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Veröffentlicht am 03.05.2019

Tragische Geschichte mit überraschendem Ende, aber etwas spannungsarmer Handlung bis zur Auflösung

Schuldig
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Kazuhisa Fukase arbeitet für eine Firma für Bürobedarf und ist dabei u.a. für die Auslieferung der Ware zuständig. Für den studierten Betriebswirtschafter ist der Beruf wenig anspruchsvoll und erfüllend ...

Kazuhisa Fukase arbeitet für eine Firma für Bürobedarf und ist dabei u.a. für die Auslieferung der Ware zuständig. Für den studierten Betriebswirtschafter ist der Beruf wenig anspruchsvoll und erfüllend und auch seine Freizeit verbringt er nur einseitig abends in einem Café, wo er den hochwertigen Kaffee genießt und auch selbst ein Händchen für die Zubereitung erlesener Kaffeesorten entwickelt hat. Kontakte mit anderen Menschen scheut er, nur bei der Zubereitung von Kaffee, für die er auch von seinen Kollegen gelobt wird, bewegt er sich auf sicherem Terrain.

Durch die Inhaber seines Stammcafés lernt er Mihoko kennen. Nach wenigen Wochen, in denen sie sich näher gekommen sind, erhält Mihoko einen Brief mit dem Inhalt" Kazuhisa Fukase ist ein Mörder", mit dem Fukase die Vergangenheit einholt. Von Mihoko zur Rede gestellt, beginnt er zu erzählen, was sich vor drei Jahren in den japanischen Alpen ereignet hat, als er mit vier Kommilitonen die Feiertage um das Ahnenfest in einer Hütte verbringen sollte. Eine der Mitreisenden und einziger engerer Freund von Fukase, Hirosawa, kam während des Aufenthalts bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

Der Roman beginnt mit einer langen Einleitung, die die Zurückgezogenheit von Fukase, aber vor allem auch die Leidenschaft für verschiedene Kaffeebohnen und ihrer handgefilterten Zubereitung - zum Teil verfeinert mit Honig - beschreibt. Mit dem Rückblick auf die Nacht vor drei Jahren, als die fünf Studenten eine Auszeit in den Bergen verbringen wollten, nimmt das Buch an Fahrt auf. Fukase schildert Mihoko die Umstände des Todesfalls, der offensichtlich ein Unfall war, aber dennoch sind die Schuldgefühle Fukases spürbar.
Auch die drei anderen ehemaligen Studenten werden mit dem Vorwurf des Mordes direkt oder indirekt durch Briefe konfrontiert, so dass in Frage gestellt werden muss, ob sich damals wirklich "nur" ein Unfall ereignet hat. Werden Fukase und seine ehemaligen Kommilitonen zu unrecht eingeschüchtert oder sind sie Schuld am Tod von Hirosawa?

Um das zu erfahren, begleitet man Fukase dabei, wie er Familie und Freunde von Hirosawa aufsucht, um im Nachhinein zu erfahren, wer sein Freund eigentlich war. So möchte er auch den Verfasser der Briefe, den er in Hirosawas Umfeld vermutet, stellen.

"Schuldig" ist ein Roman über Freundschaft, Trauer, Moral und die Übernahme von Verantwortung. Es ist spürbar, dass Fukase von seinem Gewissen gequält wird, wobei lange unklar ist, ob er und seine Kommilitonen schuldig am Unfall sind, da sie den Fahranfänger Hirosawa allein und alkoholisiert die Serpentinenstrecke haben fahren lassen, oder mehr hinter den Gewissensbissen und den Anschuldigungen als "Mörder" steckt.

Wer bereits "Geständnisse" von der Autorin gelesen hat, wird auch hier auf ein spektakuläres Ende mit Aha-Effekt hoffen. In der Tat ist die Auflösung der Schuldfrage nicht vorhersehbar, sondern überrascht in seiner Tragik, ist aber auch nicht so schockierend, wie man durch das lange Herantasten an die Wahrheit erwartet hat. Der Weg dorthin ist eher spannungsarm und konnte mich nicht durchgängig fesseln.

