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Veröffentlicht am 09.03.2023

Spurensuche im Weinberg

Winzerblut
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Eine feuchtfröhliche Feier im Zusammenhang mit der Wahl der neuen Weinkönigin endet tragisch und ein junger Student kommt ums Leben. Hauptkommissar Achill kann zwar den Anwalt debs Tatbeteiligten nicht ...

Eine feuchtfröhliche Feier im Zusammenhang mit der Wahl der neuen Weinkönigin endet tragisch und ein junger Student kommt ums Leben. Hauptkommissar Achill kann zwar den Anwalt debs Tatbeteiligten nicht ausstehen, ist aber wie er der Meinung, dass es sich um einen Unfall handelte. Kurz darauf gibt es merkwürdige Erkenntnisse bei der Spurenanalyse, aber auch jetzt glaubt er immer noch nicht, dass weitere Untersuchungen nötig sind. Seine Kollegin Bertling ist allerdings anderer Meinung und bekommt dabei Unterstützung von Achills Freund, dem Privatschnüffler Andre Sartorius.

Winzerblut ist der 5. Band aus der Krimireihe von Autor Uwe Ittensohn. Ich hatte bisher noch keines der Bücher gelesen, was aber überhaupt nicht schlimm war. Das Buch bietet eine in sich abgeschlossene Geschichte, die man gut ohne Vorkenntnisse lesen kann. Der Fall ist recht klassisch aufgebaut, kommt ohne Schnickschnack daher, ist aber trotzdem spannend. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz gehalten und lassen sich schnell weglesen.

Die Geschichte wechselt zwischen den aktuellen Ereignissen und Ereignissen aus der Vergangenheit, die für den Fall und den Hintergrund der Figuren wichtig sind. Um den Überblick nicht zu verlieren ist jedes Kapitel mit dem entsprechenden Datum gekennzeichnet. Das Springen zwischen den einzelnen Zeitebenen hat dem Leser letztlich einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern verschafft und so hatte ich dann auch eine Ahnung zum Täter, die sich tatsächlich auch bestätigt hat.

Der Stil des Autors lässt sich leicht lesen, gerade seien Dialoge habe ich sehr gemocht. Die Dynamik zwischen den Figuren ist super, oft mit einem Augenzwinkern. Seine Ermittler haben ihre Eigenarten, die allerdings eher subtil in die Geschichte einfließen. Die Geschichte ist spannend erzählt. Nach einem recht gleichmäßig verlaufenden Mittelteil wird es zum Ende hin dann ziemlich rasant, was der Autor durch die kurzen, ständig wechselnden Blickwinkel verstärkt. Aufbau und Auflösung des Falls sind stimmig, die Figuren sympatisch.

Ein Krimi mit viel Regionalkolorit und Spannung.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

Zeitreise mit neuem Blickwinkel

Femina
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Wenn man an das Mittelalter denkt, kommen einem mit Sicherheit zuerst Bilder von heroischen Rittern in den Sinn, die hoch zu Ross auf einem Tunier um die Gunst einer schönen Dame kämpfen. Ebenso denkt ...

Wenn man an das Mittelalter denkt, kommen einem mit Sicherheit zuerst Bilder von heroischen Rittern in den Sinn, die hoch zu Ross auf einem Tunier um die Gunst einer schönen Dame kämpfen. Ebenso denkt man an Seuchen und Krankheiten, die vorallem die ärmere Bevölkerung heimsuchen, an Armut, Kreuzüge gegen heidnische Einflüsse und den allgegenwärtigen Schatten der Kirche. Oft kommen diese Bilder aus Geschichten und Filmen, in denen die Zeit oft stereotyp und voller Klischees dargestellt wird. Was all dies Geschichten gemeinsam haben ist die Rollenverteilung. Während die Männer mit gezücktem Schwert in die Schlacht ziehen, sind die Frauen Zuhause für den Nachwuchs zuständig. Das diese Sichtweise eine männliche ist und mit der tatsächlichen Rolle der Frauen im Mittelalter nicht viel gemein hat, zeigt Janina Ramirez in ihrem Buch.

Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise in eine Zeit, die wir nur aus schriftlichen Überlieferungen und archäologischen Funden kennen. Das die Deutung dieser Quellen oft schwierig ist und einem Orakel gleich kommt wird ebenso thematisiert, wie die Tatsache, dass die Quellen nur all zu oft männlich sind und die Ereignisse gezielt aus rein männlicher Sicht dargestellt werden. Frauen bilden hier meist nur Fußnoten, werden vielleicht gnädigerweise als Frau, oder Mutter einer wichtigen Person genannt, mehr aber auch nicht. Am Beispiel spektakulärer Grabfunde, oder bemerkenswerter Schriften wird die Rolle dieser Frauen nun aber neu erzählt.

Das Buch ist natürlich kein Roman, liest sich aber über weite Strecken genau so. Die Autorin schafft es die Atmosphäre der Vergangenheit für den Leser greifbar zu machen. Beginnend mit den wissentschaftlichen Fakten, beschreibt sie im Anschluss sehr detailreich und bildhaft das Leben und Wirken der jeweiligen Frau. Wobei sie stets darauf hinweist, was davon wissentschaftlich belegt ist und was eher spekulativ. So lernt der Leser in einem Kapitel des Buches zb die Loftus Prinzessin kennen, über die es nichts in den Geschichtsbüchern gibt. Rückschlüsse auf ihr Leben und ihre Identität sind nur anhand zeitgeschichtlicher Bezüge und der Art ihrer Bestattung möglich. Bei einer weiter einflussreichen Frau des Mittelalters, Hildegard von Bingen, hingegen ist es wesentlich leichter die Stationen ihres Lebens und Wirkens nachzuvollziehen.

In den verschiedenen Kapiteln des Buches begegnet man starken Frauenfiguren. Entgegen des heute vorherrschenden Bildes der Zeit waren sie Anführerinnen, Kämpferinnen, Regentinnen. Sie standen genauso an der Spitze eines Heeres, wie sie sich auch für Bildung stark machten und Klöster, oder Universitäten gründeten. Sie waren Haushaltsvorstand, Mutter, oder aber auch aus einer bewussten Entscheidung heraus kinderlos. Sie waren teilweise auf eine Weise emanzipiert, wie es heute so gar nicht inˋs Bild der Epoche passen will, eben weil die männerdominierte Geschichtsschreibung diese Aspekte sehr bewusst aus ihren Aufzeichnungen herausgeschrieben hat.

Das Buch ermöglicht nun eine andere Interpretation, die Autorin legt dabei die Grundlagen ihrer Erkenntnisse offen. Schon im Text gibt es immer wieder Hinweise auf die wissenschaftlichen Quellen und am Ende des Buches sind natürlich nochmals alle Fußnoten erläutert.

Ein neuer Blick auf eine oft so falsch dargestellte Epoche, spannend und wissenschaftlich fundiert aufgearbeitet.

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Eisige Inselstimmung

Küstengruft
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Fehmarn, Urlaubsziel für unzählige Urlauber ist Schauplatz eines erbitterten Kampfes. Auf der einen Seite Umweltaktivisten, auf der anderen Seite Politik und Wirtschaft. Worum es geht? Die dänische Regierung ...

Fehmarn, Urlaubsziel für unzählige Urlauber ist Schauplatz eines erbitterten Kampfes. Auf der einen Seite Umweltaktivisten, auf der anderen Seite Politik und Wirtschaft. Worum es geht? Die dänische Regierung treibt ein Tunnelprojekt voran, bei dem der Belt von Fehmarn aus, auf einer Strecke von 18 Kilometern durchquert werden soll. Während die Gegner des Projekts Sturm laufen gegen die Zerstörung von wichtigen Lebensräumen für verschiedene Tierarten und Pflanzen, sehen die Beführworter nur Vorteile für die Wirtschaft, den Verkehr und sogar den Tourismus. Der Kampf scheint aussichtslos, sind die Arbeiten doch schon angelaufen. Mitten in diesem Trubel wird in der Vorweihnachtszeit die Leiche eines Aktivisten auf einem explodierten Kutter gefunden und der Unbekannte, der sich meldet und die Schuld an der Explosion auf sich nimmt, fordert neben Geld auch die Einstellung der Arbeiten am Tunnel.

