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Veröffentlicht am 09.07.2018

Anrührende Geschichte über die Schicksale zweier Frauen - ein Roman über Liebe und Abschiednehmen

Anna Forster erinnert sich an die Liebe
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Anna Forster ist frühzeitig an Alzheimer erkrankt und beschließt mit 38 Jahren, als sie noch Herrin ihrer Sinne ist, in eine betreute Wohnungseinrichtung zu ziehen. Naturgemäß sind dort nur alte Menschen ...

Anna Forster ist frühzeitig an Alzheimer erkrankt und beschließt mit 38 Jahren, als sie noch Herrin ihrer Sinne ist, in eine betreute Wohnungseinrichtung zu ziehen. Naturgemäß sind dort nur alte Menschen untergebracht, bis auf den 41-jährigen Luke, der ebenfalls bereits an einer Form von Demenz leidet.

Anna wehrt sich gegen die Regeln in Rosalind House, hat nicht geahnt, sich noch einmal zu verlieben und schon gar nicht, dass sie innerhalb weniger Monate so stark körperlich und vor allem geistig abbaut.

Eve Bennet steht nach einer Familientragödie vor den Trümmern ihres Lebens, ist fortan alleinerziehend und muss in eine Zwei-Zimmer-Wohnung in einen heruntergekommenen Stadtteil ziehen. Damit ihre siebenjährige Tochter Clem nicht auch noch die Schule wechseln muss, sucht sich Eve einen Job in dem Stadtbezirk ihrer Schule und fängt als Köchin und Reinigungskraft in Rosalind House an. Sie ist berührt vom Schicksal von Anna und Luke und kann nicht begreifen, dass deren Familien die beiden Verliebten voneinander trennen.

"Anna Forster erinnert sich an die Liebe" ist eine herzergreifende Geschichte über den Albtraum Alzheimer, die Folgen des Verlusts der Erinnerungen und die Liebe, die trotz allem bleibt.

Der Roman ist in der Gegenwart aus der Perspektive von Eve und Clem geschrieben, während Annas Sicht die Ereignisse einige Monaten zuvor beschreibt. Durch die Ich-Perspektive ist sehr anschaulich, aber auch traurig zu lesen, welchen Verlauf Annas Krankheit nimmt. Während sie zu Beginn ihres Aufenthalts in Rosalind House unleidig ist und sich in ihrem Zimmer verkriecht, blüht sie auf, als sie Luke näher kennenlernt. Das Liebesglück ist aber nur von kurzer Dauer, da ihre Familien einen Kontakt der beiden nach einem Unfall unterbinden und Anna das Fortschreiten des Gedächtnisverlusts nicht stoppen kann. Sie reagiert aggressiv auf ihre Familie, für die die Situation ebenso belastend ist, und auf die Betreuer in Rosalind House.

Eve hat massive eigene Probleme, wird nach dem Finanzbetrug ihres Ehemanns in ihrem sozialen Umfeld geschnitten und sorgt sich vor allem um ihre kleine Tochter, die in der Schule unter den verbalen Attacken ihrer Mitschüler leidet. Clem kann nicht verstehen, dass ihr geliebter Daddy ein "böser Mann" sein soll. Trotz ihres eigenen Schicksals glaubt Eve noch an die Liebe und setzt sich heimlich - und naiv - dafür ein, dass sich Anna und Luke weiterhin sehen können.

"Anna Forster erinnert sich an die Liebe" ist eine wirklich anrührende Geschichte über zwei Frauen mit ganz unterschiedlichen Problemen und Zukunftsaussichten, die zwar sehr emotional, aber nicht kitschig, sondern sehr authentisch wirkt. Der Roman handelt von einer Familie, die Abschied nehmen muss und einen geliebten Menschen nicht nur an den Tod verlieren wird, sondern auch miterlebt, wie sich die Person verändert, wenn ihr ihre Erinnerungen genommen werden. Dabei begegnen diese empathischen Menschen, die bereit sind, Risiken einzugehen, um anderen zu helfen.

