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Veröffentlicht am 30.07.2024

Zwei Menschen mit gebrochenen Herzen, die über einen Bücherschrank zu einander finden - origineller Plot und charmante (Liebes-)geschichte

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Erin vermisst ihre beste Freundin Bonnie, die vor drei Jahren an Krebs gestorben ist. Nach der Kündigung ihres Jobs lebt sie in den Tag hinein und hat eine lose Beziehung zu ihrem Mitbewohner, um nicht ...

Erin vermisst ihre beste Freundin Bonnie, die vor drei Jahren an Krebs gestorben ist. Nach der Kündigung ihres Jobs lebt sie in den Tag hinein und hat eine lose Beziehung zu ihrem Mitbewohner, um nicht ganz so einsam zu sein. Nachdem sie versehentlich eines ihrer Bücher in einen Bücherschrank gestellt hat, in der eine Postkarte von Bonnie war, fällt ihr ein Stein vom Herzen, als sie es wiederfindet. Der Mann, der es gelesen und zurückgebracht hat, hat sich über ihre Notizen amüsiert, diese erwidert und animiert Erin zum Lesen eines anderen Buches, das er mit Notizen versehen hat. Aus dem Büchertausch entspinnt sich eine Kommunikation zwischen namenlosen Literaturliebhabern und Seelenverwandten, ohne dass sie wissen, dass sie sich eigentlich kennen. James und Erin waren zu Schulzeiten befreundet, bis ein Vertrauensbruch sie trennte.

Der Roman wird abwechselnd aus Sicht von Erin und James erzählt, so dass man Einblicke in beiderlei Leben und die Entwicklung ihrer Gefühle zueinander erhält.
Neben der Liebesgeschichte, die sich langsam und weitgehend vorhersehbar entwickelt, stehen vor allem die charakterlichen Weiterentwicklungen, die schwierigen Familienkonstellationen, Alltagsprobleme und die Bewältigung einer traumatischen Vergangenheit im Vordergrund. Dabei werden viele bedrückende Themen in die Geschichte integriert, weshalb das Buch durch die Schwermut der Hauptfiguren immer wieder melancholisch anmutet.

Die vertrauliche Kommunikation, die "Kritzelqueen" und "Mystery Man" über den Tausch von Büchern entwickeln, setzt Impulse frei, die den Anstoß bei beiden wecken, ihre Leben zu überdenken und die Dinge zu verändern, die sie belasten.
Auch wenn der gelingsichere Tausch von Büchern aus einem öffentlichen Bücherschrank etwas glücklich konstruiert ist, entwickeln sich die Charaktere, die sich ihren Problemen stellen, authentisch.

Neben der Trauer um geliebte Menschen, Mobbing, dysfunktionalen Familien, psychischen Erkrankungen, Verlustängsten, Enttäuschungen und Schuldgefühlen kommt die Romantik in der Geschichte etwas kurz, weshalb das Buch nicht als alleinige Liebesgeschichte oder gar RomCom einzuordnen ist.

Die Idee hinter dem Kennenlernen über den Büchertausch ist originell und die zu bewältigenden Probleme sind anrührend und empathisch geschildert. Durch den stetigen Perspektivwechsel und die vielfältigen Nebenfiguren ist die Geschichte abwechslungsreich und unterhaltsam. Was zwischen Erin und James steht und wie sie letztlich zu einander finden werden, sorgt für eine gewisse Spannung. Dass das zu erwartende Happy End zwischen den beiden etwas länger dauert, ist durch ihre Vorgeschichte nachvollziehbar und auch die Dramatik in der Geschichte wird durch die Entwicklung der Charaktere mit ihren Ecken und Kanten schlüssig dargestellt. Beide müssen lernen, sich selbst und anderen zu verzeihen, um sich selbst zu finden und bereit für Neues zu sein.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Komplexer, undurchsichtiger Cold Case mit zahlreichen Wendungen, der Emotionen weckt und schlüssig ausermittelt wird - nachvollziehbar zäh, aber durchgängig spannend.

Die Morde von Salisbury
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Nach starken Regenfällen werden in einem ausgetrockneten Flussbett die sterblichen Überreste eines Mannes frei gelegt, der vor neun Jahren verschwunden war. DI Lockyer und DC Broad beginnen zu ermitteln ...

