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Veröffentlicht am 20.11.2025

Konstruierte Geschichte, bei der nur am Ende Spannung aufkommt und letztlich noch Fragen offen bleiben

Die Schwester des Serienkillers
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Anna Price hat sich trotz ihrer traumatischen Kindheit, die sie nach dem Missbrauch durch ihre Eltern in einem Kinderheim verbracht hat, ein intaktes Leben mit einem liebenden Ehemann an ihrer Seite, ihrem ...

Anna Price hat sich trotz ihrer traumatischen Kindheit, die sie nach dem Missbrauch durch ihre Eltern in einem Kinderheim verbracht hat, ein intaktes Leben mit einem liebenden Ehemann an ihrer Seite, ihrem Traumberuf als Lehrerin und einem Haus am Meer aufgebaut.
Doch als ein Polizist vor ihrer Tür steht, wird Anna von ihrer Vergangenheit, die sie erfolgreich zurückgedrängt hatte, eingeholt. Ihr Bruder Henry, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, soll ein gesuchter Serienmörder sein. Fünf Frauen habe er bereits auf dem Gewissen und aufgrund der Todesdaten, die er innerhalb der letzten drei Jahre für seine ausschließlich weiblichen Opfer gewählt hatte, scheint der nächste Mord unmittelbar bevorzustehen. Die Polizei hofft, dass Anna helfen kann, die nächste Tat zu verhindern und kann nicht ausschließen, dass Anna sein nächstes Opfer ist. Schon wenig später erhält Anna einen Umschlag mit einem Rätsel, das sich offensichtlich auf das Spiel bezieht, das Anna und Henry in ihrer Kindheit gespielt haben und außer Kontrolle geriet. Anna muss mitspielen, um zu verhindern, dass Henry ihr Geheimnis lüftet, das ihr Leben zerstören könnte.

"Die Schwester des Serienkillers" ist der dritte Band der Serienkiller-Reihe, der unabhängig von den zuvor erschienenen Büchern gelesen werden kann, da es sich um abgeschlossene Geschichten mit eigenen Charakteren handelt.

Der Roman handelt in der Gegenwart an nur vier Tagen im Mai, die den Countdown bis zum mutmaßlich letzten Mord des Serienkillers bilden. Daneben gibt es Rückblenden in die Vergangenheit, als Anna zusammen mit ihrem Bruder im Kinderheim Finley Hall untergebracht war und Henry immer unberechenbarer wurde. Ergänzend erhält man Einblicke in die Denkweise des Killers und die Durchführung seiner Taten, mit denen er auf makabre Weise die Nähe zu seiner Schwester herstellen möchte.

Obschon der Vergangenheitsstrang knapp gehalten ist, erhält man einen Eindruck davon, wie die Kinder von ihren eigenen Eltern vernachlässigt wurden und auch keine glücklichen Erfahrungen im Kinderheim gesammelt haben. Verunsicherung, Angst und Wut sind nachvollziehbar und geben eine Erklärung für Henrys krankes Spiel, mit dem er sich an seine Schwester klammert und sie gleichzeitig zurückweist.

Die Gegenwart ist abwechslungsreich geschildert, auch wenn gar nicht viel passieren muss, um Annas Leben in ihren Grundfesten zu erschüttern. Beruflich und privat steht sie schon bald vor einem Scherbenhaufen, wobei fraglich ist, wie viel Einfluss ihr Bruder ausübt und was er letztlich bezwecken möchte. Das Geheimnis, das er und seine Schwester teilen, kann hingegen frühzeitig erahnt werden.
In Bezug auf die Mordserie und die Ermittlungen von DI Walker bleiben viele Fragen offen und lassen die Geschichte konstruiert erscheinen. Auch gibt es nur in den letzten Kapiteln wirklich spannende Momente, wobei die lange Vorgeschichte für den Showdown nur bedingt nötig gewesen wäre. Der Clou im Epilog kommt wahrlich überraschend, lässt aber auch die gesamte Logik der Geschichte in Frage stellen.

