlichen Situation wieder, aus der sie sich durch das lösen verschiedener Aufgaben befreien muss. Selbst "The Hunger Games" könnte man hier als Beispiel anbringen.

Die Autorin wirft eine buntgemischte Personengruppe in ein augenscheinlich recht harmloses Setting, Ziel ist es als letzter im Spiel zu bleiben und das Preisgeld abzuräumen. Bei ihren Figuen, alle irgendwie gescheiterte Persönlichkeiten, greift sie dabei ziemlich tief in den Klischeetopf. Da gibt es das naive Blondchen mit dem perfekten Zahnpastalächeln und dem erfolglosen YouTube Kanal, die ewige Praktikantin ohne Persönlichkeit, die lesbische und traumatisierte Kriegsveteranin, den blassen unscheinbaren Jungen vom Lande, oder den siegesverwöhnten Fitnessfreak. Jede ihrer Figuren bekommt eine genau auf ihren Charakter zugeschnitte Rolle in der Geschichte und handelt so leider ziemlich vorhersehbar. Hintergrundinformationen bekommt man als Leser nur zu den Figuren, die länger in der Geschichte präsent sind, wer als erstes ausscheidet, wird nicht näher beleuchtet.

Bei der Geschichte war ich nach dem Klappentext bereits Feuer und Flamme. Als riesen Fan klassischer Horrorszenarien ala Stephen King hoffte ich eine Story im Stil von "Menschenjagd", oder auch "Joyland" zu lesen zu bekommen und tatsächlich entwickelte sich die Story anfangs in diese Richtung. Es wurde direkt unterschwellige Spannung aufgebaut, die merkwürdige Begrüßung der Teilnehmer, der eigentümliche Ort, die ausweichenden Erklärungen der Verantwortlichen, all das lässt beim Leser recht schnell die Alarmglocken klingeln, während sich die Gruppe die Ereignisse selbst nach dem Verschwinden der ersten Mitstreiter noch schönredet. Der Grund für das Verschwinden wird nur angedeutet und lässt dem Leser viel Interpretationsspielraum.

Über weite Strecken funktioniert das noch recht gut, im letzten Drittel flacht das Buch aber leider immer mehr ab. Zwar bekomme ich als Leser endlich die Auflösung zum Verschwinden der Gruppenmitglieder, allerdings ist diese Auflösung doch ziemlich dünn und irgendwie unbefriedigend. Leider kann ich das nicht näher ausführen ohne zu spoilern. Die Autorin bemüht sich das Buch in einem Showdown enden zu lassen, aber auch das ist ihr nur bedingt gelungen. Ich hatte das Gefühl hier sollte auf den letzten Metern viel zu viel in die Story gepackt werden, die Dialoge wirkten gestelzt und aufgesetzt. Wahrscheinlich sollte das den Charakter einer der beteiligten Figuren unterstützen, aber für mich hat es nicht gepasst. Letztlich war das Ende alles andere als stimmig, währe das Ganze ein Film gewesen, hätte ich wahrscheinlich darauf gewartet, dass nach dem Abspann noch irgendwas kommt.

Ich bin mit großen Erwartungen in das Buch gestartet und fühlte mich auf den ersten Metern auch gut unterhalten, leider konnte die Autorin den ersten Schwung nicht ins restliche Buch mitnehmen und ich wurde doch etwas enttäuscht und unbefriedigt zurückgelassen. Für Neulinge im Horrorgenre sicher ein guter Einstieg, für alteingesessene Fans eher Nichts.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Zu viel drum rum

Tachyon
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Die junge Tsai Yini lebt mit ihrem Bruder auf dem Erdmond und arbeitet dort im Großen Archiv als Chronistin für Tachyonen-Kommunikation. Bei der Arbeit an einen solchen Übertragung glaubt sie Ähnlichkeiten ...

Die junge Tsai Yini lebt mit ihrem Bruder auf dem Erdmond und arbeitet dort im Großen Archiv als Chronistin für Tachyonen-Kommunikation. Bei der Arbeit an einen solchen Übertragung glaubt sie Ähnlichkeiten zwischen sich und einer Forscherin zu erkennen, die Frau sieht ihr nicht nur unglaublich ähnlich, sie hat auch noch den gleichen Nachnamen. Yini beginnt nachzuforschen und stößt dabei auf Berichte, die von intelligentem Leben auf einem weit entfernten Planeten sprechen.

Ich hatte mal wieder Lust auf ein Weltraumabenteuer und die Story versprach spannend zu werden. War sie dann in ihren Grundzügen auch. Der Leser verfolgt im groben drei Handlungsstränge, oder besser Zeitlinien. Da ist zum einen die "Gegenwart" als Yini die eingegangenen Übertragungen bearbeitet und ihre Nachforschungen beginnt, dann die Ereignisse, um die es in der Übertragung geht und die früher passiert sind und zum dritten die Ereignisse vor und während der Entdeckung der Lebensformen, die wiederum vor den Ereignissen aus der Übertragung spielen.

