Wenn ich meine Kinder dabei beobachte, wie sie Verabredungen mit ihren Freunden treffen frage ich mich immer, wie wir das früher ohne Handy und Co erledigt haben. Da wurden Verabredungen am letzten Schultag ...
Wenn ich meine Kinder dabei beobachte, wie sie Verabredungen mit ihren Freunden treffen frage ich mich immer, wie wir das früher ohne Handy und Co erledigt haben. Da wurden Verabredungen am letzten Schultag für in drei Wochen getroffen und man wusste bis zuletzt nicht, ob die Freundin dann auch tatsächlich vorm Kino wartet. Heutzutage undenkbar, schon wenig Minuten über der verabredeten Zeit führen zu einem regen Whatsapp Dialog inklusive achtminütiger Sprachnachricht und mehreren Fotos.
Das dieses ständige Onlinesein nicht unbedingt gut ist wissen wir Alle, aber was dagegen tun. Antworten auf diese Frage gibt die Autorin in ihrem Buch. Eingebunden in viele persönliche Erfahrungen werden hier Situationen analysiert, die wohl jeder Handynutzer kennt. Dem Leser werden gut recherchierte Hintergrundinfos zu Studien und Forschungsergebnissen geliefert und natürlich auch Tipps und Tricks an die Hand gegeben, um ein Nachdenken anzustoßen. Mit kleinen Übungen kann jeder sein eigenes Handeln hinterfragen und auch aktiv beginnen es zu verändern.
Natürlich hat die Autorin hier das Rad nicht neu erfunden. In Zeiten, in denen es an Achtsamkeitsratgebern keinen Mangel gibt, kommt einem Vieles schon bekannt vor. Wenn zum mentalen Ausgleich Waldbaden empfohlen wird, so ist das ebenso wenig neu, wie der Rat eine - Zu Bett geh Routine - zu etablieren. Wenn die Autorin dann zb rät ala Marie Kondo seinen Email Account zu entmüllen und radikal Newsletter abzumelden, die man eh nie liest, oder Menschen auf Instagram zu entfolgen, die einen runterziehen, dann ist das für mich eher der Tritt in den Hintern um endlich anzufangen.
Das Buch regt sehr dazu an das eigene Verhalten zu reflektieren, es bestärkt einen aber auch darin kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man nicht 24/7 erreichbar ist. Man bekommt den Spiegel vorgehalten und gleichzeitig Wege aufgezeigt die Spirale zu durchbrechen. Ich hätte auf Anhieb mehrere Personen im Kopf, die das Buch dringend bräuchten.
Es gibt so Sportarten, da hat man das Gefühl, die kommen in Mode und kurze Zeit später redet plötzlich keiner mehr davon. Bei Yoga könnte man eigentlich auch von einer Modeerscheinung sprechen, ploppt ...
Es gibt so Sportarten, da hat man das Gefühl, die kommen in Mode und kurze Zeit später redet plötzlich keiner mehr davon. Bei Yoga könnte man eigentlich auch von einer Modeerscheinung sprechen, ploppt der Trend doch immer mal wieder auf, wenn sich grad irgendeine junge, wohlgeformte Influenzerin damit auf Tick Tock zu Wort meldet. Allerdings ist Yoga kein Trend, sondern eine Sportart, die sich schon über Jahre einer breiten Anhängerschaft erfreut und die auch nach all der Zeit nichts an Aktualität verloren hat.
Ich gehöre nun nicht unbedingt zu den wohlgeformten Anhängern, ich muss mich regelmäßig ziemlich anstrengen und bei manchen Verrenkungen auch relativ schnell die Segel streichen, weil meine körperlichen Voraussetzungen nicht unbedingt optimal sind. Natürlich verliert man dann auch schnell die Lust und wirft die Yogamatte in die Ecke. Mit dem Buch von Jessamyn Stanley hab ich nun einen neuen Versuch gestartet.
Schon das Cover hat mich stutzen lassen. Ist da echt eine mehr als runde Frau in hautenger Sportkleidung zu sehen? Tatsächlich, richtig gesehen. Direkt auf dem Cover lächelt uns die Autorin entgegen, die von sich selbst mehrfach im Buch als "fett" bezeichnet. Sie strahlt so eine Energie und Lebensfreude aus, dass es direkt Lust macht. Im Buch erfährt man viel persönliches über Jessamyn, ihre nicht einfache Kindheit und Jugend, ihr noch ebensowenig einfacher Weg zum Yoga und ihre jetzige Leidenschaft dafür. Ihr Credo, einfach alle Übungen an die Gegebenheiten des eigenen Körpers anzupassen und auch ohne schlechtes Gewissen auf Hilfsmittel zurückzugreifen kommt gerade Anfängern und Personen mit körperlichen Einschränkungen, oder etwas anderen Körpermaßen sehr entgegen.