Nach starken Regenfällen werden in einem ausgetrockneten Flussbett die sterblichen Überreste eines Mannes frei gelegt, der vor neun Jahren verschwunden war. DI Lockyer und DC Broad beginnen zu ermitteln und finden heraus, dass der als Lee Geary identifizierte Tote als Verdächtiger in einem ungeklärten Todesfall verhört worden war - zusammen mit zwei Bekannten, die ebenfalls im Jahr 2011 verstorben sind. Die genauen Todesursachen konnten in keinem der Fälle abschließend geklärt werden. Lockyer glaubt unter den Umständen weder an einen Zufall noch an Selbstmord.
Waren die drei damaligen Verdächtigen Schuld am Tod von Holly Gilbert? Wurden sie aus Rache getötet?
Lockyer und Broad rollen die Fälle neu auf, werten alte und neue Spuren aus und fühlen Hollys Familie auf den Zahn, die auf ihrer Farm eine Anlaufstelle für Esoteriker und Spirituelle ist.

"Die Morde von Salisbury" ist nach "Der Tote von Wiltshire" der zweite Band der Cold Case-Krimireihe um das Ermittlungsduo Matthew Lockyer und Gemma Broad.

Lockyer ist ein melancholischer Charakter, der damit hadert, dass der Tod seines Bruders bislang nicht aufgeklärt werden konnte und der sich gegenwärtig um die Gesundheit seiner Mutter sorgt, die nach einer Covid-Infektion auf der Intensivstation im Krankenhaus liegt. Auch macht ihm das distanzierte Verhältnis zu seinem depressiven Vater zu schaffen.

Die Pandemie im Handlungsjahr 2020 und Lockyers Privatleben sind allerdings nur Randaspekte. Im Vordergrund der Handlung stehen die Ermittlungen und die Frage, ob eine Mordserie fast zehn Jahre unentdeckt geblieben ist. Es handelt sich um einen Cold Case, was der Spannung keinen Abbruch tut, schließlich sollen die Taten nicht ungesühnt bleiben und Gerechtigkeit wieder hergestellt werden.

Die Ermittlungen sind authentisch und nachvollziehbar. Lockyer und Broad gehen akribisch vor und haben sich nach ihrem ersten gemeinsamen Fall zu einem eingespielten Team entwickelt. Lockyer kann seine langjährigen Erfahrungen als Polizist und Befrager einbringen, während die jüngere Broad im Hintergrund bleibt, Technik nutzt und Spuren auswertet. Lockyer reagiert emotionaler, ist für die Erreichung guter Ziele auch einmal bereit, die Regeln zu brechen, wohingegen Broad nüchterner und streng nach Vorschrift agiert.

Der Fall, an dem sie arbeiten - der ungeklärte Tod von Lee Geary - gestaltet sich komplex, könnte er doch mit mehreren anderen Todesfällen in einem Zusammenhang stehen. Trotz der geringen Anzahl an handelnden Personen und möglichen Verdächtigen ist das Rätsel um die vergangenen Morde nicht einfach zu entschlüsseln, denn jeder Verdächtige scheint ein Geheimnis zu bergen und ein Motiv für die Taten zu haben.
Durch zahlreiche Wendungen, die Lockyer und Broad immer wieder in Sackgassen führen und Lockyer mitunter zweifeln lassen, ob er überhaupt an Mordfällen ermittelt oder ob es sich nicht um schlichte Unglücksfälle handelt, halten die Spannung durchgängig hoch.
Plausibel sind die einzelnen Schritte und Gedankengänge der Ermittler nachzuvollziehen. Die knapp zehn Jahre alten Todesfälle sind alles andere als kalt und wecken Emotionen, so dass man selbst am Ende das Gefühl hat, eine Akte zufriedenstellend und schlüssig aufgeklärt zu schließen.

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Veröffentlicht am 25.07.2024

Durchgängig spannender Psychothriller um ein bösartiges Verwirrspiel zwischen zwei Zwillingsschwestern

Unter Schwestern
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Die beiden Zwillingsschwestern Amelie und Franziska sind wegen eines Vertrauensbruchs zerstritten, als Amelie unerwartet auf ihre Schwester zugeht und sie um einen Gefallen bittet. Sie benötigt dringend ...