Die genauen zeitlichen Abläufe sind leider etwas verwirrend, hier kommen die titelgebenden Tachyonen ins Spiel, denn die ermöglichen die Kommunikation. Der Autor bemüht sich redlich das beschriebene Prinzip zu erklären und ich habe mich redlich bemüht seine Erklärungen zu verstehen, letztlich habe ich kapituliert. Die Grundzüge glaube ich verstanden zu haben, die Details bleiben mir fremd und wenn ich ehrlich bin muss ich das auch gar nicht bis ins Detail wissen. Gerade bei Sci-Fi bleibt es natürlich nicht aus, dass es technisch wird. Da werden schon mal physikalische Gesetze ausgehebelt, um das Reisen zwischen den Planeten zu ermöglichen, da wird gebeamt, mit Warpgeschwindigkeit geflogen, oder es gibt Laserkanonen. Alles Dinge die man so, oder so ähnlich kennt und auch nicht unbedingt hinterfragt, wenn man nicht gerade Astrophysik als Hobby hat.

Neben den technischen Finessen hat der Autor sich auch bei seinen Lebensformen sehr ins Zeug gelegt, das Genre ist aber auch perfekt geeignet, um hier aus dem Vollen zu schöpfen. Für mich als sehr visuellen Leser war das dann aber auch einfach irgendwann zuviel. Wenn die katzenartigen Lebensformen dann da noch ein Detail hinzubekommen haben und da noch eins, konnte ich die ganzen Informationen irgendwann gar nicht mehr in das Bild einbauen, das ich mir von der Figur gemacht hatte. So was kann im Film, wenn sich die Verantwortlichen für die Special Effekts richtig austoben, total spektakulär aussehen, ist in geschriebener Form aber manchmal einfach nur andtrengend und überfordernd.

Die Grundstory des Buches ist eigentlich genau meins. Die Menschheit ist gezwungen ihren Lebensraum ins All zu verlagern, es gibt schon bald politische Probleme, die in kriegerischen Auseinandersetzungen enden, wissenschaftliche Entdeckungen werden nicht zum Wohl der Menschheit eingesetzt, sondern um Waffen aus ihnen zu entwickeln und völlig unbeteiligte Personen müssen plötzlich die Welt retten. Ein Konzept, das schon vielfach gut funktioniert hat, das man als Autor eben nur etwas neu interpretieren muss und genau hier liegt für mich der Schwachpunkt der Story. Mit seiner Interpretation hat der Autor es einfach übertrieben, er hat zu viel gewollt, zu viel in die Geschichte reingepackt, die technischen Details seine überbordende fremde Flora und Fauna, von Allem ist genug für mehrer Geschichten vorhanden.

Der Autor sagt zum Abschluß selber, dass er im Vorfeld nie weiß in welche Richtung seine Geschichten sich entwickeln. Diese hier ist wohl ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen und obwohl ich Yini, Monte und Co durchaus liebgewonnen habe, weiß ich nicht, ob ich sie auch in Teil zwei bei ihrer Mission zu Rettung der Menschheit begleiten möchte. Schade eigentlich.

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Veröffentlicht am 01.08.2023

Überleben

Kerbholz
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Ende der siebziger Jahre kommen die Chamberlains nach Neuseeland, weil der Vater der sechsköpfigen Familie hier einen neuen Job angenommen hat. Bevor es aber in den neuen Alltag geht möchte der Vater ...

Ende der siebziger Jahre kommen die Chamberlains nach Neuseeland, weil der Vater der sechsköpfigen Familie hier einen neuen Job angenommen hat. Bevor es aber in den neuen Alltag geht möchte der Vater einige Zeit das Land mit dem Auto erkunden. In einer regnerischen Nacht kommt das Fahrzeug von der Straße ab und stürzt in einen Fluß, nur die Kinder auf der Rückbank überleben und sind nun im neuseeländischen Regenwald auf sich allein gestellt.

Das Buch hat mich direkt von der ersten Seite an gefesselt. Die Situation der Kinder spricht mich als Mutter natürlich direkt emotional an, aber auch mit seiner Beschreibung der wilden Natur Neuseelands nimmt der Autor den Leser mit. Im Wesentlichen gibt es drei Handlungsstränge, beziehungsweise Zeitebenen. Zum größten Teil natürlich die Ereignisse direkt nach dem Unfall mit der vermeintlichen Rettung der Kinder. Viele Jahre später begleitet der Leser die mitlerweile alt gewordene Tante der Kinder als diese eine Nachricht zum Verbleib ihrer Familie erhält und im Zuge dessen erlebt er ihre Erinnerungen an ihre verzweifelte Suche vor Ort. Über Jahre hinweg war sie immer wieder in Neuseeland unterwegs, sammelte akribisch Hinweise, fuhr mögliche Strecken ab, zeigte Fotos herum und befragte Anwohner, wollte sich nicht damit abfinden, dass das Land ihre Angehörigen scheinbar einfach verschluckt hatte.

