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Veröffentlicht am 08.11.2017

Berührende Tragikomödie über drei Personen, die über ein Hospiz verbunden sind

Zwanzig Zeilen Liebe
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Stella ist Krankenschwester für die Nachtschichten in einem Hospiz und schreibt dort im Auftrag der Gäste, wie die Patienten dort genannt werden, Abschiedsbriefe, die sie nach deren Tod an die Hinterbliebenen ...


Stella ist Krankenschwester für die Nachtschichten in einem Hospiz und schreibt dort im Auftrag der Gäste, wie die Patienten dort genannt werden, Abschiedsbriefe, die sie nach deren Tod an die Hinterbliebenen übergibt.

Nicht immer schafft es Stella, eine professionelle Distanz zu bewahren und lässt die Schicksale der Erkrankten und ihre Sorgen sowie die der Angehörigen nah an sich heran. Für Stella steht im Hospiz nicht der Tod und Trauer im Vordergrund, sondern das Leben. Sie möchte den Gästen einen würdevollen und möglichst schmerzfreien Aufenthalt gestalten, bis dies loslassen können.

Hoffnung schöpft sie vor allem auch von den Erkrankten, die eine Besserung erfahren und wieder entlassen werden können, wie die an Mukoviszidose erkrankte Hope. Diese ist gerade einmal 17 Jahre alt und begreift während ihres Aufenthalts im Hospiz, dass das Leben ein Geschenk ist und dass sie die ihr verbleibende Zeit nutzen muss, statt mit ihrem Schicksal und der lebensgefährdenden Krankheit zu hadern. Eine Rolle spielt dabei ihr bester Freud Ben, der in sie verliebt ist.


Neben der psychisch belastenden Arbeit ist Stella damit beschäftigt, um ihre Ehe zu kämpfen. Ihr Mann ist bei einem Kampfeinsatz in Afghanistan schwer verwundet worden und hat bei dem Bombenangriff ein Bein verloren. Er versinkt in Trübsal und macht indirekt Stella für sein Unglück verantwortlich, da er für sie aus dem Hinterhalt geflüchtet ist und seinen besten Freund Kip dabei zurücklassen musste, der bei dem Angriff ums Leben gekommen ist.


Dritter Protagonist des Romans ist der 35-jährige Hugh, der nach dem Tod seines Vaters und seiner Lebensgefährtin, die ihn verlassen hat, zurückgezogen in seinem haus wohnt. Erst als neue Nachbarn in das Haus gegenüber ziehen, eine alleinerziehende Mutter mit ihrem zehnjährigen Sohn, die sich aufreibt, um finanziell über die Runden zu kommen und dabei ein permanentes schlechtes Gewissen hat, nicht genug Zeit mit ihrem Sohn zu verbringen, kommt Hugh aus seinem Schneckenhaus heraus.


"Zwanzig Zeilen Liebe" beschreibt sieben Nächte im Leben von Stella, Hope und Hugh. Dreh- und Angelpunkt des Romans ist das Hospiz, in welchem Stella arbeitet und in dem Hope gepflegt wurde, bis sie nun kurz vor ihrer Entlassung nach Hause steht. Die Erzählung von Hugh verläuft parallel zur Handlung im Hospiz, der eine Verbindung dorthin hat, von der er selbst noch nichts weiß.


Durch die drei zunächst getrennt von einander laufenden Erzählungen und die Unterbrechung durch die Briefe der Sterbenden, hatte ich etwas Anlaufschwierigkeiten in den Roman hineinzukommen.

Als ich Stella, Hope und Hugh aber näher kennenlernte und die Verbindungen der Protagonisten untereinander immer deutlicher wurden, war ich gepackt von ihren Schicksalen und dem berührenden Schreibstil von Rowan Coleman. Auch wenn der Schauplatz des Romans ein Hospiz ist und Krankheiten, Tod, Abschied und Trauer damit allgegenwärtig sind, ist es kein deprimierendes Buch. Trotz der traurigen Momente überwiegt die positive Botschaft des Romans, die durch die sympathischen und sehr nahbaren, authentischen Charaktere vermittelt wird: die Hoffnung niemals aufzugeben, das Beste aus einer Situation herauszuholen, offen für neue Begegnungen zu sein und andere am Leben Anteil haben zu lassen, um Hürden nicht alleine überwinden zu müssen.