Auch wenn Annas Schicksal auf den ersten Blick deprimierend ist, zeigt die Geschichte, dass Alzheimer zwar das Gehirn, nicht aber das Herz angreift und weiterhin Liebe empfunden werden kann. Und auch Eve ist eine so starke Persönlichkeit, dass sie sich von den Gegebenheiten - für die sich nichts kann und doch verantwortlich gemacht wird - nicht einschüchtern lässt und dass das Leben für sie und ihre Tochter noch mehr bereit hält, als mit den Folgen des finanziellen Ruins und dem Verlust ihres Ehemanns leben zu müssen.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Sommerliche Geschichte über drei fremde Frauen, die notgedrungen ein Haus renovieren und dabei zu Freundinnen werden

Ein Haus für einen Sommer
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Der Roman handelt von drei Frauen unterschiedlicher Lebenssituation, die von ein und demselben Anlagebetrüger, Malcolm Dyer, um ihr Vermögen gebracht worden sind. Was ihnen bleibt, ist "Bella Flora", eine ...

Der Roman handelt von drei Frauen unterschiedlicher Lebenssituation, die von ein und demselben Anlagebetrüger, Malcolm Dyer, um ihr Vermögen gebracht worden sind. Was ihnen bleibt, ist "Bella Flora", eine renovierungsbedürftige Strandvilla in Florida, die ihnen in gleichen Teilen von einem Zivilgericht als Entschädigung zugesprochen wurde.

Madeline ist die älteste der dreien, Hausfrau und Mutter zweier erwachsener Kinder, deren Ehemann die finanzielle Misere lange verschwiegen hatte und in Depressionen gefallen ist. Nun ist sie an der Reihe, die Familie vor dem Ruin zu retten und zieht vorübergehend nach Florida.

Nicole Grant ist Mitte 40 und Inhaberin einer Partnervermittlungsagentur. Sie hat bislang ihr glamouröses Leben in Los Angeles und New York genossen.

Avery Lawford ist die jüngste von ihnen und studierte Architektin sowie Moderatorin einer DIY-Handwerkersendung. "Hammer und Nagel" hat sie bis zuletzt mit ihrem Exmann Trent moderiert, wobei sie als seine Assistentin nur eine schmückende Rolle einnahm, bis sie letztlich entlassen wurde.
Keine von den dreien ist in der Lage, die Kosten für die Instandsetzung der Villa zu bezahlen, so dass sie sich dafür entscheiden, die Villa mit möglichst viel Eigenleistung zu renovieren und anschließend gewinnbringend zu veräußern. Ein Bekannter von Nicole übernimmt dabei die Bauleitung und geht für die anfallenden Kosten der Renovierung in Vorleistung.

Die Frauen stellen sich in diesem Sommer nicht nur den Herausforderungen der körperlich anstrengenden Renovierung, sondern auch ihren privaten Problemen und werden dabei zu Freundinnen.

"Ein Haus für einen Sommer" ist der Auftakt der "Florida Beach-Reihe" von Wendy Wax, von der es inzwischen schon sechs englischsprachige Bände gibt.
Drei Frauen, dies sich ohne Wirtschaftskrise und ohne Malcolm Dyer nie begegnet wären, sitzen in einem Boot und entscheiden sich bei der Sanierung/ Renovierung der Strandvilla an einem Strang zu ziehen. Drei Frauen, die notgedrungen in die Villa ziehen, auf Matratzen auf dem Boden schlafen, sich ein Badezimmer teilen und den täglichen Sundowner mit selbstgemachtem Daiquiri genießen. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensläufe, Charaktere und sozialer Hintergründe kommen sie sich näher und werden nicht nur zu Verbündeten in einem gemeinsamen Projekt, sondern zu Freundinnen. Was Madeline und Avery allerdings nicht ahnen, ist Nicoles Geheimnis, weswegen sich ein FBI-Agent auf das Anwesen eingeschlichen hat und das ihre junge Freundschaft gefährden könnte.