Die Geschichte setzt stark auf die emotionale Wirkung beim Leser. Mit leisen, aber eindringlichen Tönen schildert der Autor die Stunden nach dem Unfall, wie sich die Rollenverteilung unter den Geschwistern verschiebt, wie sie versuchen Entscheidungen zu treffen, aber letztlich an den Gegebenheiten scheitern. Wie sie sich dann dankbar ihrem Retter anschließen und obwohl die Situation alles andere als normal ist, in ihrer kindlich naiven Art, dem Erwachsenen vertrauen. Dem Leser ist natürlich direkt die bedrohliche Stimmung bewusst, man weiß, dass die Situation absolut falsch läuft, erkennt die Lügen, kann aber auch nachvollziehen, warum die Kinder sich in ihr ergeben. Der Autor schafft es eine sehr widersprüchliche Stimmung zu erzeugen, der Leser schwankt zwischen Unverständnis, Wut, Verzweiflung, Hoffnung, aber auch Wärme und Verständnis.

Der Leser weiß ja im Prinzip wie sich die Geschichte entwickeln wird, die finale Aufklärung lässt mich ein wenig unbefriedigt zurück, obwohl das vielleicht nicht unbedingt das richtige Wort dafür ist. Das Ende ist emotional genauso zwiegespalten wie eben die ganze Geschichte, einerseits ist es stimmig, logisch für die Figur, vollkommen verständlich, andererseits macht es mich traurig, lässt mich melancholisch zurück, eben weil man sich etwas anderes erhofft hat. wer aber sagt, dass das was ich mir als Leser erhofft habe denn so viel besser für die Figuren gewesen wäre. Hier muss wohl jeder Leser seinen eigenen Frieden mit der Geschichte schließen.

Innerhalb der Geschichte werden verschiedene Themen angesprochen, die bestimmte Lesergruppen triggern könnten. Zu aller erst natürlich Todesfälle, aber auch psychische und physische Gewalt gegen Kinder und in gewisser Weise sogar sexueller Mißbrauch. Beim Verhalten der Geschwister und ihrem Umgang mit der Situation fällt auf, dass der Autor einem recht stereotypen Rollenbild folgt. Dieses Verhalten ist es dann letztlich ach, was den Ausgang der Geschichte entscheidend mitbestimmt. Man könnte dies als Leser jetzt analysieren, kritisieren, zerreden, mit der eher männlichen Sichtweise des Autors hadern, oder aber einfach, im zeitlichen Kontext gesehen, akzeptieren.

Wie man sieht, klingt das Buch auf die verschiedenste Weise noch lange im Leser nach und das ist es doch was ein gutes Buch tun sollte.

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Blutig

Die Schrift
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Arne Stiller ist Kryptologe und Ermittler bei der Dresdner Polizei. Der Täter in seinem neuesten Fall hinterlässt seine verschlüsselten Botschaften tätowiert auf dem Rücken seiner übel zugerichteten Opfer, ...

Arne Stiller ist Kryptologe und Ermittler bei der Dresdner Polizei. Der Täter in seinem neuesten Fall hinterlässt seine verschlüsselten Botschaften tätowiert auf dem Rücken seiner übel zugerichteten Opfer, allesamt Prostituierte. Stiller braucht hier dringend die Hilfe seiner Kollegin Inge, auf Rückendeckung durch seinen Vorgesetzten kann er momentan eher nicht hoffen, hat der doch mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen.

Mit diesem Buch liefert Elias Haller bereits den fünften Band rund um seinen eigenwilligen Dresdner Ermittler. Der Fall kann gut auch ohne Vorkenntnisse aus den anderen Büchern gelesen werden. Ich muss leider gestehen, dass ich auch noch nicht alle kenne.

Wie auch in seinen anderen Büchern lebt die Geschichte von ihren speziellen Figuren und ihrer Interaktion miteinander. Stiller ist eigentlich so überhaupt nicht das, was man sich landläufig unter einem Kriminalkommissar vorstellt und mit den Weisheiten seiner selbsterfundenen Religion nervt er manchmal schon ein bisschen. Man muss sich als Leser auch ein wenig auf ihn einlassen.

Die Fälle in Hallers Büchern sind, wie er hier wieder eindrücklich beweist, nichts für schwache Nerven, den Ein, oder Anderen Schauplatz erkennt man vielleicht wieder. Der Autor hat ein Händchen dafür sich brutale Psychopathen auszudenken. Sein Schreibstil macht es dem Leser leicht in die Geschichte einzutauchen, die Kapitel sind kurz und durch die wechselnden Perspektiven fliegt man nur so durch die Seiten. Nicht zum ersten Mal habe ich ein Buch des Autors in einem Rutsch durchgelesen.

Mir hat der spannende Fall aus Dresden wieder sehr gefallen, als Fan des Autors bin ich auch diesesmal nicht enttäuscht worden. Neuleser sollten sich bewusst machen, dass es durchaus blutig und brutal werden kann.

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