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Veröffentlicht am 18.11.2025

Dramatische und spannende Geschichte, die den Zeitgeist lebendig und authentisch abbildet

Im Nordwind
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Alice Bloom wohnt im Hamburger Arbeiterviertel Uhlenhorst und ist in einer Ehe mit einem gewalttätigen Ehemann gefangen. Als die Sorge um ihre Tochter Rosa zunimmt, gibt es für sie nur einen Ausweg: die ...


Alice Bloom wohnt im Hamburger Arbeiterviertel Uhlenhorst und ist in einer Ehe mit einem gewalttätigen Ehemann gefangen. Als die Sorge um ihre Tochter Rosa zunimmt, gibt es für sie nur einen Ausweg: die Trennung von Henk. Doch eine Scheidung ist für eine Frau im Jahr 1913 fast unmöglich. Hilfe sucht sich Alice bei dem Anwalt John Reeven, der eine Sozialsprechstunde anbietet.
John entstammt einer angesehenen Hamburger Familie, die Inhaber einer Privatbank und der Holsten Brauerei ist. Als sein Vater erkrankt, muss er sich nicht nur um seine Kanzlei, sondern auch noch um die Brauerei kümmern, die sein Bruder Julius am liebsten verkaufen möchte. Zeit für seine Verlobte Evelyn bleibt dabei kaum. Pro bono übernimmt er das Mandat für Alice und kann dabei schon bald keine professionelle Distanz zu der mutigen Frau wahren, die ihm jedoch nicht die ganze Wahrheit über sich zu offenbaren scheint.

Nach den beiden Dilogien "Die hanseatische Familiensaga" und "Die Hamburger Auswandererstadt" ist "Die Nordwind-Saga" die dritte historische Hamburg-Buchreihe von Miriam Georg.
Ähnlich wie in den Romanen zuvor handelt auch diese Dilogie von der Lebenssituation von Frauen, sozialer Ungleichheit, dem Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit und einer verbotenen Liebe Anfang des 20. Jahrhunderts.

"Im Nordwind" wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im Jahr 1913 geht es um Alice, die Mutter der fünfjährigen Rosa ist und sich aus den Fängen einer gewalttätigen Ehe befreien möchte, um ihre Tochter zu schützen. Ihre Wege kreuzen sich mit dem Anwalt John Reeven aus einer gut bürgerlichen Unternehmerfamilie.
Alice kämpft für ihre Freiheit und läuft dabei Gefahr, ihr eigenes Leben zu gefährden und das Sorgerecht für ihre Tochter zu verlieren. John, der einem Jurist entsprechend
sachlich und akkurat agiert, lässt sich unkontrolliert von seinen Gefühlen leiten.
Rückblenden in die Jahre ab 1896 zeigen das Schicksal von Christina, einem Mädchen aus einer Schaustellerfamilie, das an ein Pastorenpaar verkauft wird.

Aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, erhält man einen umfassenden Einblick in die Lebenswirklichkeit von Frauen und Männern, Arm und Reich, Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts und ein lebendiges Abbild der damaligen Zeit. Die Orte, ob einfache Wohnungen im schmutzigen Arbeiterviertel, die prunkvolle Villa am Feenteich oder die gesundheitsgefährdenden Fabriken in Hamburg, werden leicht vorstellbar und sorgen für eine zum Zeitgeist passende Atmosphäre. Der Kontrast aus Arm und Reich und den unterschiedlichen Erwartungen ans Leben sind eindrücklich dargestellt.

Die Geschichte ist dramatisch und spannend. Die Schicksale sind berührend, der ungewisse Verlauf ihrer Lebenswege, die sich gerade an einem Scheideweg befinden, sorgen für einen anhaltenden Lesesog.
Dabei werden die fiktiven persönlichen Geschichten gelungen mit den vorherrschenden tatsächlichen gesellschaftlichen Problemen verbunden. Es geht um Lügen und Geheimnisse innerhalb der Familien, um Arbeitskampf und Frauenrechte sowie den Kampf um Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben.

Inhaltlich vielschichtig und mit viel Empathie für die handelnden Personen steht dieser Auftaktband den vorigen Bestseller-Reihen in nichts nach - und endet wiederum gemein offen. Um zu erfahren, wie es mit Alice und John, Rosa, Theodor, Blanche und allen anderen (lieb gewonnen) Figuren weitergeht, lässt am liebsten gleich zu Band 2 "Im Nordlicht" greifen, der bereits erschienen ist.