In ihrer mitreissenden Art erklärt Jessamyn die Geschichte des Yoga und die Philosophie, die dem ganzen zu Grunde liegt, bevor es dann tatsächlich an die eigentlichen Posen geht. Ganz klassische Grundstellungen werden kurz erklärt und mit Bildern unterstützt, auf die Verwendung von Hilfsmitteln hingewiesen. Sehr sympatisch fand ich hier auch, das die Autorin nicht darauf aus ist irgendwelche teuren Sportartikel an den Leser zu bringen. Vollkommen unkompliziert werden hier einfach zusammengerollte Decken untergelegt, oder die Hundeleine zweckentfremdet. Natürlich rät die Autorin dazu eine gute Yogamatte und entsprechende Bänder zu nutzen, aber eben erst, wenn man sich sicher ist, dass man hier sein Training gefunden hat und sie sagt ganz deutlich, dass es eben nicht unbedingt nötig ist viel Geld für Sportequipment auszugeben.
Ein sehr gut strukturiertes Buch mit unglaublich viel der derzeit überall propagierten Bodypsitivity von einer sympatischen und authentischen Autorin. Ich empfehle ergänzend den Youtube Kanal von Jessamyn (leider nur auf englisch).
Frida ist alleinerziehende Mutter, Baby Harriet fordert gerade ihre ganze Aufmerksamkeit gleichzeitig muss sie aber im Home Office funktionieren und die Trennung von Harriets Vater hat sie auch noch nicht ...
Frida ist alleinerziehende Mutter, Baby Harriet fordert gerade ihre ganze Aufmerksamkeit gleichzeitig muss sie aber im Home Office funktionieren und die Trennung von Harriets Vater hat sie auch noch nicht wirklich verarbeitet. Als Harriet wiedermal nicht zu beruhigen ist verlässt sie das Haus und lässt ihre Tochter allein im Activity Center zurück. Ein furchtbarer Fehler, denn nachdem Nachbarn die Polizei wegen des schreienden Babys verständigt haben beginnt für Frida ein Alptraum.
Nach der Kurzbeschreibung des Buches musste ich es unbedingt lesen, ich bin selbst Mutter, die Vorstellung eines meiner Kinder würde mir weggenommen ist der Horror, allein beim Gedanken daran schnürt sich mir die Kehle zusammen. Ich war sehr gespannt darauf, wie die Autorin das Thema angeht.
Jessamine Chan legt ihre Geschichte in der Gegenwart an, gibt dem Ganzen aber durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Form von lebensechten Puppen eine sehr futuristische Richtung, auch die Darstellung der eher diktatorischen Regierung unterstützt diese Abgrenzung. Ihre Beschreibung der Besserungsanstalt, in der den Müttern das richtige "Muttersein" anerzogen werden soll erinnert in vielen Punkten an ein Straflager, teilweise wird von den Figuren im Buch sogar der Vergleich zu einem Konzentrationslager gezogen. Der Leser kommt nicht umhin Parallelen zu Atwoods "Report der Magd", oder zu Orwells "1984" zu ziehen, obwohl die Geschichte hier nur bedingt mit diesen Werken zu vergleichen ist.
Der Stil der Autorin macht es dem Leser leicht in die Geschichte einzutauchen. Sie schafft es direkt zu Beginn mich emotional zu triggern. Obwohl Fridas Verhalten vollkommen unakzeptabel ist leidet der Leser fast körperlich mit. Ich schwankte ständig zwischen Fassungslosigkeit, Unglaube und Wut, nicht nur gegenüber der Behörden, den Betreuerinnen im Institut, Fridas Exmann, sondern eben auch gegenüber Frida selbst. Es war mir teils unverständlich wie diese Frau sich ihrem Schicksal so ergeben konnte, wie sie nicht mehr für ihr Kind kämpfen konnte. Die Autorin schiebt hier vieles auf den kulturellen Background ihrer Hauptfigur, die als Kind chinesischer Einwanderer mit der Distanziertheit und Kühle ihrer Mutter groß wird, Liebe und Gefühle eher von ihrer Großmutter erfährt. Diese Doktrin legt sie auch als Maßstab an, wenn es um die Eignung Fridas als Mutter geht. Es gilt das Credo, Schuld ist letzlich immer die Mutter.