Der Krimi spielt mitten in der winterlichen Inselkulisse, in einer Zeit, in der die Einheimischen die Insel fast für sich allein haben. Die Autorin stellt den ermittelnden Beamten eine mitkriminalisierende Inselbewohnerin zur Seite, die, ähnlich wie Miss Marple, gern auf eigene Faust ermittelt. Die Figur der Charlotte lockert die Geschichte mit ihrer speziellen Art etwas auf, ebenso wie die Nebenschauplätze rund um ihre schwangere Nichte, die zufälligerweise mit einem der ermittelnden Beamten liiert ist und dessen Kollegen, der so seine Schwierigkeiten mit seinem Diensthund Watson hat.

Der beschriebene Fall wird gut in ein real existierendes Problem eingebaut und ist durchaus spannend. Durch Charlottes Ermittlungen bekommt der Leser wesentlich früher als die Beamten einen Ahnung zum Täter und zum Motiv. Der Wettlauf gegen die Zeit, der durch die Androhung weiterer Taten entsteht, ist sehr greifbar.

Leider konnte mich das Buch aber trotzdem nicht richtig abholen. Bei den verschiedenen Ermittlerfiguren (das LKA aus Kiel und die örtlichen Beamten) habe ich bis zum Schluss oft nicht wirklich gewusst, wer wer ist. Die Dialoge waren mir manchmal etwas merkwürdig. Wahrscheinlich fehlte mir hier aber auch einfach der Hintergrund aus den bisher erschienenen sieben Büchern der Reihe. Während die Atmosphäre auf der winterlichen Insel und der Konflikt rund um den Tunnelbau sehr gut für mich greifbar waren, waren die Figuren und ihre Interaktion für mich nicht ganz rund.

Letztlich war ich wohl einfach nicht der richtige Leser für dieses Buch.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Gänsehaut

Nachtschicht
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Stephen King ist schreibtechnisch eine wahre Maschine, neben seinen vielen sehr umfassenden Romanen gibt es auch unglaublich viele Kurzgeschichten von ihm. In der vorliegenden Sammlung sind zwanzig davon ...

Stephen King ist schreibtechnisch eine wahre Maschine, neben seinen vielen sehr umfassenden Romanen gibt es auch unglaublich viele Kurzgeschichten von ihm. In der vorliegenden Sammlung sind zwanzig davon zusammengefasst. Manche könnte man als aufmerksamer Leser schon aus anderen Sammlungen, oder Veröffentlichungen kennen.

Alle Arbeiten sind im Original in den 70ger Jahren entstanden. Natürlich merkt man das Alter anhand des Sprachgebrauchs, der heute vielleicht eher unüblich ist. Wer den Autor und besonders sein Frühwerk kennt, wird aber damit vertraut sein. Leser die das Werk des Meisters des Horror erst für sich entdecken, könnten das Ein, oder Andere mal etwas vor den Kopf gestoßen sein. Allerdings spiegelt die Ausdrucksweise der Figuren auch perfekt den herrschenden Zeitgeist wieder und zimperlich darf man bei King sowieso nicht sein was das angeht.

