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Veröffentlicht am 13.12.2017

Banaler, pornografischer Roman mit offenem Ende

Sommer auf meiner Haut
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Lavinia ist 26 Jahre alt und lebt in Barcelona. Vor sechs Monaten ist ihre Mutter an Krebs gestorben und Lavinia hat sich in der Klinik testen lassen, ob sie genetisch vorbelastet ist. Das Ergebnis liegt ...

Lavinia ist 26 Jahre alt und lebt in Barcelona. Vor sechs Monaten ist ihre Mutter an Krebs gestorben und Lavinia hat sich in der Klinik testen lassen, ob sie genetisch vorbelastet ist. Das Ergebnis liegt ihr nun vor, aber sie möchte den Umschlag erst im September öffnen und solange drei freie Sommermonate genießen, bis sie bereit ist, sich der Wahrheit zu stellen. Ihre Mutter hat ihr Aufzeichnungen hinterlassen - eine Art Tagebuch, in welchem sie Erinnerungen in Form von Fotos oder Postkarten gesammelt hat, die von ihrem Aufenthalt als junger Frau in Italien zeugen.

Diesen Sommer möchte Lavinia auf den Spuren ihrer Mutter wandeln und die Plätze aufsuchen, an denen ihre Mutter Jahre zuvor war. Lavinia verabschiedet sich von ihren Freunden und fliegt von Barcelona nach Neapel. Ihre erste Station ist der Ort Ravello an der Amalfiküste. Von dort zwingt sie sich, weiter in den Norden zu fahren und den Mont Blanc zu besteigen, obwohl sie das Gebirge nicht mag. Anschließend geht es wieder zurück in Richtung Süden, in die Toskana nach San Gimignano, Florenz und Vinci.

In Ravello begegnet sie dem zehn Jahre älteren Claudio, von dem sie sich wie magisch angezogen fühlt. Er ist Geigenspieler und war in der Kommission, vor der sie an der Hochschule für Musik selbst Geige gespielt, aber aufgrund ihres Kummers um die kranke Mutter und den Vater, den sie nie kennengelernt hat, aber dennoch anonymer Sponsor ihres Studiums gewesen sein muss, versagt hat. Auch Claudio erkennt sie wieder und ist zufällig im selben Hotel, wo sie eine gemeinsame Nacht verbringen. Zum Abschied schenkt er ihr eine wertvolle Geige aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die sie wie ein Klotz am Bein auf ihrer weiteren Reise durch Italien begleiten wird.

Neben Claudio trifft Lavinia in den Bergen auf Tommaso, in der Toskana auf Hannah und später auf Luca und Alfredo.
Der Beginn des Romans, an welchem die Trauer um die Mutter noch sehr gegenwärtig war, ist melancholisch, Lavinia wirk unnahbar. Trotz der Ich-Perspektive blieb sie sehr distanziert, der Erzählstil wirkt wie ein Bericht.

Der Aufenthalt in Italien war dann von prickelnder Erotik geprägt. Statt einer Reise auf den Spuren ihrer Mutter und einem Interesse an den malerischen Orten, die Lavinia besuchte, reduzierte sich die bislang belanglose Handlung auf die Begegnungen mit fremden Männern bzw. einer Frau, die alle in einem persönlichen Höhepunkt Lavinias gipfelten.

Ich bin kein Freund erotischer Literatur, weshalb dieser Roman die falsche Wahl für mich war. Anhand der Kurzbeschreibung hatte ich eine andere Vorstellung vom Inhalt des Romans und bin von einem Sommerroman ausgegangen, der in Italien spielt und wo die Protagonisten am Ende ihr Glück mit einer neuen Liebe findet.
"Sommer auf meiner Haut" beschränkt sich in Italien allerdings auf die Aneinanderreihung von One-Night-Stands in gekünstelter Sprache, die sich in ihrer Intensität immer weiter steigerten, wodurch Lavinia ihre Melancholie ablegen konnte. Der Umschlag mit dem noch unbekannten Testergebnis geriet nahezu in Vergessenheit.