Die Autorin ergeht sich sehr ausführlich in Beschreibungen über die einzelnen Trainigsschritte. Ihre schlechten Mütter werden vollkommen unrealistischen Prüfungen unterzogen, in denen Kleinkinder nach Minutentakt umarmt werden dürfen, oder in denen man in speziellem "mutterisch" mit den Kindern reden muss. Es gibt Vorgaben für die Anzahl der gesprochenen Worte, ebenso wie für deren bildungsrelevanten Inhalt. Hier wurde die Thematik aber manchmal etwas überreizt und es entstanden Längen. Als SciFi Fan war der Einsatz der lebensechten KI Puppen sehr spannend, der beschriebene Umgang mit ihnen aber auch sehr verstörend, gerade wenn den empfindungsfähigen Puppen absichtlich Schmerzen zugefühgt werden, damit die Mütter üben können sie schnellstmöglich zu beruhigen. Hier wirft die Autorin berechtigte ethische Fragen zum Thema künstliche Intelligenz auf. Auch das Thema Überwachung, das Eingreifen der Behörden in das persönliche Umfeld wird angesprochen. Die Rolle ihrer Mütter wird reduziert auf Heim und Herd, das KInd gilt als einziger Lebenszweck. Während die Mütter einem engmaschigen Regelwerk unterworfen werden, wird den Vätern ein fast unverschämtes Maß an Nachsicht gewährt. Helikoptermütter werden ebenso verteufelt, wie solche, die ihrem Kind zu viele Freiheiten zugestehen. Ich wäre wahrscheinlich, allein auf Grund der Tatsache das meine Kinder lange im elterlichen Bett schlafen durften, eine schlechte Mutter gewesen.
Ich muss gestehen, dass ich mir etwas Anderes von dem Buch erwartet habe, ohne das ich genau benennen könnte was genau. Gerade beim sehr vorhersehbaren Ende habe ich das sehr deutlich empfunden. Die Geschichte hat mich durchaus gepackt, die Hauptfigur Frida blieb aber letztlich zu blass und ambivalent. Stellenweise war ich regelrecht genervt von ihr wenn sie sich ihren "schlechten Tag" wieder und wieder schön redet, oder bei ihren nicht endenwollenden Tiraden auf ihren Ex und dessen neuer Partnerin. Ich kann als Mutter so viele ihrer Empfindungen nachvollziehen, aber eben so viele auch wieder nicht. Die Autorin bietet so viele gute Ansätze, bringt sie aber nicht konsequent zu Ende. Es wird Kindesmissbrauch und Vernachlässigung ebenso angesprochen wie Rassismus, Homosexualität, Mobbing, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, alleinerziehend zu sein, Überforderung, Depressionen, Suizid, selbstverletzendes Verhalten, Sucht, der Umgang mit sozialen Medien und, und, und. Dazu kommt dann noch die totale Überwachung und der Einsatz der KI...
Alles wichtige Themen, die hier aber nicht unbedingt rund miteinander verwoben sind. Vielleicht hätte es hier tatsächlich geholfen die Geschichte in der Zukunft anzusiedeln, oder in einer fiktiven Gesellschaft. Nun könnte man sich fragen, warum ich dem Buch trotzdem 4 Sterne gebe und das kann ich ganz einfach erklären. Das Buch hallt nach, es beschäftigt mich auch nach der Lektüre, bringt mich zum nachdenken, zum grübeln, in gewisser Weise auch zum reflektieren. Es ist definitiv ein Buch das mir im Gedächntis bleibt, das ich empfehlen und mit anderen diskutieren werde und somit hat die Autorin alles richtig gemacht.
Der junge Adam ist das Ein und Alles seiner Mutter, ihre große Liebe. Einen Vater gibt es nicht, warum auch, Adams Mutter wollte nichts von ihm, ausser eben ein Kind und so erfährt Adam nicht viel von ...
Der junge Adam ist das Ein und Alles seiner Mutter, ihre große Liebe. Einen Vater gibt es nicht, warum auch, Adams Mutter wollte nichts von ihm, ausser eben ein Kind und so erfährt Adam nicht viel von seiner Entstehung, nur das es im berühmten Hotel Jerome in Aspen passiert ist, das sein Vater klein war und ein schönes Mädchen abgegeben hätte. Für Adam steht fest, dass er eines Tages das Hotel besuchen wird und das nicht nur wegen der Geister des Hotels, die ihm seit seiner frühesten Kindheit erscheinen.
Jon Irving verbindet viel mit Hotels, nicht zum ersten mal spielt eines eine wichtige Rolle in einem seiner Bücher. Auch von Familien und ihren Geschichten scheint der Autor besessen, je spezieller und skurriler, umso besser. Mehr als einmal habe ich mich bei Lesen gefragt, woher der Autor die Inspiration für seine Figuren nimmt, wieviel davon gar autobiographisch zun sehen ist.
