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Veröffentlicht am 30.06.2018

Aufwändig konstruierter Krimi mit einem sympathischen Ermittlerduo, der etwas verwirrend sein kann, erst spät Spannung erzeugt

Tiefe Wunden (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 3)
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"Tiefe Wunden" ist der dritte Fall der Krimireihe um Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seiner Kollegin Pia Kirchhoff vom K11 Hofheim. Alle inzwischen acht Bände der Serie lassen sich unabhängig ...

"Tiefe Wunden" ist der dritte Fall der Krimireihe um Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seiner Kollegin Pia Kirchhoff vom K11 Hofheim. Alle inzwischen acht Bände der Serie lassen sich unabhängig voneinander lesen.

Bodenstein und Kirchhoff sehen sich mit einer Mordserie an drei älteren Menschen konfrontiert, die sich seit Jahrzehnten kannten und eng miteinander befreundet waren. Im rahmen der Ermittlungen stellt sich heraus, dass die beiden Herren - David Josua Goldberg und Herrmann Schneider - nicht die waren, die sie vorgaben zu sein. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs haben sie ihre Identität bewusst verschleiert und neue Legenden aufgebaut, um ihre SS-Tätigkeit zu verbergen. Doch liegt in der gemeinsamen dunklen Vergangenheit nach über 60 Jahren das Motiv der Morde? Und wer sollte sich etwas davon versprechen?

Bodenstein und Kirchhoff sind ein sympathisches Ermittlerduo, die sich perfekt ergänzen. Während Bodenstein der bodenständige Vorgesetzte ist, ist Kirchhoff die junge dynamische Kollegin mit neuen Impulsen. Von beiden Personen erfährt man auch die Sorgen und Probleme aus ihrem Privatleben, anders als in anderen Kriminalromanen sind diese Details allerdings nicht übertrieben oder werden unnötig in den Vordergrund gerückt. Bei den Kriminalfällen von Nele Neuhaus sind vielmehr die Ermittlungen und die Lösung des Falls entscheidend.

Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten mich in den Mordfall hineinzudenken, da mich die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge und die Vielzahl der Protagonisten überfordert haben. Hat man sich aber erst einmal eingelesen und die Charaktere für sich sortiert, ist der Krimi spannend zu lesen, da man trotz aller Spekulationen weitgehend im Dunklen tappt, wer die Morde verübt hat, wer hier falsche Fährten legt und wer wirklich etwas zu verbergen hat.

Auch wenn ich "Schneewittchen muss sterben" etwas packender fand, ist auch "Tiefe Wunden" ein sehr solider Krimi, der aufwändig konstruiert ist und deshalb zunächst etwas verwirrend ist, aber spätestens ab der Hälfte des Romans nicht mehr aus der Hand zu legen ist, um die Auflösung der Mordfälle zu erfahren.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Dramatische Liebesgeschichte, die gefühlvoll geschrieben, sich dabei aber etwas in die Länge zieht und wenig überraschend ist

Eigentlich nur dich
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Mona wohnt mit ihrer besten Freundin Aneta zusammen in einer WG und genießt ihr unabhängiges Leben. Sie datet unverbindlich Männer, vermeidet es jedoch die ganze Nacht bei ihnen zu verbringen. Sie kann ...

Mona wohnt mit ihrer besten Freundin Aneta zusammen in einer WG und genießt ihr unabhängiges Leben. Sie datet unverbindlich Männer, vermeidet es jedoch die ganze Nacht bei ihnen zu verbringen. Sie kann sich nicht vorstellen, sich an einen Mann fest zu binden, bis ihr der Radiomoderator Milan begegnet. Sie verliebt sich in ihn, erleidet dann jedoch einen Unfall und ist mehrere Wochen im Krankenhaus. Im künstlichen Koma hört sie dort weiterhin seine Stimme im Radio, während Milan, der sich ebenfalls in Mona verliebt hat, nichts ahnt und von seiner Freundin eröffnet bekommt, dass diese schwanger ist.
Als Mona aus dem Koma erwacht, leidet sie als Folge des Unfalls an Flashbacks und Stimmungsschwankungen und auch Milan ist unleidig, da er es aufgrund seiner baldigen Vaterschaft nicht schafft, sich von seiner Freundin Fiona zu trennen. Er empfindet lange nicht so viel für sie, wie für Mona, möchte sich seiner Verantwortung allerdings nicht entziehen.

