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Veröffentlicht am 28.01.2019

Emotionaler Roman über das schwierige Verhältnis zweier Schwestern, die einen Neuanfang wagen. Unpassendes Ende und langatmig geschrieben.

Die andere Schwester
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Früher hat Meghann auf ihre jüngere Halbschwester Claire aufgepasst, doch als Erwachsene sind sie sich inzwischen fremd. Meghann ist Scheidungsanwältin und arbeitet in Seattle. Sie ist kinderlos und geschieden ...

Früher hat Meghann auf ihre jüngere Halbschwester Claire aufgepasst, doch als Erwachsene sind sie sich inzwischen fremd. Meghann ist Scheidungsanwältin und arbeitet in Seattle. Sie ist kinderlos und geschieden und unglücklich mit ihrem einsamen Leben, was sie sich allerdings nicht eingestehen kann. Sie ist in therapeutischer Behandlung, sträubt sich gegen die Ratschläge der Ärztin und flüchtet sich lieber in anonymen Sex mit jüngeren Männern.
Als Claire Meghann mitteilt, dass sie vorhabe zu heiraten, ist Meghann entsetzt darüber, dass die alleinerziehende Claire ihren Verlobten nur wenige Wochen kennt und möchte sie zur Vernunft bringen. Da sie in der Anwaltskanzlei ohnehin aufgefordert wurde, sich eine Auszeit zu nehmen, fährt sie zu ihrer Schwester in den Trailerpark, wo Konflikte vorprogrammiert sind.

"Die andere Schwester" ist eine Neuauflage des schon zehn Jahre zuvor unter dem Titel "Wer zu lieben wagt" erschienen Buches. Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Claire, Meghann und Joe geschrieben, wobei man als Leser erst im Verlauf des Romans erfährt, in welchem Verhältnis dieser zu den beiden Schwestern steht.

Die beiden Halbschwestern waren sich in ihrer Kindheit nahe, wurden jedoch von der Mutter verlassen und dadurch entzweit, dass Claire bei ihrem Vater Sam aufgewachsen ist. Ab diesem Zeitpunkt haben die Schwestern sich entfremdet und nur noch einen sehr oberflächlichen Kontakt zueinander.
Meghann ist Juristin, die auf den Leser kaltherzig und frustriert wirkt, keinen Menschen näher an sich heranlässt und scheinbar nur für Geld und Karriere lebt. Berufsbedingt hat sie nur mit gescheiterten Liebesbeziehungen zutun. Claire ist dagegen offenherziger, in ihrem Freundeskreis beliebt und glaubt im Gegensatz zu Meghann noch an die Liebe. Zweifel kommen ihr erst, als Meghann sie von ihrer geplanten Hochzeit abbringen möchte.
Beide Frauen leiden nach all den Jahren immer noch an den Folgen ihrer trostlosen Kindheit und unter einer Mutter Eliana, die ihre Prominenz als Schauspielerin genießt und weder Zeit noch Emotionen für ihre Töchter übrig hat. Ihre ignorante, selbstsüchtige Art und ihr übertrieben Diva-haftes Auftreten waren vor allem am Ende sehr überzogen dargestellt.

Meghann und Claire beginnen sich zaghaft sich wieder anzunähern, müssen allerdings erst die Vergangenheit ins Reine bringen, um an die Zukunft zu glauben. Abseits der Stadt und ihrer Tätigkeit als Scheidungsanwältin, könnte es für Meghann doch noch die Chance auf eine Liebe geben und Claire muss das Vertrauen aufbringen, an ein Happy End zu glauben.

"Die andere Schwester" ist ein sehr emotionaler Roman über das schwierige Verhältnis zweier Schwestern, die im Verhältnis miteinander einen Neuanfang wagen. Es geht um eine zerrüttete Familie, um Vergangenheitsbewältigung und um Vergebung - sich selbst und geliebten Menschen gegenüber. Während Meghann ein Charakter ist, der aneckt und eine Frau ist, die auf den ersten Blick wenig sympathisch ist, bleibt Claire als Figur lange unscheinbar und dem Leser fremd. Auch Joe wirkte als Charakter zunächst ein wenig zu geheimnisvoll, da die Dämonen seiner Vergangenheit nur vage geschildert werden.

Im letzten Viertel des Romans nahm die Geschichte unerwartet an Dramatik zu und wirkte beinahe wie eine ganz neue Geschichte innerhalb des Romans. Den Verlauf dieses Abschnitts empfand ich nicht immer als realistisch und hätte sich eher für eine Fortsetzung geeignet, um Joes Geschichte zu vertiefen.

