Ihren untreuen Ehemann mag Julia nicht mehr ertragen, packt kurzerhand ihre Sachen und verlässt ihn. Aber sie muss irgendwo unterkommen, doch die Wohnungssuche gestaltet sich schwierig, deshalb nimmt sie ein ungewöhnliches Angebot ein. Sie darf in einem großen herrschaftlichen Haus residieren, dafür ist es ihre Aufgabe, sich jeden Tag um die Komapatientin Frau Smit zu kümmern, die in einem Krankenhaus liegt und diese pflegen und bewegen. Der Haken an der Sache entpuppt sich schnell in Form der skurrilen Bewohner, die das von ihr bewohnte Haus frequentieren bzw. ebenfalls darin wohnen. Während eine Friseurin ihr Handwerk schwarz dort ausübt, gibt es auch noch einen schwermütigen Gärtner und einen Händler für den besonderen Konsum, von dem die alte Frau Smit immer ihren Tee bezogen hat. Aber auch ein junges Mädchen erweckt Julias Aufmerksamkeit, und sie nimmt sich ihrer an. Schnell entwickelt sich eine ungewöhnliche WG, die gemeinsam einige Höhen und Tiefen erlebt…
Mirjam Oldenhave hat mit ihrem Buch „Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende“ einen sehr unterhaltsamen und gleichzeitig gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser sowohl mit einem wunderbaren Erzählstil als auch mit einem schönen Sinn für Humor von der ersten Seite an verzaubert. Feinsinnig und mit einer guten Beobachtungsgabe lässt die Autorin den Leser auf ihre Protagonisten treffen, die sich durch ihre vielfältigen Eigenheiten schnell sein Herz erobern und sich als unsichtbarer Beobachter und Teil dieser kleinen ungewöhnlichen Gemeinschaft fühlen lassen. Interessant sind die einzelnen Schicksale, die wunderbar geschildert und immer mit einem kleinen Augenzwinkern versehen sind, wobei man die Ernsthaftigkeit der Themen wie Misshandlung, Krankheit, Altwerden, Pflege sowie Betrug nicht außer Acht lässt. Durch geschickte Wendungen baut die Autorin Spannung auf und lässt ihre Protagonisten eine Achterbahn der Gefühle erleben, die auch beim Leser ankommt.
Liebevoll ausgestaltete Charaktere sprühen voller Leben und geben dem Leser den Eindruck, als würden sie gleich nebenan wohnen. Die wunderbar zusammengewürfelte Gemeinschaft ist bunt und vielfältig in ihren Eigenschaften, alle sehr individuell und gleichzeitig realitätsnah, der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, mit ihnen fühlen, leiden, hoffen und bangen. Hauptsächlich geht es um Julia, die der Leser auf Schritt und Tritt verfolgt. Julia ist eine Frau, die endlich genug hat von ihrem Ehemann. Bisher ist es ihr nicht gelungen, sich völlig von ihm zu lösen, denn der weiß genau, welche Knöpfe er bei ihr drücken muss, um sie wieder umzustimmen. Sie verordnet sich Stärke und Mut, um den Kampf gegen ihn aufzunehmen. Julia ist hilfsbereit, mitfühlend und gutmütig. Sie setzt sich für andere ein und hat am Ende auf einmal ganz neue Freunde, die sie sich ehrlicherweise „in einem anderen Leben“ wahrscheinlich nicht ausgesucht hätte. Doch gerade diese Freunde werden ihre neue kleine Familie, mit denen sie sich wohlfühlt und die füreinander einstehen. Ob der Gärtner, das junge Mädchen oder auch die Friseurin oder der Dealer – alle sind einzigartig und machen die Geschichte zu einem wahren Genuss.
„Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende“ ist ein wunderschöner Roman über eine zufällige Zweckgemeinschaft, die am Ende wie eine Familie zusammenwächst, um sich den Widrigkeiten entgegen zu stellen. Toll erzählt und mit einem feinen Sinn für Humor, so dass die Lesezeit leider wie im Flug vergeht! Bitte mehr davon! Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!