Die Sammlung enthält eine gute Mischung, klassische Gruselgeschichten genauso wie etwas freakiges, oder Erzählungen die eher auf psychologische Wirkung setzten. Der Leser begegnet dem wohlbekannten Monster aus dem Schrank ebenso wie Vampieren, außer Kontrolle geratenen Trucks, oder psychopatischen Mördern. Für jeden ist etwas dabei. Wer das Wirken des Autors auch filmisch verfolgt, wird einige der Stoffe wiedererkennen, denn Stephen Kings Veröffentlichungen werden gern und erfolgreich bis heute verfilmt. In der Sammlung sind so zb die Vorlage zu "Reha M Es begann ohne Warnung" zu finden, oder die für "Kinder des Zorns", auch der "Rasenmähermann", oder "Der Mauervorsprung" dürften bekannt sein und das berüchtigte Städtchen Jerusalems Lot werden Fans wiedererkennen.

Ich habe das Buch bereits vor einigen Jahren schon einmal gelesen und seither auch einige der Filme dazu gesehen. Als Fan, der ich unbestreitbar bin, wird das Buch einen schönen Platz in meiner Sammlung finden.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Tod im Schnee

Eisjagd
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Am schwedischen Polarkreis ticken die Uhren anders, die Bewohner hier sind ein ganz besonderer Menschenschlag und trotzen täglich dem arktischen Klima. Im verschlafenen Städtchen Jokkmokk ist es für Polizistin ...

Am schwedischen Polarkreis ticken die Uhren anders, die Bewohner hier sind ein ganz besonderer Menschenschlag und trotzen täglich dem arktischen Klima. Im verschlafenen Städtchen Jokkmokk ist es für Polizistin Anelie wesentlich ruhiger als im turbulenten Stockholm, leider ist das aber auch der Grund, warum die Polizeistation hier eigentlich geschlossen werden soll. Als im März ein berühmtes alljährliches Skirennen stattfindet gibt es rund um die Organisation und Durchführung viel zu tun. Zum selben Zeitpunkt töten Unbekannte auf bestialische Art Rentiere und plötzlich gibt es auch auf der Langlaufstrecke einen Toten.

Ich liebe die besondere Atmosphäre von "Schwedenkrimis" sehr und wenn diese noch in abgelegenen, ursprünglichen Landschaften spielen, um so besser. Das Setting ist dann immer nochmal ein ganz anderes, als eben ein Krimi aus der Metropole Stockholm, oder den Schären.

Eisjagd ist als Titel hier gut gewählt. Einerseits spiegelt er natürlich das Rennen wieder, bei dem das Opfer getötet wird. Andererseits kann man ihn aber auch auf die anschließende Jagd nach dem Mörder beziehen, die sprichwörtlich unter eisigen Bedingungen passiert.

Die Autorin hat hier von Aufbau und Story her einen sehr klassischen Krimi geliefert. Es gibt eine Tat und die akribische, oft frustrierende Suche nach dem Täter. Aufgelockert wird das Alles durch eine sehr intensive Einbringung der privaten Ermittlerfigur Anelie. Oft bemängele ich das an einem Krimi/Thriller, hier ist es aber absolut stimmig und schlüssig, es gibt der Geschichte einen gewissen Rahmen, ohne trivial, oder kitschig zu klingen. Das Konzept könnte ich jetzt am ehesten mit den Büchern von Henning Mankell und seinem Ermittler Wallander vergleichen.

Ich habe das Buch fast in einem Rutsch gelesen. Die Sprache ist fesselnd, die Landschaftsbeschreibungen zeigen ein klares, eisiges Bild. Trotz der mühsamen Ermittlungsarbeit war das Spannungslevel sehr konstant. Mit der Einarbeitung des anderen Falles, rund um die Tötung der Rentiere, geht die Autorin auch auf die indigene Bevölkerungsgruppe der Sami ein, die im beschriebenen Gebiet beheimatet ist und die leider auch heute noch mit Anfeindungen zu kämpfen hat.

Mit seiner unglaublich starken Ermittlerfigur und der atemberaubenden Landschaft hat mich das Buch sehr an die Serie Arctic Circle erinnert. Auch für das Buch kann ich mir eine Verfilmung gut vorstellen, ich wäre aber fürs Erste auch mit einer Fortsetzung zufrieden.

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