Veröffentlicht am 01.05.2019

Zwei Schicksale in einem Tatsachenroman - leider nur eins davon aufwühlend

Über alle Grenzen
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Ende der 1950er-Jahre zieht die Familie Alexander von Bernau am Chiemsee nach Thüringen, wo Werner eine Anstellung als Zoo-Direktor in Erfurt erhalten hat. Die Kinder freuen sich auf die Tiervielfalt, ...

Ende der 1950er-Jahre zieht die Familie Alexander von Bernau am Chiemsee nach Thüringen, wo Werner eine Anstellung als Zoo-Direktor in Erfurt erhalten hat. Die Kinder freuen sich auf die Tiervielfalt, der studierte Tropenmediziner und Landtierarzt auf seine neue Stelle - nur die Mutter ist traurig, ihre bayerische Heimat verlassen und in der DDR ein neues Leben beginnen zu müssen. Vom Mauerbau und der zunehmenden Abriegelung des Staats und Einschränkung der persönlichen Freiheiten konnte zum damaligen Zeitpunkt niemand etwas ahnen.
Mit der Flucht des Sohnes Bruno beginnt für die Familie eine Abwärtsspirale, die nicht nur die Verhaftung von Bruno und später des Vaters wegen Beihilfe zur Republikflucht, sondern auch eine Bespitzelung von Brunos Schwester Lotte und ihrem bisher staatstreuen Ehemann Paul sowie einer Schikane ihrer beiden Töchter zur Folge hat.

Erst 2010 wird Lotte ihren gebrochenen Bruder Bruno wieder sehen, der sich in einem Pflegeheim in Neumünster befindet. Ihre Liebe zu ihm ist grenzenlos und so beschließt sie, ihn zu sich nach Bayern zu holen, um sein verbleibendes Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.

"Über alle Grenzen" ist der neue Tatsachenroman von Hera Lind, der auf persönlichen Erfahrungen mit dem Unrechtsstaat DDR bzw. mit Pflegeheimen in der Gegenwart beruht. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und handelt in den Jahren 2010/2011, als sich Lotte ihrem Bruder Bruno aufopferungsvoll annimmt und blickt dabei zurück auf die Jahre 1960 bis 1985.

Schockierend ist zu lesen, welche Auswirkungen die Entscheidung des Sohnes bzw. Bruders Bruno auf ihn als Republikflüchtling und auf die in der DDR verbliebene Familie hat. Würde der Roman nicht auf einem wahren Schicksal beruhen, könnte man kaum fassen, was die Familie von der Elterngeneration bis hin zu den Enkelkindern durchmachen muss. Die Geschichte, wie die Familie am Leid, das ihr in Form von psychischem Druck oder körperlicher Misshandlung widerfährt, zu zerbrechen droht, macht betroffen.

Der Roman rückt die Familie Alexander in den Fokus, lässt dabei aber alle politischen Vorgänge und den Alltag in der DDR außen Acht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte stärker in den historischen Kontext eingebunden gewesen wäre. Dies hätte bei mir vielleicht auch das Verständnis für Brunos in meinen Augen sehr egoistischen Entscheidungen erhöht. Ich empfand die Protagonisten phasenweise sehr naiv und die Darstellung etwas einseitig. Während der Teil der Protagonisten die sich für ihre Rechte und ihre Freiheit engagierten, aber auch rücksichtslos waren und die fatalen Folgen ihrer Handlungen ausblendeten, wurden die vorsichtigen und angepassteren Familienmitglieder unterschwellig mit Vorwürfen überzogen.