Wie schon "Im siebten Sommer" hat mir auch dieser Roman der Autorin sehr gut gefallen. Unwahrscheinlich empathisch beschreibt sie den Alltag in einem Hospiz und schafft es dennoch, komische Elemente in den Roman miteinfließen zu lassen ohne vom ernsten Thema abzulenken.

"Zwanzig Zeilen Liebe" ist eine berührende Tragikomödie "auf das Leben!", die mir bewusst gemacht hat, dass ein Hospiz nicht allein ein Ort zum Sterben ist und noch lange nicht das Ende bedeutet.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Aufzählung von Aufgaben und knapper Beschreibung der Durchführung statt eines lebhaften Romans mit Tiefgang

Das Zehn-Minuten-Projekt
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18 Jahre war die 36-jährige Chiara mit ihrem Ehemann zusammen, bevor dieser sie mit einem Anruf aus Dublin verlassen hat. Wenige Monate zuvor war das Paar von einem Vorort in die Stadt Rom gezogen, wo ...

18 Jahre war die 36-jährige Chiara mit ihrem Ehemann zusammen, bevor dieser sie mit einem Anruf aus Dublin verlassen hat. Wenige Monate zuvor war das Paar von einem Vorort in die Stadt Rom gezogen, wo sich Chiara nicht wirklich wohlfühlt und sich bisher nicht eingelebt hat. Als sie dann auch noch ihre Kolumne bei einer Wochenzeitung verliert, ist die Schriftstellerin am Ende mit ihren Nerven. Ihre Therapeutin rät ihr zu einem Spiel, einer persönlichen Challenge. Sie soll einen Monat lang jeden Tag für zehn Minuten etwas ausprobieren, das sie noch nie gemacht hat.
Skeptisch, aber dennoch neugierig, macht sich Chiara an das Projekt.

Bei den selbst gestellten Aufgaben handelt es sich überwiegend um einfache, alltägliche Dinge, die nicht unbedingt viel Überwindung brauchen, wie sich die Nägel pink lackieren, einen Flohmarkt besuchen, Pancakes zubereiten oder ins Fitnessstudio gehen.
Teilweise beziehen die Aufgaben auch ihren Ehemann ein, der wieder von Dublin nach Rom zurückgekehrt ist und bei einem Freund wohnt. Mit ihm über Chiara, die keinen Führerschein hat, das Autofahren oder das neue Jahr mit zehn Minuten Schweigen zu beginnen.

Der Roman ist mit gut 200 Seiten nicht sehr umfangreich und auch die einzelnen Kapitel mit den Aufgaben sind folglich eher kurz gehalten und gehen nicht sehr in die Tiefe. Es sind Aufgaben, die man sich auch leicht selbst stellen und nachmachen kann.
Die Idee hinter dem Projekt - eine persönliche Herausforderung, um sich von dem Herzschmerz abzulenken und sich einfach auch einmal mit etwas anderem zu beschäftigen, vielleicht sogar eine neue Leidenschaft zu entdecken - fand ich sehr interessant.
Die Projekte von Chiara waren allerdings so alltäglich und fast schon banal, dass sich das Buch eher einer Aufzählung von Aufgaben und einer kurzen Beschreibung der Durchführung glich, als einem zusammenhängendem Roman.

Mir war der Roman zu sehr wie ein Bericht gehalten, zugleich fehlte mir auch die Tiefe und ein Gefühl für die Protagonistin. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich Chiara durch ihre Aufgaben mit der Trennung von ihrem Ehemann auseinandersetzt, sondern dass sie sich lediglich davon ablenkt und mit den Aufgaben eine Beschäftigung sucht, die sie zuvor durch das Schreiben ihrer Kolumne hatte. Ihre Mini-Projekte waren für mich zu langweilig. Weniger Projekte und dafür eine tiefere Auseinandersetzung mit ihnen hätten dem Roman mehr Tiefgang verleihen können.
Gerade weil ich den Eindruck hatte, dass die Autorin von sich selbst schreiben könnte - schließlich gibt es zahlreiche Parallelen wie Name, Alter, Wohnort und Beruf der Protagonistin - war ich am Ende enttäuscht, dass "Das Zehn-Minuten-Projekt" so nichtssagend blieb.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Nicht ganz schlüssiger, aber herzerwärmender Roman, der unweigerlich Appetit auf Pies macht

