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Veröffentlicht am 16.05.2018

Jenseits auf Rezept

Jenseits auf Rezept
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Ich muß sagen, dass es sich hier um einen besonderen Krimi handelt, der voller Esprit ist und dennoch eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlt. Wer Blut und harte Aktionen will, dem wird dieses Buch sicherlich ...

Ich muß sagen, dass es sich hier um einen besonderen Krimi handelt, der voller Esprit ist und dennoch eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlt. Wer Blut und harte Aktionen will, dem wird dieses Buch sicherlich nicht zusagen. Major Paul Eichner lebt seit dem Tod seiner Frau allein in einem von der Tante geerbten Häuschen und wird von seiner Schwester Hanni verwöhnt und bekocht. Er hat sich nun auf eine andere Dienststelle versetzen lassen, wo es nicht mehr so stressig zugeht. Doch dann kommen kurz hintereinander zwei ältere Leute zu Tode. Die Tochter der Toten meint, dass es sich hierbei um keinen natürlichen Tod handelt. Ein paar Tage später wird die schöne Sonja, die im Therapiezentrum arbeitet und wirklich für viele Männer der Grund ist, dort sich in Behandlung zu begeben, tot in der Donau gefunden. Sie wurde eindeutig ermordet. Nun ist Major Eigner gefragt, der ohne Hektik und Streß, aber mit viel Fingerspitzengefühl und Cleverness ermittelt und durch seine pfiffige Kombinationsgabe den Mörder ermittelt. Die Geschichte ist wunderbar geschrieben und ich selbst finde es immer gut, wenn das Persönliche der Ermittler mit in das Buch einfließt, denn sie sind ja auch nur Menschen. Hier wird auch die Schönheit der Wachau beschrieben. Der Major ißt gerne, wir beobachten ihn beim Jausen. Geschickt und wirklich wunderbar sind viele österreichische Ausdrücke eingeflochten, die am Ende im Glossar aufs Deutsche übersetzt werden. Das Buch ist derart interessant und voller Pointen, dass man es an einem Stück auslesen will. Die Autorin versteht es ungemein, den Figuren die Probleme des täglichen Lebens zu geben. Ich kann hierfür nur alle Punkte geben.

Veröffentlicht am 12.05.2018

Schönbrunner Finale

Schönbrunner Finale
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Wieder ein erstklassiger Roman, wie auch die Vorgängerbände auch. Ich bin ein großer Fan von Loibelsberger, seinen besonderen Figuren und nicht zu vergessen der echte Wiener Schmäh. Auch der Einband dieses ...

Wieder ein erstklassiger Roman, wie auch die Vorgängerbände auch. Ich bin ein großer Fan von Loibelsberger, seinen besonderen Figuren und nicht zu vergessen der echte Wiener Schmäh. Auch der Einband dieses Buches ist in gewohnter Manier: Ein Gemälde von Gustav Klimbt. Wieder herrlich anzuschauen. Man schreib das Jahr1918/19. Das Ende der Donaumonarchie. Die Armee ist am Ende, italienische Flieger sind über Wien und werfen Flugzettel ab, man meint, es schneit. Kommissar Nechyba ist inzwischen 58 Jahre alt und privat hat er mit seiner Aurelia ein spätes Glück gefunden. Doch dann geschieht auf dem Naschmarkt ein Mord. Der alten Planetenhändler Gotthelf wurde erschlagen aufgefunden. Verdächtigt werden die beiden Bettgeher von Gotthelf, die Fahnenflüchtigen Zach und Husak. Nechyba wird mit den Ermittlungen beauftragt und stößt dabei in ein Wespennetz. Die beiden Desserteure sind wie vom Erdboden verschwunden und dann geschieht ein weiterer Mord. Nechyba ist ein Genußmensch. Da die Lebensmittel knapp werden, schreckt er nicht zurück, sich bei den Schwarzhändlern so einiges zusätzlich zu besorgen. Mit viel Liebe zum Detail erzählt hier der Autor, wie Nechyba aus Speck Grameln macht, ein Kürbisgemüse kocht, eine Blutwurst brät. Und immer wieder wird aber zeitgenau auf die Kriegsereignisse und die Regierungsform in Österreich hingewiesen. So ernst die ganze Geschichte auchg ist,  Loibelsberger versteht es gekonnt, Pointen einzusetzen, bei denen der Leser immer wieder schmunzeln muß, Für die Leser, die des Österreichischen nicht mächtig sind, hat er Fußnoten mit der deutschen Übersetzung angebracht. Am Anfang des Buches ist ein Verzeichnis über die historischen Personen und am Ende ein Glossar über Wienerisch. Wirklich gut gelungen sind die Beschreibungen der Cafe- und Wirtshäuser, man meint, man sitzt selbst mittendrin. Ein Buch, das wirklich empfehlenswert ist. Man muß das Buch fast an einem Stück lesen, denn man traut es sich gar nicht aus der Hand zu legen. Man hat richtiggehend Angst, etwas zu verpassen