Der Roman ist zu allem Überfluss nur der erste Teil eines Zweiteilers und endet so offen, dass man gezwungen wird, auch Band 2 zu lesen, wenn man wissen will, wie Lavinias Sommer weitergeht und was der Test in Bezug auf eine mögliche Erkrankung Lavinias ergeben hat.

Die sexuellen Handlungen sind sehr eindeutig formuliert und lassen keinen Raum mehr für Fantasie, weshalb eine Kennzeichnung mit Hinweis auf das Genre auf dem Cover erfolgen sollte. Er liegt in deutscher Sprache bisher nur als Ebook vor und sollte vom Verlag vor Druck unbedingt noch auf korrekte Rechtschreibung geprüft werden.

Ich kann den Roman nur Lesern empfehlen, die gerne Bücher aus dem Bereich Erotik lesen und Freude an einer bildhaften Sprache und Worten haben, die Geschlechtsverkehr und Geschlechtsteile kreativ umschreiben. Vielleicht bin ich zu prüde - mir war der Roman auf einer völlig anderen, ungewohnten Ebene zu tiefgründig, die erwartete Handlung in Bezug auf eine persönliche Neuentdeckung zu banal und der Inhalt mit einer unnötigen Ausdehnung auf zwei Bände zu pornografisch.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Enttäuschend trivialer, überzogener Roman mit einer schrecklich naiven Protagonistin

Das kleine Atelier der Mademoiselle Iris
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Seit ihrer Kindheit hat Iris eine Leidenschaft für das Nähen liebt es Modelle zu entwerfen und zu schneidern. Ihre Eltern haben ihre Pläne nie unterstützt, weshalb Iris letztlich keine Schneiderlehre machte, ...

Seit ihrer Kindheit hat Iris eine Leidenschaft für das Nähen liebt es Modelle zu entwerfen und zu schneidern. Ihre Eltern haben ihre Pläne nie unterstützt, weshalb Iris letztlich keine Schneiderlehre machte, sondern auf eine Handelsschule ging.
Als die 32-Jährige von ihrem Bruder erfährt, dass sie nach der Schule doch bei einer Schneiderschule angenommen worden war, ihre Eltern ihr die Zusage allerdings vorenthalten hatten, beschließt sie - trotz der Einwände ihres Ehemannes, der ohnehin kaum Zeit für sie hat - eine Ausbildung zur Schneiderin in Paris zu beginnen.

Inhaberin des Ateliers, in welchem Iris unterrichtet wird, ist die ältere Dame Marthe, die das Talent von Iris nach ihren ersten Entwürfen erkennt und sie unter ihre Fittiche nimmt. Iris soll für Marthe eine ganz neue Garderobe schneidern.
Iris fährt an den Wochenenden zurück zu ihrem Ehemann Pierre, der jedoch weiterhin kaum Zeit für sie hat und seine Arbeit im Krankenhaus vorschiebt. Iris ärgert sich über ihn und sein Desinteresse an ihrer Arbeit.

In Paris geht sie schon bald nicht mehr zur Schule, da sie den Unterricht in den Augen von Marthe gar nicht nötig habe. Sie arbeitet in dem Atelier fortan für Marthe, die sie an den Abenden in die feine französische Gesellschaft einführt. Von den Damen erhält sie zahlreiche Aufträge für neue Kleider.
Im Rahmen dieser Soirées lernt sie Gabriel, den Ziehsohn von Marthe kennen, der mit jeder Frau flirtet und auch Iris hemmungslos umgarnt. Sie ist seinem Charme schnell verfallen, hält sich aber aufgrund ihrer Ehe, obwohl sie in ihr unglücklich ist, zurück. Auch Marthe sieht die Verführungsversuche Gabriels kritisch und scheint Iris vor ihm zu schützen.

