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Veröffentlicht am 03.02.2017

Nichts für echte Tempe-Brennan-Fans

Die Knochenjägerin
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Neben dem Kurzroman "Tempe Brennans erster Fall" enthält der Sammelband die bislang als E-Books erschienenen Kurzromane "Fährte des Todes", "Wasser des Todes" und "Gletscher des Todes".

"Fährte des Todes" ...

Neben dem Kurzroman "Tempe Brennans erster Fall" enthält der Sammelband die bislang als E-Books erschienenen Kurzromane "Fährte des Todes", "Wasser des Todes" und "Gletscher des Todes".

"Fährte des Todes"

Die Wasserleiche einer Biologiestudentin wird in den Wäldern um den Mountain Island Lake in North Carolina gefunden. Die forensische Anthropologin Tempe Brennan unterstützt die Ermittler im Umfeld militanter Umweltaktivisten und wird dabei auf einen grausigen Fall von Tierquälerei aufmerksam. Pikant ist zudem, dass die Studentin Edith Blankenship ein Verhältnis mit ihrem Professor hatte...

Der Krimi mit knapp 80 Seiten ist schnell gelesen, ist aber aufgrund der Kürze weder sonderlich komplex noch spannend, da die Auflösung des Falles sich ziemlich schnell ergibt und Tempe Brennans Können als forensische Anthropologin im Untersuchen von Details, um auch die kleinsten Zusammenhänge zu erkennen, die den polizeilichen Ermittlern häufig verborgen bleiben, nicht wirklich gefordert ist.

"Wasser des Todes"

Eigentlich möchte Tempe Brennan Urlaub in den Everglades bei ihrer Freundin Lisa machen, als sie zufällig auf die sterblichen Überreste einer Frau in dem Magen einer Schlange aufmerksam wird...

"Gletscher des Todes"

Tempe Brennan wird darum gebeten, eine Autopsie an einer drei Jahre alten Leiche vorzunehmen, die durch ein Erdbeben in der Gipfelregion des Mount Everest freigelegt wurde. Es soll sich um die Bergsteigerin Brighton Hallis handeln, die Tochter eines reichen Ehepaares aus Charlotte ist.
Durch die Autopsie der Leiche ergeben sich jedoch mehr Fragen als Antworten...

Beide Krimis sind deutlich ausführlicher als "Fährte des Todes" und nach dem vertrauten Schema der Tempe-Brennan-Romane aufgebaut. Die Arbeit einer forensischen Anthropologin und der Spürsinn sowie Ehrgeiz zur Aufklärung nicht ganz gewöhnlicher Todesfälle spielen die entscheidende Rolle. In beiden spannenden Fällen fiebert der Leser bis zum Ende mit, was Brennan bei der Leichenschau aufdeckt und wie sie sich selbst bei der Tätersuche in unmittelbare Gefahr begibt.

"Tempe Brennans erster Fall"

Es handelt sich um den ersten Kriminalfall von Tempe Brennan. Als studierte Archäologin, die sich eigentlich nur mit uralten Leichenteilen befasst, wird sie von Ermittlern der Polizei angesprochen, an der Aufklärung eines Falls um einen toten Zahnarzt mitzuwirken, der in seinem Wohnwagen verbrannt ist.
Interessant ist zu lesen, wie Brennan zu ihrer Berufung als forensischen Anthropologin gelangt ist, die Aufklärung des Falles fand ich dagegen unspektakulär und schon fast langweilig, was aber auch der Kürze von nur übersichtlichen 76 Seiten des Krimis geschuldet sein kann.

Fazit: Echte Fans von Tempe Brennan werden von diesem Sammelband enttäuscht sein. Mir selbst haben zwei der Fälle wirklich gut gefallen, ein echtes Kaufsargument sind diese aber auch nicht. Die Kriminalfälle leben einfach von der Persönlichkeit, Expertise und Leidenschaft von Tempe Brennan, die in den Kurzgeschichten einfach nicht zur Geltung kommen.

Veröffentlicht am 30.01.2017

Poetischer Roman, bei dem mir am Ende zu viele Fragen offen blieben

Tage mit Leuchtkäfern
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Das Buch ist in Form von Briefen an Gott geschrieben, die die Tagebucheinträge eines 15-jährigen Mädchens sind, das der Leser zunächst nur mit dem Spitznamen Ghandi kennenlernt. Ghandi ist zutiefst unglücklich, ...