Veröffentlicht am 11.05.2018

Flammenkinder

Flammenkinder
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Schon das Titelbild an sich ist erschreckend. Ein kleiner Vogel in einer Hand eingequetscht. In Sundsvall ist ein Heim für schwererziehbare Jugendliche. Eines Nachts geschieht hier Furchtbares. Ein Mädchen ...

Schon das Titelbild an sich ist erschreckend. Ein kleiner Vogel in einer Hand eingequetscht. In Sundsvall ist ein Heim für schwererziehbare Jugendliche. Eines Nachts geschieht hier Furchtbares. Ein Mädchen wird erschlagen in einer Isolierzelle aufgefunden und in der Waschküche eine der Erzieherinnen. Ein Mädchen ist geflüchtet, deren Bett ist blutverschmiert und im Zimmer ist ein Hammer, die Tatwaffe versteckt. Auf ihrer Flucht kapert das Mädchen ein Auto, auf dessen Rücksitz sich ein vierjähriger Junge befindet. Nun heißt es, das Auto mit den Personen rasch zu finden, denn es besteht der dringende Verdacht, dass auch der Kleine umgebracht will. Man schickt den erfahrenen und sehr intelligenten Kommissar Joona Linna zu Beobachtungszwecken ein, er darf sich allerdings nicht in die Ermittlungen einmischen, Und als die Polizei schon aufgibt, weiter nach dem Mädchen und dem Jungen zu suchen, macht Joona weiter, was ihm ein Disziplinarverfahren einbringen wird, aber er hat einen Verdacht und er ist auf eine heiße Spur gestoßen. Gekonnt bringen die Autoren den Leser in ihren Bann, man kommt gar nicht mehr zum Nachdenken, man wird süchtig und muß Seite um Seite lesen, man kann nicht mehr aufhören, Die Sprache ist sehr eindeutig, kurz und bündig. Mir gefällt das, denn man weiß genau was Sache ist. Jedenfalls ist man am Schluß wie erschlagen, denn vom Täter hätten wir einiges anders erwartet. Als dann die Morde geklärt sind, wird ein Nachtrag über das Persönliche und die Familie von Joona angehängt. Sehr interessant, paßt aber irgendwie jetzt nicht unbedingt in dieses Buch. Aber trotz alledem, ich kann hierfür nur alle Punkte geben, ohne jeglichen Abzug.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Die Küste der Freiheit

Die Küste der Freiheit
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Es mag sich zwar etwas schwulstig anhören, aber das Buch zu lesen, ist ein Traum. Geschildert wird hier wirklich über 800 Seiten das Leben in der Zeit von 1775 bis 1783. Die junge Anna, die in einer Mennoniten ...