Als die Streitereien des Ehepaares an den Wochenenden zunehmen und Pierre bewusst wird, dass er Iris verliert, wenn er sich nicht ändert, nimmt er sich Zeit für sie und beginnt Interesse an ihrer Arbeit zu zeigen. Er besucht sie sogar in Paris, wo er sieht, wie erfolgreich seine Frau inzwischen ist.
Zur Rettung ihrer Ehe beschließt Iris, nach Hause zu kommen, um dort ein Atelier zu eröffnen und bekommt daraufhin die Wut von Marthe zu spüren...

Iris ist eine Frau, die sich erst von ihren Eltern ihr Leben hat bestimmen lassen und sich dann ihrem Mann untergeordnet hat, der ihn ihr nicht viel mehr sah, als die zukünftige Mutter seiner Kinder.
Als sie sich mit 32 Jahren endlich dazu entschließt, ihren Traum zu leben und ihre Leidenschaft des Nähens zu ihrem Beruf zu machen, begibt sie sich nach Paris, wo sie sich nicht emanzipiert, sondern sich von der autoritären und herrischen Marthe herumkommandieren und wie ein kleines Kind behandeln lässt. Für Gabriel wird sie dagegen zu seinem Lustobjekt, das vermeintlich unerreichbar erscheint.
Die unsichere Iris gerät von einer Unterdrückung in die nächste, auch wenn sie endlich ihren Traum an der Nähmaschine auslebt.

Der Roman spielt in der Welt der Mode, der Kreativen und der Schönen und Reichen.
Es ist ein Buch über eine Frau, die im Schatten ihres Mannes steht, dann aus dem kleinbürgerlichen Leben ausbricht, nur um dann einer tyrannischen Mentorin zu gefallen, die in Iris mehr sieht, als ihre Schülerin bzw. Assistentin. Iris ist naiv und merkt viel zu lange nicht, wie sie von Marthe vereinnahmt wird, sie zu einem Klon ihrer Gönnerin wird.

Ich hatte mir von dem Roman mehr Charme und vor allem mehr Selbstbewusstsein der Protagonistin auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück versprochen. Ich war regelrecht genervt von ihrer unterwürfigen Art, der sehr stereotypen Charaktere und der flachen, belanglosen Handlung sowie der klischeehaften Darstellung des Gegensatzes Provinz - Hauptstadt.
Auch wenn die Zukunft von Iris letztlich vorhersehbar war, hatte ich die im letzten Drittel offenbarten Enthüllungen in Paris nicht so erwartet. Das Ende war dann unnötig spektakulär und übertrieben inszeniert.

Veröffentlicht am 09.12.2017

Romantischer und herrlich kitschiger Liebesroman zur Einstimmung auf die Feiertage

Versehentlich verliebt
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Pippa Wunsch ist Single und musste deshalb noch kurz vor Weihnachten als Lektorin für Reiseführer für ihre Agentur eine chinesische Delegation durch Stuttgart führen. An Heiligabend möchte sie nun nur ...

Pippa Wunsch ist Single und musste deshalb noch kurz vor Weihnachten als Lektorin für Reiseführer für ihre Agentur eine chinesische Delegation durch Stuttgart führen. An Heiligabend möchte sie nun nur noch nach Berlin, wo ihre Familie auf sie wartet. Aufgrund des Schneetreibens in Stuttgart können keine Flugzeuge starten und so sitzt sie wütend und der Verzweiflung nahe mit einer kaputten Reisetasche in einer völlig überfüllten Wartehalle.
Dort lernt sie nach kurzen Anlaufschwierigkeiten den charmanten Lukas kennen, der das Glück hat, dass dann doch noch sein Flug nach Hamburg abheben darf. Er entscheidet sich jedoch spontan dafür, am Weihnachtsabend bei Pippa zu bleiben. Die beiden kommen sich schnell näher und erzählen von ihren Sorgen.
Pippa ist diejenige, die zwar Lektorin für Reiseführer ist, aber noch keine der Orte bereist hat, über die sie geschrieben hat. Mit einer latenten Flugangst wollte sie die Städte wie Paris, Rom und New York, von denen sie nur träumt, nicht allein aufsuchen.
Lukas ist dagegen viel aufgeschlossener und spontaner und stellt sich für die Zukunft als Reisepartner zur Verfügung.
Auch wenn sie sich bei all der Romantik am Flughafen emotional sehr nahe gekommen sind, ist fraglich, ob es auch nach Weihnachten für Pippa, die in Freiburg arbeitet, und den Hamburger eine Chance gibt. Als Pippa am ersten Weihnachtsfeiertag bei ihren Eltern in Berlin ist und sich Lukas nicht bei ihr meldet, ist sie schnell ernüchtert, als sie feststellt, dass er ihr eine falsche Handynummer gegeben hat...