Brombeerwünsche
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Die 26-jährige Rachel hat eine magische Fähigkeit: Sie kann Wünsche in Erfüllung gehen lassen. Seitdem sie jedoch im Alter von zehn Jahren ihren vierjährigen Bruder nach einem Streit hat verschwinden lassen, ...

Die 26-jährige Rachel hat eine magische Fähigkeit: Sie kann Wünsche in Erfüllung gehen lassen. Seitdem sie jedoch im Alter von zehn Jahren ihren vierjährigen Bruder nach einem Streit hat verschwinden lassen, hadert sie mit ihrem Schicksal und lässt die Menschen nicht zu nah an sich heran, um nicht versehentlich einen Wunsch zu erfüllen, dessen Konsequenzen nicht absehbar sind.

Nachdem sie erst wieder der Tochter ihrer besten Freundin Mary Beth unabsichtlich einen Wunsch zum Geburtstag erfüllt hat, verlässt sie ihren Heimatort in Tennessee und strandet, als ihr das Benzin ausgeht, in Nowhere in North Carolina. Dort wird sie von der älteren Dame Catch aufgenommen.
Auch diese hat eine außergewöhnliches Talent: Sie kann Geheimnisse in Pies backen, so dass diese für immer gebannt werden. Rachel lernt dort auch Catchs Nachbar Ashe kennen, der sich gerade von seiner Frau Lola scheiden lässt, die ihn betrogen hat.

Rachel hofft, dass sie in der Kleinstadt ihre Gabe verbergen kann, aber sie fühlt sich unweigerlich mit den Wünschen der Menschen vor Ort konfrontiert, die sich vor ihr in Form von weißen Zetteln materialisieren. Als sie fast wieder im Begriff ist, Nowhere zu verlassen -aus Angst den Menschen zu schaden, die sie gern gewonnen hat - begreift sie mit Hilfe von Catch, dass sie vor ihrer Fähigkeit nicht fliehen kann und das Beste daraus machen muss, um selbst glücklich zu werden.

"Brombeerwünsche" ist ein magischer Roman mit fantastischen Elementen, auf die man sich einlassen muss. Rachels besondere Fähigkeit, Wünsche erfüllen zu lassen, macht ihr das Leben schwer, schließlich können auch noch so gut gemeinte Wünsche zu katastrophalen Konsequenzen führen.
Rachel hat dies am eigenen Leib erfahren müssen, als ihre Familie aufgrund eines ihrer Wünsche auseinander gebrochen ist und sie selbst in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht wurde. Dieser Fakt und auch ihre Flucht nach Nowhere sind dramatisch - und auch da kann sie den Wünschen nicht entkommen.

Rachels Angst vor ihrer Fähigkeit und was sie damit auslösen kann, sind nachvollziehbar und auch, dass sie in Nowhere bleibt, wo sie auf die liebenswert mürrische Catch trifft, die ebenfalls eine besondere Fähigkeit hat. Nicht ganz schlüssig ist allerdings, warum Rachel plötzlich doch damit beginnt, Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen, warum sie auch immer nur mit guten Wünschen konfrontiert wird und wo eigentlich die Grenzen ihrer Fähigkeiten sind. Während ich die Erfüllung alltäglicher Wünsche für den Roman passend empfand, ging mir gerade ein Wunsch in Bezug auf Catch zu weit - warum sich nicht gleich Weltfrieden wünschen?
Und auch wenn man die fiktive Kleinstadt Nowhere als magischen Ort betrachtet, in der die völlig Fremde Rachek sehr herzlich aufgenommen wurde, direkt eine Unterkunft und einen Job in einem Kosmetikgeschäft bekam, vereinte sie mir zu viele Zufälle. So handelt es sich bei Ashes (Ex-)frau Lola um die Schwester von Rachels bester Freundin Mary Beth und bei Ashes Bruder Scott um den verschwundenen Bruder von Rachel.