Aufgrund des sonnigen Settings in Florida bietet der Roman um Freundschaft, Zusammenhalt und die Herausforderung eines ambitionierten DIY-Projekts die perfekte Sommer-Unterhaltung. Die unterschiedlichen Frauen sind sympathische Charaktere, deren persönliche Weiterentwicklung man interessiert verfolgt. Alle drei wachsen an ihren Aufgaben und helfen sich gegenseitig aus der - nicht nur finanziellen - Krise.

Auch wenn man die einzelnen Schritte der Renovierung etwas knapper hätte fassen können, um den Fokus mehr auf die zwischenmenschlichen Verbindungen zu legen und der Plot um den Anlagebetrug und die sehr kreativen Ermittlungsmethoden des FBI etwas konstruiert wirkten, hat mir diese sommerliche, optimistische Geschichte, in der trotz körperlicher Arbeit auch noch Platz für romantische Gefühle ist, gut gefallen und neugierig auf Band 2 der Serie "Die alte Villa am Strand" gemacht.

Veröffentlicht am 06.07.2018

Liebe über den Wolken - jedoch zu viele Einzelschicksale, sodass die Geschichten nur oberflächlich bleiben können

Liebe in Reihe 27
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Cora arbeitet am Check-in-Schalter in London-Heathrow und hat es sich dort zur Aufgabe gemacht, Single-Passagiere mit anderen Reisenden zu verkuppeln. Die potenziellen Pärchen platziert sie stets in Reihe ...

Cora arbeitet am Check-in-Schalter in London-Heathrow und hat es sich dort zur Aufgabe gemacht, Single-Passagiere mit anderen Reisenden zu verkuppeln. Die potenziellen Pärchen platziert sie stets in Reihe 27, wo diese von Flugbegleiterin Nancy exklusiv mit Getränken versorgt werden.
Cora selbst trauert noch ihrer Liebe Friedrich hinterher, ein Mann, wegen dem sie Berlin verlassen hat und zurück in ihre Heimat England gezogen ist. Für Verkupplungsversuche Nancys mit dem Kollege Charlie ist sie deshalb nicht offen. Neben dem Scheitern der Beziehung mit Friedrich belasten Cora zusätzlich die Sorgen um ihre Mutter Sheila, die an Alzheimer erkrankt ist und sichtlich abbaut.

Der Roman ist überwiegend aus der Perspektive von Cora geschrieben, bei der ich allerdings nicht nachvollziehen konnte, weshalb sie so auf ihren deutschen Exfreund Friedrich fixiert ist. Er hatte sie in Berlin finanziell ausgenutzt und sie auch als seine Freundin nicht gerade liebevoll behandelt. Das alles realisiert sie, liebt ihn aber immer noch.
Die Szenen mit ihrer Mutter dagegen sind berührend, passen aber nicht in den Gesamtkontext des Romans um das Suchen und Finden der Liebe.

Weitere Szenen handeln während der Flüge der Aer Lingus, wodurch man Einblicke in die Entwicklung von Coras Verkupplungsmanöver erhält. Die Episoden beschränken sich allerdings auf die Unterhaltungen der potenziellen Pärchen, die oft über reinen Smalltalk nicht hinausgehen.
Stewardess Nancy spioniert die Paare dabei aus, um Cora von den möglichen Erfolgsaussichten zu berichten. Nancy ist davon abgesehen sehr auf sich selbst und ihre Karriere fixiert. Sie träumt davon, mit 28 Jahren zur Chefstewardess befördert zu werden.