Von Adriana Popescu hatte ich bereits früher die Young-Adult-Romane "Lieblingsmomente" und "Lieblingsgefühle" gelesen und auch bei "Versehentlich verliebt" überzeugt die Autorin durch einen erfrischenden, jugendlichen Schreibstil.
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive von Pippa geschrieben, so dass man unmittelbar in ihre Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen kann. Durch die Situation als zwei Gestrandete am Flughafen beschränkt sich der Roman nur auf Pippa und Lukas und schließt keine Nebencharaktere mitein. Das Buch ist allerdings auch durch die kurze gemeinsame Zeit von 24 Stunden und das Setting rund um den Stuttgarter Flughafen nicht so umfangreich, weshalb es auch mit den beiden und den zunächst witzigen, dann aber auch ernsthaften Dialogen nicht langweilig wird.
Durch die Gespräche mit Lukas löst sich Pippa endgültig von ihrem Exfreund Benny, der sie mit einer Arbeitskollegin betrogen hat, und kann sich sogar vorstellen, nicht nur gedanklich auf Reisen zu gehen, sondern ihre Wunschziele tatsächlich aufzusuchen. Lukas könnte sich dabei nicht nur als Reisepartner, sondern auch als Lebensgefährte eignen.

Der Roman ist in einem Rutsch sehr leichtgängig zu lesen und auch die Romantik kommt am Ende des Romans in der Hoffnung auf ein Happy End nicht zu kurz. Was mir allerdings weniger gefallen hat, waren in den Dialogen die Wiedergabe von Zitaten aus Büchern und Filmen. Hierbei sollte man sich ein wenig mit "Star Wars" oder "Der Herr der Ringe" auskennen oder sich zumindest für diese Bücher und Filme interessieren.

Der Liebesroman über zwei Singles, die von ihren letzten Partnern bitter enttäuscht worden sind, ist zwar vorhersehbar und wartet nicht mit tiefgründigen Wendungen oder Überraschungsmomenten auf, ist aber gerade wenn man auf Reisen mit der Bahn oder im Flieger unterwegs ist, genau die passende kurze und vor allem kurzweilige Lektüre dafür. Auch kurz vor Weihnachten eignet sich "Versehentlich verliebt" als romantischer und herrlich kitschiger Liebesroman zur Einstimmung auf die Feiertage.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Zu vorhersehbare Liebesgeschichte, die mich nicht berührte

Glück schmeckt nach Popcorn
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Martha ist seit drei Jahren Inhaberin eines kleinen Programmkinos in Köln. Sie zeigt dort nur ausgesuchte Filme und keine aktuellen Hollywood-Blockbuster. Sie selbst glaubt nicht mehr an Happy Ends, nachdem ...


Martha ist seit drei Jahren Inhaberin eines kleinen Programmkinos in Köln. Sie zeigt dort nur ausgesuchte Filme und keine aktuellen Hollywood-Blockbuster. Sie selbst glaubt nicht mehr an Happy Ends, nachdem ihr Freund sie betrogen hat und seine neue Freundin von ihm schwanger ist. Martha hatte vor dem Beziehungsende eine Fehlgeburt.

Trennung und Verlust des Babys hat Martha immer noch nicht richtig verarbeitet und wird bereits mit der nächsten Hiobsbotschaft konfrontiert: Ihre beste Freundin und Mitarbeiterin im "Lichtspielhaus", Susanna, ist schwanger und zieht zu ihrem Freund nach Hamburg.