Der Roman ist im Mittelteil etwas langatmig geschrieben, indem insbesondere das Geplänkel zwischen den Schwestern hätte etwas straffer gefasst werden können. Den letzten Teil des Romans empfand ich etwas deplatziert und für die Annäherung der beiden Schwestern als unnötig. Insbesondere Meghanns Charakterveränderung, aber auch Joes Sinneswandel hätten meiner Meinung nach stärker vertieft werden sollen, als am Ende eine ganz andere Handlung anzufügen.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Roman über Familie und Freundschaft, über Jugendträume und die Suche nach dem Glück - authentisch, witzig und nachdenklich machend

Versprich mir, dass es großartig wird
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Franzi und Lena haben sich in New York mit Anfang 20 kennengelernt, wo sie gemeinsam am Lee Strasberg Theatre and Film Institute Schauspiel studiert haben. Während Lenas Karriere als Schauspielerin anlief, ...

Franzi und Lena haben sich in New York mit Anfang 20 kennengelernt, wo sie gemeinsam am Lee Strasberg Theatre and Film Institute Schauspiel studiert haben. Während Lenas Karriere als Schauspielerin anlief, hatte Franzi nach Castings nur Absagen erhalten. Sie heiratete, wurde Muter zweier Kinder und unterstützt ihren Mann als "rechte Hand" in seiner eigenen kleinen Firma. Der Kontakt zu Lena schlief nach der Taufe von Franzis erstem Kind Mia, bei der Lena sogar als Taufpatin fungierte, ein.

Als sich Lena nun dreizehn Jahre später bei Franzi meldet und diese zu einem Interview bittet, holen Franzi ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in New York ein. Sie erinnert sich an ihre innige Freundschaft und an die Träume, die sie beide hatten und vergleicht, was jetzt aus ihnen geworden ist.
Der Roman ist aus der Perspektive Franzis geschrieben, deren Leben durch die Kontaktaufnahme ihrer ehemals besten Freundin durcheinander gewirbelt wird. Neidisch blickt sie auf Lenas freies Leben und deren Fernsehrollen, hat aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen ihren Kindern und ihren Mann gegenüber, wenn sie den Gedanken hegt, was ohne sie hätte sein können. Vor allem ist sie unglücklich mit ihrer Teilzeittätigkeit in der Firma ihres Mannes, wo sie Dichtungsringe bestellt und Mädchen für alles ist.

In Rückblenden, die nahtlos mit der Gegenwart verknüpft sind, erfährt man, wie sich Franzi und Lena kennengelernt haben und was sie gemeinsam in New York erlebt haben. Freiheit, Leichtigkeit und Begeisterung möchte Franzi wieder in ihrem Leben haben, traut sich aber von allein nicht, ihrem Leben eine neue Perspektive zu geben, ohne ihren Mann zu verletzen oder ihre Kinder zu vernachlässigen. Mit Hilfe von Lena, aber auch ihrer Freundin Jo lernt Franzi, dass sie trotz Familie ein Recht auf ein eigenes Leben hat und ihre Herzenswünsche nicht aufgeben darf, um selbst glücklich zu werden.

Ich mag den ungekünstelten und warmherzigen Schreibstil von Judith Pinnow sehr, von der ich bereits ihre zuletzt erschienen Romane "Die Phantasie der Schildkröte" und "Die Prophezeiung der Giraffe" gelesen habe.
"Versprich mir, dass es großartig wird" ist ein Roman über Familie und Freundschaft, aber auch über Jugendträume, Erwartungen, Lebensziele und die Suche nach dem Glück, der lebendig, herzerfrischend komisch, aber gleichzeitig auch tiefgründig geschrieben ist und nachdenklich stimmt.

Die Charaktere, vor allem Franzi, in deren Leben und Gedankenwelt man buchstäblich eintaucht, sind authentisch geschildert. Auch in anderer Lebenssituation kann man sich sehr gut mit Franzi identifizieren, da die Geschichte so ehrlich und aus dem Leben gegriffen wirkt.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Zwei Paare, deren Geschichten parallel erzählt werden - ich hatte mir einen anderen Verlauf der Handlung erwartet

Die Wege, die wir kreuzen
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Der Roman beginnt im Jahr 1977 und schildert darin bis 2006 die Leben zweier Paare.

Stella hatte mit 22 Jahren noch Ambitionen, wollte wie John eine Karriere als Akademikerin machen, wurde dann jedoch ...

Der Roman beginnt im Jahr 1977 und schildert darin bis 2006 die Leben zweier Paare.