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Veröffentlicht am 15.11.2025

Spannendes Familiendrama um Eifersucht, Verrat und Intrigen mit Bezug zu Mystik und Schauermärchen - die Wiederauflage eines Jugendromans der Autorin

Rauhnächte
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Ausgerechnet an Weihnachten erfährt Pia, dass sie nicht die Tochter ihrer Eltern ist. Schon immer hat ihr Warmherzigkeit und Liebe in der Beziehung zu ihnen gefehlt und nun hat sie den Beweis dafür, warum ...

Ausgerechnet an Weihnachten erfährt Pia, dass sie nicht die Tochter ihrer Eltern ist. Schon immer hat ihr Warmherzigkeit und Liebe in der Beziehung zu ihnen gefehlt und nun hat sie den Beweis dafür, warum sie sich stets fremd und nicht zugehörig gefühlt hat. Da ihre Adoptiveltern das Schweigen über die Vergangenheit nicht brechen wollen, wird Pia immer neugieriger darauf, was es zu verbergen gibt. Auf der Suche nach der Wahrheit fährt sie in das Dorf Galsterried bei Wasserburg am Inn, wo sie als Kleinkind gelebt hat. Bis auf den Studenten Ansgar reagieren die Bewohner des Ortes feindselig auf die junge Rothaarige. Doch Pia bleibt hartnäckig. Sie möchte nicht nur wissen, wer ihr Vater ist, sondern auch was es mit dem Unfall auf sich hat, bei dem ihre Mutter vor 18 Jahren ums Leben gekommen ist. Ihre Träume und Erinnerungen passen nicht zu dem, was ihr erzählt wird. Pia weiß nicht, wem sie trauen kann und fühlt sich einer unheimlichen Bedrohung ausgesetzt.

Die Geschichte ist bereits vor über zehn Jahren als Jugendbuch mit dem Titel "Die Flammen flüstern dein Lied" unter dem Klarnamen der Autorin Inge Löhnig erschienen und wurde nun als Roman für Erwachsene neu erzählt und verlegt.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen mit Bezug zu den Rauhnächten. In der Gegenwart liegt der Fokus auf der knapp 22-jährigen Pia, die nach Weihnachten beginnt, das Rätsel ihrer Herkunft zu erschließen und dabei in ein Wespennest sticht, das sie in tödliche Gefahr bringt. Die Vergangenheit handelt 18 Jahre zuvor im Januar 2002 und offenbart, was Pia all die Jahre verschwiegen wurde.

Die Mystik der Rauhnächte, Aberglaube und Hexenverfolgung verbreiten eine düstere, beängstigende Atmosphäre, die zu der frostigen Jahreszeit passt. Geht man zunächst davon aus, dass zum Schutz von Pia ein Familiengeheimnis aufrecht erhalten werden soll, zeigt sich bald, dass noch viel mehr vertuscht werden soll, für das jemand bereit ist, zu töten.
Je mehr Pia über die Vergangenheit und ihre leibliche Mutter in Erfahrung bringen kann, desto wahrscheinlicher scheint, dass diese nicht in der Folge eines Unfalls gestorben ist. Zudem gibt es gleich mehrere Verdächtige, die ein Interesse an ihrem Tod gehabt haben könnten. Dass nun auch Pia auf der Suche nach der Wahrheit in größter Gefahr schwebt, steigert die Spannung.

Rauhnächte ist ein spannendes Familiendrama um Eifersucht, Verrat und Intrigen, indem sich Verletzungen bis zu blindem Hass steigern. Der Bezug zu Mystik und Schauermärchen vermittelt eine ganz eigene winterliche und gruselige Stimmung, während die Hauptfigur durch die fühlbare Verbindung zu ihren Ahninnen mehr Selbstvertrauen und innere Stärke erlangt. Die Konflikte innerhalb der Familie bleiben jedoch oberflächlich, woran man dem Roman trotz Überarbeitung das Jugendbuch anmerkt. Die Liebesgeschichte ist hintergründig, hätte es aber in einem Erwachsenenroman nicht benötigt.