Auf der Suche nach einer neuen Mitarbeiterin meldet sich Erik Sommer bei ihr, der einen Nebenjob braucht. Er träumt als angehender Regisseur davon, einen erfolgreichen Film zu produzieren. Nachdem Martha kurz zuvor spät abends im Kino überfallen worden war, stellt sie den großgewachsenen, muskulösen Erik gerne ein. Der immer fröhliche Romantiker sorgt mit seinen Cocktails in der Bar des Kinos für Umsatzsteigerungen und auch Martha fühlt sich von seiner unbeschwerten Art angezogen, wehrt sich allerdings gegen ihre Gefühle.
Erik tritt in Konkurrenz zu dem Filmkritiker Stefan, der ganz offensichtlich mit Martha flirtet.

"Glück schmeckt nach Popcorn" spielt überwiegend in dem kleinen nostalgischen Kino, was mir als Schauplatz gut gefallen hat. Dei heimelige Atmosphäre dort sowie die Sorge Marthas, dass sie neben den großen Kinoketten nicht bestehen kann, sind spürbar.

Die Liebesgeschichte um die einsame und weinerliche Martha und die beiden Männer, die um sie buhlen, ist jedoch vorhersehbar. Schon früh ahnt man als Leser, dass der arrogant anmutende Stefan im Gegensatz zu dem gefühlsbetonten, etwas unkonventionellen Erik nicht das Rennen um Marthas Gunst machen wird.

Ich konnte allerdings zwischen keinem der Protagonisten eine emotionale Verbindung ausmachen. Diese so schnell aufkeimenden Gefühle zwischen Erik und Martha, gegen die sie ankämpft, weil sie sich aus Angst vor Enttäuschung auf keine neue Beziehung einlassen möchte, kamen bei mir nicht an. Die beiden teilten zwar die Leidenschaft zum Film und das kleine Kino, aber die Gefühle zueinander waren für den Verlauf des Romans einfach zu gewollt. Gerade das glückliche Ende kam dann völlig überraschend für mich. Die Entscheidung beider Personen für einander war für mich so nicht nachvollziehbar.
Auch rätselte ich, warum Stefan bei ihren Begegnungen mit Martha flirtet, aber darüber hinaus wenig hartnäckig ist. Mir war nicht klar, ob er tatsächlich etwas für sie empfindet oder nur körperlich angezogen ist.

Im Verlauf der Geschichte wurden mir die Charaktere nicht sympathischer, weshalb ich nicht wirklich auf das zu erwartenden Happy End à la Popcornkino für Martha hin fiebern konnte. In Bezug auf so manche Episode hätte ich mir mehr Kreativität gewünscht. So empfand ich die Begegnung von Martha mit ihrem Exfreund Tom samt schwangere Freundin im Supermarkt, als abgedroschen. Man wusste gleich, auf was das hinausläuft...

"Glück schmeckt nach Popcorn" ist ein leicht zu lesender Roman über Trennungsschmerz, Vertrauensverlust und die zaghafte Hinwendung an eine neue Liebe, bei der sich die Protagonistin mit ihrer pessimistischen Art am meisten selbst im Weg steht.
Eine turbulente Geschichte, tiefe Gefühle oder überraschende Wendungen darf man allerdings nicht erwarten.

Veröffentlicht am 06.12.2017

Ein Roman fürs Herz - emotionale und mitreißende Geschichte mit zahlreichen liebenswürdigen Charakteren

Solange unsere Herzen schlagen
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Vor sechs Jahren ist Norah ohne Begründung verschwunden und hat ihren Ehemann Adam sowie ihre beiden Töchter Ella und Willa zurückgelassen. Jetzt steht sie plötzlich an einem Freitag Morgen in der Willoughby ...

Vor sechs Jahren ist Norah ohne Begründung verschwunden und hat ihren Ehemann Adam sowie ihre beiden Töchter Ella und Willa zurückgelassen. Jetzt steht sie plötzlich an einem Freitag Morgen in der Willoughby Street in dem kleinen Städtchen Holdingwell und kommt wie selbstverständlich in ihr altes Zuhause, während Adam und Kinder in der Arbeit bzw. der Schule sind.

