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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2018

Leider zu tief in die Klischeekiste gegriffen

Vor dem Fall
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Der Titel ist bezüglich „Fall“ durchaus wörtlich zu nehmen, denn es geht um den Absturz eines Privatjets. In dem Jet sind neben der Crew ein Milliardär samt Familie, sowie ein Medienmogul – aber auch ein ...

Der Titel ist bezüglich „Fall“ durchaus wörtlich zu nehmen, denn es geht um den Absturz eines Privatjets. In dem Jet sind neben der Crew ein Milliardär samt Familie, sowie ein Medienmogul – aber auch ein mittelloser Künstler, der aufgrund eines glücklichen (?) Zufalls mitgenommen wird. Dieser Maler und eines der Kinder überleben den Absturz und es entwickelt sich eine spezielle Geschichte zwischen Helden und Verdächtigen.
Warum ist das Flugzeug abgestürzt? Gab es nur einen technischen Defekt? War es ein Anschlag oder hatte einer der Insassen was mit dem Geschehen zu tun? Fragen über Fragen, denen sich der Autor widmet. Dazwischen befinden sich ein Künstler, der vom Helden zum Verdächtigen wird und ein fünfjähriger Junge, der nun keine Familie mehr hat, aber einiges wert ist, da er der einzige Erbe ist.
Die Wirkung der Medien wird schön ausgearbeitet, weniger gelungen fand ich manchen Charakter und auch der Schreibstil war nicht so meins. An einigen Stellen war mir das Buch ziemlich langatmig vorgekommen. Es hätte dem Buch sicher gut getan, wenn es 50-100 Seiten weniger gehabt hätte. Less is more – hier hätte das dem Buch wirklich sehr gut gestanden. Gerade der Beginn war relativ zäh, da die Lebensgeschichte manches Beteiligten einfach nicht interessant genug war, und hat mich nicht so wirklich überzeugen können. Zu oft wurde für meinen Geschmack auch in die Klischeekiste gegriffen und es war – erwartungsgemäß- auch ziemlich typisch amerikanisch. Hinten raus wurde es besser, denn da wurde mehr zielgerichtet erzählt.
Ein an sich guter Roman, der sich kritisch mit Medien auseinandersetzt, manche Intrige aufdeckt, belegt, dass nicht alles so ist, wie es zunächst scheint, aber nicht vor Spannung trotzt.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Beeindruckender Kampf gegen Mobbing

Marion, für immer 13
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Nora Fraisse musste das Schlimmste erleben, was einer Mutter passieren kann. Ihre 13-jährige Tochter hat sich in ihrem Kinderzimmer selbst getötet, weil sie mit dem Mobbing in der Schule nicht mehr fertig ...

Nora Fraisse musste das Schlimmste erleben, was einer Mutter passieren kann. Ihre 13-jährige Tochter hat sich in ihrem Kinderzimmer selbst getötet, weil sie mit dem Mobbing in der Schule nicht mehr fertig geworden ist. Im Buch lernt man eine starke Frau kennen, die ergründen muss, warum ihre Tochter keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat. Sie erkennt erst nach und nach die Dimensionen des Mobbings und auch, wie wenig „Freunde“ und vor allem die Schule für ihre Tochter getan haben. Das Buch ist vieles in einem: Eine Abrechnung, ein Mahnmal, eine Erinnerung, eine Aufarbeitung und ein Appell an mehr Menschlichkeit.

Vorweg: Meine Worte werden dieser wahren Geschichte nicht gerecht werden können, das war mir schon nach wenigen Seiten des Buches bewusst, aber ich versuche es zumindest. Um die Rezension nicht aus allen Nähten platzen zu lassen, beschränke ich mich auch auf die wichtigsten Punkte.