Das Buch ist in Form von Briefen an Gott geschrieben, die die Tagebucheinträge eines 15-jährigen Mädchens sind, das der Leser zunächst nur mit dem Spitznamen Ghandi kennenlernt. Ghandi ist zutiefst unglücklich, ihre Arme sind gezeichnet von selbstverletzendem Verhalten, zudem ist sie Bulimikerin. In der Schule wird sie bestenfalls mitleidig beäugt, sie hat keine Freunde und fühlt sich auch innerhalb ihrer Familie unverstanden und einsam. Sie ist zwar in psychotherapeutischer Behandlung, ihren Schmerz schildert sie aber nur in den Briefen an Gott, an den sie aber auch nicht wirklich glaubt.

An Weihnachten, als die Familie - Mutter, Stiefvater und ihre zwei Geschwister - zum Essen ausgegangen ist, geht sie einsam durch das verschneite Berlin und begegnet Fred, der einen Schneeengel macht. Er nimmt sie mit in seine Wohnung, wo sie auf seine Clique trifft: Noah, Fabien, Amira und Lynn. Die fünf bilden den Club der verhinderten Selbstmörder". Sie haben sich in einer psychiatrischen Klinik kennengelernt und befinden sich offensichtlich alle noch wegen ihrer psychischen Probleme in ambulanter Behandlung.

Überraschend schnell wird Ghandi in die Clique aufgenommen und hat zum ersten Mal Menschen um sich, die sie zu verstehen scheinen. Zu Hause stößt sie ihre Mutter weiterhin vor den Kopf, die sichtlich überfordert ist und den Eindruck macht, ihre Tochter aufgegeben zu haben. Ghandis seelische und damit einhergehende körperlichen Probleme verschärfen sich trotz des neuen Halts durch die Freunde weiter. Als sie sich buchstäblich die Seele aus dem Leib kotzt, wird sie in eine Akutklinik eingeliefert, wo sie vier Wochen im Koma liegt.

"Tage mit Leuchtkäfern" ist keine leichte Kost. Alle Protagonisten des Buches haben psychische Probleme, die jedoch mit Ausnahme von Amira, nicht weiter erläutert werden. Bis zum Schluss blieb für mich offen, was der Grund für Ghandis Essstörung ist. Ich hätte mir gewünscht, dass man zumindest während des Krankenhausaufenthalts, wenn dem Leser Ghandi endlich als Antonia vorgestellt wird, erfährt, warum sie sich so einsam fühlt bzw. worunter sie leidet oder was ihr in der Vergangenheit widerfahren sein mag, dass sie versucht, sich durch das Erbrechen Erleichterung zu verschaffen.

Durch die sehr philosophischen Charaktere des Romans und den besonderen Schreibstil in Form von Briefen an Gott, ist "Tage mit Leuchtkäfern" wie der Titel schon vermuten lässt, ein poetischer Roman, der allerdings in Bezug auf die Hintergründe zu den handelnden Personen sehr vage blieb. Auch wenn mich das Buch aufgrund der ernsten Thematik emotional berührt hat, blieb für mich am Ende ein Fragezeichen.

Veröffentlicht am 28.01.2017

Kein spannender Psychothriller - konstruierte Geschichte mit unsympathischen, klischeehaften Charakteren und einem Hauch Erotik

Sanfte Rache
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Nach einem Streit mit ihrem Ehemann Jeff fährt die praktizierende Kinderärztin Emory Charbonneau alleine in unwägbares Gelände um für den geplanten Marathon zu trainieren.
Sie wacht mit einer Gehirnschütterung ...

Nach einem Streit mit ihrem Ehemann Jeff fährt die praktizierende Kinderärztin Emory Charbonneau alleine in unwägbares Gelände um für den geplanten Marathon zu trainieren.
Sie wacht mit einer Gehirnschütterung in einer Hütte bei einem Fremden auf, der sie angeblich bewusstlos im Schnee aufgefunden haben will. Der Mann möchte seinen Namen nicht nennen, hat kein Telefon und ist aufgrund von Schnee und Nebel nicht bereit, sie mit seinem Pickup ins Tal zu bringen. Ihr mutmaßlicher Entführer, reizt sie mit seinem mysteriösen Verhalten und seinem sexy Aussehen, so dass sie gar nicht weiter insistiert, um auf schnellstem Weg medizinisch versorgt und wieder nach Hause zu kommen.

Ihr Mann, der zunächst dachte, dass sich Emory aufgrund ihres Streits nicht meldet, macht sich nach zwei Tagen doch Sorgen und informiert die Polizei über Emorys Verschwinden. Und dann taucht Emory nach mehreren Tagen Abwesenheit wieder auf, kann aber nur wenige Angaben zu dem Fremden in der Hütte machen, der für sie kein Verbrecher ist.