"Eigentlich nur dich" ist eine dramatische Liebesgeschichte, bei der die Protagonisten ihrem Glück gegenseitig im Wege stehen. Die anfängliche Sympathie geht sehr schnell in Liebe über, die beide offenbar bisher nicht für andere Partner empfunden haben. Dennoch schaffen sie es nicht, zu ihren Gefühlen zu stehen und die Hindernisse, die ihnen in den Weg gestellt werden, zu überwinden.

Während Mona nach ihrem Unfall zu kämpfen beginnt, sich ihren Narben stellt und vor allem auch beruflich durchstartet, ist es insbesondere Milan, der sich seinem Schicksal passiv ergibt und sich nicht mehr zeitgemäß verhält, um den Anschein einer glücklichen Vater-Mutter-Kind-Familie zu wahren.

Auch wenn es sich bei diesem Roman um eine Liebesgeschichte handelt, bei der von vornherein klar ist, wie diese enden wird, verfolgt man interessiert die parallel Entwicklung beider Charaktere, auch wenn die in Bezug auf Milan etwas frustrierend ist. Noch im letzten Kapitel konnte ich Milans Verhalten nicht nachvollziehen und habe es gar als unrealistisch empfunden, so dass sich das Happy End etwas in die Länge zieht.

Die Kapitelüberschriften, die Titel von Rocksongs sind haben mir gut gefallen, da der Bezug zum Inhalt der Kapitel spürbar war und da sich damit wiederum der Kreis um Milans Beruf als Radiomoderator schließt.
Selbst wenn die Geschichte ein paar Schwächen hat, da sie etwas langatmig und wenig überraschend ist, überzeugt sie durch einen erfrischenden und flüssigen, gefühlvollen Schreibstil.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Spannender Psychothriller um die Aufklärung eines Verbrechens und unschöne, Geheimnisse der Vergangenheit, die zerstörerisch sein können

Missing - Niemand sagt die ganze Wahrheit
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Frankie und Sophie sind als Teenager beste Freundinnen. Da verschwindet Sophie eines Abends spurlos, nur ihr Turnschuh wird am Pier aufgefunden.

18 Jahre später werden ihre sterblichen Überreste aufgefunden ...

Frankie und Sophie sind als Teenager beste Freundinnen. Da verschwindet Sophie eines Abends spurlos, nur ihr Turnschuh wird am Pier aufgefunden.

18 Jahre später werden ihre sterblichen Überreste aufgefunden und Sophies Bruder Daniel bittet Frankie, die inzwischen in London lebt und die Leitung der Hotels ihrer Eltern übernommen hat, zurück nach Oldcliffe zu kommen. Daniel möchte endlich herausfinden, was in der Nacht tatsächlich geschah und drängt Frankie, ihm bei der Befragung alter Bekannter zu unterstützen. Er bringt sie in einem Apartmenthaus etwas abseits der Kleinstadt unter, wo Frankie nachts Geräusche hört und immer wieder Sophie vor sich sieht. Sie fürchtet sich, spürt auch eine seltsame Feindlichkeit der Bewohner Oldcliffes und möchte am liebsten wieder nach London abreisen. Gleichzeitig plagt sie ein schlechtes Gewissen aufgrund eines Ereignisses der Vergangenheit, ein Geheimnis, das sie nur mit Sophie und ihrem Vater teilte. Sie fragt sich, ob jemand dahinter gekommen ist und sie deshalb bedroht.

Der Thriller ist aus der Perspektive von Frankie geschrieben, die die Gegenwart beschreibt und in Tagebuchform aus Sophies Sicht aus dem Sommer 1997.
Er ist durchweg spannend geschrieben, weil man als Leser nicht nur wissen möchte, was mit Sophie geschehen ist, ob sie möglicherweise sogar noch leben könnte oder ob sich Frankie ihren "Geist" nur einbildet. Zudem fragt man sich, was Frankie und Sophie in der Vergangenheit getan haben und wer ihr gemeinsames Geheimnis gelüftet haben könnte, um Frankie nach all den Jahren zu quälen.
Frankie kann bald niemandem mehr trauen, nicht einmal Daniel, für den sie als Teenager wenig übrig hatte, aber für den sie nun Gefühle zu entwickeln scheint.

"Missing" handelt von der Aufklärung eines möglichen Verbrechens, das Jahre zurückliegt, aber auch um die Beziehungen der Bewohner Oldcliffes untereinander, um Freundschaften, Verrat und unschöne Geheimnisse der Vergangenheit, die zerstörerisch sein können.