Die beiden Zwillingsschwestern Amelie und Franziska sind wegen eines Vertrauensbruchs zerstritten, als Amelie unerwartet auf ihre Schwester zugeht und sie um einen Gefallen bittet. Sie benötigt dringend eine Auszeit und möchte deshalb für eine Woche die Rollen tauschen, schließlich schulde ihr Franziska, die als Single ein unabhängiges Leben führt, etwas. Aus schlechtem Gewissen und da sie schon immer alles für ihre Schwester getan hat, willigt Franziska ein.
Zum vereinbarten Zeitpunkt des Rücktauschs erscheint Amelie nicht und dann wird auch noch die Leiche einer gemeinsamen Freundin gefunden. Während es so aussieht, als habe Amelie Selbstmord begangen, gerät Franziska, die immer noch in Amelies Haut steckt, unter Mordverdacht.

Der Thriller wird überwiegend aus den Perspektiven der beiden Zwillingsschwestern geschrieben, wobei Franziska bald im Mittelpunkt der Handlung steht. Daneben gibt es noch einige wenige Einblicke in zwei Nebenfiguren.


Der Verlauf der Geschichte ist durchgängig spannend, in der sich die Lage für Franziska weiter zuspitzt. Während sie vor Liebe und Solidarität für die Schwester ein wenig verblendet und naiv wirkt, ist für den Leser/in vor vornherein klar, dass Amelies Vorschlag zum Identitätstausch nicht ohne Hintergedanken sein kann. Was sich tatsächlich dahinter verbirgt, lässt sich jedoch lange nicht erahnen. Was als Kinder ein harmloses Spiel war, ist als Erwachsene bitterer Ernst.

Die Anzahl der handelnden Akteure ist überschaubar, die Handlung nicht komplex oder verwirrend. Könnte man denken, dass so ein Identitätstausch abwegig ist, werden doch alle Handlungen und Verhaltensweisen von Haupt- und Nebenfiguren schlüssig erklärt. Das Konstrukt aus Vergangenheit und Gegenwart ist dennoch ein wenig abenteuerlich und wird zu simpel nacherzählt, statt logisch ausermittelt. Wahnsinn und Bösartigkeit zeichnen den Psychothriller aus. Dass am Ende nicht unbedingt Gerechtigkeit herrscht, passt dann wiederum hervorragend.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Lebhafte Geschichte, die ein ernstes Thema humorvoll verpackt und damit für Aufmerksamkeit sorgt

Ein Mann zum Vergraben
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Während des Lockdowns in einer englischen Kleinstadt tötet Sally im Affekt ihren gewalttätigen Ehemann. Nach Jahren des Martyriums verbaler und körperlicher Gewalt liegt Jim erschlagen von Großmutters ...

Während des Lockdowns in einer englischen Kleinstadt tötet Sally im Affekt ihren gewalttätigen Ehemann. Nach Jahren des Martyriums verbaler und körperlicher Gewalt liegt Jim erschlagen von Großmutters Bratpfanne auf dem Küchenboden und Sally weiß nur eins, sie möchte für die Tat nicht ins Gefängnis. Je mehr Zeit vergeht, desto unmöglicher wird es ihr, die Polizei zu verständigen, doch wohin mit der Leiche? Sally ist nicht allein. Neben ihr gibt es in der unmittelbaren Nachbarschaft noch weitere Frauen, die ihre Ehemänner loswerden müssen und eine plausible Erklärung für das Verschwinden ihrer Peiniger brauchen. Aus der Not werden sie zu Komplizinnen und Freundinnen, die nur gemeinsam eine Lösung für ihr Problem finden können. Der Lockdown und die Corona-Beschränkungen sind dabei Fluch und Segen zugleich.

Der Roman beginnt bitterböse, entwickelt sich jedoch weniger ironisch und schwarzhumorig als gedacht, stecken doch hinter den Missetaten ernste und beklemmende Schicksale. Frauen jedes Alters und jeder Kultur sind betroffen. Die Lage jeder einzelnen wird kurz geschildert, so dass unweigerlich Verständnis für ihre Taten entsteht, die sich weniger von langer Hand geplant als vielmehr aus Notwehr, Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ereignet haben.