Geradezu nervig empfand ich es, wie Lotte in der Gegenwart beweihräuchert wird, ihren "Burschi" verhätschelt, jedes Verhalten seinerseits sie erfreut, selbst wenn er statt in die Windel sein großes Geschäft direkt ins Pflegebett verrichtet oder die Zahnprothese mutwillig zerstört. Lotte behandelt ihren Bruder so, als würde sie ihm etwas schulden.
Begreifen konnte ich ihr Verhalten erst, nachdem ich die Nachworte des Romans gelesen habe. Als mir klar wurde, dass die Geschichte nicht von einer Familie handelt, sondern tatsächlich die Erlebnisse von zwei verschiedenen Frauen und ihren familiären Schicksalen nacherzählt wurden, war ich etwas ernüchtert.
Vielleicht ist dies eine Generationenfrage, aber ich empfand die Darstellung der Vergangenheit viel interessanter, aufwühlender und selbstverständlich auch spannender als die rührselige Pflege des "Burschi" in der Gegenwart. Auch wenn ich Respekt für die Schwester habe, die sich so aufopferungsvoll und selbstlos um ihren pflegebedürftigen, behinderten Bruder gekümmert hat, fand ich diesen Teil als Roman ungeeignet und letztlich überflüssig. Stattdessen hätte die Geschichte der Familie Alexander von den 1960er bis zu den 1980er-Jahren mit historischen Fakten oder einer stärkeren Involvierung der beiden anderen Schwestern in das Geschehen weiter ausgeschmückt werden können, um die Geschichte rund zu machen.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Lügen, Geheimnisse, Intrigen, Leidenschaft und viel Drama sorgen für Abwechslung und Unterhaltung, bleiben allerdings nur oberflächlich geschildert

Das bedrohte Glück
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"Das bedrohte Glück" setzt als Band 2 der Hansen-Saga "Eine neue Zeit" nahtlos im Jahr 1894 fort. Die Geschäfte des Hansen-Kontors unter Leitung des neuen Familienoberhaupts Robert Hansen florieren weiterhin. ...

"Das bedrohte Glück" setzt als Band 2 der Hansen-Saga "Eine neue Zeit" nahtlos im Jahr 1894 fort. Die Geschäfte des Hansen-Kontors unter Leitung des neuen Familienoberhaupts Robert Hansen florieren weiterhin. An seiner Seite ist unermüdlich seine Tochter Luise, die in ihrer Arbeit für das Familienunternehmen aufgeht. Aus strategischen Gründen hatte sie Hans Petersen, den Erben einer Hamburger Kaffeehausbesitzerkette, geheiratet, ohne zu wissen, dass ihr geliebter Hamza sie in Kamerun nicht im Stich gelassen, sondern aufgrund widriger Umstände nur knapp vor ihrer Abreise verpasst hatte.
Nun ist Hamza zur Ausbildung in Hamburg. Die beiden treffen sich heimlich und beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Als Luise schwanger ist, schmiedet sie zusammen mit Hamza den Plan, zurück in ihr geliebtes Kamerun zu gehen. Je näher der Geburtstermin rückt, desto mehr Bedenken kommen Luise, ihr angesehenes Leben in Hamburg, ihre Arbeit für das Kontor und ihre Familie aufzugeben.

In Wien wird Therese von ihrer Freundin und Angestellten Frieda hintergangen, doch Dank ihres Mannes Karl und ihres Bruder Florentinus können sie Frieda und deren Geliebten stellen und die Beute zurückholen. Therese ist glücklich, Karl als ihre große Liebe und verlässlichen Partner an ihrer Seite zu haben, denn sie ahnt nichts von seinem Geheimnis. Auch Karl liebt seine Frau und seine beiden Kinder, kann sich jedoch nicht gegen seine Neigungen wehren. Als er erpresst wird, sieht er nur eine Möglichkeit, die ihm Erlösung bringen soll.

Im dritten Teil der Hansen-Saga stehen Luise in Hamburg und Karl in Wie, ihre persönlichen Probleme und dunklen Geheimnisse im Vordergrund, die das angesehene Familienunternehmen bedrohen. Aber auch die weiteren Familienmitglieder Therese, Frederike, Robert, Elisabeth und Martha bleiben nicht außen vor. Die Geschichte bleibt aufgrund der Vielzahl der Charaktere und ihrer persönlichen Befindlichkeiten abwechslungsreich und unterhaltsam zu lesen. Jedoch werden die einzelnen Erzählstränge nicht sehr vertieft, Probleme werden sehr schnell und einfach gelöst, die Charaktere machen kaum eine Entwicklung durch und wirken zum Teil sehr stereotyp.

