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Veröffentlicht am 27.06.2023

Naturverbundene Geschichte über Einsamkeit, Außenseitertum, Unerschrockenheit und Heimat, die ich mir packender, emotionaler und gehaltvoller erhofft hatte.

So weit der Fluss uns trägt
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Die 17-jährige Victoria Nash lebt am Rande der Kleinstadt Iola am Fluss des Gunnison River in Colorado, wo ihre Familie eine Pfirsichfarm betreibt. Nach einem Verkehrsunfall vor sechs Jahren, bei der ihre ...

Die 17-jährige Victoria Nash lebt am Rande der Kleinstadt Iola am Fluss des Gunnison River in Colorado, wo ihre Familie eine Pfirsichfarm betreibt. Nach einem Verkehrsunfall vor sechs Jahren, bei der ihre Mutter, ihre Tante und ihr Cousin ums Leben gekommen sind, ist Torie allein in einem Männerhaushalt. Sie hat die Aufgaben ihrer Mutter übernommen und kocht und putzt für ihre verstockten Vater, den verbitterten Kriegsveteran Onkel Ogden und ihren aggressiven Bruder Seth sowie die Hilfsarbeiter auf der Farm.
Ohne eine mütterliche Ratgeberin manövriert sich Torie durch die eintönigen Tage und ist deshalb umso aufmerksamer für einen Fremden, der ihr zufällig begegnet. Doch Wilson Moon ist indigener Abstammung, für die Bewohner der Kleinstadt nur ein krimineller Vagabund, den es zu vertreiben gilt. Torie aber überträgt alle Sehnsüchte auf ihn, schenkt ihm ihre ganze Liebe und wird unbedarft schwanger. Diese kann sie über Monate hinweg geheim halten, flieht aber letztendlich aus Angst um das Leben ihres ungeborenen Kindes in die Berge.
Aus einer einsamen Entscheidung heraus entwickelt sie eine ungeahnte Stärke und kämpft um die Bewahrung des Erbes ihrer Familie, als Iola geflutet werden soll.

Der Roman handelt von 1948 bis 1971, weshalb der Klappentext nur einen kleinen Ausschnitt beschreibt. Tatsächlich konnte mich die Geschichte auch erst nach einem Drittel für sich einnehmen, als Victoria mehr Mut und Stärke entwickelt hatte, eigeninitiativ handelte und unerschrocken für ihre Ziele kämpfte. Bis dahin ist die Geschichte in der Beschreibung des Alltags auf der Farm düster und eintönig und auch die Liebesgeschichte bringt kein Licht und Hoffnungsschimmer in das Leben der 17-jährigen Torie. Statt einer romantischen Liebe wirkt ihre Leidenschaft für Wil wie eine Flucht vor den rauen Männern, die sie bisher kannte.
Die Schwangerschaft und Flucht sind letztlich doch ein Ausweg aus der Monotonie, wenn auch anders als gedacht.

Victoria entwickelt sich weiter, reift zur Frau und agiert vorausschauender und mutiger als so manch anderer Bewohner Iolas, als deutlich wird, dass der Ort keine Zukunft mehr hat. Sie hat weiterhin nur wenig Kontakt zu Menschen, kümmert sich lieber um Tiere, Pflanzen und die Ernte und möchte das schier Unglaubliche schaffen - das Erbe ihrer Familie bewahren. Auch wenn die Farm und die Plantage verloren scheint, setzt sie Hoffnung in ihre Bäume, um auch weiterhin die berühmten Nash-Pfirsiche ernten zu können.

Nach einem schwachen und zähen Anfang entwickelte sich die Geschichte anders als erwartet und fasziniert mit dem Kampf für die Natur und was mit Mut, den richtigen Helfern und einem Quäntchen Glück alles möglich ist. Allerdings verliert sich die Handlung auf dem Weg zum versöhnlichen Ende ein wenig. Der Perspektivwechsel ist zwar aufschlussreich, wirkt jedoch unbeholfen und wenig kreativ.
Der Roman ist naturverbunden, handelt von Einsamkeit und Rassismus, von Verlust, Entwurzelung und Heimat und insbesondere von Außenseitertum, Unerschrockenheit und der grenzenlosen Liebe für das, was wichtig erscheint. Die Geschichte hatte ich mir jedoch packender, emotionaler und gehaltvoller erhofft.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2023

Geschichte über Neuanfänge, Selbsterkenntnis und Freundschaft vor malerischer Kulisse - verbreitet sehnsüchtige Urlaubsstimmung

Wo die Sonne die Wellen berührt
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Annie ist promovierte Rechtsanwältin in Berlin und nach einer beruflich stressigen Phase und der Trennung von ihrem Freund, der sich lieber ein Heimchen am Herd wünschte, urlaubsreif und reist auf Empfehlung ...