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Veröffentlicht am 13.11.2025

Mehr als nur ein Buch über Schachspielen - vielschichtiger Roman über ein großes Talent, das mit ihren Dämonen zu kämpfen hat

Das Damengambit
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Beth Harmon wächst nach dem Tod ihrer Eltern in den 1950er-Jahren in einem Waisenhaus in Kentucky auf. Sie ist ein intelligentes, in sich gekehrtes Mädchen, das sich zu sehr an die Beruhigungspillen gewöhnt, ...

Beth Harmon wächst nach dem Tod ihrer Eltern in den 1950er-Jahren in einem Waisenhaus in Kentucky auf. Sie ist ein intelligentes, in sich gekehrtes Mädchen, das sich zu sehr an die Beruhigungspillen gewöhnt, die ihr mit acht Jahren verabreicht werden. Bevor sie mit zwölf Jahren von einem kinderlosen Paar adoptiert wird, wird sie durch den Hausmeister im Keller auf Schach aufmerksam und entwickelt eine Faszination für das Spiel, das sie sich in schlaflosen Nächten aneignet.
Mit der Unterstützung ihrer Adoptivmutter gewinnt sie in Amerika Schachturniere, wird finanziell unabhängig und ist bald auch international erfolgreich. Als Mädchen in einem männerdominierten Sport ist Beth trotz einiger Förderer einsam und droht sich in einem gefährlichen Mix aus Pillen und Alkohol zu verlieren und damit auch ihr Talent und ihre aussichtsreiche Karriere aufs Spiel zu setzen.

Nachdem ich die gleichnamige Netflix-Serie mit Begeisterung angesehen habe, bin ich neugierig auf die Romanvorlage geworden, die bereits 1983 in den USA erschienen ist und erst sehr viel später ins Deutsche übersetzt wurde. Die Serie bleibt sehr nah am Buch und auch wenn ich die Entwicklung von Beth schon kannte, fesselt der Roman mit einem noch tieferen Verständnis für die Gemütslage der Hauptfigur.

Der Roman handelt von Schach, was ich selbst noch nie gespielt habe, aber es ist auch nicht nötig, die exakten Regeln zu kennen und Spielzüge nachvollziehen zu können. Die Schilderungen der Spiele, der Turniere und der Vorbereitungen darauf nehmen viel Raum ein. Daneben geht es jedoch um ganz universelle, zeitlose Themen wie Einsamkeit, Suchtverhalten, Rassismus und patriarchale Strukturen.

Beth entwickelt sich von einem Wunderkind zum gefeierten Star der Schachszene. Sie ist intelligent und ehrgeizig, fleißig und zielgerichtet und kann sich deshalb schon in jungen Jahren gegen Großmeister durchsetzen. Lebendig und eindrücklich ist geschildert, wie viel Arbeit und Durchhaltevermögen es erfordert, in so einer Disziplin bestehen zu können.
Beth muss nicht nur lernen mit Niederlagen, sondern auch mit Verlusten umzugehen. Von früher Kindheit an geprägt, greift Beth routiniert zu Beruhigungspillen, um sich zu entspannen und greift wenig später unkontrolliert zum Alkohol. Der Drogenmix lässt sie die Einsamkeit vergessen.
Mit ihrem Hang zur Selbstzerstörung droht Beth ihren Erfolg zu sabotieren, hat jedoch in den schwersten Stunden Menschen an ihrer Seite, die sie wieder auffangen.

"Das Damengambit" ist mehr als nur ein Buch über Schachspielen. Es ist ein vielschichtiger Roman über ein großes Talent, das mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat und sich mit Alkohol und Medikamenten betäubt und antreibt. Angesiedelt in den 1950er- und 1960er-Jahren kommt neben dem Ost-West-Konflikt und Kaltem Krieg auch das Leben und der Wunsch nach Selbstbestimmung in patriarchalen Strukturen zum Tragen. Selbst wenn man kein großes Interesse für Schach haben sollte, bewegt das persönliche Schicksal der besonderen Hauptfigur, wobei man mit Spannung verfolgt, ob sie ihr großes Ziel, den amtierenden Schachweltmeister zu schlagen, mit nur 18 Jahren erreichen kann, ohne an ihren eigenen Ambitionen zugrunde zu gehen.