Wie schon in Band 2 vermisste ich Kamerun als Schauplatz, das den Roman zu etwas Besonderem in einer Reihe von historischen Familiengeschichte gemacht hätte, aber auch ein Gefühl für die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts. Politische Ereignisse im Zusammenhang mit der Kolonialisierung werden nur zusammenhanglos in Form von Briefen aus Kamerun berichtet, während die Politik im Deutschen Reich kaum eine Erwähnung findet.

Luise büßt für mich in diesem Band einige Sympathien ein. Ihr plötzlich sprunghafter Charakter und ihre damit verbundenen Handlungen empfand ich als unglaubwürdig und auch Karls Problem, das seit Band 2 immer wieder in den Vordergrund rückt, langweilte bald durch Wiederholungen.

Liebe und Leidenschaft - egal in welcher Ehe oder Beziehung werden zwar bildhaft durch viele Worte geschildert, sind aber nicht spürbar, so dass man als Leser nicht so mit den Charakteren mitfühlt, mitlacht oder mitleidet wie es vorstellbar gewesen wäre.

Dass die Hansen-Saga nun noch mit mindestens einem vierten Roman fortgesetzt wird, bestätigt meine Einschätzung zu Band 1, dass die Hansen-Saga den Charakter einer Seifenoper hat: Lügen, Geheimnisse, Intrigen, Liebe, Leidenschaft und viel Drama sorgen für Abwechslung und gute Unterhaltung, bleiben allerdings nur oberflächlich geschildert, Figuren und ihre Geschichten sind vereinfacht Schwarz-Weiß dargestellt.
Mir fehlten Emotionen, ein Gefühl für die Zeit, politische Hintergründe und Erkenntnisse zum Kaffee- und Kakaohandel zwischen Europa und den weit entfernten Kolonien.
Der Fokus auf einen oder zwei Protagonisten pro Band, deren Geschichte dann auch einmal abgeschlossen wäre, würde der Familiengeschichte meiner Meinung nach besser zu Gesicht stehen.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Unterhaltsame Fortsetzung von Band 1, jedoch ohne Entwicklung der Charaktere und leider nur wenig Tiefgang der Handlung

Eine neue Zeit
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Band 2 der Hansen-Saga handelt drei Jahre nach "Die ferne Hoffnung" in den Jahren 1893/ 1894. Robert Hansen und seine Tochter Luise sind inzwischen wieder in Hamburg und bauen dort das Kontor gemeinsam ...

Band 2 der Hansen-Saga handelt drei Jahre nach "Die ferne Hoffnung" in den Jahren 1893/ 1894. Robert Hansen und seine Tochter Luise sind inzwischen wieder in Hamburg und bauen dort das Kontor gemeinsam wieder auf, nachdem Georg Hansen das Familienunternehmen aufgrund seiner Affäre mit Elisabeth, der Frau von Robert, verlassen musste.
Nach der Enttäuschung durch Hamza im fernen Kamerun stürzt sich Luise geradezu in die Arbeit und entwickelt sich zu einer selbstbewussten Geschäftsfrau wie es Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht üblich war. Als Frau wird sie jedoch nie die Leitung des Kontors von ihrem Vater übernehmen können, weshalb sie gezwungen ist, zu heiraten. Doch dann kann Hamza seinen Traum wahr machen und eine Ausbildung im Kontor in Hamburg beginnen und die Gefühle zwischen den beiden keimen wieder auf...

Frederike, die Tochter von Vera und Georg Hansen wird zu Onkel Karl nach Wien geschickt, wo sie ohne Vorbehalte in die Gesellschaft eingeführt werden soll. In Hamburg hat sie aufgrund des Rufes ihres Vaters keine Chance, einen Ehemann zu finden.
In Wien blüht Frederike im Kaffeehaus von Karls Ehefrau Therese und in bei deren Kindern sichtbar auf. Doch dann entdeckt sie Karls Geheimnis, weshalb sie schockiert Wien fluchtartig verlässt und sich ohne eine Erklärung wieder in Hamburg vergräbt.