Von Beginn an hat mich das Buch gefesselt und an vielen Stellen hat mich das Buch sehr tief berührt. Manchmal war ich den Tränen nah (was für mich sehr untypisch ist), manchmal schüttelte ich mit dem Kopf und sehr oft war ich auch einfach unheimlich wütend. Wütend auf Kinder/Jugendliche, die ihre widerlichen Spielchen tatsächlich so weit treiben, dass ein Mitschüler keinen anderen Weg mehr sieht, aber noch viel wütender war ich über diese Schule und ihren Direktor. Nicht nur wurde das Problem so lange verschwiegen, bis es zu spät war – nein, auch darüber hinaus ist das Verhalten der Schule schlicht untragbar. Und nicht nur die Schule hat versagt…

Zunächst erfährt man von Marions Selbstmord und den letzten Wochen ihres Lebens. Das war sehr, sehr emotional und man erkennt mit der Mutter gemeinsam so nach und nach die Gründe für diesen drastischen Schritt. Noras Kampf gegen die Behörden nimmt im zweiten Abschnitt die elementare Stellung ein und es ist furchtbar zu sehen, wie schwer ihr der Kampf gegen Mobbing gemacht wird.

Eigentlich war es sowieso klar, aber hier wird es noch einmal extrem deutlich: Mobbing muss einfach mehr bekämpft werden, denn die möglichen Folgen sind zu gravierend, als das man einfach mit einem „weiter so“ sich von der Sache abwenden kann. Es ist nicht damit getan die eine oder andere Schulstunde dem Thema zu widmen. Es müsste insgesamt viel ernster genommen werden, und das nicht nur an Schulen sondern ganz allgemein. Auch muss darüber nachgedacht werden, dass Mobbing härter zu bestrafen, um davon abzuschrecken.

Das Grauen, Entsetzen und auch die Zweifel sowie Schuldgefühle der Mutter sind von Beginn an greifbar und fesselte den Leser, obwohl man gleichzeitig das Buch, ob des ganzen Leids, eigentlich weglegen möchte. Der Schreibstil als solcher ist meist ansprechend, aber manche Wiederholung wäre mir bei einem fiktionalen Buch etwas too much gewesen, doch hier passt es. Es gibt nun mal Fragen, die man sich dann wahrscheinlich immer und immer wieder stellt – also machen es auch solche Dinge noch authentischer.


Ein Erfahrungsbericht, der es in sich hat und den ich so schnell sicher nicht mehr vergessen werde. Ein starkes Buch, einer unheimlich mutigen Frau, dass ich gerne empfehle – allerdings sollten Jugendliche das Buch wohl besser höchstens von Eltern (und/oder Lehrer) begleitet lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Thema
  • Klappentext
Veröffentlicht am 11.11.2018

Nur wenige, kleinere Schwächen - ansonsten sehr spannend

Der Klient
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Mark (11) möchte im Wald heimlich mit seinem kleinen Bruder eine Zigarette zu rauchen. Diese kleine Sünde bleibt jedoch nicht ungestraft, denn sie werden auf der Waldlichtung überrascht. Mein Mann möchte ...

Mark (11) möchte im Wald heimlich mit seinem kleinen Bruder eine Zigarette zu rauchen. Diese kleine Sünde bleibt jedoch nicht ungestraft, denn sie werden auf der Waldlichtung überrascht. Mein Mann möchte dort seinem Leben ein Ende setzen. Statt zuzusehen oder nach Hause zu gehen, will Mark den Mann von seinem Vorhaben abhalten. Doch damit manövriert er sich und seine Familie in eine fast unglaubliche Geschichte. Das FBI, die Mafia und sonst wer sind hinter Mark her, denn alle glauben, dass er eine brisante Information zurückhält… Mit seiner Anwältin Reggie Love nimmt er den Kampf für ein sicheres Leben auf.
Das Buch ist weitgehend spannend, aufwühlend und stellenweise echt heftig. Es gibt überraschende Wendungen, vieles zum Nachdenken und Kopfschütteln, sowie interessante Charaktere. Nicht alles hat komplett überzeugt (darunter der Protagonist, der mir deutlich zu erwachsen für seine 11 Jahre ist) und so manche Länge gab es auch, aber die Kleinigkeiten störten den Lesefluss nicht. Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich – man rauscht nur so durch das Buch.
Ich hatte vorher schon den Film gesehen (der mir schon gut gefiel) und ich war daher ziemlich unsicher, ob mich das Buch noch würde unterhalten können, da ich ja quasi schon kannte. Diese Sorge war allerdings völlig unbegründet, denn die Spannung war meist so hoch, dass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen wollte.
Im Übrigen habe ich durch die Lektüre auch gemerkt, dass die Verfilmung wirklich nah am Buch und gut gelungen ist.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Gelungene Gesellschaftskritik

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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Eschenbach war erst drei Monate in den USA, muss sich erst wieder im Kommissariat einleben und überraschend seinen Platz behaupten. Seine Stellvertreterin hat das Kommissariat während seiner Abwesenheit ...