Annie ist promovierte Rechtsanwältin in Berlin und nach einer beruflich stressigen Phase und der Trennung von ihrem Freund, der sich lieber ein Heimchen am Herd wünschte, urlaubsreif und reist auf Empfehlung ihrer Assistentin an die Côte d'Azur.
Hannah hat ihre Krebserkrankung überstanden, ist aber dennoch am Boden zerstört und hat Angst, erneut zu erkranken. Seit der Diagnose wohnt sie als verlassene Ehefrau bei ihren Eltern, die sie rührend umsorgt haben, sie aber nun wieder ins Leben entlassen möchten. Sie zwingen sie zu einem Urlaub in Südfrankreich, wo sie ihre depressive Phase überwinden soll.
Der Hamburger Henrik hat sich mit seinem Bruder erfolgreich selbstständig gemacht, durch die Teilhabe ihrer gewieften Cousine jedoch ins Abseits manövriert. Für eine Auszeit fährt er in das alte Ferienhaus seines Großvaters nach Bonnemer in die Nähe von Nizza.
Alle drei treffen in Südfrankreich auf einander, wo sie sich den Herausforderungen eines neuen Anfangs stellen.
Der Roman ist wechselnd aus den Perspektiven aller drei Protagonisten geschildert, die aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlicher Motivation an die französische Riviera gelangt sind. Während Annie und Henrik eine berufliche Auszeit nötig haben, um sich neu zu orientieren und bewusst in die Urlaubsstimmung eintauchen, ist Hannah dagegen nicht freiwillig dort, missmutig und lässt dies auch an allen Menschen, die es gut mit ihr meinen, aus. Schon bald kann sich aber auch Hannah nicht dem Charme des Mittelmeeres und des liebevoll bewirtschafteten Hotels entziehen.
Henrik, Annie und Hannah lernen sich allmählich besser kennen, verbringen ihre Freizeit miteinander, genießen die kulinarischen Köstlichkeiten und das Flair der Côte d'Azur. Sie teilen ihre Sorgen und Probleme, können sich gegenseitig unterstützen und werden zu Freunden.
Nach den Umbrüchen in Deutschland in Südfrankreich ereignet sich nicht allzu viel und es wird nur am Ende ein wenig dramatischer. Der Roman wird deshalb mehr von der wunderschönen Kulisse und der Urlaubsstimmung getragen, die sich schon bald beim Lesen einstellt. Landschaft, Klima, Kulinarik sowie die Ausflüge und Shoppingbummel in nahe gelegene Ortschaften versetzen die/ den Leser*in bildhaft an die Côte d'Azur. Durch die eindrucksvollen Beschreibungen ist auch nachvollziehbar, dass sich bei den Hauptfiguren trotz ihrer Probleme, die der Grund für die Reise sind, eine Leichtigkeit einstellt, sie ihre Ängste verlieren und neuen Lebensmut und Lebensfreude entwickeln.
Durch Selbstreflexion und den Austausch mit ihren neuen Freunden, die ebenfalls vor Herausforderungen stehen, wird ihnen bewusst, dass es andere Werte als Geld und Erfolg sind, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Auch wenn die drei Protagonisten zu einem finanziell und gesellschaftlich besser gestellten Personenkreis zählen und bis auf Hannah nicht unbedingt mit existenziellen Problemen zu kämpfen haben, ist die Besinnung auf die Werte von Freundschaft, Liebe und Gesundheit dennoch authentisch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2023

Eine Frau, die für ihre Träume kämpft - lebendige und anschauliche Zeitreise in die 1950er-Jahre mit interessanten Einblicken hinter die Film- und Fernsehkulissen der Bundesrepublik.