Stella hatte mit 22 Jahren noch Ambitionen, wollte wie John eine Karriere als Akademikerin machen, wurde dann jedoch schwanger. Frisch verliebt heiraten die beiden und Stella fügt sich bereitwillig in die Rolle als Hausfrau und Mutter ein, da sie für Töchterchen Hope nur das Beste möchte. Sehnsüchtig blickt sie dennoch immer wieder auf John, der als Forscher für Quantenphysik erfolgreich ist und sich wenig Zeit für die Familie nimmt. Als er eine seltene Viruserkrankung erleidet, gerät das Leben der kleinen Familie ins Wanken.

Beth wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind, aber nach einer Fehlgeburt dauer es lange, bis sie wieder schwanger wird. Zu dem Zeitpunkt hat die Ehe mit Charlie schon sehr unter dem psychischen Druck der Kinderlosigkeit gelitten und Beth hat sich von Charlie, der sie betrogen und ein massives Alkoholproblem hat, getrennt. Dieser gelobt jedoch Besserung und mit der Geburt von Effie kann er dem Alkohol entsagen, so dass sich Beth und Charlie als Paar wieder zusammenraufen.

Die beiden Paare begegnen sich wenige Male in London ohne miteinander in direkten Kontakt zu treten. Es handelt sich vielmehr um flüchtige Augenblicke bis sich erst in den 2000er-Jahren über die beiden erwachsenen Töchter die Wege der Paare kreuzen.

Aufgrund des Buchtitels (im Original "Entanglement" - "Verstrickung") hatte ich mir unter der Geschichte etwas anderes vorgestellt. Ich bin davon ausgegangen, dass sich die Paare in jungen Jahren kennenlernen und dass sie durch äußere Umstände immer wieder zusammengeführt werden. So erweckte der Roman auf mich jedoch den Eindruck, dass zwei unterschiedliche Geschichten parallel nebeneinander erzählt werden, ohne dass es tatsächlich eine Gemeinsamkeit gibt. Die flüchtigen Begegnungen hatten meiner Meinung nach keinen Einfluss auf ihr Weiterleben. Ich bin deshalb etwas irritiert und konnte offenbar die Intention der Autorin nicht erfassen, die die Theorie der Quantenphysik, dass zwei verschränkte Teilchen den Quantenzustand des anderen beeinflussen können, auch wenn sie weit voneinander entfernt sind, als Grundlage für den Roman gewählt hat. Mir war diese Vorstellung und die Übertragung auf das Leben der beiden Paare zu abstrakt.

Gleichwohl fand ich die episodenartig geschilderten Leben von Stella und John sowie Beth und Charlie mit all ihren Höhen und Tiefen interessant und sie hatten für mich so viel Entwicklungspotenzial, dass man auch zwei Romane daraus hätte machen können. So waren die vier Charaktere mit ihren jeweiligen Paarproblemen und Ehekrisen für mich etwas künstlich in einen Roman gequetscht.

Trotz des nüchternen Bezugs auf die Theorie der Quantenphysik ist der Roman über Liebe, Vergebung und Hoffnung emotional geschildert und überzeugt vor allem durch die starken Rollen der beiden Frauen Stella und Beth.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Roman über Freundschaft und Liebe, der erfrischend unterhaltsam geschrieben ist

Romy und das Glück
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Romy wohnt in Köln und hat sich nach jahrelanger Tätigkeit bei einer Versicherung gerade als Personal Coach selbstständig gemacht. Schon im privaten Bereich hatte sie Freunde und Bekannte unterstützen ...

Romy wohnt in Köln und hat sich nach jahrelanger Tätigkeit bei einer Versicherung gerade als Personal Coach selbstständig gemacht. Schon im privaten Bereich hatte sie Freunde und Bekannte unterstützen und auf den richtigen Weg verhelfen können, so dass sie ihr Talent nun auch beruflich nutzen möchte.

Romy hat einen großen Freundeskreis, mit dem sie sich jeden Sonntag im "Schröder's" trifft. Aus einigen Freunden sind inzwischen Paare geworden, wofür Romy als Glücksfee verantwortlich gemacht wird. Chris und Lennard, Mona und Sergej sowie ihre besten Freundin Thea und Lars planen bereits ihre Hochzeiten, während Romy bisher weniger Glück in der Liebe hatte.