Als eine fantastische Erzählung, in der das Backen von (magischen) Pies neben Rachels Schicksal einen großen Umfang einnimmt, liest sich der Roman mit der unvermeidlichen Liebesgeschichte flüssig und regt zum Träumen an.
"Brombeerwünsche" ist ein nicht ganz realistischer, aber herzerwärmender Roman über Freundschaft, den Glauben an das Gute im Leben und der Mut zu einem Neuanfang. Ich hätte mir aber in Bezug auf Rachels Gabe und ihre Zukunft in Nowhere noch die ein oder andere Erklärung mehr gewünscht.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Eine Mischung aus "Das Rosie-Projekt" und "Der Algorithmus der Liebe" - allerdings weniger humor- und gefühlvoll

Eine Prise Sterne
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Der passionierte Astronom Marc Heller trifft zufällig in Köln auf seine Freundin Anne Päffgen aus seiner Jugend wieder, für die er geschwärmt und nach der er sogar einen Kometen benannt hatte. Die Sommeliere ...

Der passionierte Astronom Marc Heller trifft zufällig in Köln auf seine Freundin Anne Päffgen aus seiner Jugend wieder, für die er geschwärmt und nach der er sogar einen Kometen benannt hatte. Die Sommeliere im Sternerestaurant "Champagne Supernova" ist todunglücklich, wurde sie doch ausgerechnet an ihrem Kennenlerntag von ihrem Freund Dirk betrogen.

Marc möchte Anne wieder lächeln sehen und beschließt, ihr mit Hilfe der Sterne und seiner naturwissenschaftlichen Analyse den perfekten fürs Leben zu suchen. Durch einen Fragebogen, den er nach mehreren Pleiten schrittweise optimiert, versucht Marc rein aufgrund von Logik, Gesetzmäßigkeiten und deren Schlussfolgerungen den für Anne optimalen Partner zu finden.

Marc ist ein Nerd, der sich leidenschaftlich seiner Berufung, der Astronomie, widmet und sich deshalb auch erfolgreich für die Leitung des Paranal-Observatoriums in Chile empfohlen hat, der aber im Umgang mit Menschen sehr unbeholfen ist.
Da Marc wenig empathisch und sozial inkompetent ist, Anne aber nichts von seinen Anstrengungen erfahren soll, sorgt er für die ein oder andere witzige Situation, wenn Anne "rein zufällig" auf den für sie ausgesuchten und vermeintlich perfekten Partner trifft.

Ich empfand den Roman insgesamt zu gewollt komisch, einzelne Begegnungen mehr albern als amüsant. Auch Annes Hobby als begeisterte Taubenfütterin oder Marcs Umgang mit dem Hummer, den er zu einem Haustier umfunktionierte, waren in dem Ausmaß nur bedingt komisch und zogen die Handlung ins Lächerliche.
Darüber hinaus war mir die Beschreibung von Annes Arbeit als Sommelière mit dem Hintergrund wissen zu Champagner zu sehr in den Vordergrund gerückt., so dass diese Details den Roman unnötig in die Länge zogen und mich persönlich langweilten. Hierbei wurde sehr deutlich, dass der Autor Restaurantkritiker und als Winzer tätig ist und ich hatte den Eindruck, dass er einen Teil seines Fachwissens zum Thema Champagner zum Besten geben wollte.

"Eine Prise Sterne" bietet eine leichte Unterhaltung, traf aber nicht ganz meinen Humor und ist kein Roman, der mir länger im Gedächtnis bleiben wird. Das mag auch daran liegen, dass der Roman wenig Neues bot. So fühlte ich ich während des Lesens einerseits an "Das Rose-Projekt", nur weniger komisch, und andererseits an "Der Algorithmus der Liebe", nur mit weniger Gefühl, erinnert.