Aufgrund der vielen stets sehr guten Rezensionen der Bücher der Bestseller-Autorin Sandra Brown, wollte ich diesen Roman über das vermeintliche Stockholm-Syndrom gerne lesen. Der als Thriller bezeichnete Roman wurde meinen Erwartungen leider nicht gerecht.

Die Handlung um den mysteriösen Fremden, der Emory entführt haben sollte, sie aber offenbar nur vor Schlimmerem bewahren wollte, war nicht im Ansatz spannend, sondern Verlauf und Ende sehr früh vorhersehbar. Den Hintergrund des Entführers und die Geschichte der Heimlichtuerei empfand ich als arg konstruiert und fast schon nervtötend in die Länge gezogen, bis Emory und man selbst als Leser eine Erklärung erhält. Keiner der Charaktere konnte mir dabei ans Herz wachsen. Insbesondere die männlichen Protagonisten sind sehr klischeehaft gezeichnet. einerseits der sehr unsympathische, egoistische und skrupellose Ehemann, andererseits der gutaussehende, geheimnisvolle Fremde, der immer ein bisschen unnahbar bleibt und nichts von sich preisgeben möchte. Ich habe mich durch 512 Seiten gequält und fühlte mich insbesondere bei den Erotikszenen an Groschenromane erinnert. Wer von "Sanfte Rache" einen spannenden Psychothriller erwartet, wird meiner Meinung nach enttäuscht werden.

Fazit für mich: Den Schreibstil von Sandra Brown kann man lieben oder hassen. Ich zumindest werde von der Autorin keinen Roman mehr lesen.

Veröffentlicht am 25.01.2017

Dreiecksverhältnis eines verheirateten Mannes, Roman über versteckte Gefühle, aber sehr übersichtliche Handlung

Letzte Nacht
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Der 39-jährige Familienvater Jeff stirbt auf dem Weg von der Arbeit nach Hause bei einem Verkehrsunfall. Als Trauernde bleiben einerseits Ehefrau Claire und Sohn Seth und andererseits Arbeitskollegin Tish, ...

Der 39-jährige Familienvater Jeff stirbt auf dem Weg von der Arbeit nach Hause bei einem Verkehrsunfall. Als Trauernde bleiben einerseits Ehefrau Claire und Sohn Seth und andererseits Arbeitskollegin Tish, mit der ihn offenbar mehr verband.

Das Buch ist abwechselnd aus den Perspektiven der drei Protagonisten geschrieben. Als Leser erhält man durch Erinnerungen Einblick in die gemeinsame Vergangenheit und begleitet die beiden Frauen durch ihre Trauer.

Bis zu Jeffs Tod wusste Claire nicht viel über Tish, die meilenweit entfernt in einem anderen Springfield wohnt und in einer andern Niederlassung als Jeff arbeitet. Die beiden Frauen sind sich nur einmal bei einem Firmenevent begegnet. Tish, die in der Personalabteilung tätig ist, erscheint auf der Beerdigung, wo sie auffällig traurig ist. Darüber hinaus kommen Claire aufgrund eines Buches mit einer persönlichen Widmung von Tish, das ihr Sohn in einer Reisetasche seines Vaters findet, und mehrere SMS Zweifel, ob Jeff ihr treu war. Um Gewissheit zu bekommen, fliegt sie zu Tish, um sie mit ihrem Verdacht zu konfrontieren.

"Letzte Nacht" handelt von einem Dreiecksverhältnis eines verheirateten Mannes, der sich in eine andere Frau verliebt, die er als seine Seelenverwandte empfindet, aber ebenfalls verheiratet und Mutter einer Tochter ist. Beide haben scheinbar Skrupel, ihr bisheriges Leben zu ändern, ihre Familien aufzugeben und Partner und Kind zu verletzen.

Durch die drei unterschiedlichen Perspektiven kann sich der Leser in die Gefühlswelt aller drei Hauptpersonen hineindenken, weshalb es in diesem Roman kein klassisches Opfer als betrogener Ehepartner bzw. DEN bösen Ehebrecher gibt. Am Ende sind alle Opfer.

Ich hatte Schwierigkeiten den Roman flüssig zu lesen, da es keine Kapitelüberschriften gibt, die darauf hinweisen, aus welcher Sicht es geschrieben ist. Eingangs muss man sich immer wieder aufs Neue rückbesinnen, in wessen Gedankenwelt man eintaucht, darüber hinaus passiert in dem Roman einfach wenig.