Das ganze Buch ist wie eine Autobiografie aufgebaut, Hauptfigur Adam erzählt dem Leser seine Lebensgeschichte in ausschweifenden, üppigen Bildern. Der Leser wird eingesogen in das ganz spezielle Familiengefüge mit Adams Großvater, der sich weigert zu sprechen nachdem er von der Schwangerschaft seiner Lieblingstochter erfährt, die zänkischen Tanten, die von kleinbürgerlichen Vorurteilen nur so strotzen, die norwegischen Onkel, die das Leben als einzige Aneinanderreihung von Klamauk angehen, aber letztlich so tiefgründig sind, oder eben Adams skiverrückte Mutter, die während der Saison immer unterwegs ist und vergeblich versucht ihren Sohn zum Skifahrer zu überreden. Und natürlich ist da allen voran eben Adam, der in seinem Zimmer Besuch von verschiedenen Geistern bekommt, der sich hartnäckig weigert wie der Rest seiner Familie Ski zu fahren, der sich immer in Frauen verliebt, die gesundheitlich eingeschränkt sind und der so gern Schriftsteller werden möchte.
Auf über 1000 Seiten verfolgt der Leser Adams Lebensgeschichte, dabei gibt es aber keine chronologischge Abfolge. Oft werden Ereignisse schon vorweggenommen, oder es wird unvermittet wieder in der Zeit zurückgesprungen. Man kann den Gedankengängen des Protagonisten teils nur schwer folgen und muss zwischendurch manchmal innehalten um sich zu sortieren. Stellenweise kommt der Autor doch sehr ins philosophieren und so entstehen einige Längen durch die man sich kämpfen muss. Wer andere Werke Irvings kennt, kennt natürlich auch diese Art zu schreiben, man muss das mögen und sich ein stückweit auch darauf einlassen.
Trotz der oft irrwitzigen Vorkommnisse der Geschichte bietet Irving aber auch viel tiefgründige Gesellschaftskritik, so greift er Themen wie Homosexualität und Diversity im konservativen Amerika unter Ronald Reagen auf und kritisiert dessen Aidspolitik ebeno wie die Position der Kirche zu diesen Themen. Ein großes Thema ist auch der Vietnamkrieg. Da sich das Buch über einen so großen Zeitraum erstreckt ist es natürlich wie geschaffen dafür all diese verschiedenen Themen aufzugreifen und die entsprechenden Entwicklungen und Veränderungen einzubauen. Letztlich bietet das Buch so auch einen guten Blick auf ein ganzes Land, auf eine ganze Nation. Bei vielen Punkten legt Irving hier den Finger an die Wunde.
Irving bleibt seinem speziellen Stil auch in seinem neuesten Werk treu. Altgediente Leser belohnt er fürs Durchhalten mit vielen Parallelen zu früheren Büchern, neuen Lesern macht er es auf Grund des Umfangs der Geschichte nicht unbedingt leicht. Generell würde ich zum Einstieg in Irvings Gedankenwelt nicht unbedingt dieses Buch empfehlen.
Der Hund ist eines der beliebtesten Haustiere weltweit und heute werden ganz andere Anforderungen an das Familienmitglied gestellt, als noch in Zeiten unserer Großeltern. War der Hund früher eher Bewacher ...
Der Hund ist eines der beliebtesten Haustiere weltweit und heute werden ganz andere Anforderungen an das Familienmitglied gestellt, als noch in Zeiten unserer Großeltern. War der Hund früher eher Bewacher von Haus und Hof, ist er heute Begleiter in allen Lebenslagen und muss sich dementsprechend benehmen und anpassen. An uns als Halter liegt es nun unseren Begleiter von klein auf an die Begebenheiten des Alltags zu gewöhnen, damit einem ungestörten Zusammenleben nichts im Wege steht.
Ich mag die Art von Kate Kitchenham. So sympatisch und kompetent, wie ich sie aus dem Fernsehen kenne, liest sich auch ihr Buch. Sie schafft es auf ganz unkomplizierte und verständliche Art neueste wissenschaftlich Erkenntnisse mit wertvollen Tipps für den Alltag zu verbinden.
Zu Beginn des Buches wird spannend erklärt, wie Hunde lernen und wie man sich das in der Erziehung zu Nutze machen kann. Später gibt es natürlich auch spezifische Übungen zu den wichtigsten Grundlagen, die ein gut erzogener und sozialisierter Hund haben sollte, die autorin geht hier auf verschiedene Hundecharaktere ein und spricht auch das Thema Belohnung an. Unterstützt werden die Texte durch viele, teils die Übungen erklärende Fotos.
Es macht großen Spaß das Buch zu lesen, dabei ist es egal, ob man totaler Neuling auf dem Gebiet der Hundeerziehung ist, oder als langjähriger Hundehalter neuen Input sucht. Natürlich muss man sich immer vor Auge halten, dass jeder Hund individuell ist und nicht unbedingt alles auf jeden passt. Letztlich ist es auch immer der Mensch am anderen Ende der Leine, der in der Verantwortung steht.