Was Norah nicht weiß, ist, dass ihre ehemalige beste Freundin, die Chirurgin Fay, inzwischen mit Adam zusammenlebt und Willa wie ihre eigene Tochter angenommen hat. Die heute siebenjährige war zum Zeitpunkt des Verschwindens von Norah noch so klein, dass sie keine Erinnerung an ihre Mutter hat und noch nicht einmal ahnt, dass Fay nicht ihre leibliche "Mummy" ist. Ella war damals schon acht und hat ihre Mum geliebt, ihr in allem - sei es die Leidenschaft für Jazz und das Trompetespielen oder das Laufen - nachgeeifert. Sie hat nie aufgegeben zu glauben, dass ihre Mutter zurückkommt und hat für die in ihren Augen Vermisste einen eigenen Twitterkanal gepflegt, um sie wiederzufinden.

Norah bringt mit ihrer Rückkehr das gesamte Familienleben durcheinander. Adam weiß nicht mehr, welche Frau er liebt, Willa möchte einfach nur, dass alle als Großfamilie zusammenleben und miteinander glücklich sind und Ella begreift, dass sie Fay furchtbar unrecht getan hat, indem sie ihre Ablehnung all die Jahre so offen zeigte und dass sie sich schwer in Norah getäuscht hat.

Der Roman erstreckt sich über den kurzen Zeitraum von Freitag bis Mittwoch, in dem für die Familie Wells aber unheimlich viel Einschneidendes passiert. Er ist abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder erzählt, so dass man als Leser in die Gefühls- und Gedankenwelt aller wichtigsten Akteure eintauchen kann. Alle Charakter sind komplex und detailliert ausgearbeitet und es unheimlich kurzweilig und interessant zu lesen, wie sie auf die Rückkehr von Norah reagieren bzw. welche Folgen "Die Mutter, Die Gegangen Ist" damit für das Familienleben auslöst.

Spannend ist zudem zu erfahren, warum Norah damals ihre Familie allein gelassen hat und warum sie ausgerechnet jetzt nach sechs Jahren, zwei Tage vor Willas Geburtstag, zurückkehrt.

"Solange unsere Herzen schlagen" ist ein sehr kitschiger Titel für eine berührende Familiengeschichte, die trotz ihrer Länge von knapp 600 Seiten nie langweilig wird.
Der Roman ist so warmherzig und liebevoll geschrieben, was sich vor allem in den Kapitel aus der naiven Perspektive der süßen Willa und der unglücklichen, aber starken und so gutherzigen Fay, "Die Mutter, Die Geblieben Ist", wiederspiegelt. Aber auch mit Ella leidet man als Leser(in) mit, die von ihrer Mutter so furchtbar vor den Kopf gestoßen wurde.

Norah steht für die impulsive, freiheitliebende Frau, mit der es Adam nie langweilig geworden ist. Sie war vor allem in der Vergangenheit ein hedonistischer Mensch und hat selbst für ihre Kinder keine Regeln aufgestellt.
Fay ist das genaue Gegenteil von Norah. Sie ist bodenständig und zuverlässig und kümmert sich selbstlos mehr um andere als um sich selbst.

Der Roman zeigt das Leben einer Familie, die sich mit der Flucht der Mutter arrangiert hatte und nun scheinbar wieder von Neuem beginnen muss. Virginia Macgregor zeigt, was es heißt, Mutter bzw. Vater zu sein und dass nicht jeder Elternteil ab Geburt in die Rolle einer verantwortungsbewussten Mutter oder Vater schlüpfen kann.

Ich habe diesen zu Herzen gehenden Roman über die unkonventionelle Familie Wells regelrecht verschlungen. Es ist eine emotionale und mitreißende Geschichte mit zahlreichen liebenswürdigen Charakteren und eine wirklich überzeugend realistische Darstellung einer Familie in der Krise.