"Eine neue Zeit" handelt im Gegensatz zu Band 1 der Hansen-Saga ausschließlich in Hamburg und Wien. Über die Ereignisse auf der Plantage in Kamerun wird man nur noch durch Briefe des Verwalters vor Ort informiert.
Das Familienunternehmen floriert, Robert und Karl Hansen haben sich als würdig erwiesen, das traditionelle Kontor zu leiten und aus der Krise zu führen. Finanziell stehen sie durch die Erweiterung des Anbaus und Verkaufs der Kakaobohnen so gut da wie nie zuvor.
Privat hatte vor allem Robert Hansen weniger Glück. Als ob der Betrug durch seine Noch-Ehefrau nicht genug wäre, versucht sie nun auch noch das Unternehmen Hansen wirtschaftlich durch Intrigen zu ruinieren.

Die Familiengeschichte wird turbulent fortgesetzt, wobei der Schwerpunkt der Handlung auf Luise in Hamburg und ihre Emanzipationsversuche sowie auf Frederike und ihren Neuanfang in Wien liegen. Es passiert allerdings nichts wirklich Neues in Band 2 - Karl hintergeht seine Ehefrau weiterhin, auch wenn das schlechte Gewissen schwer auf ihm lastet, Elisabeth bleibt die intrigante Exfrau, die nun auch noch Rachegelüste hegt und Luise versucht sich weiterhin in der Männerdomäne durchzusetzen. Eine merkliche Entwicklung haben die Charakter seit 1888 kaum durchgemacht.

Auch vermisste ich die Atmosphäre der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts. Bis auf die eingeschränkte Rolle der Frau und einiger weniger gesellschaftlicher Vorbehalte spürte man kaum, dass die Geschichte vor über 100 Jahren spielt, da gerade die privaten und wirtschaftlichen Probleme der Familie zeitlos sind.

Dennoch ist und bleibt die Geschichte aufgrund der Vielzahl der Charaktere und ihre privaten und beruflichen Herausforderungen sehr unterhaltsam zu lesen. Wie in Band 1 ist der Erzählstil simpel, Probleme werden vom neuen Familienoberhaupt Robert und seiner intelligenten Tochter durch ihre scharfen Verstand zügig und glücklich gelöst.
Auch wenn einige Klischees bedient werden und die Handlung wenig Tiefgang hat, ist sie nicht zu vorhersehbar.
Band 2 endet wieder so, dass man gespannt sein darf, wie es im dritten Teil mit den Hansens weitergeht. Ich bin gespannt, wie Karls Geheimnis letztlich gelöst wird, was die Zukunft für Luise und Hamza bringt und ob Frederike noch ihr Glück findet.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Gute Unterhaltung, wenn auch mit wenig Tiefgang und einfach gehaltenem Erzählstil

Die ferne Hoffnung
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Nachdem sich das Familienoberhaupt der Hansens aus Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin erschossen hat, erben die Brüder Robert, Karl und Georg das Kaffeekontor Hansen. Sie möchten das Familienunternehmen ...