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Veröffentlicht am 11.11.2025

Kampf um berufliche Gleichberechtigung in den 1960er-Jahren - simple Konfliktlösung und ein sehr seichter Ausgang

Bernadette Swifts Gespür für Bücher
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Bernadette Swift arbeitet 1963 als Lektorin bei dem Verlag Lenox & Park in New York, wo sie als Frau schon immer mehr leisten musste, als ihre männlichen Kollegen, um sich zu beweisen. Trotz Probleme mit ...

Bernadette Swift arbeitet 1963 als Lektorin bei dem Verlag Lenox & Park in New York, wo sie als Frau schon immer mehr leisten musste, als ihre männlichen Kollegen, um sich zu beweisen. Trotz Probleme mit ihrem direkten Vorgesetzten bewirbt sie sich für eine Beförderung und bekomm daraufhin noch mehr Gegenwind zu spüren. Unterstützung erhält sie von ihren Freundinnen aus dem Buchclub und ihrem Kollegen Graham, die hinter ihr stehen und Halt geben. Während sich die Beziehung zu Graham intensiviert und er bald schon mehr als nur ein verlässlicher Kollege ist, muss sich Bernadette entschieden gegen Ungerechtigkeiten und Anfeindungen am Arbeitsplatz zur Wehr setzen und scheut auch nicht davor zurück, ihren Kampf für mehr Gleichberechtigung für Frauen öffentlich zu machen.

Der Titel "Bernadettes Gespür für Bücher" ist ein wenig irreführend, denn tatsächlich geht es inhaltlich nicht um den Beruf der Hauptfigur als Lektorin oder das gemeinsame Lesen von Büchern in einem Buchclub, sondern um die misogynen Verhältnisse in ihrem Büro.
Bernadette bekommt von der Abwertung ihrer Arbeit bis hin zu sexuellen Übergriffen alles zu spüren, was frau sich an negativen Einflüssen im Beruf vorstellen kann. Doch die junge Frau setzt sich zur Wehr und organisiert sogar einen öffentlichen Protest, um auf die Ungleichbehandlung von Frauen am Arbeitsplatz hinzuweisen. Auch in ihrem Buchclub sind die alltäglichen Probleme der Frauen im Zusammenhang mit dem anderen Geschlecht, ein wichtiges Thema.
Neben den Problemen im Büro sorgt sie sich um ihren Bruder, der als Soldat in Vietnam ist und versucht sich nach früheren negativen Erfahrungen für eine Beziehung zu Graham zu öffnen, der ihr stets mit Rand und Tat zur Seite steht und ein offensichtliches Interesse an ihr zeigt.
Festen Halt gibt ihr auch ihre Riesendogge Frank, die in der Geschichte sogar eine eigene Perspektive erhält - für Hundefreude nett, aber ohne Mehrwert für die Handlung.

Die Geschichte prangert mit Mobbing am Arbeitsplatz, sexueller Belästigung, Diskriminierung von Frauen und Sabotierung ihrer Karrieren wichtige und ernsthafte Themen an, die schon im Jahr 1963 virulent waren, aber in Teilen (leider) nichts an ihrer Aktualität verloren haben.
Der Roman bleibt dabei jedoch oberflächlich und entwickelt sich nach der dramatischen Schilderung der verschiedenen Hürden, mit denen sich Bernadette konfrontiert sieht, am Ende rasend schnell. Nach einem kleinen Anstoß lösen sich alle Probleme wie ganz von allein und Bernadettes steiler Karriere steht plötzlich nichts mehr im Wege.

Die Geschichte ist zum Schluss unheimlich seicht und süßlich und stellt damit die Ernsthaftigkeit der vorangegangenen Probleme in Frage. Auch fehlt bis auf den Equal Pay Act ein konkreter Bezug zur damaligen Zeit und die Einflüsse einer etwaigen Frauenbewegung. Dass der Bruder der Hauptfigur in Vietnam stationiert ist, darüber hinaus der Vietnam-Krieg und die Proteste dagegen aber keinerlei Erwähnung finden, hinterlässt zusätzlich einen faden Beigeschmack und lässt die Geschichte etwas unwirklich und mangelhaft recherchiert wirken.

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