Wunder gibt es immer wieder
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Eva Vordemfelde träumt nach einem Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten von "Sissi" in Fuschl am See, wo sie bei einem Ferienaufenthalt bei ihrer Cousine zufällig als Statistin ausgewählt wurde, davon ...

Eva Vordemfelde träumt nach einem Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten von "Sissi" in Fuschl am See, wo sie bei einem Ferienaufenthalt bei ihrer Cousine zufällig als Statistin ausgewählt wurde, davon Kostümbildnerin zu werden. Sie näht schon länger selbst Kleider und entwirft für sich Kostüme. Im Jahr 1955 ist sie als 19-Jährige jedoch noch nicht volljährig und muss sich ihrem Vater Axel unterordnen, der ihr die Flausen aus dem Kopf treiben möchte. Er selbst arbeitet an seiner Karriere als Journalist und zieht nach einer Beförderung mit der ganzen Familie von München nach Bonn, wo er für Eva eine Anstellung als Sekretärin bei dem Fernsehsender NWDR in Köln erwirken kann. Dort lernt sie den linkspolitischen Hörfunkredakteur Paul Voss kennen und verliebt sich nach einer ersten Antipathie in ihn. Ihrem politisch konservativen Vater und strengem Patriarch der Familie ist auch diese Liebschaft ein Dorn im Auge.
Eva lässt sich trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge nicht unterkriegen, ihre Träume zu leben, denn sie möchte nicht einmal wie ihre Mutter Annemie enden, die ihre beruflichen Ambitionen für die Familie zurückstellte und nach der Rückkehr ihres Ehemanns aus Kriegsgefangenschaft ihre Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein verloren zu haben scheint.

"Wunder gibt es immer wieder" ist der erste Band der dreiteiligen Reihe "Die Fernsehschwestern".
Der Roman versetzt die/ den Leserin eindrücklich in die Nachkriegsjahre 1955/ 1956 in der noch jungen Bundesrepublik. Er ist überwiegend aus der Perspektive der selbstbewussten, modern denkenden und zumal etwas trotzköpfigen Eva geschrieben, die aus einer gut bürgerlichen Familie stammt und unverdrossen gegen ihren streng konservativen Vater aufbegehrt, der ihr Leben nach seinen Ansichten bestimmen möchte. Daneben gibt es Einblicke aus der Sicht der weiteren Familienmitglieder, insbesondere des Patriarchen, die der/ dem Leserin so manchen Wissensvorsprung verschaffen.

Die Verhältnisse der damaligen Zeit werden anschaulich, lebendig und lebensecht beschrieben. Die Rollenbilder und Machtverhältnisse in der Familie sowie im Berufsleben können so wunderbar nachvollzogen werden. Auch die Orte, von München über Bonn und Köln sind so eindrücklich beschrieben, dass man Bilder vor Augen hat. Reale politische und gesellschaftliche Ereignisse fließen harmonisch in die fiktive Handlung ein. Die Autorin schafft es, dass Geschichte lebendig wird.

Die Charaktere sind facettenreich, wenn auch manchmal etwas stereotyp, agieren als Abbild der damaligen Zeit aber authentisch. Prominente Persönlichkeiten finden Erwähnung und ergänzen damit die Rahmenhandlung aus Politik, Film, Fernsehen und Hörfunk perfekt.
Die Geschichte zieht auch ohne größere Dramen in ihren Bann, ist abwechslungsreich und bietet beste Unterhaltung. Gespannt verfolgt man, wie Eva versucht ihren Träumen treu zu bleiben und diese auch zu leben.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung "Morgen ist ein neuer Tag", der im Januar 2024 erscheint und Evas jüngere Zwillingsschwestern Franzi und Lilly Ende der 1960er-Jahre in den Fokus rückt.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Herzerwärmende Geschichte über Identität, (Mutter-)Liebe, Selbstfindung und dem Spagat zwischen eigenen Träumen und Erwartungsdruck von anderen

Mika im echten Leben
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Mika Suzuki führt mit 35 Jahren ein chaotisches Leben. Ihr Freund hat sie verlassen und ihren Job hat sich auch gerade wieder verloren. Für ihre konservativen japanischen Eltern, die sie gerne unter der ...