Nachdem sich das Familienoberhaupt der Hansens aus Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin erschossen hat, erben die Brüder Robert, Karl und Georg das Kaffeekontor Hansen. Sie möchten das Familienunternehmen erhalten und treffen gemeinsam den Entschluss, eine florierende Kakaoplantage in Kamerun zu kaufen und zu bewirtschaften, um zukünftig Kakao an Kaffeehäuser zu verkaufen.
Robert wagt dabei den größten Schritt und übernimmt die Verantwortung für die Plantage, was für seine Familie den Umzug in das afrikanische Land bedeutet. Während die jüngere Tochter Luise sich nicht vor Arbeit scheut und das Abenteuer sucht, ist ihre Schwester Martha wie Mutter Elisabeth mit der Entscheidung nicht einverstanden. Sie haben enorme Vorbehalte gegenüber den Einheimischen und können sich mit den Gegebenheiten vor Ort nur schwer anfreunden. Luise freundet sich eng mit Hamza, dem Sohn des Vorarbeiters auf der Plantage an, lehrt ihn die deutsche Sprache und verliebt sich in ihn. Eine Beziehung zu dem schwarzen Erntehelfer ist allerdings nicht standesgemäß. Zudem scheint eine gemeinsame Zukunft fraglich, träumt Hamza doch von einem Leben in Deutschland, während Luise später die Leitung der Farm in Kamerun von ihrem Vater übernehmen möchte.
Karl eröffnet eine Kakaokontor in Wien, um Kakao direkt an die dortigen Kaffeehäuser zu verkaufen, wo Schokolade im Gegensatz zu Deutschland bereits ein beliebte Genussmittel ist. Er lernt dabei die Kaffeehausbesitzerin Therese kennen und heiratet die für diese Zeit sehr selbstständige Frau. Anschließend kommen ihm jedoch Zweifel, ob er für Therese nicht doch nur freundschaftliche Gefühle hegt.
Georg ist der einzige Sohn, der zusammen mit Frau und Kindern in Hamburg bleibt. Ihn plagt das schlechte Gewissen, dass er nicht so viel wie seine Brüder für den Fortbestand des Familienunternehmens auf sich genommen hat und dass der Kaffeeabsatz in Hamburg weiterhin schleppend ist und für Kakao kaum eine Nachfrage besteht. Als seine Schwägerin Elisabeth aus Kamerun zurückkehrt, ist er dankbar für die Unterstützung, die er von ihr erfährt. Umschmeichelt von ihrer körperlichen Zuneigung lässt er sich auf ein gefährliches Spiel ein.
Alle Ehen stehen vor einer Zerreißprobe.

"Die ferne Hoffnung" ist der Auftakt der dreiteiligen Hansen-Saga, einem Familienepos rund um die Familie Hansen. Band 1 dreht sich um den Wiederaufbau des traditionsreichen Hamburger Familienunternehmens, der die einzelnen Mitglieder nicht nur vor wirtschaftliche und berufliche Herausforderungen stellt, sondern auch privat für viele Veränderungen sorgt und die droht, die bisher intakte Großfamilie zu entzweien.

Die Geschichte wechselt zwischen den drei Schauplätzen Hamburg, Wien und Kamerun und damit zwischen den drei Brüdern und ihren Familien. Man taucht in die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts ein und versucht sich das Leben zur damaligen Zeit mit den unterschiedlichen Herausforderungen bildlich vorzustellen. Besonders gut gefallen hat mir, wenn die Autorin mehr ins Detail gegangen ist und beispielsweise die erste Kakaoröstung und -verköstigung in der Küche der Villa der Familie Hansen beschrieben hat.
Diese anschaulichen Beschreibungen fehlten mir dagegen auf der Plantage in Kamerun und den vierwöchigen Schiffspassagen von Kamerun nach Hamburg.

Auch wenn zahlreiche Charaktere eine Rolle spielen, erhält jede Figur genügend Raum sich zu entfalten und es ist spannend zu lesen, wie sie sich im Verlauf der Geschichte weiterentwickeln. Die Vielfalt der Personen und die schnellen Szenenwechsel machen den Roman auch so interessant und temporeich und lassen den Leser jeden der drei Erzählstränge gebannt verfolgen - egal, ob es sich um liebenswerte, intrigante, unsichere oder selbstbewusste Charaktere handelt, die unterschiedliche Sympathien des Lesers wecken.

Band 1 der Hansen-Saga erstreckt sich über knapp zwei Jahre und liest sich ein wenig wie eine Seifenoper, sorgt damit aber auch für wunderbare Unterhaltung. Der Erzählstil ist einfach gehalten und bei mancher Entwicklung hätte ich mir ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Der Roman wird allerdings nie seicht, weshalb ich mich auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen mit den Charakteren freue.