Als Wahl-Kölnerin fand ich dagegen interessant, dass der Schauplatz des Romans in der Domstadt ist und man durch die detaillierten Ortsbeschreibungen mitten im Geschehen ist. Diese Details hätte ich mir auch in Bezug auf eine tiefgründigere Charakterisierung der Protagonisten gewünscht. So blieb sowohl Marc als auch Anne sehr eindimensional.

Veröffentlicht am 01.11.2017

Tiefgründiger Roman voller Gefühl mit authentischen Protagonisten - uneingeschränkte Leseempfehlung

Die Stille zwischen Himmel und Meer
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Edda verbringt zum ersten Mal in ihrem Leben einen Urlaub am Meer. Allein ist sie an die Nordsee gefahren, um sich dort im Herbst an der rauen See ihren Ängsten zu stellen. Sie fürchtet sich vor verschlossenen ...

Edda verbringt zum ersten Mal in ihrem Leben einen Urlaub am Meer. Allein ist sie an die Nordsee gefahren, um sich dort im Herbst an der rauen See ihren Ängsten zu stellen. Sie fürchtet sich vor verschlossenen Räumen, dem endlosen Himmel und anderen Menschen.

Ausgerechnet das von ihr gebuchte Ferienhaus ist versehentlich doppelt vergeben worden, weshalb sie es sich, bis eine Lösung gefunden wird, mit einem Touristen aus Bayern teilen muss. Sebastian ist anlässlich des zweiten Todestages seiner Ehefrau in deren Heimatort gefahren, wo sie auch begraben liegt. Sie war bei einem Bergunglück ums Leben gekommen.

Aber auch Edda hat ein schlimmes Trauma zu verarbeiten. Sie wurde als Fünfjährige von einer Frau entführt und über zwölf Jahre festgehalten. Vor sieben Jahren konnte sie sich von ihrer "zweiten Mutter" befreien, die Suizid begangen hat, und nach einem Klinikaufenthalt und Psychotherapie in ihr Elternhaus zurückkehren. Ihr Vater ist bereits vor neun Jahren verstorben und zu ihrer Mutter fehlt ihr jegliche Bindung.

Die Geschichte von Edda ist sehr berührend beschrieben. Als Leser taucht man tief in den Charakter ein und kann ihre Ängste - einerseits vor verschlossenen Türen und dem Eingesperrtsein, andererseits aber auch vor dern unendlichen Weite, der Freiheit - nachvollziehen. Es erfordert viel Mut, sich freiwillig ganz allein mit diesen Ängsten zu konfrontieren, aber Edda möchte endlich etwas Normalität in ihrem Leben - und vor allem - überhaupt leben.

Durch Rückblenden und Eddas Erinnerungen erfährt man von ihrer Vergangenheit, von ihrer Gefangenschaft in einem Kellergewölbe und wie eine fremde Frau, ihre Peinigerin, zu ihrer einzigen Bezugsperson und gezwungenermaßen zu ihrer Mutter wurde.

Ihr zeitweiliger Mitbewohner im Ferienhaus Sebastian, der im Verlauf der vier Wochen seine ablehnende, ruppige Art ablegt, hilft ihr bei ihren weiteren Schritten auf ihrem Weg zurück ins Leben, hadert aber selbst noch so mit seinem Schicksal, dass er sich immer wieder von Edda zurückzieht.

"Die Stille zwischen Himmel und Meer" ist ein tiefgründiger Roman mit authentischen Protagonisten, deren Schicksale zu Herzen gehen und denen man emotional so nahe kommt, dass man ihre Gefühle und Handlungen durchweg nachvollziehen kann.

Es ist ein Buch über zwei verletzte Seelen und ihren einsamen Kampf gegen ihre inneren Dämonen, das Mut macht, sich seinen Ängsten zu stellen, bei Rückschlägen nicht aufzugeben und hoffnungsvoll in eine unbeschwertere, glücklichere Zukunft zu blicken.
Kati Seck hat einen sehr empathischen Schreibstil, als hätte sie die Geschehnisse selbst erlebt. Der Roman ist emotional anrührend und besticht durch ein glaubwürdiges Ende, das kein Happy End erzwingt, sondern den Protagonisten Raum und Zeit lässt, sich noch weiterzuentwickeln.