Mika Suzuki führt mit 35 Jahren ein chaotisches Leben. Ihr Freund hat sie verlassen und ihren Job hat sich auch gerade wieder verloren. Für ihre konservativen japanischen Eltern, die sie gerne unter der Haube wüssten, scheint sie eine einzige Enttäuschung zu sein. An diesem Tiefpunkt angekommen, erhält Mika einen Anruf von Penelope Calvin, ihrer leiblichen Tochter, die sie vor 16 Jahren zur Adoption geben musste und die sie klammheimlich ausfindig gemacht hat.
Mika ist überwältigt, hatte sie sich doch bisher mit den jährlichen Briefen der Adoptiveltern begnügen müssen. Penny, deren Adoptivmutter verstorben ist, möchte ihre leibliche Mutter besser kennenlernen und so telefonieren die beiden, bis Penny einen Besuch bei Mika ankündigt. Mika, die am Telefon ihr Leben in schillerndsten Farben ausgeschmückt hat, um ihre Tochter zu beeindrucken, gerät in Panik und versucht zusammen mit ihren treuen Freunden und der Hilfe ihres Exfreundes ihr Fake-Leben aufzubauen, um den schönen Schein zu wahren, was nicht lange gutgeht.

"Mika im echten Leben" ist eine lebendige Geschichte, die sensibel erzählt wird und sich gar nicht so vorhersehbar entwickelt und tiefer geht, als gedacht.
Mika wirkt mit ihrer unsteten Lebensweise jünger als ihre 35 Jahre, hat ihr Leben nicht ganz im Griff und setzt sich verständlicherweise nach dem überraschenden Anruf ihrer bislang unbekannten Tochter unter Druck, mehr aus sich zu machen oder zumindest so zu tun, als führte sie ein annähernd perfektes, glückliches Leben mit einem festen Partner und beruflichem Erfolg. Dass der schöne Schein nicht dauerhaft aufrechterhalten werden kann und Enttäuschungen folgen werden, ist abzusehen.

Im Verlauf des Romans erkennt Mika, dass es gar nicht notwendig ist, perfekt zu sein und Äußerlichkeiten nicht der Grund sind, um geliebt zu werden. Sie ist immer noch stark von einem Trauma der Vergangenheit geprägt und leidet darunter, nie die Anerkennung bekommen zu haben, die sie für ihr Selbstvertrauen braucht. Keinesfalls möchte sie die Fehler ihrer Eltern wiederholen und ihre Tochter bedingungslos lieben. Es ist jedoch schwierig, die richtige Balance aus Freundschaft, Muttersein und Verantwortung als Erwachsene zu halten. Ihr gemeinsamer ethischer Hintergrund als Amerikanerinnen japanischer Abstammung bietet ihnen zusätzlich zur Blutverwandtschaft die Möglichkeit ihre Bindung zu vertiefen. Neben der Annäherung zu Penny verändert sich auch Mikas Beziehung zu Pennys verwitwetem Adoptivvater Thomas von einer gegenseitigen Skepsis über ein vorsichtiges Herantasten bis zu einer zart aufblühenden Liebe.

Aufgrund Mikas liebenswert chaotischer Art ist die Geschichte humorvoll geschrieben, hat aber durch die Unsicherheit in Bezug auf sich selbst, das schwierige Verhältnis zu ihren Eltern, die Erwartungen, die sie erfüllen möchte, dem Wunsch, angenommen und geliebt zu werden und vor allem ihre Tochter nicht zu enttäuschen sowie die Erinnerungen an die Umstände der Schwangerschaft viele ernste Themen, die nachvollziehbar und einfühlsam verarbeitet werden. Auch die Sorgen des Adoptivvaters, der seine Tochter vor Enttäuschungen und einem weiteren schmerzhaften Verlust bewahren möchte, sind verständlich.
Alle drei Hauptfiguren machen eine authentische Entwicklung durch, kommen sich näher und sind am Ende auch bei sich selbst angekommen.
Es ist eine tiefgehende und berührende Geschichte über Identität, (Mutter-)Liebe, Selbstfindung, die Suche nach den eigenen Wurzeln, Versöhnung und dem Spagat zwischen den eigenen Träumen und dem Erwartungsdruck, der auf einem lastet.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Spannende Mischung aus ungeklärtem Kriminalfall und Familientragödie - wendungsreich auf zwei Zeitebenen mit einem "Buch im Buch".