Der Roman ist anders als gedacht keine humorvolle, romantische Liebesgeschichte, sondern mutet durch die melancholische und schon fast bemitleidenswerte Protagonistin Cora eher schwermütig an. Sie verhält sich wie ein Stalker, indem sie die Passagierlisten checkt und über ihre Kandidaten im Internet recherchiert. Fanatisch befasst sie sich mit dem Leben völlig fremder Menschen, um sich von ihrem eigenen Leben abzulenken. Ihr Job am Check-in-Schalter macht für sie nur Sinn, wenn sie andere Menschen zu ihrem Liebesglück verhelfen kann. Aber ebenso wenig wie Cora kann man auch als Leser nur munkeln, wie es mit den Passagieren zukünftig weitergeht.

Im letzten Drittel des Romans macht Cora einen Wandel durch und sieht Vielflieger Aiden, einen Arzt, den sie bisher nicht erfolgreich mit einer Passagierin verkuppeln konnte, weil dieser noch zu sehr an seiner Exfrau hing, mit anderen Augen. Nach wie vor hat sie allerdings Probleme, anderen Menschen zu vertrauen und steht sich und ihrem Glück damit selbst im Wege.

Die interessante Idee des Romans ist für mich nur unzulänglich umgesetzt. Bis auf Cora bleibt die Vielzahl der Charaktere blass und die Episoden um die möglichen Pärchen-Konstellationen nur oberflächlich, so dass die Geschichte am Ende etwas unausgereift und unbefriedigend auf mich wirkte. Der Roman konnte mich deshalb nicht fesseln und war insbesondere im Mittelteil etwas zäh zu lesen. Er enthält einfach zu viele Einzelschicksale - neben Cora und ihrer Mutter sowie der zu verkuppelnden Fluggäste, ihre Kollegen Nancy, Joan, Ray und Charlie - die jeder für sich eine Geschichte wert gewesen wären, so dass alle am Ende etwas kurz gekommen sind und keine Geschichte vertieft werden konnte.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Herzerwärmende Geschichte über einen Neuanfang auf einer rauen Insel in Schottland mit Kulinarik, Natur und jeder Menge Charme

Die kleine Sommerküche am Meer
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Flora ist Mitte 20 und arbeitet als Rechtsanwaltsgehilfin in einer Kanzlei in London. Heimlich schwärmt sie für ihren Chef, den unnahbaren Amerikaner Joel. Ihre Heimat, der schottischen Insel Mure, hat ...

Flora ist Mitte 20 und arbeitet als Rechtsanwaltsgehilfin in einer Kanzlei in London. Heimlich schwärmt sie für ihren Chef, den unnahbaren Amerikaner Joel. Ihre Heimat, der schottischen Insel Mure, hat Flora mangels Zukunftsperspektiven schon länger den Rücken gekehrt. Zum letzten Mal war sie vor drei Jahren zur Beerdigung ihrer Mutter auf der Insel.
Als die Kanzlei vom Milliardär Colton Rogers beauftragt wird, ihn bei einem Projekt zu unterstützen, ist es Flora, die erstmalig von ihrem Chef wahrgenommen wird, da Rogers ausdrücklich jemanden mit schottischen Wurzeln sucht. Wie der Zufall es so will, baut Rogers ausgerechnet auf Mure ein Hotel, in dessen unmittelbare Nachbarschaft ein Windpark gebaut werden soll. Flora soll die Menschen auf der Insel dazu bewegen, für eine Verlagerung der Windkraftanlagen zu plädieren.
Floras Weggehen stieß bei der Inselbevölkerung und vor allem bei ihrem Vater und ihren drei Brüdern auf Unverständnis, weshalb sie selbst erst einmal neues Vertrauen aufbauen muss.

Mit einer Imagekampagne für Rogers und kulinarischem Geschick versucht Flora das Wohlwollen der Bewohner Mures zu gewinnen und merkt dabei, dass sie sich auf der Insel wohler fühlt, als gedacht. Und auch Joel beginnt bei seinen Aufenthalten auf der Insel aufzutauen und Flora mit einem anderen Blick zu betrachten.