Es mag sich zwar etwas schwulstig anhören, aber das Buch zu lesen, ist ein Traum. Geschildert wird hier wirklich über 800 Seiten das Leben in der Zeit von 1775 bis 1783. Die junge Anna, die in einer Mennoniten Gemeinde in Hessen aufwächst, wird von Lorenz von Tannau vor einer Vergewaltigung gerettet. Doch als der junge von Tannau verletzt wird, pflegt sie ihn gesund und verliebt sich in ihn. Als er dann mit seinem Casseler Regiment in den Krieg nach Amerika geschickt wird, reist sie ihm nach und muß ihre Schiffspassage als Schuldmagd in einer amerikanischen Kolonie abarbeiten. Sie wird dort allerdings wie eine Sklavin behandelt und flieht und nach unendlichen Irrwegen trifft sie dann auf Lorenz. Aber nach kurzer Zeit muß er wieder in die Krieg und ihre Wege trennen sich abermals. Eine Geschichte, die uns in die Zeit der amerikanischen Revolution führt, die Sklavenhaltung im Süden anzeigt. Auch den Soldaten wird viel abverlangt und so mancher verliert sein Leben im Kampf oder aufgrund der schlimmen hygienischen Verhältnisse geht an einer Krankheit zugrunde. Die Geschichte der Anna wird genau beschrieben, ihre Gefühle, ihr Freiheitsdrang und auch die vielen Demütigungen und Hinterhalte, die ihr widerfahren. Aber sie ist eine starke Frau. Die Autorin beschreibt uns, wie hart es die Auswanderer hatten, als sie in Amerika vom Schiff ginge, obgleich ihnen hier das gelobte Land versprochen wurde. In einer sehr gut zu verstehenden Sprache werden wir hier in die Abenteuer der Protangonisten eingebunden und man leidet und fühlt mit und es fällt einem buchstäblich ein Stein vom Herzen, wenn sich etwas zum Guten wendet. Am Anfang des Buches ist eine Karte des Hl. Römischen Reiches zur damaligen Zeit und am Ende die 13 amerikanischen Kolonien. Auch sorgt das Glossar und die Tafel über die geschichtlichen Persönlichkeiten in diesem Buch für mehr Verständnis. Gekonnt versteht es die Autorin, Fiktion und Realität zu vermischen. Ein Buch, das ich nur weiterempfehlen kann und es wert ist, von einer großen Leserschar gelesen zu werden, Nicht zu vergessen ist auch der lilafarbene Einband mit einem Kranich im Vordergrund und im Hintergrund die vielen Segelschiffe.

Veröffentlicht am 03.05.2018

König der Hobos

König der Hobos
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Durch das Buch hat sich mir eine bisher unbekannte Welt aufgetan in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich hatte zuvor noch nie von den Hobos gehört, konnte mit dem Begriff zuerst gar nichts anfangen, ...

Durch das Buch hat sich mir eine bisher unbekannte Welt aufgetan in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich hatte zuvor noch nie von den Hobos gehört, konnte mit dem Begriff zuerst gar nichts anfangen, bis ich mich durch Internet, Google und dergleichen erstmals in die Materie eingearbeitet hatte und dann aber mit vollem Herzen bei der Lektüre dieses Buches dabei war. Der Autor Fredy Gareis war monatelang mit diesen Leuten unterwegs, hat mit ihnen gelebt, als sie ihm endlich ihr Vertrauen geschenkt haben. Es sind die letzten Abenteuerer im Land des amerikanischen Traumes, moderne Nomaden. Sie verzichten auf Sicherheit, Wohnung, regelmäßiges Einkommen und leben ein Leben in vollkommener Freiheit, nur sich selbst überlassen. Sie durchqueren das Land auf Güterzügen von Alaska bis Miami, setzen sich Hitze, Sturm, Regen und Kälte aus, sind auf Almosen angewiesen, holen ihr Essen aus Mülltonnen und treffen sich dann im sogenannten "Dschungel", wo sie alles miteinander teilen. Leider sind viele von den Leuten dem Alkohol und den Drogen verfallen, viele krank von dem Leben, das ihnen viel abverlangt. Wir lernen Ricardo, Tuck, Iwegan, Jewel, David, Ron, Alise Soto und vor allem Shoestring kennen, der heute schon unter den Hobos eine Legende zu sein scheint. Wunderbar sind die Fotos in der Mitte des Buches, die uns ein wenig Einblick in das Leben der Hobos geben. Sie setzen täglich ihr Leben aufs Spiel, um von einem Zug auf den anderen zu springen, viele tragen dabei lebenslängliche Verletzungen davon oder kommen dadurch zu Tode. Mich hat das Buch und das Leben dieser Leute total fasziniert und sehr nachdenklich gemacht. Sie pfeifen auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation sondern leben ihren Traum vielleicht vergleichbar mit den Cowboys früherer Zeiten. Jedoch stellt sich mir hierbei immer wieder die Frage, was diese Hobos machen, wenn sie alt und krank sind? Die Hobos sind zwar arm und eine Randgruppe der amerikanischen Gesellschaft, sie sind aber frei und haben keinen Vorgesetzten, kein tägliches Allerlei vor sich.