Da begegnet sie David und ist zum ersten Mal seit Langem selbst verliebt. Als sich ihre Beziehung mit David weiterentwickelt, machen ihr dann überraschend die Beziehungen ihrer Freunde Sorgen, die nacheinander zu kriseln beginnen. Ist es nur die Panik vor den anstehenden Hochzeiten oder liegt auf Romy tatsächlich ein Fluch, dass entweder nur ihr oder ihren Freunden das Liebesglück zuteil kommen kann, wie es angeblich schon bei ihrer Urgroßmutter Anita der Fall war?

"Romy und das Glück" ist ein Roman über Freundschaft und Liebe, der erfrischend unterhaltsam geschrieben ist. Trotz der Vielzahl der Charaktere und Paarkonstellationen verliert man nicht den Überblick. Es sind alles Figuren mit Ecken und Kanten, wobei schade ist, dass man bis auf Romy selbst keiner Person nahe kommt und eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Charakter stattfinden kann.
Es geht darum, Risiken einzugehen, einerseits im Hinblick auf Romys berufliche Weiterentwicklung und die Anfangsschwierigkeiten der Selbstständigkeit, andererseits aber auch um ihr Privatleben, wofür sie die Liebe erst zulassen muss.
Ob es den Fluch nun gibt oder nicht, bleibt letztlich offen oder der Fantasie des Lesers überlassen. So behält die Geschichte einen gewissen Zauber ohne den Bezug zur Realität zu verlieren.

Es ist ein Wohlfühlbuch, das sehr schnell zu lesen ist, ein reiner Unterhaltungsroman für gemütliche Lesestunden. Große Emotionen oder eine komplexe Handlung mit Tiefgang darf man sich trotz Romys magischer Gabe nicht erwarten.
Punkten konnte Romy jedoch noch mit ihren intelligenten Postkartensprüchen, die kleine Weisheiten fürs Leben sind, wie "Alles, was deinen inneren Frieden kostet, ist zu teuer."

Veröffentlicht am 21.01.2019

Herzerwärmender Roman über Freundschaft, Nächstenliebe, gegenseitige Anteilnahme und gegen das Wegschauen, bleibt aber nur an der Oberfläche

Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende
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Nach dem ihr Ehemann sie zum wiederholten Mal betrogen hat, packt Julia ihre Koffer, findet aber so schnell keine eigene Wohnung. In ihrer Verzweiflung nimmt sie ein eher dubioses Angebot an: Gegen Housekeeping ...

Nach dem ihr Ehemann sie zum wiederholten Mal betrogen hat, packt Julia ihre Koffer, findet aber so schnell keine eigene Wohnung. In ihrer Verzweiflung nimmt sie ein eher dubioses Angebot an: Gegen Housekeeping und die Pflege einer im Koma liegenden älteren Dame, darf sie mietfrei in einer Villa wohnen. Der reiche Neffe wartet eigentlich nur auf das Ableben seiner Tante, möchte sich aber nicht selbst um sie kümmern. Was er und auch Julia nicht ahnen, ist, dass die Besitzerin der Villa, Frau Smit, sich einiger Menschen angenommen hat und den Außenseitern bei sich eine Zuflucht gegeben hat.
Fortan hat Julia weniger mit der Pflege der komatösen Patienten, sondern vielmehr mit den Sorgen und Problemen um den anderen Besuchern zu tun. Insbesondere das siebenjährige Mädchen Veronique zu tun.

"Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende" ist ein herzerwärmender Roman, der innerhalb kürzester Zeit zu lesen ist. Im Vordergrund steht die Künstlerin Julia, die es endlich schafft, sich von ihrem untreuen Ehemann zu trennen und durch ihren Umzug unfreiwillig die Verantwortung für Menschen übernimmt, die in der Villa von Frau Smit Zuflucht gefunden haben. Frau Smit hat bis sie ins Koma gefallen ist, ehrenamtlich in einem Hospiz gearbeitet und sich selbstlos um andere arme Seelen gekümmert.
Leider erfährt man sonst wenig über Frau Smit und auch die anderen Charaktere bleiben bis auf Julia und die kleine Veronique unscheinbar im Hintergrund.

Die Geschichte ist vor allem aufgrund ihrer Botschaft um Freundschaft und Nächstenliebe, gegenseitige Anteilnahme und gegen das Wegschauen schön zu lesen. Verschiedenste gesellschaftliche Probleme werden angesprochen, aber letztlich - wie die Mehrzahl der Protagonisten - nur oberflächlich behandelt. Hier hat der Roman an Potenzial verschenkt und wäre vor allem im Hinblick auf die geringe Seitenzahl ausbaufähiger gewesen, um konkrete Lösungen für die Probleme der Gäste des Hauses zu finden und der Geschichte mehr Tiefgang zu verleihen.