Eschenbach war erst drei Monate in den USA, muss sich erst wieder im Kommissariat einleben und überraschend seinen Platz behaupten. Seine Stellvertreterin hat das Kommissariat während seiner Abwesenheit etwas anders geführt, hat andere Vorstellungen und zeigt sich wenig zur Zusammenarbeit mit dem Kommissar bereit – zumal dieser sich nicht mit einer einfachen Erklärung Köhlers zu einem möglichen Selbstmord abspeisen lassen will. Parallel dazu entspinnt sich eine Geschichte dreier alter Freunde, die recht außergewöhnlich ist. Lenz, der mit Eschenbach befreundet ist, tut seinen alten Freunden einen Gefallen und stößt im Schwarzwald auf schier Unglaubliches…

Wer höchste Spannung bei Ermittlungen, sowie Mord und Totschlag ohne Ende erwartet, wird wahrscheinlich nicht ganz so begeistert sein von dem Buch. Die Spannung ist eher subtil vorhanden und man fragt sich über weite Strecken auch, worauf das Ganze hinausläuft. Mir gefiel die Aktualität des Themas, die Erzählweise fernab von 08/15, der Tiefgang der Geschichte und die Nachdenklichkeit, die der Roman immer und immer wieder bei mir auslöste. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, obwohl die Themen es in sich hatten, ist alles sehr leicht verständlich – bei aller Komplexität- und schnell zu lesen.

Mein größter Kritikpunkt ist, dass es für mich kein Krimi, sondern vielmehr eine Gesellschaftskritik darstellt – diese hat mich allerdings ziemlich überzeugt. Die Rückblicke von Lenz und seiner Freundin Isabela waren interessant (spannend ist aber doch noch was anderes), die angesprochenen Konfliktherde auf der Welt und die Meinungsmache vor dem Hintergrund der Digitalisierung, etc.
Es war mein erstes Buch des Autors, aber ich werde gerne weitere von ihm lesen. Verständlich war das Geschehen komplett auch ohne die Vorgänger zu kennen.

Veröffentlicht am 02.11.2018

So gar nicht meins...

Chicago
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Chicago, 20er Jahre: Mike Hodge ist der Reporter, dessen Geliebte vor seinen Augen erschossen wird. Grund dafür dürfte sein, dass er sich mitten in der Unterwelt mit all ihren Ganoven befindet und die ...

Chicago, 20er Jahre: Mike Hodge ist der Reporter, dessen Geliebte vor seinen Augen erschossen wird. Grund dafür dürfte sein, dass er sich mitten in der Unterwelt mit all ihren Ganoven befindet und die falschen Leute verärgert hat…

Ich breche fast nie ein Buch wirklich komplett ab, sondern lege es immer wieder mal zur Seite und beende es doch, aber bei diesem hier mache ich eine Ausnahme, denn sowohl der Schreibstil, als auch die Geschichte konnten mich bis Seite 150 so gar nicht fesseln. Es war mir schlichtweg egal, was noch kommt und daher habe ich beschlossen mich nicht mehr weiter durch das Buch zu quälen. Gerade der Protagonist Mike mit seinen schier wenig langen Schachtelsätzen hat mich genervt, es gab zeitweise extrem viele Längen, aber auch die Sprünge der Geschichte haben mich oft verwirrt. Vielleicht war es geplant damit Spannung aufzubauen, aber bei mir hat das so gar nicht gezündet.

Es war einfach nicht mein Ding, Thrill und einen roten Faden habe ich auf den gelesenen Seiten nicht in Ansätzen vorgefunden, ein Lesefluss entstand nie und das ganze Mafia-Ding fand ich hier für mich einfach nicht überzeugend.

Dabei hätten der Schauplatz und die 20er Jahre doch einiges an Potential gehabt…aber der Schreibstil nervte mich so sehr, dass ich da lieber auf andere Bücher zurückgreife.

Ein Thriller, der keiner ist, mich aber auch als Roman nicht ansatzweise überzeugt hätte.