"Die kleine Sommerküche am Meer" ist der Auftakt der neuen Bücherreihe von Jenny Colgan, die durch "Die kleine Bäckerei am Strandweg" bekannt geworden ist. Schauplatz ist die abgelegene, fiktive schottische Insel Mure mit ihren eigenbrötlerischen Bewohnern, dem unberechenbaren Wetter und den mythischen Erzählungen und gälischen Sagen.

Es ist eine herzerwärmende Geschichte über eine junge Frau, die ihren Weg im Leben noch nicht gefunden hat und nach dem Tod ihrer Mutter, die unbedingt wollte, dass diese sich ein Leben in London aufbaut, in Lethargie verfallen ist. Nur durch den Auftrag für die Kanzlei kehrt sie gezwungenermaßen auf Mure zurück und hat zurecht zunächst Angst davor, da sie nicht mit offenen Armen empfangen wird. Vor allem ihre Brüder, die dort den Bauernhof der Familie mehr schlecht als recht bewirtschaften, fühlten sich von ihr im Stich gelassen und sind eifersüchtig auf ihre Unabhängigkeit und Freiheit.

Als Leser spürt man bald nach Floras Ankunft, dass sie ein naturverbundener Familienmensch ist und damit viel besser nach Mure als in die Großstadt London passt. Auch der Umgang mit Lebensmitteln scheint ihr mehr zu liegen, als die trockene Arbeit in einem Büro.

Wie schon in "Die kleine Bäckerei am Strandweg" spielen auch in dieser Reihe ein Neuanfang, Selbstverwirklichung, Kulinarik, Natur und Tiere eine tragende Rolle. Der Roman vermittelt ein Gefühl von Heimat, eine Zugehörigkeit zur Familie und seinen Wurzeln, die man nicht verleugnen kann.
Schön ist es zu lesen, wie sich das Wir-Gefühl auf der gesamten Insel entwickelt und wie letztlich Milliardär Rogers als auch die Inselbewohner einsehen, dass sie aufeinander angewiesen sind und nur gemeinsam das millionenschwere Projekt des Luxus-Hotels stemmen können, das wiederum Vorteile für beide Seiten bringt.
Die "Sommerküche am Meer" dient auch der Trauerbewältigung und setzt Floras Mutter durch das Nachkochen ein kleines Denkmal auf der Insel.

Floras Liebesleben spielt deshalb nicht die tragende Rolle in der Geschichte, entwickelt sich gemächlich und damit auch sehr authentisch, ohne dass von Vornherein klar ist, ob die Schwärmerei für Joel eine Zukunft hat oder ob Flora nicht doch besser zu dem Naturburschen Charlie passt.

Ich mochte das Setting auf der Insel, Floras nicht ganz unproblematische Familiengeschichte, ihre persönliche Weiterentwicklung und die weiteren sympathischen Charaktere, so dass ich mich schon jetzt auf die Fortsetzung der Buchserie freue.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Turbulenter Roman über zwei Schwestern, die sich entzweit haben - Roman mit Charme und Tiefgang

Inselschwestern
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Harper und Tabitha Frost sind eineiige Zwillingsschwestern. Als sie 14 Jahre alt sind, trennen sich ihre Eltern und entzweien damit auch die beiden Schwestern. Mit "Stein, Schere, Papier" handeln die Schwestern ...