Auch wenn der Hintergrund ernst ist, ist der weitere Handlungsverlauf um die Lösung des Problems mitunter makaber und unterhaltsam. Die Frauen müssen sich nicht nur gegenseitig Vertrauen, sich vor neugierigen Nachbarn und besorgten Verwandten in acht nehmen, sondern auch innerhalb kürzester die sterblichen Überreste ihrer Männer entsorgen und eine glaubhaft Erklärung für deren Verschwinden finden, die Nachfragen von Familie, Kollegen und den Behörden standhält.

Die Geschichte ist lebhaft und verpackt ein ernstes Thema durch so manch absurde Situation auf unterhaltsame Art, ohne pietätlos zu werden oder die Not ins Lächerliche zu ziehen. Der Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor ist der Autorin gut gelungen und ihr sehr auf den Punkt gebrachtes Nachwort macht die schwierige Lage von Frauen wie Sally noch einmal deutlich.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Facettenreiche und durch Wendungen spannende Geschichte mit dramatischem Hintergrund - subtil fesselnder Psychothriller mit schlüssigen Motiven

Die perfekte Mutter
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Molly Sanderson hat vor zwei Jahren eine Totgeburt erlitten und ist nach schweren Depressionen wieder mit sich im Einklang. Nach einem Umzug nach Ridgedale, wo ihr Mann eine Anstellung als Professor an ...

Molly Sanderson hat vor zwei Jahren eine Totgeburt erlitten und ist nach schweren Depressionen wieder mit sich im Einklang. Nach einem Umzug nach Ridgedale, wo ihr Mann eine Anstellung als Professor an der Universität erhalten hat, arbeitet Molly für den Kulturteil der örtlichen Zeitung und soll vertretungsweise über einen Leichenfund auf dem Campusgelände berichten. Sie ist erschüttert, als sie erfährt, dass es sich um ein Neugeborenes handelt, bleibt aber trotz aller Emotionen und Bedenken ihres Mannes an der Story dran.
Barbara Carlson ist die Frau des Polizeichefs und hat wie Molly ein Kind im Kindergartenalter. Ihr nach außen perfektes Familienleben gerät ins Wanken, als ihr Sohn Cole verhaltensauffällig wird und etwas Beängstigendes erlebt haben muss.
Sandy Mendelson, die von Barbaras Tochter Hannah Nachhilfeunterricht bekommt, sorgt sich um ihre Mutter, die ohne eine Nachricht verschwunden ist. Zudem muss Sandy etwas Erschütterndes widerfahren sein, denn Hannah macht sich Gedanken um ihr Wohlergehen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von den beiden Müttern Molly und Barbara, die versuchen, perfekte Mütter zu sein, und Sandy erzählt, die alles andere als eine perfekte Mutter hat.
Ausgangspunkt ist der Fund eines toten Neugeborenen, der die Kleinstadt aufwühlt.
Die Handlung ist spannend und emotional zugleich. Durch die wechselnden Perspektiven erhält man nicht nur Einblicke in die Leben der unterschiedlichen Frauen, sondern auch in deren Gefühlswelt, Sorgen und Probleme.
Die polizeilichen Ermittlungen bleiben im Hintergrund, im Fokus sind die Bewohner der Stadt und ihre persönlichen Dramen.
Zeitungsartikel, Online-Kommentare, Tagebucheinträge und Gesprächsprotokolle aus Psychotherapiesitzungen ergänzen die Handlung in der Gegenwart.

Während sich allmählich Zusammenhänge zwischen den einzelnen Charakteren ergeben, bleibt der Hintergrund des Verbrechens an dem Baby so undurchschaubar wie zu erkennen, was es mit den Problemen der Kinder und den verschwundenen Müttern auf sich hat, denn auch die junge Mutter Rose hat die Stadt fluchtartig verlassen.

Die Geschichte ist durch die Vielzahl der Charaktere komplex, aber nicht verwirrend. Spannend ist es, einen Blick hinter die Fassaden der Familien in Ridgedale zu werfen und die Recherchen von Molly zu verfolgen, die als zugezogene Reporterin einen unvoreingenommenen Blick auf die Bewohner hat und nicht nur Gegenwärtiges sondern auch die Vergangenheit der Einwohner hinterfragt.
Die Handlung ist am Ende wendungsreich und dramatisch und lässt keine Fragen offen. Die Zusammenhänge aus Vergangenheit und Gegenwart, Verdächtigungen, Opfern und Tätern sind authentisch und werden schlüssig aufgeklärt.

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