Heimwärts
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Am Heiligabend im Jahr 1959 wird in den Adelaide Hills eine Mutter mit ihren drei ältesten Kindern tot bei ihrem Picknick aufgefunden. Das jüngste Kind ist nicht unter den Toten, das Weidenkörbchen ist ...

Am Heiligabend im Jahr 1959 wird in den Adelaide Hills eine Mutter mit ihren drei ältesten Kindern tot bei ihrem Picknick aufgefunden. Das jüngste Kind ist nicht unter den Toten, das Weidenkörbchen ist leer. Für Nachbarn und Ermittler ist das Szenario ein Rätsel. Die Tat wird später als erweiterter Suizid bewertet.
Knapp 60 Jahre später kehrt die Journalistin Jess in ihre Heimat Australien zurück, als ihre betagte Großmutter nach einem Sturz im Krankenhaus liegt. Jess, die kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat, ist die nächste Angehörige. Sie war ab ihrem zehnten Lebensjahr bei Nora aufgewachsen und steht ihr noch immer sehr nahe. Im Halbschlaf gibt Nora verwirrte, rätselhafte Sätze von sich. Jess möchte ihr helfen, sich zu beruhigen und forscht deshalb nach, was Nora belasten könnte. In ihrem Schlafzimmer findet sie ein Buch, das eine tragische Familiengeschichte aus dem Jahr 1959 beschreibt und deckt eine Verbindung zu ihrer eigenen Familie auf, die Nora ihr offenbar bewusst verschwiegen hatte.

"Heimwärts" handelt auf zwei Zeitebenen und rückt in beiden Erzählsträngen eine Familientragödie und ungelösten Kriminalfall in den Adelaide Hills im südlichen Australien in den Fokus. Neben der Aufklärung eines Verbrechens und den Ermittlungen der Polizei geht es auch um Mutterschaft, Liebe, Heimatverbundenheit, Manipulation und Lügen.

Während die Gegenwart aus Sicht der Enkelin Jess und später auch aus der Perspektive der Tochter Polly erzählt werden, die beide aufgrund des schlechten Gesundheitszustands von Nora nach Hause zurückkehren, erfolgt die Schilderung der Ereignisse der Vergangenheit überwiegend auf eine erfrischend neue Weise in Form eines Buches im Buch. Ein Journalist hatte sich fiktiv mit dem Kriminalfall befasst, Interviews geführt und das Buch "Als würden sie schlafen" geschrieben, das Jess liest, um die verwirrte und verängstigte Nora zu verstehen und ihr helfen zu können, sich zu beruhigen. Sie hatte nicht geahnt, darin ihre eigene Familiengeschichte zu lesen, die Ungeahntes über ihre Wurzeln und ihre geliebte, wenn auch etwas überfürsorgliche, Großmutter zu erfahren.

Die Geschichte erstreckt sich über fast 700 Seiten, ist aber dennoch nie langweilig, da der Erzählstil abwechslungsreich ist und sich immer mehr Teilaspekte ergeben, die die Charaktere und ihr Handeln in ein anderes Licht rücken und die Aufklärung der Familientragödie dadurch schrittweise ermöglicht wird.
Während manche Details zu offensichtlich sind und allzu frühzeitig zu erahnen sind, ergeben sich andere Einzelheiten erst am Schluss und auch die Motive der Figuren werden erst durch die Nacherzählung der Ereignisse klarer.

"Heimwärts" ist damit eine spannende Familientragödie mit langwierigen Ermittlungen in einem Kriminalfall, die in den Jahren 1959/ 1960 technisch nur begrenzt möglich waren und über drei Generationen von Frauen, die über Mutterliebe, aber auch über Lügen und Geheimnisse verbunden sind, die erst am Lebensende der Ältesten ans Licht kommen. Die Geschichte ist mit ihren Enthüllungen wendungsreich, dabei sehr authentisch und liest sich deshalb wie ein realer Cold Case.

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