Harper und Tabitha Frost sind eineiige Zwillingsschwestern. Als sie 14 Jahre alt sind, trennen sich ihre Eltern und entzweien damit auch die beiden Schwestern. Mit "Stein, Schere, Papier" handeln die Schwestern untereinander aus, wer bei welchem Elternteil verbleibt. Tabitha verliert und muss bei ihrer Mutter Eleanor in Nantucket bleiben, während Harper mit ihrem Vater auf die benachbarte Insel Martha's Vineyard ziehen darf. Tabitha hegt seitdem einen Groll auf ihre Schwester und da sie sich aufgrund der Scheidung der Eltern nicht mehr sehen, entfremden sie sich.
Nach über zehn Jahren sehen die beiden sich 2003 wieder, als Harper nach Nantucket zurückkehrt, um ihrer Schwester, die inzwischen Mutter von zwei Kindern ist und mit ihrem Lebenspartner Wyatt zusammenwohnt, mit dem neugeborenen Sohn Julian zu helfen, der ein Frühchen ist. Diese vier Tage werden die Schwestern erneut entzweien...
Erst nach dem Tod des Vaters kommen die beiden bei der Trauerfeier wieder zusammen, gehen sich aber bewusst aus dem Weg. Als Eleanor nach der Feier angetrunken stürzt und sich die Hüfte bricht und beide Schwestern aus unterschiedlichen Gründen auf der Flucht sind, tauschen sie die Rollen. Harper zieht nach Nantucket, wo sie sich um ihre 16-jährige Nichte Ainsley und die Eleanors Luxus-Boutique kümmert, während sich Tabitha die Sanierung von Billys Haus vornimmt, um dieses gewinnbringend veräußern zu können.

Selten habe ich einen Roman gelesen, in dem so viele bösartige Frauen - in allen Generationen - aufeinanderprallen. Aufgrund eines tragischen Unglücks sind die beiden Zwillingsschwestern Tabitha und Harper tief zerstritten und sprechen kein Wort miteinander. Mutter Eleanor war stets distanziert und hat ihre Zwillinge nicht sehr mütterlich behandelt. Tabitha hat diesen Erziehungsstil übernommen und Ainsley weniger wie eine Tochter, sondern vielmehr als Gleichaltrige behandelt. Ainsley kennt keine Grenzen und nutzt dies schamlos aus. Alkohol, Drogen, üble Streiche, Suspendierung von der Schule - Tabitha guckt einfach nur weg.
Harper bewegt sich gesellschaftlich in anderen Kreise, ist bodenständiger und wirkt weniger steif. Aber auch sie ist problembehaftet, nachdem sie mit dem verheirateten Arzt ihres Vaters eine Affäre eingegangen ist.
Beide Schwestern sind deshalb seltsam froh, ihre jeweiligen Inseln verlassen zu können. Sie wachsen an ihren neuen, ganz anderen Aufgaben und entwickeln sich auch persönlich weiter. Sie beginnen ihre Leben zu überdenken und die Ereignisse der Vergangenheit zu verarbeiten.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Tabitha bzw. Harper geschrieben, so dass man beiden Schwestern nahe kommt und sich in ihre Gefühlswelten hineinversetzen kann. Man spürt den Groll, der sich all die Jahre aufgestaut hat, wie nötig es beide mit knapp 40 Jahren haben, aus ihren jeweiligen Leben auszubrechen und etwas ganz Neues zu machen. Es ist ein Sommer der Vergangenheitsbewältigung, der Gewinnung neuer Einsichten und Erkenntnisse. Beide Schwestern stellen sich letztlich ihren Konflikten auf der Insel und kommen sich mit der Unterstützung Eleanors, die sich während ihrer Genesung selbst reflektiert und merkt, wie viel sie im Umgang mit ihren Töchtern falsch gemacht hat, endlich näher.

"Inselschwestern" ist ein turbulenter, sehr unterhaltsamer Roman über zwei Schwestern, die sich entzweit haben und nach einer Auszeit vom Alltag und einem Tapetenwechsel mit sich selbst ins Reine kommen müssen, um verzeihen zu können und das enge Band, das Zwillingsschwestern verbindet, wieder zu kitten.
Es ist eine tiefgängige Familiengeschichte voller Emotionen, die in Bezug auf die Entwicklung der beiden Schwestern packend geschrieben ist und durch Witz und Charme, aber auch traurige Momente, bestens unterhält.