Die bedrohliche Stimmung in Oldcliffe und die eigenwillige Protagonistin, die etwas unnahbar bleibt und schwer einzuschätzen ist, sind fesselnd und einzelne Puzzleteilchen lassen die Wahrheit über die Nacht, in der Sophie verschwand, langsam ans Licht rücken, bis auch klar ist, ohne dass lange klar ist, wer Frankie Böses will.

"Missing" ist ein spannender Psychothriller, der den Leser durch Sophies Tagebuch auf eine falsche Fährte führt und bis zum Schluss offen lasst, wer in das Verschwinden Sophies involviert war. Die Protagonisten wirken allesamt etwas verschlagen, so dass man wie Frankie aus als Leser niemandem trauen kann und nicht weiß, wer warum was zu verbergen hat. Neben dem durchgängigen Spannungsbogen ist zudem positiv zu bewerten, dass dieser Roman im Gegensatz zu vielen anderen Thrillern authentisch geschrieben ist und ohne Effekthascherei oder einen übertriebenen Showdown auskommt.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Dramatische Geschichte von zwei Frauen, ein Trauma und die Frage von Schuld und Sühne - sensibler Roman über Opfer und Täter

Das Finkenmädchen
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Felicity, genannt Birdy, wird wegen Körperverletzung verurteilt, verbüßt ihre Haftstrafe aber nicht in einem Gefängnis, sondern in einer Vollzugsanstalt mit geringeren Sicherheitsvorkehrungen, wo die Frauen ...

Felicity, genannt Birdy, wird wegen Körperverletzung verurteilt, verbüßt ihre Haftstrafe aber nicht in einem Gefängnis, sondern in einer Vollzugsanstalt mit geringeren Sicherheitsvorkehrungen, wo die Frauen auf einem großen Farmgelände in kleineren Wohngemeinschaften untergebracht sind und landwirtschaftliche Arbeiten verrichten. Birdy kümmert sich liebevoll um die Finken, wie sie es als Kind bei ihrem Nachbarn Mr. Winslow gelernt hat. Birdy war schon immer langsamer als Gleichaltrige, weshalb sie verspottet wurde. Ihre Mutter, frustriert von ihrem Ehemann verlassen worden zu sein, konnte das Mädchen nicht fördern und war froh, sie in die Obhut ihrer Nachbarn geben zu können.

Auf der Farm begegnet Birdy nach all den Jahren Mrs Winslow wieder, die eines schweren Verbrechens beschuldigt wird, bei dem das Berufungsverfahren anhängig ist. Im Gegensatz zu Birdy erkennt Rose Felicity nicht wieder und weiß deshalb nicht, welche Rachegedanken die junge Frau ihr gegenüber hegt.

Abwechselnd ist der Roman aus der Sicht von Birdy bzw. Rose geschrieben, die beide inhaftiert sind und gedanklich die vergangenen Geschehnisse aufarbeiten. Birdy denkt dabei an ihre Kindheit und das Trauma, das sie erleben musste. Dabei gibt es Überschneidungen zu Roses Leben, bei der man zunächst nur zwischen den Zeilen lesen kann, weshalb sie verurteilt wurde. Sie hadert weniger mit ihrer Tat als vielmehr mit ihrer Untätigkeit in der Vergangenheit. Schon mit 16 Jahren hat sie den charismatischen Schauspieler Simon Winslow geheiratet und sich damit von der Abhängigkeit von ihren Eltern in eine Abhängigkeit von ihrem Ehemann begeben. Dieser wird in der Presse als Pädophiler denunziert und Rose fragt sich jetzt, ob sie Simon jemals wirklich kannte.

"Das Finkenmädchen" erzählt die dramatische Geschichte von zwei Frauen. Zunächst wird das Missbrauchsopfer, das die Tat aus Angst und Scham nie anzeigte, in den Fokus gerückt, bis auch die Rolle der Frau des Täters zur Sprache kommt. Während Birdy in Rose selbst eine Schuldige sieht, fällt auch ihr und ihren Töchtern eine Opferrolle zu.

Da die beiden Frauen das Thema Missbrauch zu Beginn des Romans nicht offen zur Sprache bringen, kann man als Leser nur erahnen, was in der Vergangenheit geschehen ist, was Rose womöglich getan hat und was Birdy plant. Gerade weil Rose in der erwachsenen Birdy lange nicht kleine Felicity nicht wiedererkennt, erwartet man gespannt die Reaktion Birdys.