"Letzte Nacht" (im Original: "Hidden") ist ein sehr gemächlicher, leiser Roman, der sich um die verbotenen (versteckten) Gefühle von Jeff und Tish und um die nagende Ungewissheit von Claire dreht, mir aber nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 23.01.2017

Sehr guter Einblick in das streng islamische Saudi-Arabien, aber eher schacher Krimi

Wüstenblut
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Nachdem ich bereits die beiden Vorgängerromane "Die letzte Sure" und "Totenverse" von Zoë Ferraris um die Pathologin Katya Hijazi gelesen habe und in die islamische Welt Saudi-Arabiens eintauchen konnte, ...

Nachdem ich bereits die beiden Vorgängerromane "Die letzte Sure" und "Totenverse" von Zoë Ferraris um die Pathologin Katya Hijazi gelesen habe und in die islamische Welt Saudi-Arabiens eintauchen konnte, war ich gespannt auf den dritten Band der Reihe.

Als in der Wüste südlich von Dschidda in Saudi-Arabien ein Beduine ein Massengrab mit 19 Frauenlaichen entdeckt, sind die Polizeibehörden schockiert, dass in ihrem Land ein Serienmörder seit mehreren Jahren unbemerkt sein Unwesen treibt.
Ibrahim Zahrami wird als leitender Kommissar mit den Ermittlungen betraut. Unterstützung erhält er von der sehr engagierten Pathologin Katya Hijazi, die vor allem damit zu kämpfen hat, sich in der Männerdomäne Gehör zu verschaffen.

Bei den getöteten Frauen handelt es sich überwiegend um Arbeiterinnen aus Asien, die als Hausangestellte in Saudi-Arabien beschäftigt werden. Bezogen auf die Bedeutung der Zahl 19 im Koran und eine Botschaft des Mörders, die an einen Koranvers erinnert, gehen die Behörden von einem religiösen Fanatiker aus, auch wenn einzelne Ermittler die Augen vor der Wahrheit verschließen möchten, dass es sich bei dem Massenmörder um einen Einheimischen handelt.

Privat ist Zahrami besorgt um seine Geliebte Sabria Gampon, die als verdeckte Ermittlerin für die Polizei arbeitete, und plötzlich spurlos verschwunden ist. Eine Vermisstenmeldung kommt für ihn nicht in Frage, da ihm als Ehebrecher die Todesstrafe durch Enthauptung droht.

Katya ist sehr modern und möchte sich nicht in die traditionelle Rolle der Frau drängen lassen, weshalb sie beruflich und privat aneckt. Bei den Ermittlungen werden ihr durch die Kollegen solche Steine in den Weg gelegt, dass sie ihrer Arbeit aus persönlichem Ehrgeiz vermehrt in ihrer Freizeit nachgeht. Ihr Verlobter, der Spurenleser Nayir hilft ihr bei ihrer Arbeit und befindet sich damit selbst in einem Konflikt, ob er das emanzipierte Verhalten seiner zukünftigen Frau dulden kann. Katya kommen Bedenken in Bezug auf die bevorstehende Heirat, holt sie sich doch mit Nayir nur einen dritten Mann in den Haushalt, der sich bedienen lassen und zusätzlich noch ihre Nachtruhe einschränken wird.

"Wüstenblut" ist wieder ein Krimi, der den westlichen Leser sehr anschaulich in die saudi-arabische, streng muslimische Welt versetzt, deren Regeln für uns geradezu unwirklich und beklemmend sind. Man erhält erneut einen Einblick in die von Männern dominierte Gesellschaft, in der Frauen voll verschleiert sind und nicht einmal Auto oder Fahrrad fahren dürfen. Interessanterweise leiden aber nicht nur die Frauen unter der Situation und der Berücksichtigung der strengen Auslegung des Korans, sondern auch die Männer, die ihre Frauen im Alltag chauffieren müssen und keine Chance haben, eine arrangierte Ehe zu beenden.

Auch im dritten Band ist es interessant, wie Katya die auferlegten Regeln der religiösen Wächter umgeht, um ihrem Beruf voll nachgehen zu können, der ihr so viel bedeutet und wie sie damit hadert, ob sie bereit ist, sich so weit in ihrer Freiheit einzuschränken, um den Mann, den sie liebt, zu heiraten.

Der Kriminalfall ist dagegen eher schwach und die Suche nach dem Mörder sowie sein Motiv nicht ganz so spannend aufgebaut und durchdacht wie in den anderen beiden Fällen der Autorin.