Kindesmissbrauch ist ein schwieriges und erschütterndes und in Zeiten von #metoo leider ein immer noch aktuelles Thema, das die Autorin sehr einfühlsam verarbeitet. Dabei jedoch nicht aus, dass einzelne Szenen sensible Leser schockieren können. Passend Zum Titel "Das Finkenmädchen" ist es eine schöne Metapher, wie Birdy die Finken hegt und pflegt und vor Gefahren schützt - all die Fürsorge, die sie in ihrer Kindheit, gerade als Mädchen mit einer verzögerten Auffassungsgabe, die besonders eine liebevolle Obhut gebraucht hätte, schmerzlich vermisst hat.

In dem Roman geht es um Fragen von Schuld und Sühne und um die Rolle von Opfern und Tätern, deren Übergang fließend sein kann. Er zeigt auch, wie lange das Leid der Opfer die Zukunft beeinflusst und ihr Leben nachhaltig prägen kann und wie leichtfertig man sich durch Wegschauen der Verantwortung entziehen kann. Gleichzeitig wird die Frage aufgeworfen, ob man einen Menschen, mit dem man Jahre lang zusammenlebt, jemals wirklich kennt.

Veröffentlicht am 23.06.2018

Romantische Komödie, die mich durch ihre paranormalen Elemente überraschte

Das geheime Rezept für zweite Chancen
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Nach der Trennung von ihrem Ehemann Leith, mit dem sie gemeinsam das Restaurant Circa geleitet hat, steht Lucy mittellos da und zieht wieder bei ihrer Hippie-Mutter ein. Bei einem Spaziergang durch Woolloomooloo ...

Nach der Trennung von ihrem Ehemann Leith, mit dem sie gemeinsam das Restaurant Circa geleitet hat, steht Lucy mittellos da und zieht wieder bei ihrer Hippie-Mutter ein. Bei einem Spaziergang durch Woolloomooloo entdeckt Lucy zufällig Räumlichkeiten des seit den 80er-Jahren geschlossenen Restaurants "Fortune" und beschließt spontan, es für drei Monate für ein Pop-up-Restaurant zu pachten.

In dem Restaurant findet sie das Rezeptbuch des ehemaligen Küchenchefs, der angeblich Selbstmord begangen hat, ahnt jedoch nicht, dass sich auch der Geist von Frank Summers noch im Fortune wähnt. Lucy haucht dem Restaurant trotz der Sabotageakte ihres Noch-Ehemannes mit Hilfe von Freunden und den französischen Gerichten Frankies neues Leben ein und erntet am Eröffnungsabend begeisterte Kritiken.

Liebe geht durch den Magen und vielleicht kann Lucy mit ihren Kochkünsten und den bewährten Rezepten ihres Vorgänger, sie sie modern interpretiert, nach der Enttäuschung mit Leith die wahre Liebe finden...

"Das geheime Rezept für zweite Chancen" ist ein märchenhafter Roman, der humorvoll geschrieben ist, aber auch die Romantik nicht ganz außen vor lässt. Lucy ist eine etwas chaotische Protagonistin, die ihre Ideen unkonventionell umsetzt, was zu Problemen mit Behörden und Genehmigungen führt. In der Küche kann sie ihr Können aber kreativ ausleben und dem Fortune bald zu neuem Glanz verhelfen.
Aus der Perspektive Frankie Summers blickt man zurück in die 80er-Jahre des ehemaligen Fortune und die letzten Jahre vor seinem Tod 1982.

Der Roman hat Charme, liest sich leichtgängig und enthält einige der Rezepte, die Lucy im Fortune kredenzt, die zum Nachkochen anregen. Der Roman ist damit eine romantische Komödie voller Magie mit integriertem Kochbuch für die französische Küche.

Ich war vom überirdischen Einfluss des ehemaligen Küchenchefs überrascht, vermisste deshalb etwas Ernsthaftigkeit der Geschichte in Bezug auf Lucys beruflichen und privaten Neuanfang und hätte mir für eine Liebesgeschichte mehr Emotionen gewünscht.
So ist "Das geheime Rezept für zweite Chancen" ein reiner Unterhaltungsroman ohne Anspruch auf Tiefgang und vor allem für diejenigen zu empfehlen, die Freude an paranormalen Liebesgeschichten haben oder die sich für Geschichten begeistern können, deren Handlungsort überwiegend die Küche ist.